Die Kabbalah

  1. Kabbalah
  2. Zohar
  3. Diego Laínez
  4. Sefer ha-Bahir
  5. Christliche Kabbala
  6. Gershom Scholem
    Die Stellung der Kabbala in der europäischen Geistesgeschichte
  7. Guillaume Postel
  8. Antonia von Württemberg
  9. Christopher Besoldus
  10. Gilles von Viterbo
  11. Elia Levita

  12. Baruch of Benevento
  13. Johann Kemper
  14. Samuel Abravanel
  15. Heinrich Khunrath
  16. Christian Knorr von Rosenroth
  17. Giovanni Pico della Mirandola
  18. Johann Reuchlin

  19. Philip Melanchthon
  20. Balthasar Walther
  21. Jakob Böhme
  22. Geschichte des Judenthums und seiner Sekten
  23. Vampire in alten jüdischen Texten
  24. Tikun Olam
  25. Mystische Hochzeit
  26. Schechina
  1. Die Kabbalah ( Text von Chabad )

Die Kabbalah ist eine der wichtigen, ideologische Grundlagen, des okkulten Judentums.

Sie soll Moses, am Berg Sinai, neben den 10 Geboten, mündlich übermittelt worden sein.

Da Wikipedia ungenau in der Datierung und Geschichte der Kabballah ist, schauen wir auf direkte Quellen von Kabbalisten, nämlich Chabad:

Dort steht geschrieben:

Moses wurde aufgetragen, die Tora in zwei verschiedenen Präsentationen darzustellen. Diese sind:
1. „Das Aufgeschriebene Gesetz“ – Tora Schebichtaw
2. „Die Mündliche Überlieferung“ – Tora Schebaal Pe.

Das Geschriebene Gesetz bezieht sich meistens auf die 5 Bücher Moses: Genesis, Exodus, Levitikus, Numeri und Deuteronomium, die wir als Tora kennen. Moses hat es eingeführt, dass das in der Torarolle aufgeschriebene Gesetz regelmäßig in G-tteshäusern vorgelesen wird. Heutzutage lesen wir aus der Tora viermal die Woche vor: Am Schabbatmorgen, am Schabbatnachmittag, montags und donnerstags. Das Geschriebene Gesetz ist jedoch etwas undurchdringlich und bedarf der Erläuterung. Deshalb hat G-tt Moses zusammen mit dem Geschriebenen Gesetz die Mündliche Überlieferung übergeben, die jeden Aspekt des Geschriebenen Gesetzes erklärt.


Anmerkung: Diese Ausführung bedeutet, das man die geschriebene Tora, so wie sie im Alten Testament der Bibel steht, nur richtig versteht, wenn man auch die mündliche Überlieferung dazu hat.


weiter im Text:

In der Mündlichen Überlieferung ist die Kabbala einbegriffen, die in Adam einprogrammiert wurde, von Abraham erhalten wurde und nun in den Toratext einbezogen wurde. In der Tat hat Moses vier Interpretationsebenen für jeden Aspekt der Tora erhalten. Diese vier Ebenen werden Pardes, d.h. „Obstgarten“ genannt. Die hebräischen Buchstaben des Wortes Pardes stehen für die vier Worte:

Pschat – Einfache Bedeutung
Remes – Andeutung (Das, was im Text angedeutet wird)
Drusch – Die Predigtauslegung
Sod – Die mystische Dimension.

Das bedeutet, dass der geschriebene Text verschiedene Erklärungsebenen besitzt. Jeder Satz, und sogar jedes Wort und jeder Buchstabe, hat nicht nur eine wörtliche, sondern auch eine esoterische Bedeutung. Nachmanides, ein bekannter Philosoph und Kabbalist, drückt diese Vorstellung darin aus, dass er erklärt, dass alle Worte der Tora Namen G-ttes sind. Was er damit meint ist, dass es über die wörtliche Bedeutung eines Verses hinaus auch eine mystische Dimension gibt, die dem wörtlichen Sinn überlagert ist.

Um es mit anderen Worten zu sagen: Als Moses die Tora seinen Studenten beigebracht hat, hat er die wörtliche Bedeutung den Massen beigebracht, die Andeutungen und Predigtinterpretationen einer ausgewählten Gruppe, und die tiefste Interpretationsebene, die mystische Dimension, nur wenigen Exklusiven, die sie verstehen konnten.

Moses überlieferte diese Tradiditon dem Jehoschua, und er überlieferte sie wiederum den Ältesten und den Propheten. Es gab immer einen inneren Kreis, der die mystische Überlieferung kannte.


Anmerkung: Das bedeutet, dass Christen und „einfache Juden“, nicht die gesamten Inhalte übermittelt bekamen, die Gott an Moses weiter gab, sondern nur diejenigen eingeweiht waren und sind, die die mündliche Tora bzw. Kabbalah kennen.


weiter im Text:

Um das Thema besser zu verstehen, ist es sinnvoll, die Annalen der jüdischen Geschichte zu betrachten. Die Juden haben die Tora im Jahr 2448 (1312 B.C.E.) erhalten. Sie sind in das Land Israel im Jahre 2488 eingezogen. 14 Jahre lang war der Tabernakel in Gilgal, und dann war er 369 Jahre lang in Schilo. Die Arche wurde dann nach Nov und Gibeon und schließlich nach Jerusalem gebracht. Hier hat König Solomon den ersten Tempel gebaut. Er stand 410 Jahre lang, bis ihn der Babylonische König Nebukadnezar zerstört hat. Vor der bevorstehenden Zerstörung wurde die Arche in Katakomben unter dem Tempelberg versteckt, wo sie nach jüdischer Tradition noch heute ist. Die Vision, die der Prophet Esekiel kurz vor der Zerstörung des ersten Tempels hatte und auch aufzeichnete, hat große Bedeutung in der kabbalistischen Überlieferung. Die Vision war die eines Wagens, der von Tieren getragen wurde mit der Vision eines Mannes darauf. Diese Vision ist als „Schulung“ oder „Arbeitsweise des Wagens“ (Maase Merkawa) bekannt. Verschlüsselt und in Kurzschrift beschreibt Esekiel die höheren Welten und gibt uns den Schlüssel zum Eintritt in den Pardes sowie in das prophetische Erlebnis.

Das Volk lebte 70 Jahre lang im babylonischen Exil. Es kam unter der Führung von Esra und Nechemia in das Land Israel zurück, um den zweiten Tempel zu erbauen. In dieser Zeit gab es eine große Zusammenkunft von Rabbinern, die Anschei Kneset Hagedola oder „Männer der Großen Versammlung“ genannt wurde. Insgesamt 120 Rabbiner und Propheten versammelten sich. Sie ordneten die Schriften und führten den formellen hebräischen Text unserer täglichen Gebete ein. Die Mitglieder dieser Versammlung kannten sich gut mit der mystischen Überlieferung aus, so dass Struktur, Wortwahl und Inhalt der Gebete kabbalistisch korrekt festgelegt wurden. Jede Nuance der Liturgie, die sie zusammenstellten, ist voller mystischer Bedeutsamkeit und kabbalistischer Kraft.

Der zweite Tempel stand 420 Jahre lang und wurde von den Römern 70 C.E. zerstört. Die Römer schändeten das Land Israel und versuchten systematisch, Tora-Lehrer und ihre Studenten zu vernichten. Bis dahin hatte es eine ununterbrochene Überlieferungskette gegeben, die das Geschriebene Gesetz und die Mündliche Tora zusammen übermittelte. Durch die römische Verfolgung entstand die Gefahr, dass die Mündliche Überlieferung vergessen werden könnte.

Ein wichtiger Rabbiner, Rabbiner Yehuda Hanassi, auch einfach als ‚Rebbi’ bekannt, gelangte zu dieser Zeit zu einer monumentalen Entscheidung. Er entschied, zum ersten Mal in der Geschichte notgedrungen die Mündliche Überlieferung aufzuschreiben. Dies tat er in seinem kurzen Buch, der Mischna.

Die Rabbiner der Mischnahzeit (während der ersten Jahrhunderte dieser Zeitrechnung) wurden Tannaim genannt, und Rebbi sammelte ihre Lehren und schloss sie in der Mischna ein. Die Mischna wurde allgemein in der jüdischen Welt anerkannt. Nach dem Ableben Rebbi’s wurde die Mischna sehr stark diskutiert. Diese Diskussionen wurden über die nächsten Jahrhunderte gesammelt, bearbeitet und dann in einem Werk veröffentlicht, das als der Talmud bekannt geworden ist. In der Tat wurden zwei Fassungen des Talmuds geschrieben, der Jerusalemer Talmud und der Babylonische Talmud. Diese Wissenssammlungen sind so umfassend, dass es, wenn man eine Doppelseite pro Tag studiert, mehr als sieben Jahre dauert, um den Babylonischen Talmud durchzulesen!

Obwohl die Mischna den jüdischen Gesetzeskodex darstellt, haben andere Weise dieser Zeit auch die Seele des Gesetzes beschrieben. Rabbiner Akiwa (50-135 C.E.) ist besonders erwähnenswert. Er war ein Meister der offenen und der verdeckten Aspekte der Tora. Rabbiner Akiwa war der wichtigste Hüter der Überlieferung der Arbeitsweisen der Schöpfung. Es ist außerdem die allgemein vorherrschende Ansicht, dass Sefer Yetzira von Abraham von ihm bearbeitet wurde. Rabbiner Nechunia Ben Hakana und sein Schüler, der Hohepriester Rabbiner Yischmael Ben Elischa, haben die Sefer HaBahir (Buch der Erleuchtung) und die Pirkei Heichalot Rabati (Das Größere Buch der G-ttlichen Gemächer) geschrieben. Das letztere Werk war eines der Haupttexte des Studiums der Arbeitsweisen des Wagens. Es enthielt meditative Übungen, mystische Schulung und Anweisungen zur Erlangung des prophetischen Stadiums.

Obwohl sich der Talmud primär auf den Gesetzeskodex konzentriert, enthält er auch viele Passagen, die sich auf die mystische Überlieferung beziehen. Der Talmud beschreibt, dass Rabbiner Chanina und Rabbiner Hoschia jeden Freitag vor Schabbatbeginn die Sefer Yetzira studiert haben. Unter Zuhilfenahme von Methoden, die in diesem frühen kabbalistischen Werk beschrieben waren, haben sie dann ein Kalb für sich hergestellt, das sie dann am Schabbat gegessen haben.

Trotz der Wichtigkeit dieser Schriften ist der berühmteste kabbalistische Text, der in dieser Ära zusammengestellt wurde, der Sohar.

https://de.chabad.org/library/article_cdo/aid/534905/jewish/Die-Mndliche-berlieferung.htm

2. Der Zohar

Der Zohar, häufig auch Sohar, gilt als das bedeutendste Schriftwerk der Kabbala. Der Name bedeutet „(strahlender) Glanz“ und geht zurück auf biblische Texte bei den Propheten Ezechiel  und Daniel .

Das in einem künstlich altertümlichen Aramäisch – wohl, um das Alter der Schrift zu beweisen –, zu geringen Teilen in Hebräisch verfasste Werk der jüdischen Mystik enthält vor allem Kommentare zu Texten der Tora in Form von Schriftexegesen, homiletischen Meditationen, Erzählungen und Dialogen, aber auch zu mythischer Kosmogonie und mystischer Psychologie. Dies schließt Diskussionen um das Wesen Gottes, Ursprung und Struktur des Universums, Natur der Seele, Erlösung, die Beziehung zwischen Ego und dem Dunklen, um das „wahre Selbst“ zum „Licht Gottes“ und zwischen „universeller Energie“ und dem einzelnen Menschen ein.

In seinem exegetischen Charakter kann der Zohar auch als esoterische Variante zum rabbinischen Midrasch eingeordnet werden. Er gilt daher auch als Midrasch des Shimon bar Jochai.


Anmerkung: Insbesonders das „En Sof“ der Kabbala versucht das göttliche Wesen zu ergründen und das, obwohl eines der Gebote Gottes heißt : “ Du sollst dir kein Bild machen…“


Der Zohar tauchte zuerst gegen Ende des 13. Jh. in Spanien auf. Um seine Herausgabe und Verbreitung hat sich der Kabbalist Mosche ben Schemtow de León verdient gemacht, der bis 1305 in Kastilien, zuletzt in Ávila lebte. Aufgrund literarischer, sprachlicher und quellentheoretischer Beobachtungen wurde de León historisch auch die Autorschaft des Zohar zugeschrieben.

Der Zohar versucht das Wesen Gottes zu erfassen und dieses dem Menschen mitzuteilen. Da Gott verborgen ist, kann dies nur in höchst spekulativer und kontemplativer, nicht in beschreibender oder lehrhafter Form geschehen. Dabei steht immer die Auslegung der Tora, als wesentliches religiöses Fundament, im Vordergrund.

Der Zohar erkennt für die biblische Exegese vier Stufen des Verständnisses, vom unmittelbar Wörtlichen zum Mystischen:

der wortwörtliche Text (Literalsinn, hebr. pschat)

  1. die übertragene Bedeutung (Allegorie, hebr. remez)
  2. die Bedeutung im Leben (Auslegung, Auskunft, hebr. drasch)
  3. die mystische Bedeutung (Geheimnis, hebr. sod)

Die Anfangsbuchstaben dieser vier hebräischen Wörter bilden den Begriff PaRDeS (‚Obstgarten‘, verwandt mit dem deutschen Wort Paradies), wodurch der Sinn des Schriftstudiums angedeutet wird als Gang durch einen blühenden Garten. Dieser Gang wird auch interpretiert als geistiger Gang durch die verschiedenen Hallen des jüdischen Tempels.

Der Zohar nimmt die kabbalistischen Vorstellungen der zehn Sefirot auf als Sphären der Manifestation Gottes. Als letzter Ausdruck göttlichen Seins wird darüber das Unendliche (hebr. En Sof) erkannt. Aus dem En Sof hat sich das Sein wie aus einem einzigen Punkt zu den vielen Erscheinungen der Welt ausgefächert.

Schon bald nach seiner Entstehung hat der Zohar eine außergewöhnliche Bedeutung zuerst unter Kabbalisten, dann auch im Judentum allgemein gewonnen, wobei jedoch die übrigen kabbalistischen Schriften „in den Hintergrund gedrängt“ wurden und teils verloren gingen. Seine Verbreitung nahm insbesondere nach der Vertreibung der Juden aus Spanien (1492) stark zu. Vor allem für die chassidische Tradition im osteuropäischen Judentum erlangte der Zohar geradezu kanonisches Ansehen.

Auch unter christlichen Gelehrten hat der Zohar einige Resonanz hervorgerufen, insbesondere in der Neuzeit durch die lateinische Übersetzung im zweiten Teil von Christian Knorr von Rosenroths Kabbala denudata.

Gelehrte wie Gershom Scholem und Isaiah Tishby hatten im Zohar anders als in der lurianischen Kabbala keine messianische Thematik gefunden. Yehuda Liebes hingegen meinte, in den Idrot messianische Ereignisse erkennen zu können. Gängig war es bis dahin, den erzählerischen Rahmen mit Berichten über die Treffen von zehn Mystikern und ihren Austausch über die Geheimlehren der Kabbala als Mittel für das Zusammenbinden der homiletischen Midraschim und Einzeltraditionen zu sehen. Liebes legte jedoch dar, dass die in die Idra Rabba und Idra Sutta eingeflochtenen Reden nicht bedeutender waren als die Erzählung selbst. Neue Forschung, wie jene von Ronit Meros, geht davon aus, dass die Entstehung des Gesamt-Zohar sich von 1370 bis 1410 erstreckte und die Arbeit von literarischen Lehrer- und Schüler-Generationen sich in fünf unterscheidbaren „Schichten“ niederschlug.


Anmerkung.: Wenn wir zuvor gelesen haben, dass der Zohar zunächst in Spanien auftauchte und sich seine Entstehung bis 1410 erstreckte und zur Verbreitung im iberischen Judentum ebenfalls noch Jahrzehnte brauchte, dann sticht das Datum 1492 ins Auge. Dem Datum des Alhambra-Edikt (quasi Beginn der Inquisition). War das Alhambra Edikt wirklich gegen Juden oder vielmehr gegen kabbalistische Juden gerichtet ? Waren anschließende Verfolgungen in anderen Ländern wirklich gegen Juden oder vielmehr gegen kabbalistische Juden ? Der einfache Jude verstand natürlich nicht, warum er und seine Religion, plötzlich so unbeliebt wurde, aber die Vermutung liegt nahe, dass die Verfolgungen mit dem jeweiligen Einzug der Kabbala und Sohar begannen. Der Rot markierte Textausschnitt zeigt allerdings, dass auch das einfache Judentum, mehr und mehr Kenntnis vom Zohar erlangte.


https://de.wikipedia.org/wiki/Zohar

Das Alhambra-Edikt zwang viele Juden, zum Katholizismus zu konvertieren, allerdings praktizierten viele Konvertiten, das Judentum (Kabbala) heimlich weiter. Dadurch, dass sie jetzt äußerlich Katholiken waren, war es natürlich schwer, Kryptojuden zu erkennen. Christpher Kolumbus wird ebenso nachgesagt, er sei ein Marrano / Converso gewesen, wie Ignatius von Loyola, dem Gründer des Jesuitenordens. Bei dem Nachfolger von Loyola, Diego Lainez, weiß man es gesichert :

3. Diego Laínez

Diego Laínez, (* 1512 in Almazán, Kastilien; † 1565 in Rom) war der 2. General der Societas Jesu.

Diego Laínez wurde 1512 als ältester Sohn einemarranischen Familie in Almazán (Provinz Soria) geboren. Ab 1528 studierte er zusammen mit Alfonso Salmerón an der Universität Alcalá und schloss dieses Studium 1532 mit dem Magister artium ab. Anschließend ging er mit Salméron an die Sorbonne nach Paris um Theologie zu studieren. Dort schloss er bald Bekanntschaft mit seinem Landsmann Ignatius von Loyola.

Nach dem Tod von Loyola (31. Juli 1556) wählte die Generalversammlung des Ordens ihn am 2. Juli 1558 zum 2. General des Ordens. Unter seiner Leitung erfuhr der Orden einen großen Aufschwung. Seine erste Tat in seinem neuen Amt war die Änderung der Ausrichtung des Ordens von der reinen Seelsorge hin zum Lehr- und Erziehungsorden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Diego_La%C3%ADnez

Auch der christliche Kabbalist Guillaume Postel ist im Zusammenhang mit Ignatius von Loyola zu nennen: “ Während seines Studiums am Collège Sainte-Barbe lernte er Ignatius von Loyola und viele der Männer kennen, die die Gründer der Gesellschaft Jesu werden sollten, und blieb ihnen ein Leben lang verbunden“ (Biographie, siehe weiter unten)

4. Sefer ha-Bahir

Den Sefer ha-Bahir, als kabbalistisches Buch, benenne ich hier besonders, da sein Fund, die Blütezeit der Kabbala einleutete, so zumindest islamische Quellen. Es sollen die Templer gewesen sein, die den Sefer ha-Bahir von Jerusalem nach Südfrankreich brachten:

Das Buch Bahir wurde erstmals im 12. Jahrhundert in Südfrankreich veröffentlicht. Historiker vermuten als Autor Rabbi Jitzchaq Saggi Nehor, der auch bekannt ist als Isaak der Blinde. Gegen dessen Verfasserschaft spricht allerdings, dass der Ausdruck Ejn Sof („das Unendliche“) als Gottesbezeichnung nicht im Bahir vorkommt, obwohl diese Bezeichnung im Werk von Isaak dem Blinden zu finden ist.

https://de.wikipedia.org/wiki/Sefer_ha-Bahir

5. Christliche Kabbala

Die christliche Kabbala war eine Strömung, die meist als Phänomen der Renaissance angesehen wird. und die jüdische Kabbala nutzte, um darin nach einem christlichen Sinn zu suchen beziehungsweise um Juden damit zum Christentum zu bekehren. Zur Unterscheidung von jüdischer und hermetischer Kabbala wird oftmals eine Schreibweise mit C, wie Cabala, verwandt; diese Schreibweise kam mit der Übertragung kabbalistischer Texte ins Lateinische auf.

Als erster christlicher Kabbalist, von Konvertiten abgesehen, gilt Giovanni Pico della Mirandola (15. Jahrhundert);

Elemente der Kabbala finden sich auch in zeitgenössischen magischen Werken von Autoren wie Johannes Trithemius, Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim (in Verbindung mit mittelalterlicher Angelologie, Dämonologie und der damit verbundenen Magie in Buch 3 von De occulta philosophia) und John Dee. bei Dee stammen die kabbalistischen Einflüsse wohl ausschließlich aus christlichen Quellen, insbesondere von Agrippa. Ab dem späten 16. Jahrhundert fand eine Vermischung von Alchemie und christlicher Kabbala u. a. durch Paracelsus statt. Diese entwickelte sich bis ins 17. und 18. Jahrhundert, war unter anderem für Heinrich Khunrath, Abraham von Frankenberg und Robert Fludd typisch und fand ihren Höhepunkt mit Georg von Wellings Opus Mago-Cabbalisticum und den Büchern von Friedrich Christoph Oetinger.

Vertreter einer als okkulte Philosophie bezeichneten Strömung, wie Agrippa und Pico, versuchten, Philosophien zu entwickeln, die hermetisches, hebräisches und klassisches Wissen assimilieren, und diese Fusion mit der christlichen Theologie zu vereinigen. Trotz ihres esoterischen Charakters wurden die der okkulten Philosophie zugrundeliegenden hermetischen und kabbalistischen Ideen im Europa der Renaissance anfangs positiv aufgenommen. Die Historikerin Frances A. Yates betrachtete die okkulte Philosophie sogar als zentrale Triebkraft hinter der Renaissance selbst. Vermutlich ist es kein Zufall, dass die okkulte Philosophie, die Wert auf Einheit legte, während der Zeit der Reformation und der Renaissance populär wurde; möglicherweise wurde von ihr und ihrer Vereinigung so unterschiedlicher Quellen wie der klassischen Weisheit, der Magie, der hebräischen Kabbala und des Christentums erwartet, eine Lösung für das religiöse und politische Schisma der Zeit zu bieten.

Die christliche Kabbala, die zunächst der Legitimation okkulten Denkens diente, wurde nun wegen der okkulten Assoziation abgewertet und mit Hexerei assoziiert. Dee und Giordano Bruno wurden wegen ihrer Philosophie diskreditiert; ersterer verbrachte seine letzten Jahre in Armut, letzterer wurde 1600 verbrannt.

Spätere christliche Kabbalisten folgten oftmals Pico und Reuchlin, die selbst Quellen zweiter Hand verwandt hatten; nur wenige lernten von Juden und in hebräischer Sprache, sie kamen aber oft nicht weit über die Bücher, aus denen sie die Sprache gelernt hatten, hinaus.

Die christlichen Kabbalisten waren von großer Bedeutung für die Entstehung der hermetischen Kabbala.

Wie in der jüdischen Kabbala gab es auch in der christlichen keine einheitliche Lehre, sondern praktisch ausgerichtete Kabbalisten, die auch Magie anwandten, und theoretisch orientierte, die Magie ablehnten.

Anhänger der christlichen Kabbala vertraten die Sichtweise, dass jüdische Lehren für das Christentum wertvoll seien und das Judentum mehr Wahrheit enthalte als von Christen behauptet. Insbesondere in der Kabbala sahen sie christliche Wahrheiten und suchten nach Parallelen zwischen Juden- und Christentum; das Christentum sollte hierbei als Nachfolger und Verbesserung des Judentums dargestellt werden, ohne dabei den Respekt vor dem Judentum zu verlieren. Mithilfe der christlichen Kabbala versuchten sie, die Juden zu konvertieren und somit die (von ihnen aus jüdisch-kabbalistischer Sicht missverstandene und verfälschte) Kabbala als Waffe gegen diese zu verwenden. Für die christliche Umdeutung der Kabbala waren vermutlich insbesondere zwei Fälschungen aus dem 15. Jahrhundert verantwortlich, die das Christentum unverhüllt predigen.

Aufgrund fehlender Kenntnisse konnten christliche Kabbalisten talmudische Kommentare nicht von kabbalistischen Lehren unterscheiden und hatten nur Fragmente kabbalistischen Wissens zur Verfügung; im Falle Johannes Reuchlins etwa ist aber davon auszugehen, dass diese Unkenntnis vorgeschoben wurde und der Rettung jüdischer Bücher diente; der Talmud etwa wurde als böse angesehen und die Kabbala als Quelle christlicher Wahrheiten, und die Behauptung, bestimmte talmudische Werke seien kabbalistisch, konnte diese vor der Verbrennung retten. Die Unwissenheit einiger Autoren ist laut Gershom Scholem „horrend. Robert Fludd hielt den Sohar für einen Rabbiner!“.

Außerdem wandten christliche Kabbalisten Methoden wie Notarikon an, um einen christlichen Sinn in der Tora zu finden;Gematria, Notarikon und Temura, die „in der populären Meinung als besonders ‚kabbalistisch‘ gelten“, wurden von christlichen Kabbalisten in ihrer Bedeutung allerdings überbewertet.und treten in der klassischen kabbalistischen Literatur „oft ganz und gar in den Hintergrund“.

Anhänger der christlichen Kabbala waren eher an der Suche griechischer Philosophie oder christlicher Inhalte in der Kabbala als an der Kabbala selbst interessiert. Auch wurde das weibliche Moment Gottes in der Schechina beziehungsweise der untersten Sephira Malchuth nicht in die christliche Kabbala übernommen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Christliche_Kabbala

6. Gershom Scholem
Die Stellung der Kabbala in der europäischen Geistesgeschichte

Das wachsende Interesse für das Studium des Hebräischen vom Ende des 15. Jahrhunderts an, vor allem in Italien, England, Holland, Frankreich und Deutschland, hat eine seiner Hauptwurzeln – von dessen Bedeutung für das Verständnis des hebräischen Urtextes des Alten Testaments abgesehen – in dem Einfluß der von Giovanni Pico della Mirandola (1463-1494) und Johannes Reuchlin (1455-1522) und einigen anderen ins Bewußtsein der Humanisten getretenen Kabbala. Was unter diesem Phänomen der jüdischen Religionsgeschichte damals verstanden wurde, wird sich im Laufe dieser Darlegung klarer herausstellen.

Das Thema, das ich mir hier gestellt habe, die Stellung der Kabbala in der europäischen Geistesgeschichte, ist, um es ehrlich zu sagen, einigermaßen verzwickt. Aber ich möchte
doch einiges dazu in kurzer Zusammenfassung sagen. Wie kam es zu dieser Wirkung der Kabbala außerhalb der innerjüdischen Tradition? An ihrem Anfang steht der Schock, den die
christliche Gelehrten- und Humanistenwelt erhielt, als der italienische Neuplatoniker Graf Pico della Mirandola – ein Wunderkind im medicaeischen Florenz jener Epoche – alle Gelehrten einlud, Ende 1486, nach Rom zu kommen, um mit ihm über 900 Thesen zu diskutieren, die er im Herbst 1486 in Rom veröffentlichte und in denen ein
wichtiges Kapitel von etwa 120 Thesen der Kabbala als der Geheimlehre der Juden gewidmet waren und auch sonst an nicht wenigen Stellen auf deren Meinungen Bezug genommen wurde. Wie aufregend und aus katholischer Sicht geradezu skandalös mußte unter diesen Sätzen besonders einer wirken, nämlich, daß »keine Wissenschaft uns besser von der Gottheit Christi [d. h. der Lehre von der Trinität und der Inkarnation] überzeugen könne als Magie und Kabbala«

« – also nicht etwa die Wissenschaft, als die sich die katholische Theologie damals verstand! Das war natürlich ein Satz, der in seiner Paradoxalität aufhorchen ließ und dann auch sofort zusammen mit einigen anderen Thesen die Verdammung durch den Papst nach sich zog. Aber auch von diesem Skandalon abgesehen war die Entdekkung, daß es eine jüdische Esoterik gebe, angesichts des gänzlich verzerrten Bildes vom Judentum als religiösem Phänomen, welches die Polemiken des späten Mittelalters gaben, eine bedeutende Überraschung, um nicht zu sagen eine Sensation. Diese Entdeckung hing an ihrem Ursprung mit dem Suchen nach einer gemeinsamen Urtradition aller großen Religionen zusammen, das die platonisch gesinnten Humanisten von Florenz zwischen 1450 und 1500 so nachhaltig beschäftigte, das aber auch bei deutschen Denkern wie Nikolaus von Kues kurz vorher oder etwa um dieselbe Zeit sichtbar wird. Obwohl dieser Kreis sich strikt im Rahmen der Kirche hielt, suchte man doch über ihre Grenzen hinauszublicken und nach einer solchen Uroffenbarung, die sich in verschiedenen
Traditionen und deren Symbolen niedergeschlagen habe, Ausschau zu halten. Ein folgenreicher Zusammenhang solcher Vorstellungen mit den synkretistischen Bestrebungen der Neuplatoniker am Ausgang der Antike ist dabei evident. Deren Denkart verwies sie darauf, in allen Mythen und Symbolen der Religionen eine gemeinsame Grundlage vorauszusetzen, die durch symbolische Interpretation aufgedeckt werden können.

Woher Pico seine kabbalistischen Kenntnisse schöpfte, wissen wir genau.

Von 1486 an arbeitete für ihn einige Jahre lang ein ungewöhnlich gelehrter und schnell arbeitender jüdischer Konvertit, der ihm in mindestens fünfgroßen Foliobänden, von denen sich vier im Vatikan erhalten haben, eine ganze Bibliothek kabbalistischer Schriften wortwörtlich, oft genug in nicht unberechtigtem Selbstlob sich ergehend, ins Lateinische übersetzte. Das war die seltsame Persönlichkeit eines sizilianischen Juden, der als Jude Samuel ben Nissim Abulfaradsch hieß, Sohn des Rabbiners von Girgenti, als Katholik aber den Namen Raimondo Guglielmo de Moncada erhielt, den er in Humanistenmanier in flavius mithridates verwandelte. Was Pico aus diesem, noch ungehobenen Schatz entnahm, waren viel weniger Darlegungen streng mystischer Natur im Sinne der modernen Definition einer
Vereinigung oder gar Einswerdung des Menschen mit Gott, als eher theosophische Lehren über die symbolische Auffassung der Schöpfung überhaupt und der Offenbarung Gottes in der Tora als Manifestation der unendlichen Sinnesfülle des Wortes Gottes, die in den
Schriften der Kabbalisten die spezifisch mystischen Elemente überdeckten und manchmal auch verdrängten.

Bei Pico und seinen Nachfolgern spiegelte sich das vor allem in der aus der Kabbala übernommenen Theosophie vom inneren, geheimen Leben der Gottheit in ihren zehn Sefiroth, ihren zehn Aspekten oder, in anderer Symbolik, den Lichtern, die aus dem verborgenen Unendlichen, dem deus abscondfftus strahlen und in denen sich die
zehn schöpferischen Potenzen Gottes manifestieren, die alle Schöpfung durchwirken. Dazu trat nun bei Pico die, in der Tat von manchen Kabbalisten vertretene Auffassung der Kabbala, die in ihr eine Form der geheimen Urtradition der Menschheit oder Uroffenbarung an Adam sah, die nun als eine verborgene Vor-Andeutung des Christentums expliziert wurde. Pico fügte von sich aus die seit ihm weit verbreitete Erklärung hinzu, daß im ersten Weltzeitalter Gott sich unter einem aus drei Konsonanten bestehenden Namen den Erzvätern offenbart habe, im zweiten Weltzeitalter der Herrschaft des Gesetzes aber unter dem vierkonsonantigen Namen J, H, V, H von dem die hebräische Bibel voll ist, im Zeitalter der durch Christus bewirkten Erlösung aber unter dem von ihm konstruierten hebräischen Namen Jesu, den er als Entfaltung des vorigen mit J, H, S, V, H umschrieb oder deutete…….

Tatsächlich bewahrten kabbalistische Kreise sehr lange Zeit hindurch diesen ihren Charakter als Träger einer Geheimlehre, auch noch, als die Drucklegung kabbalistischer Werke und damit der Einfluß der Kabbala auf sich mehr und mehr erweiternde Kreise solche Einschränkungen durchbrachen.So erklärt sich, daß die Kabbala unter den Christen vor
allem auf zwei Weisen definiert wurde, einmal als receptio symbolica, und erst später geradezu als theologia mystica der Juden. Receptio symbolica, d.h. eine unter Symbolen sich versteckende geheime Überlieferung, wie vor allem bei Johannes Reuchlin (1455-1522), für den seine 1490 in Florenz stattfindende Begegnung mit Pico entscheidend wurde. Dieser deutsche Jurist war es, der zuerst im Abendland seine christianisierende Umdeutung der Kabbala in zwei besonderen lateinischen Werken vortrug. Der Einfluß dieser Schriften, »De Verbo Mirifico« von 1494 und »De Arte Cabbalistica« von 1517, war außerordentlich, obwohl Reuchlin weit weniger über die authentische Literatur der Kabbala wußte als eine sehr kleine Gruppe unter seinen Zeitgenossen. Zwischen 1490 und 1560 entstanden nämlich, vor allem in Italien und Frankreich, eine ganze Anzahl lateinischer Übersetzungen oder Auszüge sehr wichtiger Texte, die großen Teils sich noch bis heute handschriftlich erhalten haben, den Zeitgenossen aber fast völlig unbekannt geblieben sind. Wären diese Quellen damals veröffentlicht worden, hätte die Beschäftigung mit der Kabbala
im Abendland vermutlich eine ganz andere Wendung genommen. Wertvolle Studien über die aktuelle Wirkung, die früher gern heruntergespielt wurde, verdanken wir dem tiefschürfenden Werk eines meiner begabtesten Schüler, dem postum erscheinenden »Pico della Mirandola’s Encounter with Jewish Mysticism« des vor wenigen Jahren verstorbenen Chajim Wirszubski, sowie der ausgedehnten Arbeit von François Secret in Paris.

Die Annahme, die Kabbalisten seien teils vorchristliche, teils unbewußte Zeugen christlicher Wahrheiten gewesen, wurde auch durch von Konvertiten stammenden Fälschungen unterstützt, die zuerst ziemliche Verbreitung fanden. Während aber solche Thesen
begreifliches Mißtrauen in kirchlichen Kreisen weckten, behielten sie doch Anhänger und sogar Weiterentwickler auch unter hochgebildeten Repräsentanten der katholischen Kirche, ganz zu schweigen von den keineswegs einflußlosen Trägern hermetischer Esoterik.
Zu letzteren gehörte der ungewöhnlich sprachbegabte, aber extravaganten Vorstellungen eigener Produktion anhängende kabbalistische Enthusiast und Visionär Guillaume Postel (1510-1581), der es sogar unternahm, das aus Spanien stammende Hauptwerk der Kabbala, das aramäisch verfaßte Buch »Sohar« (Buch des Glanzes), von seinen eigenen Spekulationen als Interpretationen durchwachsen, ins Lateinische zu übersetzen, noch bevor sein Urtext überhaupt gedruckt wurde. Unter den Kardinälen der Kirche setzte sich Egidio de Viterbo (ca. 1465-1532), der erstaunlich gut hebräisch konnte, für die neuen Gedanken ein, während sein eine Generation später wirkender Kollege Carlo Boromeo lauten Protest gegen deren Rezeption einlegte. Man kann bei der nun im 16. Jahrhundert stark einsetzenden christlich-kabbalistischen Literatur, die ihrerseits viele Leser fand,
von einem Prozeß sprechen, in welchem die Kabbala durch Umdeutungen und, wenn man will, produktive Mißverständnisse einer christianisierenden Transformation unterlag, von der ihre Träger erhofften, sie würde auch zu Missionszwecken unter den Juden benutzt
werden können, womit es freilich nicht sehr viel auf sich hatte. Diese Transformation wird besonders auf drei Gebieten deutlich. Die jüdischen Kabbalisten hatten in Wirklichkeit keinerlei Sympathie für die Lehre von der Trinität, von der Inkarnation Gottes im
Messias und für die christliche Auffassung der Natur und der Sendung dieses Messias, die hierin ihre Texte hineingelesenwurden und die sie, wenn auch nur außerhalb der Reichweite christlicher Aktivitäten, mit Hohn bedachten.

Dazu traten aber noch zwei Momente, die nichts mit christlicher Dogmatik zu tun hatten, nämlich das Interesse für die magischen Elemente in der Kabbala sowie der Versuch,
die kabbalistische mit der alchemistischen Symbolik zu verbinden.
Seit Cornelius Agrippa von Nettesheim in seinem sehr einflußreichen synkretistischen Werk »de occulta philosophia« (1530) magische Vorstellungen aus der jüdischen Überlieferung überhaupt und der kabbalistischen im Besonderen akzentuierte, konnte eine schon
von Pico angeschlagene Saite der Kabbala in immer stärkerer Instrumentierung betont werden. Paradox dagegen, aber dennoch weit verbreitet, war die Vermischung mit der Alchemie, deren Symbolwelt in wichtigen Punkten im Widerspruch zu der kabbalistischen steht. Denn Gold stellte bei ihnen keineswegs ein metallisches Symbol des höchsten Standes dar, den unter den Metallen dort vielmehr das Silber behauptete. Und dennoch beherrschte diese Vermischung von Kabbala und Alchemie, und darüberhinaus mit Magie, zwischen 1520 und 1720 große Teile der alchemistischen Literatur, am stärksten in dem lateinischen »Amphitheater der ewigen Sophia« des in der Vermischung aller möglichen hermetischen und astrologischen Symbolreihen mit theologischen am weitesten gehenden Arztes Heinrich Kunrath (1609), in den Schriften des englischen Theosophen und Alchemisten Thomas Vaughan (um 1650) und schließlich ihre Krönung findend in Georg von Wellings deutschem »Opus Magico-Kabbalisticum« von 1719, das auch auf Goethes Schreibtisch lag, als er den Urfaust schrieb. Dieses verbreitete Buch hat seine tiefen
Spuren besonders in der der Mystik ergebenen deutschen HochgradFreimaurerei und im Rosenkreuzertum des 18. Jahrhunderts hinterlassen. Aber fast keiner der bei Welling mit Nachdruck zitierten klangvollen Sätze der »Mago-Kabbalisten« steht in irgendeinem kabbalistischen Buch.
Eine bedeutungsschwere Würdigung des Standes der Kabbala im elisabethanischen England hat vor zwei Jahren die jüngst verstorbene Dame Frances Yates vom Warburg-Institute in London in ihrem letzten Werk »The occult philosophy in the Elizabethan Age« gegeben, in dem die wissenschaftliche Wendung der Erforschung der Kabbala, die in Jerusalem begonnen hat, eine ihrer bisher schönsten Früchte getragen hat. Freilich, einem ihrer kühnsten Versuche vermag ich nicht zuzustimmen, nämlich der von ihr angenommenen Hypothese, derzufolge Shakespeares »Kaufmann von Venedig« eine
chiffrierte Darstellung der christlichen Kabbala des Italieners Francesco Giorgi sei, dessen vielgelesenes Werk »De Harmonia Mundi« (1525) damals schon längst in einer englischen Übersetzung vorlag.

Im 17. Jahrhundert traten zu den älteren Kanälen, durch welche die Kabbala wirkte, neue Entwicklungen hinzu, sowohl von innen her als auch durch das Bekanntwerden neuer kabbalistischer Quellen. Von innen spielte dabei die Theosophie Jakob Böhmes eine
große Rolle; wurde sie doch sogar von einem jüdischen Kabbalisten noch hundert Jahre später als eine in christlichen Symbolen beschriebene Darstellung desselben Bereiches in der Gottheit erklärt, von dem die eigentliche Kabbala handelt. Diese, auch meines Erachtens unleugbare, wenn auch von der neueren Forschung lange übersehene Affinität zu Grundvorstellungen der kabbalistischen Theosophie, wurde schon bald sowohl von Freunden als von Gegnern Böhmes erkannt, und führte zu einer Amalgamierung beider Symboliken, besonders in den Schriften seines Schülers Abraham von Frankenberg. Von außen steuerte aber das große, 2500 Seiten starke Sammelwerk »Kabbala Denudata« (1677-1684) erstaunlich reiches, neues Material aus authentischen Quellen bei, das 200 Jahre lang und mehr eine zentrale Stellung behauptet hat. Dessen Autor war der christliche Theosoph und als Dichter des Liedes »Morgenglanz der Ewigkeit, Licht vom unerschöpften Lichte« berühmt gewordene Christian Knorr von Rosenroth, der selber – eine ziemliche Ausnahme – bei jüdischen Lehrern gelernt hatte. Er übersetzte zum Teil außerordentlich schwierige Texte aus dem Umkreis des Sohar und vor allem der jüngeren, größtenteils noch ungedruckten Kabbala, die sich erst nach der Zeit Reuchlins und Postels in Safed in Nordgaliläa entwickelt hatte. Dadurch kamen jetzt sehr merkwürdige Spekulationen wie die
des Isaak Luria (1534-1571), des bedeutendsten Kabbalisten dieser Zeit, zur Kenntnis aller Interessierten und regten damit die Beschäftigung mit dieser Welt mächtig an. Knorrs Werk war eine wahre

Fundgrube für die christlichen Theosophen ebenso wie für kritische
Gelehrte. Gewiß, das Werk hatte auch viele Mängel, sowohl bei Übersetzungen als auch in den Diskussionen, die sie begleiteten; das verhinderte aber nicht seinen weiten, internationalen Einfluß in der Gelehrtenwelt. Knorr hatte auch eine erst kurz vorher 1656 in
Amsterdam erschienene hebräische Übersetzung einer im neuplatonischen Geiste geschriebenen quasi-philosophischen Darstellung der Kabbala in einer Kurzfassung übersetzt, was aufregende Folgen hatte.

Der Autor dieses Buches »Porta coelorum«, des einzigen spanisch geschriebenen kabbalistischen Originalwerkes war Abraham
Herrera, der aus einer kryptojüdischen spanischen Familie stammte
und, wieder als Jude, bei einem der wichtigsten Anhänger Lurias seine Einweihung empfangen hatte. Erst durch Knorr wurde die Kabbala nun vollends zur theologia mystica der Juden. Auf das bei Knorr nun zugängliche Werk Herreras berief sich eine, der vorigen Deutung der Kabbala als geheime Trägerin christlicher Ideen genau entgegengesetzte Deutung, die 1699 mit dem Buche des Schwaben Johann Georg Wachter einsetzte, das den schönen Titel trägt »Der Spinozismus im Jüdenthümb oder die von dem heutigen Jüdenthümb und dessen Geheimen Kabbala vergötterte Welt«. Wachters kühne, sachlich freilich unhaltbare Thesen haben im 18. Jahrhundert nicht wenig Einfluß auf die philosophische Diskussion über Spinoza ausgeübt. Denn daß die Kabbalisten keineswegs geheime Christen seien, sondern vielmehr verkappte Atheisten – das war schon eine neue These, die sich sehen lassen konnte, selbst wenn sie auf Mißverständnissen
beruhte und vom Autor selber in einer späteren Publikation widerrufen wurde. Ihrer historischen Wirkung hat das keinen Abtrag getan. Daß übrigens Spinoza den hebräischen Text von Herreras Buch gelesen hat, scheint mir ausweislich der Formulierung im
ersten Teil der »Ethik« mehr als wahrscheinlich.

Während in katholischen Ländern der Einfluß kabbalistischer Gedanken, in welcher Form immer, zurückging, haben sie während des

  1. und 18. Jahrhunderts in England, Holland und Deutschland eine durch viele Kanäle fließende Wirkung ausgeübt. In England, auch nach dem elisabethanischen Zeitalter sichtbar, z. B. bei John Milton, den cambridger Platonikern und den zahlreichen englischen Böhmianern, die sich Philadelphians nannten, bis hin auf William Blake, in Holland nach Spinoza durch den sehr aktiven Franziskus Mercurius van Helmont. In Deutschland führt eine ungebrochene Linie von Knorr von Rosenroth an, verschiedene Aspekte der Kabbala diskutierend und zum Teil aufnehmend, über Wachter und Leibniz, über Jakob Brucker, den ersten bedeutenden Geschichtsschreiber der Philosophie in Deutschland und über den schwäbischen Theosophen Friedrich Christian Oetinger ins Vorfeld des deutschen Idealismus, vor allem bei Franz von Baader und Schelling, aber auch bei Hegel, die zweifellos Brucker und Oetinger studiert haben. Bei Schelling kommt vor allem die von Isaak Luria entwickelte Idee des Zimzum, d.h. der Selbstbeschränkung Gottes, die aller Schöpfung vorausgeht, zu philosophischer Bedeutung. Diese Idee, die innerhalb der Kabbala eine lange und denkwürdige Geschichte hat, besagte, daß die Möglichkeit der Existenz von etwas, das nicht mehr Gott ist, nur gedacht werden kann, wenn solcher Existenz ein Akt der Konzentration und Kontraktion Gottes auf sich selber vorausgeht. Gott muß sich in sich selbst zurückziehen, um eine Schöpfung aus sich zu entlassen, aus der zwar seine Substanz verschwunden ist, in dem so entstandenen Vakuum aber eine Spur davon sich erhalten hat. Erst durch den Wiedereintritt eines sich dort entfaltenden Strahls der sich verbergenden Substanz, die in diesen, von Gott aus gesehenen nur punktförmigen, vom Geschöpf aus gesehen unendlichen Raum der Schöpfung eintritt, entwickelt sich eine schöpferische Dialektik zwischen diesen beiden, dem formlosen und dem formenden Grund, aus der alle Welt entstand. Die naturalistische Symbolik, die hier benutzt wird, stellt, den Kabbalisten zufolge, ein für uns Sterbliche allein zugängliches Gleichnis eines an sich uns verborgenen Aktes der unendlichen Gottheit dar. Damit wurde der Folgerung ausgewichen, daß der so beschriebene Akt in offensichtlichem Widerspruch zu dem vom monotheistischen Dogma verlangten Unveränderlichkeit Gottes stünde, ja ans Ketzerische grenze. Damit sind nur einige der Hauptlinien gezeichnet, welche die Stellung der Kabbala im Abendland im Laufe von drei Jahrhunderten bestimmen, ein Thema, das noch Platz für viele Studien offenläßt .

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Biographien von christlichen Kabbalisten:

7. Guillaume Postel

Guillaume Postel (1510 – 1581) war ein französischer Linguist , Astronom , christlicher Kabbalist , Diplomat , Polyglott , Professor , religiöser Universalist und Schriftsteller .

Postel wurde im Dorf Barenton in der Normandie geboren und machte sich auf den Weg nach Paris , um seine Ausbildung fortzusetzen. Während seines Studiums am Collège Sainte-Barbe lernte er Ignatius von Loyola und viele der Männer kennen, die die Gründer der Gesellschaft Jesu werden sollten, und blieb ihnen ein Leben lang verbunden. Er trat im März 1544 im Noviziat der Jesuiten in Rom ein, verließ es jedoch am 9. Dezember 1545, bevor er religiöse Gelübde abgelegt hatte.

https://en.wikipedia.org/wiki/Guillaume_Postel

8. Antonia von Württemberg

Antonia von Württemberg ( 1613 – 1679) war eine Prinzessin des Herzogtums Württemberg sowie eine literarische Figur, Patronin und christliche Kabbalistin .

Prinzessin Antonia wurde 1613 in Stuttgart geboren und war das dritte von neun Kindern aus der Ehe von Herzog Johann Friedrich von Württemberg und Barbara Sophie von Brandenburg , der Tochter des Kurfürsten Joachim Friedrich von Brandenburg . Hochgebildet und großzügig, war sie die Schwester von Herzog Eberhard III. von Württemberg , der mehr als sein Vater eine wichtige Rolle im Dreißigjährigen Krieg spielte.

Sie wurde eine enge Mitarbeiterin des evangelisch-protestantischen Theologen und mystischen Symbolisten Johann Valentin Andreae und war später mit dem Begründer des Pietismus , Philip Jacob Spener , befreundet . Ihre Interessen galten neben der Malerei vor allem der Philosophie und den Sprachen, mit besonderer Vorliebe für Hebräisch , und dem Studium der jüdischen Kabbala. Ihr spezifisch christlicher Ausdruck dieser Tradition fand ihren Höhepunkt in dem einzigartigen großen kabbalistischen Triptychon-Gemälde 1652 von Fürstin Antonia und ihren akademischen Lehrern entworfen und in Auftrag gegeben. 

Ein verstärktes Interesse an der hebräischen Sprache unter christlichen Gelehrten war eine der Auswirkungen der Reformation in Deutschland, und königliche und adelige Familien nahmen es manchmal sogar in den Lehrplan der Erziehung ihrer Töchter auf. Im 17. Jahrhundert gelangten viele deutsche Frauen zu recht beachtlichen Kenntnissen des Hebräischen. Antonia von Württemberg ist zu einer der bekanntesten geworden. Sie erwarb eine bemerkenswerte Beherrschung des Hebräischen; und nach zeitgenössischen Beweisen war sie auch in rabbinischen und kabbalistischen Überlieferungen bewandert.

Philipp Jacob Spener, ein weiterer Schüler Buxtorfs, war während seines vorübergehenden Aufenthaltes in Heidelberg mit der Prinzessin befreundet, und sie studierten gemeinsam die Kabbala. Buxtorf selbst überreichte ihr von jedem seiner Bücher ein Exemplar. In der Königlichen Bibliothek Stuttgart befindet sich ein Manuskript mit dem Titel Unterschiedlicher Riss zu Sephiroth , das Antonia geschrieben haben soll. Es enthält kabbalistische Diagramme , von denen einige auf Hebräisch und Deutsch interpretiert werden.

Der kabbalistisch-alchemistische Altar in Bad Teinach

Über sechs Meter hoch und fünf Meter breit dominiert die kabbalistische Lehrtafel der Fürstin Antonia zu Bad Teinach den Platz rechts vom Altar in der kleinen Kirche. 1652 von der Fürstin mit einem Kreis von Hofgelehrten geplant, wurde es 1659-1663 vom Stuttgarter Hofmaler Johann Friedrich Gruber ausgeführt.

 https://en.wikipedia.org/wiki/Antonia_of_W%C3%BCrttemberg

9. Christoph Besoldus

Christopher Besoldus (Christoph Besold) (1577 – 1638) war ein deutscher Jurist und Publizist , dessen Schriften als wichtig für die Geschichte der Ursachen des Dreißigjährigen Krieges angesehen werden .

Er wurde 1577 in Tübingen , Württemberg , als Sohn protestantischer Eltern geboren . Er studierte Rechtswissenschaften und war Anfang der 1590er Jahre ein enger Freund von Johannes Kepler

Er promovierte 1598 als Doktor der Rechtswissenschaften; und wurde 1610 Rechtsprofessor in Tübingen. Zu seinen Schülern gehörte Johannes Valentinus Andreae . Besold war zusammen mit Tobias Hess einer der Einflüsse auf Andreaes spätere Rosenkreuzer -Schriften. .

https://en.wikipedia.org/wiki/Christopher_Besoldus

10. Giles von Viterbo

Giles Antonini gemeinhin als Giles von Viterbo bezeichnet, war ein italienischer Augustinermönch aus dem 16. Jahrhundert , Bischof von Viterbo und Kardinal , ein reformierender Theologe, Redner, Humanist und Dichter .

Er trat im Juni 1488 in den Order of St. Augustine ein, zu welcher Zeit er den Namen Giles erhielt . 1506 wurde er Generalvikar seines Ordens. Nach dem Tod des Generalpriors, und unter der Schirmherrschaft von Papst Julius II . wurde er durch Wahl als sein Nachfolger bei drei aufeinanderfolgenden Generalkapiteln des Ordens bestätigt: 1507, 1511 und 1515.

Antonini war ein bekannter Prediger, der im Auftrag von Papst Alexander VI . bei mehreren päpstlichen Gottesdiensten den Vorsitz führte . Aufgrund seiner Verantwortung als Oberhaupt des Ordens reiste er auch viel. Dies ermöglichte den Kontakt zu den führenden intellektuellen Persönlichkeiten dieser Zeit, mit vielen von ihnen bildete er Arbeitsgemeinschaften.

Papst Leo vertraute ihm nacheinander mehrere Sitze an, setzte ihn als Legaten für wichtige Missionen ein, insbesondere für Karl von Spanien , der bald Kaiser Karl V. des Heiligen Römischen Reiches werden sollte. 1523 gab ihn Papst Leo den Titel des lateinischen Patriarchen von Konstantinopel.

Antoninis Eifer für eine echte Reform der Verhältnisse in der katholischen Kirche veranlasste ihn, Papst Adrian VI . eine Promemoria zu überreichen. Er wurde allgemein als gelehrtes und tugendhaftes Mitglied des großen Päpstlichen Senats geschätzt und viele hielten ihn für dazu bestimmt, die Nachfolge von Papst Clemens VII . anzutreten .

Christlicher Kabbalist

Antonini kannte Marsilio Ficino von einem Besuch in Florenz, und er war vertraut mit Pico della Mirandolas Interpretationen der Kabbala , die er an Tiefe seines Verständnisses übertreffen sollte; sein Interesse am Talmud führte ihn in einen Briefwechsel mit Johannes Reuchlin. In der jüdischen Geschichte ist Antonini mit dem Grammatiker Elias Levita verbunden, der seine Kenntnisse des Hebräischen und Aramäischen verfeinerte. Als die Kriegswirren Levita von Padua nach Rom trieben, wurde er im Palast des Bischofs empfangen, wo er mit seiner Familie mehr als zehn Jahre lebte und versorgt wurde. Dort begann Levitas Karriere als führender Lehrer christlicher Persönlichkeiten in hebräischer Überlieferung.

Antoninis Hauptmotiv war, in die Geheimnisse der Kabbala einzudringen . Ægidius gehörte zu der Gruppe der christlichen Kabbalisten des 16. Jahrhunderts , unter denen auch Johann Reuchlin und Pico della Mirandola prominent waren, die glaubten, dass die jüdische Mystik und insbesondere der Sohar ein unbestreitbares Zeugnis für die Wahrheit der christlichen Religion enthielten. Antonini engagierte auch einen anderen jüdischen Gelehrten, Baruch di Benevento , um für ihn den Sohar (das mystische Buch der Pracht) zu übersetzen. Der letztgenannte Gelehrte mag auch für die zahlreichen kabbalistischen Übersetzungen und Abhandlungen, die unter dem Namen Ægidius erschienen, mitverantwortlich gewesen sein. Der Kardinal war ein Sammler hebräischer Manuskripte, von denen noch viele in der Münchener Bibliothek zu sehen sind.

Das Studium der jüdischen Literatur führte den Kardinal zu einem freundschaftlichen Interesse an den Juden selbst, das er sowohl in seiner energischen Ermutigung Reuchlins in dem oben erwähnten Kampf als auch in einem vergeblichen Versuch, den er im Jahre 1531 unternahm, in Verbindung mit dem Kardinal Geronimo de Ghinucci , um die Ausgabe des päpstlichen Edikts zu verhindern , das die Einführung der Inquisition gegen die Maranos autorisiert.  Es gibt kaum einen Klassiker der jüdischen mittelalterlichen Mystik, den er nicht übersetzt, kommentiert oder kommentiert hat. Unter diesen Werken kann der Zohar erwähnt werden .

https://en.wikipedia.org/wiki/Giles_of_Viterbo

11. Elia Levita

Elia Levita (1469 – 1549) war ein hebräischer Grammatiker , Gelehrter und Dichter der RenaissanceEr war der Autor des Bovo-Bukh (geschrieben 1507–1508), dem beliebtesten Ritterroman auf Jiddisch geschrieben. Er lebte ein Jahrzehnt lang im Haus von Kardinal Giles von Viterbo und war einer der führenden Lehrer christlicher Geistlichkeit, des Adels und der Intellektuellen in Hebräisch und in jüdischer Mystik während der Renaissance.

Er wurde in Neustadt bei Nürnberg als Sohn einer jüdischen Familie levitischen Ranges geboren und war der jüngste von neun Brüdern. Er nannte sich lieber „ Aschkenazi “.

Im selben Jahr zog er nach Rom, wo er einen Freund und Gönner gewann, den Renaissance-Humanisten und Kardinal Giles von Viterbo (1471–1532), in dessen Palast er mehr als zehn Jahre lebte. Levita brachte Giles Hebräisch bei und kopierte hebräische Manuskripte – hauptsächlich mit Bezug zur Kabbala – für die Bibliothek des Kardinals.

In der Zeit, in der die Reformation aufkam und dem Studium der hebräischen Bibel und ihrer Sprache weltgeschichtliche Bedeutung verlieh, förderte Levita durch seine und seine Tätigkeit als Lehrer das Studium des Hebräischen in christlichen Kreisen Schriften. Zu seinen Schülern gehören besonders Sebastian Münster , der Levitas grammatikalische Werke ins Lateinische übersetzte, und Georges de Selve , Bischof von Lavaur , der französische Botschafter in Venedig. In dieser Zeit lernte er auch Samson Ha-Nakdan kennen .

Er hat heute lebende Nachkommen, darunter den ehemaligen Premierminister des Vereinigten Königreichs David Cameron , der ihn als „meinen Vorfahren Elijah Levita, der den vermutlich ersten jiddischen Roman überhaupt schrieb“ beschreibt.

https://en.wikipedia.org/wiki/Elia_Levita

12. Baruch von Benevento

Baruch von Benevento war ein italienisch-jüdischer Kabbalist in Neapel in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.

Er war der Lehrer von Kardinal Ægidius von Viterbo und von Johann Albrecht Widmanstadt im Sohar und anderen kabbalistischen Werken und hielt Vorlesungen über diese Themen im Haus von Samuel Abravanel .

https://en.wikipedia.org/wiki/Baruch_of_Benevento

13. Johann Kemper

Johan Kemper (1670–1716), ehemals Moshe ben Aharon Ha-Kohen von Krakau oder Moses Aaron , getauft auf Johann Christian Jacob ; war ein polnischer Sabbatjude , der vom Judentum zum lutherischen Christentum konvertierte. Seine Bekehrung war motiviert durch sein Studium der Kabbala und seine Enttäuschung nach dem Scheitern einer Prophezeiung, die der polnische Sabbat-Prophet Zadok von Grodno verbreitet hatte, der voraussagte, dass Sabbatai Zevi im Jahr 1695/66 zurückkehren würde, Im März 1701 wurde er bis zu seinem Tod 1716 als Lehrer für rabbinisches Hebräisch an der Universität Uppsala in Schweden angestellt . Einige Gelehrte glauben, dass er Emanuel Swedenborgs Hebräischlehrer war.

Während seiner Zeit in Uppsala schrieb er sein dreibändiges Werk über den Sohar mit dem Titel Likutei ha-Zohar ( Zusammenstellungen aus dem Sohar , 1710-13). Darin, insbesondere in seinem ersten Teil Matteh Moshe ( The Staff of Moses , 1710), versuchte er zu zeigen, dass der Zohar die christliche Lehre von der Dreieinigkeit enthielt .

Dieser Glaube veranlasste ihn auch, eine wörtliche hebräische Übersetzung des Matthäusevangeliums aus dem Syrischen anzufertigen (1703). Er schrieb auch Me’irat ‚Enayim ( Die Erleuchtung der Augen ), (1704), einen christlichen Kabbala -Kommentar  zu Matthäus, der die Einheit des Alten und Neuen Testaments betonte und Elemente der sabbatäischen und nicht-sabbatäischen Kabbalistik verwendete Traditionen, um christliche Überzeugungen und Bedeutungen aus traditionellen jüdischen Überzeugungen und Praktiken abzuleiten.

https://en.wikipedia.org/wiki/Johan_Kemper

14. Samuel Abravanel

Samuel Abravanel HaNasi , auch Abarbanel geschrieben (1473-1551), war ein prominenter sephardisch – italienischer Finanzier, Akademiker und Unterstützer des italienischen Judentums . Er ist vor allem als Hauptfinanzier des Vizekönigs Don Pedro de Toledo bekannt .

Samuel wurde in Lissabon , Portugal , in die Familie Abravanel geboren und war der jüngste von drei Söhnen; sein Vater Isaac Abarbanel war ein bemerkenswerter portugiesischer Jude. In seinen frühen Jahren schickte ihn sein Vater nach Saloniki , um seine Talmudstudien fortzusetzen , wo er Schüler von Joseph Nasi wurde . Später zog er nach Neapel , Italien , wo er als Hauptfinanzier des Vizekönigs Don Pedro de Toledo angestellt war. In dieser Zeit sammelte Samuel ein großes Vermögen und wurde reicher als jeder andere in seiner unmittelbaren Familie.

Samuel heiratete später seine erste Cousine Benvenida Abrabanel , die beiden mussten jedoch 1541 nach Ferrara ziehen, als die neapolitanische Regierung Juden aus der Stadt verbannte. In Ferrara begann das Paar, mehrere jüdische Institutionen zu unterstützen. Ihr Haus wurde zu einem beliebten Erholungsort für jüdische und christliche Gelehrte wie David ben Yahya und Baruch von Benevento .

https://en.wikipedia.org/wiki/Samuel_Abravanel

15. Heinrich Khunrath

Heinrich Khunrath (ca. 1560 – 1605),  wie er auch genannt wurde, war ein deutscher Arzt , hermetischer Philosoph und Alchemist. Frances Yates betrachtete ihn als Bindeglied zwischen der Philosophie von John Dee und dem Rosenkreuzertum . Sein Name in der Schreibweise „Henricus Künraht“ wurde als Pseudonym für den 1670 erschienenen Herausgeber des Tractatus Theologico-Politicus von Baruch Spinoza verwendet .

Khunrath wurde im Jahr 1560 in Dresden, Sachsen, als Sohn des Kaufmanns Sebastian Kunrat und seiner Frau Anna geboren.

Khunraths Auseinandersetzung mit John Dee und Thölde und paracelsianischen Überzeugungen führten ihn dazu, eine christianisierte natürliche Magie zu entwickeln , auf der Suche nach der geheimen Prima Materia , die den Menschen in die ewige Weisheit führen würde. Die christianisierte Sichtweise, die Khunrath vertrat, war um sein Engagement für die lutherische Theologie herum eingerahmt. Er war auch der Meinung, dass Erfahrung und Beobachtung für die praktische alchemistische Forschung ebenso wichtig seien wie ein Naturphilosoph .

Khunraths Arbeit war in lutherischen Kreisen wichtig. John Warwick Montgomery hat darauf hingewiesen, dass Johann Arndt (1555–1621), der einflussreiche Autor lutherischer Bücher über Frömmigkeit und Andacht, einen Kommentar zu Amphitheatrum verfasst hat . Einige der Ideen in seinen Werken sind kabbalistischer Natur und weisen auf das Rosenkreuzertum hin.

https://en.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Khunrath

16. Christian Knorr von Rosenroth

Christian Knorr von Rosenroth ( 1636 – 1689) war ein deutscher christlicher Hebraist und christlicher Kabbalist , der in Alt-Raudten (heute Stara Rudna ) in Schlesien geboren wurde . Nach seinem Studium an den Universitäten Wittenberg und Leipzig reiste er durch die Niederlande , Frankreich und England . In Amsterdam lernte er einen armenischen Prinzen kennen, den Oberrabbiner Meier Stern, Dr. John Lightfoot und Henry More. Beeinflusst von ihnen und anderen studierte er orientalische Sprachen, Chemie und die kabbalistischen Wissenschaften. Nach seiner Rückkehr ließ er sich in Sulzbach nieder, wo er Geheimrat von Christian Augustus, Pfalzgraf von Sulzbach wurde . Er widmete sich dem Studium des Hebräischen . Später wurde er ein Student der Kabbala , in der er glaubte, Beweise für die Lehren des Christentums zu finden .

Nach Ansicht von Knorr Rosenroth ist der Adam Kadmon der Kabbalisten Jesus , und die drei höchsten Sefirot repräsentieren die Dreieinigkeit . Er beabsichtigte, eine lateinische Übersetzung des Sohar und des Tiḳḳunim anzufertigen, und veröffentlichte als Vorstudien die ersten beiden Bände seiner Kabbala Denudata, sive Doctrina Hebræorum Transcendentalis et Metaphysica Atque Theologia (Sulzbach, 1677–78). Sie enthalten eine kabbalistische Nomenklatur, die Idra Rabbah und Idra Zuṭa und die Sifra di-Ẓeni’uta, kabbalistische Aufsätze von Naphtali Herz ben Jacob Elhanan .usw. Rosenroth veröffentlichte zwei weitere Bände unter dem Titel Kabbala Denudata (Frankfort-on-the-Main, 1684), die die Sha’ar ha-Shamayim von Abraham Cohen de Herrera und mehrere Schriften von Isaac Luria enthielten . Er wurde von Kaiser Leopold I. zum Freiherrn von Rosenroth ernannt.

 https://en.wikipedia.org/wiki/Christian_Knorr_von_Rosenroth

17. Giovanni Pico della Mirandola

Giovanni Pico della Mirandola ( 1463 – 1494) war ein italienischer Adliger und Philosoph der Renaissance . Er ist berühmt für die Ereignisse von 1486, als er im Alter von 23 Jahren vorschlug, 900 Thesen über Religion, Philosophie, Naturphilosophie und Magie gegen alle Ankömmlinge zu verteidigen, wofür er die Rede über die Würde von schrieb, das als „Manifest der Renaissance“  bezeichnet wurde und ein Schlüsseltext des Renaissance-Humanismus und der sogenannten „Hermetischen Reformation“ ist. Er war der Begründer der Tradition der christlichen Kabbala, ein zentraler Grundsatz der frühneuzeitlichen westlichen Esoterik . Die 900 Thesen waren das erste gedruckte Buch, das von der Kirche allgemein verboten wurde. Pico wird manchmal als Proto-Protestant angesehen , weil seine 900 Thesen viele protestantische Ansichten vorwegnahmen.

Giovanni wurde in Mirandola , in der Nähe von Modena , als jüngster Sohn von Gianfrancesco I. Pico , Herr von Mirandola und Graf von Concordia , von seiner Frau Giulia, Tochter von Feltrino Boiardo , Graf von Scandiano , geboren . Die Familie hatte lange in der Burg von Mirandola (Herzogtum Modena) gewohnt, die im 14. Jahrhundert unabhängig geworden war und 1414 vom Heiligen Römischen Kaiser Sigismund das Lehen von Concordia erhalten hatte. Mirandola war eine kleine autonome Grafschaft (später ein Herzogtum) in der Emilia , in der Nähe von Ferrara. Die Pico della Mirandola waren eng mit den Dynastien Sforza , Gonzaga und Este verwandt , und Giovannis Geschwister heirateten die Nachkommen der erblichen Herrscher von Korsika , Ferrara, Bologna und Forlì.

Pico wurde in Perugia in die mystische hebräische Kabbala eingeführt , die ihn ebenso faszinierte wie die spätklassischen hermetischen Schriftsteller wie Hermes Trismegistus . Die Kabbala und Hermeticagalten zu Picos Zeiten als so alt wie das Alte Testament. Picos „Tutor“ in Kabbala war Rabbi Johannan Alemanno (1430er – ca. 1510), der argumentierte, dass das Studium und die Beherrschung der Magie als die letzte Stufe der eigenen intellektuellen und spirituellen Bildung angesehen werden sollten.

Dieser Kontakt, der aufgrund des christlichen Interesses an der Erforschung der alten Weisheit in jüdischen mystischen Quellen initiiert wurde, führte zu einem beispiellosen gegenseitigen Einfluss zwischen jüdischem und christlichem Renaissance-Denken. Die originellste von Picos 900 Thesen betraf die Kabbala . Infolgedessen wurde er zum Begründer der als christliche Kabbala bekannten Tradition , die später ein zentraler Bestandteil der frühneuzeitlichen westlichen Esoterik wurde. 

https://en.wikipedia.org/wiki/Giovanni_Pico_della_Mirandola

18. Johannes Reuchlin

Johannes Reuchlin (1455 in Pforzheim; † 1522 in Stuttgart) war ein deutscher Humanist, Philosoph, Jurist und Diplomat der Renaissancezeit. Er gilt als der erste bedeutende deutsche Hebraist christlichen Bekenntnisses und verteidigte den Wert dieser Literatur vor der Inquisition.

Johannes hatte eine Schwester Elisabeth Reuter. Durch ihren Mann war diese mit Melanchthons Familie mütterlicherseits verschwägert. Es gab noch einen prominenten Neffen, den Humanisten Jakob Spiegel.

Entscheidende Impulse erhielt er auf dieser und weiteren Italienreisen 1490 und 1498 durch zahlreiche Begegnungen in Rom und Florenz, darunter mit den Humanisten Angelo PolizianoMarsilio FicinoGiovanni Pico della Mirandola und Aldus Manutius.

Gespräche mit Del Medigo, einem gelehrten griechischen Juden, und Debatten über jüdische Texte weckten 1490 in Italien Reuchlins Interesse an der hebräischen Sprache und an den Schriften des Talmud sowie der Kabbalah, den Texten der jüdischen Mystik. All diese Themen begleiteten ihn von nun an. Del Medigo empfahl ihn weiter an den Rabbi Obadja Ben Jacob Sforno in Rom, den Leibarzt von Papst Alexander VI.

In Linz lernte Reuchlin auch den kaiserlichen Leibarzt und wissenschaftlich gebildeten Juden Jacob ben Jechiel Loans kennen, der ihn in der hebräischen Sprache unterrichtete. Möglicherweise hat Reuchlin in seinem Werk über die Kunst der Kabbalistik, De arte cabalistica, seinem Lehrer ein literarisches Denkmal gesetzt. 

Erasmus von Rotterdam und Johannes Reuchlin gelten als die beiden wichtigsten europäischen Humanisten. Von seinem älteren niederländischen Kommilitonen Rudolf Agricola beeinflusst, entwickelte sich Reuchlin zum deutschen Repräsentanten des Renaissance-Platonismus. Er entdeckte die mystische und theologische Grundhaltung in den Chaldäischen Orakeln und der Kabbala (De verbo mirifico 1494 und De arte cabalistica 1517) und setzte sie mit Zoroaster und Pythagoras in Beziehung, wodurch er Pythagoras als theologisch-philosophische Vermittlungsfigur zwischen jüdischer Weisheit und griechischer Wissenschaft einführte

https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Reuchlin

19. Philipp Melanchthon

Philip Melanchthon (geboren als Philipp Schwarzerdt ; ( 1497 – 1560) war ein deutscher lutherischer Reformator , Mitarbeiter von Martin Luther , dem ersten systematischen Theologen der protestantischen Reformation , intellektueller Führer der lutherischen Reformation und ein einflussreicher Designer von Bildungssystemen. Er steht neben Luther und Johannes Calvin als Reformator, Theologe und Gestalter des Protestantismus .

 Er wurde von seinem Großonkel Johann Reuchlin , einem Humanisten der Renaissance , beeinflusst ; Es war Reuchlin, der Philipp vorschlug, einem damals unter Humanisten verbreiteten Brauch zu folgen und seinen Nachnamen von „Schwartzerdt“ in das griechische Äquivalent „Melanchthon“ zu ändern.

Er war neben anderen Koryphäen wie Erasmus eine wichtige Figur in der Bewegung, die manchmal als christlicher Humanismus bezeichnet wird und das wissenschaftliche Leben in Deutschland nachhaltig beeinflusst hat.

https://en.wikipedia.org/wiki/Philip_Melanchthon

Melanchthons humanistische Stellung zu den Juden

Um Melanchthons (1497-1560) Humanismus verständlich einzuordnen, muß erst ein Blick auf seinen Großonkel geworfen werden, den Humanisten und christlichen Kabbalisten Reuchlin (1455-1522)…..Die jüdische Mystik (Kabbala) war in ihrer Semantik Melanchthon fremd, obwohl er durchaus die Kabbala positiv beurteilen konnte. Seine rhetorischen Vorbilder waren eher Cicero, Terenz oder Livius. Reuchlins Kommentar zur Kabbala8 war ihm wahrscheinlich zu rätselhaft. Trotzdem praktizierte Melanchthon eine für die Reformationszeit auffällige Toleranz: Er gehört zu den wenigen Menschen des 16. Jahrhunderts, die gegen Judenverfolgungen waren.

https://www.freiburger-rundbrief.de/de/item_477.html

20. Balthasar Walther

Balthasar Walther (1558 – ca. 1631) war ein schlesischer Arzt und christlicher Kabbalist deutscher Abstammung. Walther wurde in Liegnitz im heutigen Polen geboren und beeinflusste maßgeblich das Denken des deutschen Theosophen Jakob Böhme . Als umherziehender Paracelsianer war Walther im gesamten Heiligen Römischen Reich , in Polen , Siebenbürgen und anderswo aktiv.

Geboren in Liegnitz , Schlesien , besuchte Walther die Universität Frankfurt/Oder, wo er Medizin studierte. Als begabter Student und offensichtlicher Enthusiast der paracelsianischen Medizin erhielt er danach eine Reihe von Ernennungen an herzoglichen Höfen im gesamten Heiligen Römischen Reich als Arzt, Alchemist und Labortechniker. Intensiv an Magie und kabbalistischer Weisheit interessiert, sammelte Walther früh in seinem Leben mehrere magische Traktate, deren Manuskripte bis heute in europäischen Bibliotheken erhalten sind. Um seine Bekanntschaft mit kabbalistischen und magischen Lehren zu vertiefen, reiste Walther zwischen 1597 und 1599 nach Afrika und ins Heilige Land um zu Füßen jüdischer und arabischer Praktizierender zu lernen. Einige Jahre nach seiner Rückkehr nach Europa machte er wahrscheinlich Ende 1617 die Bekanntschaft von Jakob Böhme . 1612 freundete er sich eng mit Böhme an. 

https://en.wikipedia.org/wiki/Balthasar_Walther

21. Jakob Böhme

Jakob Böhme, (1575 – 1624) war ein deutscher Philosoph, christlicher Mystiker und lutherisch – protestantischer Theologe . Er wurde von vielen seiner Zeitgenossen innerhalb der lutherischen Tradition als origineller Denker angesehen , und sein erstes Buch, allgemein bekannt als Aurora , verursachte einen großen Skandal.

Böhme hatte einen tiefgreifenden Einfluss auf spätere philosophische Strömungen wie den deutschen Idealismus und die deutsche Romantik . Hegel bezeichnete Böhme als „den ersten deutschen Philosophen“.

Böhme wurde am 24. April 1575 in Alt Seidenberg, einem Dorf in der Nähe von Görlitz in der Oberlausitz , einem Gebiet des Königreichs Böhmen , geboren . Sein Vater, George Wissen, war Lutheraner, einigermaßen wohlhabend, aber dennoch ein Bauer.

Böhme hatte während seiner Jugend eine Reihe mystischer Erfahrungen, die 1600 in einer Vision gipfelten, als er eines Tages seine Aufmerksamkeit auf die exquisite Schönheit eines Sonnenstrahls richtete, der in einer Zinnschale reflektiert wurde. Er glaubte, dass ihm diese Vision die spirituelle Struktur der Welt sowie die Beziehung zwischen Gott und Mensch und zwischen Gut und Böse offenbarte.

1610 erlebte Böhme eine weitere innere Vision, in der er die Einheit des Kosmos weiter verstand und dass er eine besondere Berufung von Gott erhalten hatte.

Ein weiterer Punkt, an dem Böhme möglicherweise von der akzeptierten Theologie abweicht (obwohl dies aufgrund seines etwas obskuren, orakelhaften Stils fraglich war), war seine Beschreibung des Sündenfalls als einer notwendigen Stufe in der Evolution des Universums .  Eine Schwierigkeit mit seiner Theologie ist die Tatsache, dass er eine mystische Vision hatte, die er neu interpretierte und neu formulierte. Laut F. von Ingen und Böhme muss der Mensch erst durch die Hölle gehen, um zu Gott zu gelangen . Gott existiert ohne Zeit und Raum , er regeneriert sich durch die Ewigkeit . Böhme wiederholt die Dreifaltigkeit als wirklich existierend, aber mit einer neuartigen Interpretation. Gott, der Vater ist Feuer, der seinen Sohn gebiert, den Böhme Licht nennt. Der Heilige Geist ist das lebendige Prinzip oder das göttliche Leben.


Anmerkung: Die obigen Ausführung, ähnelt stark der Ansicht des jüdischen Pseudomessias Shabbtai Zvi, der meinte, die Welt müsse erst in völlige Dunkelheit versinken, bevor das Licht, der (jüdische) Messias kommen kann.


weiter im Text: Es ist klar, dass Böhme nie behauptet hat, Gott sehe das Böse als wünschenswert, notwendig oder als Teil des göttlichen Willens an, Gutes hervorzubringen. Böhme stellt in seinem Dreifachen Leben fest: „[I]n der Ordnung der Natur kann ein böses Ding kein gutes aus sich hervorbringen, aber ein böses Ding erzeugt ein anderes.“ Böhme glaubte nicht, dass es einen „göttlichen Auftrag oder eine metaphysisch inhärente Notwendigkeit für das Böse und seine Auswirkungen im Schema der Dinge“ gebe

Böhmes Schreiben zeigt den Einfluss neuplatonischer und alchemistischer Schriftsteller wie Paracelsus , bleibt aber fest in einer christlichen Tradition. Er hat wiederum viele antiautoritäre und mystische Bewegungen stark beeinflusst. Auch Böhmes Schüler und Mentor, der Liegnitzer Arzt Balthasar Walther , der auf der Suche nach magischer, kabbalistischer und alchemistischer Weisheit ins Heilige Land gereist war , brachte kabbalistische Ideen in Böhmes Denken ein. Böhme war auch eine wichtige Quelle der deutschen romantischen Philosophie und beeinflusste insbesondere Schelling.

Die Schriften von Jakob Böhme hatten auch einen gewissen Einfluss auf die moderne theosophische Bewegung der Theosophischen GesellschaftBlavatsky und WQ Judge haben über die Philosophie von Jakob Böhme geschrieben. Böhme war auch ein wichtiger Einfluss auf die Ideen von Franz Hartmann, der 1886 den deutschen Zweig der Theosophischen Gesellschaft gründete. Hartmann bezeichnete die Schriften Böhmes als „den wertvollsten und nützlichsten Schatz der geistlichen Literatur“.

https://en.wikipedia.org/wiki/Jakob_B%C3%B6hme

22. Geschichte des Judenthums und seiner Sekten ( 1859 )

Dr. J. M. Jost

Ein digitalisiertes Buch der Bayerische Staatsbibliothek :

https://opacplus.bsb-muenchen.de/Vta2/bsb10570772/bsb:BV004975483?page=16

23. Vampire in alten jüdischen Texten: Was taten sie dort?

In ihrem Monotheismus sicher, mögen Juden spotten, aber einige der frühesten Texte über Vampire wurden von ihren Glaubensbrüdern auf Hebräisch geschrieben.

Die Vampire, die heute in der Populärkultur reichlich vorhanden sind, sind zum größten Teil eine literarische Verzierung des alten slawischen Glaubens, dass die Toten unter bestimmten Umständen nachts aus ihren Gräbern auferstehen und ihre Nachbarn, Freunde und Familie töten können.

Moderne Juden mögen sich über die Vampirkultur lustig machen, sicher in ihrem Monotheismus, der den Glauben an solchen Unsinn ausschließt. Aber sie sollten ihren Mund halten. Einige der frühesten Texte über Vampire wurden von ihren Glaubensbrüdern auf Hebräisch geschrieben, allerdings nachdem sie von ihren Nachbarn von der Pest der Untoten erfahren hatten.

Einige Autoritäten erwähnen Lilith als frühes Beispiel eines Vampirs . Es stimmt, dass sie wie ein klassischer Vampir nachts tötet, aber hier enden die Ähnlichkeiten. Lilith sollte besser als Dämon kategorisiert werden. Die ersten Hinweise auf Vampire im Judentum finden sich in drei hebräischen Büchern, die im Mittelalter geschrieben wurden: Midrash Shmuel (der aggadische Kommentar zum Buch Samuel); Sefer Chassidim, ein wichtiges Buch über Gesetze, Sitten und Gebräuche des deutschen Judentums um die Jahrhundertwende; und das verwandte Buch Sefer HaRokeah. weiter, hier:

https://www.haaretz.com/jewish/2016-02-11/ty-article/did-jews-once-believe-in-vampires/0000017f-e398-d9aa-afff-fbd85bb30000

24, Tikun Olam

Tikun Olam (Reparatur der Welt), häufig auch Tikkun Olam oder Tiqqun Olam, ist ein ursprünglich in der frühen Periode des rabbinischen Judentums entstandenes ethisches Prinzip, das später in der Kabbala aufgegriffen wurde und während des Mittelalters neue Bedeutungen erhielt sowie weitere Bedeutungsbeilegungen in modernen Strömungen des Judentums erfuhr.

In der jüdischen Liturgie erscheint der Ausdruck letakken Olam („Weltverbesserung“) im täglichen Schlussgebet Alenu als Ausdruck der messianischen Hoffnung.

Eine spezielle Bedeutung hat das Wort tikun in den Lehren der Kabbala. Auslöschung des Makels, Wiederherstellung der Harmonie, war der von den kabbalistischen Nachfolgern des Zohar dem Wort zugeordnete Sinn. Gemeint waren damit jene religiösen Taten Israels, die helfen würden, eine Trennung Gottes von der Schechina zu überwinden. Im Rahmen der Lehren Isaak Lurias standen die tikun für Handlungen, die die göttlichen Mächte von den Folgen jener Urkatastrophe erlösen, die das „Zerbrechen der Gefäße“ genannt wird.

Ähnlich wie die Adaption des jiddischen Widerstandsliedes Mir velen zei iberleben (oder: Mir veln zey iberlebn, „Wir werden sie überleben“), wird Tikun Olam in der feministischen und queeraktivistischen Szene der Vereinigten Staaten von Amerika aufgegriffen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Tikun_Olam

In der Neuzeit, insbesondere in den Post- Haskala- Bewegungen, bezieht sich Tikkun Olam zunehmend auf das Streben nach sozialer Gerechtigkeit  oder „die Etablierung göttlicher Eigenschaften auf der ganzen Welt“ , basierend auf der Idee, dass „Juden tragen.“ Verantwortung nicht nur für ihr eigenes moralisches, spirituelles und materielles Wohlergehen, sondern auch für das Wohlergehen der Gesellschaft insgesamt.

Eine Vorstellung von Tikkun Olam findet sich auch im Aleinu , einem abschließenden Teil der meisten jüdischen Gemeindegebete , der sich im Gegensatz zum Gebrauch der Mischna auf das Ende der Zeit konzentriert. Der Aleinu fleht Gott an:

Übersetzung: „um schnell Deine mächtige Pracht zu sehen, um zu bewirken, dass Abscheulichkeit (Götzendienst) aus dem Land entfernt wird und die (falschen) Götter völlig ‚abgeschnitten‘ werden, um Olam – eine Welt zu reparieren/zu reparieren/zu errichten – unter sich zu nehmen.“ das Reich des Allmächtigen“

Mit anderen Worten: Wenn alle Menschen auf der Welt falsche Götter aufgeben und Gott anerkennen, wird die Welt vervollkommnet sein.

Anmerkung : Mit anderen Worten, sind im Judentum, (wie auch in anderen Religionen ) andere Götter, falsche Götter. Somit wären wir bei der Welteinheitsreligion, wenn Tikkun Olam lt. dem Alenu umgesetzt wird-

Lurianische Kabbala 

Die lurianische Kabbala beschäftigt sich mit der Rolle von Gebeten und Ritualen im Tikkun der oberen Welten. Gemäß dieser Vision der Welt zog Gott einen Teil von Gottes unendlichem Licht ( Ohr Ein Sof ) zusammen und verbarg sich selbst, um die Welt zu erschaffen. Die Gefäße ( Kelim ) des ersten Universums – Olam HaTohu , d. h. die „Welt des Chaos“ – zersplitterten ( Shevirat HaKelim ) und ihre Scherben wurden zu Lichtfunken ( neẓuẓot) , die im nächsten Universum – Olam HaTikun , d. h. „der“ gefangen waren Welt der Berichtigung. Das Gebet, insbesondere die Kontemplation verschiedener Aspekte der Göttlichkeit ( Sephirot ), setzt diese Funken des Lichts Gottes frei und ermöglicht ihnen, sich wieder mit der Essenz Gottes zu vereinen. Die „Berichtigung“ ist zweierlei: die Sammlung von Licht und Seelen, die der Mensch durch die kontemplative Ausübung religiöser Handlungen erreichen soll. Das Ziel einer solchen Reparatur, die nur von Menschen durchgeführt werden kann, besteht darin, das Heilige von der geschaffenen Welt zu trennen und so die physische Welt ihrer Existenz zu berauben und das materielle Universum zu zerstören. Dies stellt alle Dinge in einer Welt vor der Katastrophe innerhalb der Gottheit wieder her. 

Anmerkung : Das Heilige von der geschaffenen Welt zu trennen “ ? Das würde bedeuten, Satan auf dieser Welt einen Weg zu ebnen, denn die Heiligkeit kommt von Gott. So langsam dämmert mir, wie satanische Sekten. wie Frankismus und Sabatianismus im Judentum entstehen konnten.

Laut Moshe Chaim Luzzatto ist die physische Welt in seinem Buch Derech Hashem mit spirituellen Bereichen darüber verbunden, die die physische Welt beeinflussen, und darüber hinaus haben Juden die Fähigkeit, diese spirituellen Kräfte durch physische Taten und freien Willen zu lenken und zu kontrollieren. Gottes Wunsch in der Schöpfung war, dass Gottes Schöpfungen letztendlich Gottes Einheit anerkennen und das Böse überwinden; Dies wird die Vollkommenheit ( Tikkun ) der Schöpfung darstellen. Während die Juden jetzt die Thora besitzen und sich der Einheit Gottes bewusst sind, glauben einige, dass die Berichtigung abgeschlossen sein wird, wenn die gesamte Menschheit diese Tatsache erkennt.  In den letzten Jahren haben jüdische Denker und Aktivisten die lurianische Kabbala genutzt, um das gesamte Spektrum ethischer und ritueller Mizwot in Handlungen des Tikkun Olam zu erheben . Der Glaube, dass nicht nur das Gebet göttliche Funken weckt, sondern auch alle Mizwot , einschließlich der traditionell als ethisch verstandenen, war bereits Teil der Kabbala, aber die zeitgenössische Betonung dient dem Zweck, darin eine mystische Tiefe und spirituelle Energie zu finden ethische Mizwot .  ( Mizwot = Gebote, Pflichten )

Die Anwendung der lurianischen Kabbala auf ethische Mizwot und soziales Handeln ist besonders auffällig, da die lurianische Kabbala sich selbst als eine Reparatur von Dimensionen innerhalb der spirituellen, mystischen Welten verstand und nicht als diese Welt und ihre sozialen Beziehungen

Der ursprüngliche Kontext des Aleinu-Gebets in der Rosch-Haschana-Liturgie geht mit der Hoffnung einher, dass „alle [Menschen/Geschöpfe] eine einzige Vereinigung bilden werden, um Deinen Willen mit ganzem Herzen zu tun“. In vielen Zusammenhängen wird dies als Aufruf zu Universalismus und Gerechtigkeit für die ganze Menschheit interpretiert. Gefühle, die in der gesamten jüdischen Liturgie verbreitet sind. Im Gebetbuch der amerikanischen Konservativen Bewegung, Siddur Sim Shalom , geht beispielsweise „Ein Gebet für unser Land“ auf diese Passage ein: „Mögen Bürger aller Rassen und Glaubensrichtungen in wahrer Harmonie ein gemeinsames Band schmieden, um allen Hass und alle Bigotterie zu verbannen“ und „Alle Menschen in Frieden und Freiheit vereinen und ihnen helfen, die Vision deines Propheten zu erfüllen: ‚Nation soll nicht mehr das Schwert gegen Nation erheben, und sie werden auch keinen Krieg mehr erleben.‘“ Beide Zeilen drücken voll und ganz die Idee der universellen Gleichheit, Freiheit, und Frieden für alle.

Möglicherweise war Rabbi Abraham Isaac Kook (1865–1935) der erste jüdische Denker, der den Ausdruck „tikkun olam“ im modernen Sinne von „die Welt in Ordnung bringen“ durch den Aufbau einer gerechten Gesellschaft verwendete . Laut dem jüdischen Gelehrten Lawrence Fine wurde der Ausdruck Tikkun Olam in der modernen jüdischen Geschichte in den Vereinigten Staaten erstmals in den 1950er Jahren vom Gründer des Brandeis-Bardin Camp Institute, Shlomo Bardin , verwendet . Bardin interpretierte das Aleinu- Gebet, insbesondere den Ausdruck le-taken olam be-malchut shaddai (typischerweise übersetzt als „ Wenn die Welt unter der Herrschaft des Allmächtigen vervollkommnet werden soll “), als eine Verantwortung für das jüdische Volk, auf eine bessere Welt hinzuarbeiten .  Obwohl Bardin ein bedeutender Popularisierer des Begriffs war, findet man ihn auch in den späten 1930er und frühen 1940er Jahren in ähnlicher Weise von Alexander Dushkin  und Mordecai Kaplan .  Als in den 1970er und 1980er Jahren linksgerichtete progressive jüdische Organisationen begannen, in den Mainstream vorzudringen, gewann der Ausdruck Tikkun Olam immer mehr an Bedeutung. Der Ausdruck wurde seitdem von einer Vielzahl jüdischer Organisationen übernommen und bedeutet alles von direktem Dienst bis hin zu allgemeiner Philanthropie.  Es wurde einem breiten internationalen Publikum präsentiert – selbst ein Hinweis darauf, wie weit Tikkun Olam mittlerweile das amerikanische jüdische Leben durchdrungen hatte –, als Mordecai Waxman den Ausdruck in einer Rede während des Besuchs von Papst Johannes Paul II. in den Vereinigten Staaten im September verwendete 

Klassische jüdische Texte lehren, dass die Durchführung ritueller Mizwot (gute Taten, Gebote, Verbindungen oder religiöse Verpflichtungen) ein Mittel von Tikkun Olam ist und dabei hilft, die Welt zu vervollkommnen, und dass die Ausübung weiterer Mizwot das Kommen des Messias und des Messias beschleunigen wird Messianisches Zeitalter . Dieser Glaube reicht mindestens bis in die frühe talmudische Zeit zurück. Laut Rabbi Yochanan, der Rabbi Shim’on bar Yochai zitiert , wird das jüdische Volk erlöst, wenn jeder Jude den Schabbat zweimal in all seinen Einzelheiten begeht. Einige erklären, dass dies geschehen wird, weil die Schabbatruhe (die als Vorgeschmack auf das messianische Zeitalter gilt ) Juden dazu anspornt, an den sechs Arbeitstagen der Woche härter zu arbeiten, um das messianische Zeitalter näher zu bringen. Es wird erwartet, dass es im messianischen Zeitalter keine Ungerechtigkeit oder Ausbeutung geben wird, ein Zustand, der mit Tikkun Olam vergleichbar ist .

Einige Juden glauben, dass die Durchführung der Mizwot eine Mustergesellschaft unter dem jüdischen Volk schaffen wird, die wiederum Einfluss auf den Rest der Welt haben wird. Indem sie sich selbst, ihre lokale jüdische Gemeinde oder den Staat Israel vervollkommneten, gaben die Juden ein Beispiel für den Rest der Welt. Das Thema wird häufig in Predigten und Schriften im gesamten jüdischen Spektrum wiederholt: Rekonstruktivisten, Reformisten, Konservative und Orthodoxe.

Philanthropie ist ein wirksames Instrument zur Ausübung von Tikkun Olam , da sie Organisationen unterstützt, die direkte Dienste leisten. Es gibt viele verschiedene philanthropische Organisationen, die sich der Reparatur der Welt widmen. Die Jewish Federations of North America , eine der zehn größten Wohltätigkeitsorganisationen der Welt, zählt Tikkun Olam zu den drei Hauptprinzipien, nach denen sie arbeitet. In ähnlicher Weise unterstützt der American Jewish World Service Basisorganisationen, die in Afrika, Asien und Amerika Veränderungen bewirken.

Es wird angenommen, dass das jüdische Volk durch die Durchführung der Mizwot zu einer Mustergesellschaft wird. Diese Idee wird manchmal auf biblische Verse zurückgeführt, in denen die Juden als „ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation“ ( Exodus 19:5–6 ) und „ein Licht der Nationen“ oder „ein Licht für die Nationen“ ( Jesaja 42) beschrieben werden :6 und Jesaja 49:6 ). Die Philosophien von Rabbi Samson Raphael Hirsch , Rabbi Abraham Isaac Kook und Rabbi Yehuda Ashlag sind in diesem Bereich prominent, ersterer rational und im Sinne einer Kehilla (Gemeinschaft) von Juden in Galut (der Diaspora ) ihre nichtjüdischen Nachbarn beeinflussen, und letztere beeinflussen mystisch und in zionistischen Begriffen eines jüdischen Staates die anderen Nationen der Welt. Einige andere orthodoxe Rabbiner, viele, aber nicht alle modern-orthodox , folgen einer Philosophie, die der von Hirsch ähnelt, darunter Joseph H. Hertz ,Isidore Epstein , und Eliezer Berkovits .  Die Philosophie des religiösen Zionismus folgt Kook in seiner Philosophie.

In der modernen orthodoxen Philosophie (die insbesondere in Amerika häufig mit dem religiösen Zionismus verflochten ist) wird allgemein angenommen, dass Mizwot praktische, weltliche, soziologische und erzieherische Auswirkungen auf diejenigen haben, die sie ausführen, und dass die Mizwot auf diese Weise die Juden vervollkommnen und die Welt.

Das ultimative Ziel der Mizwot besteht also darin, dass moralische und religiöse Werte und Taten das jüdische Volk und letztlich die ganze Welt durchdringen. Dennoch spielen die rituellen Mizwot in diesem Modell von Tikkun Olam eine entscheidende Rolle und stärken das, was durch das Ethische erreicht wird.

Für einige Juden bedeutet der Ausdruck Tikkun Olam , dass Juden nicht nur für die Schaffung einer Mustergesellschaft untereinander verantwortlich sind, sondern auch für das Wohlergehen der Gesellschaft insgesamt.  Diese Verantwortung kann in religiöser, sozialer oder politischer Hinsicht verstanden werden und es gibt viele unterschiedliche Meinungen darüber, wie Religion, Gesellschaft und Politik interagieren.

Jane Kanarek , eine konservative Rabbinerin, argumentiert, dass Diskussionen über Tikkun Olam in der Mischna und im Talmud darauf hinweisen, wie wichtig es ist, durch Gesetze systemische Veränderungen herbeizuführen. Sie kommt zu dem Schluss, dass sich das zeitgenössische Tikkun Olam auch auf systemische und strukturelle Veränderungen der Gesellschaft konzentrieren sollte. 

Während viele nicht-orthodoxe Juden argumentierten, dass Tikkun Olam eine sozialliberale Politik erfordere, plädierten einige für die Gültigkeit eines konservativen politischen Ansatzes für Tikkun Olam. Michael Spiro, ein rekonstruktivistischer Jude, beruft sich auf eine konservative Tradition, die freie Märkte gerade deshalb betont, weil sie glaubten, dass dies der Weg zum höchsten öffentlichen Wohl sei . Darüber hinaus haben Konservative immer die Bedeutung privater Bemühungen um Gemilut Chasadim (Wohlwollen) und Tzedakah (Wohltätigkeit oder Philanthropie) betont, und Spiro argumentiert, dass Tikkun Olam durch solche privaten Bemühungen und nicht durch die Regierung durchgeführt werden sollte.

Anmerkung : Während z.b. das Christentum, nur diejenigen berücksichtigt, die auch folgen wollen ( Jesus, wer mir folgt…), hat das Judentum mit Tikkun Olam den Anspruch, die gesamte Welt zu beglücken, natürlich immer zum Wohle der Menschheit. Da gab es schon jemanden, der meinte der Welt seine Ideen aufzupfropfen, ohne die Völker zu fragen, ob sie es wollen. Karl Marx, diese Ideologie war bisher die mörderischste, die die Menschheit bisher gesehen hat. Ähnliches wird geschehen, wenn man den Völkern ihre Götter raubt. Vielleicht ist es das, was mit Apokalypse beschrieben wird. Bei dem, was sich so harmonisch für die Völker der Welt anhört darf man nicht vergessen, das die nichtjüdische Bevölkerung ( Goyim) die noachidischen Gebote einhalten muss , unter Aufsicht der dann herrschenden Klasse. Das Zeichen für diese Gebote ist der Regenbogen, der in der Öffefentlichkeit schon sehr präsent ist, dank Genderbewegung.

Geoffrey Claussen , Professor an der Elon University , hat behauptet, dass Konzepte von Tikkun Olam jüdische Fundamentalisten wie Meir Kahane und Yitzchak Ginsburgh inspiriert haben . Laut Claussen „spiegeln Visionen von Tikkun Olam zwar Demut, Rücksichtnahme und Gerechtigkeit wider, sind sie aber oft von Arroganz, Übereifer und Ungerechtigkeit geprägt.“

https://en.wikipedia.org/wiki/Tikkun_olam

25. Mystische Hochzeit

Die mystische Hochzeit ist ein Motiv der jüdisch-christlichen Literatur, Theologie und Kunst. Die religiöse Vorstellung einer Vereinigung von Gott und Mensch (unio mystica) wird unter dem Bild der Verlobung und Vermählung gedacht und dargestellt. Im Gegensatz zur Hochzeit zweier Götter (Hierogamie) handelt es sich bei der weiblichen Seite der mystischen Hochzeit um eine irdische Braut.

In der frühen christlichen und in der rabbinischen Literatur entwickelte sich aus Kommentaren zum Hohenlied das Bild der Vermählung Zions, der Kirche, der einzelnen Seele oder einer gottgeweihten Jungfrau mit Gott bzw. dem Messias.

Die Brautsymbolik der Propheten des Alten Testaments ergänzte diese Hochzeitsmystik. In der Kabbala ist die Rede davon, dass eine weibliche Manifestation Gottes, die Schechina, unter die Menschen ausgeht und es zu einer Vereinigungssehnsucht der Menschen mit Gott kommt. Im Neuen Testament ist von Jesus Christus als dem Bräutigam die Rede. Es entstand auf diese Weise im Mittelalter eine Theologie und Frömmigkeit, in der eine Vermählung der allegorischen Braut mit Gott angestrebt wurde.

Bereits in frühchristlicher Zeit war es üblich, Jungfrauen zu weihen, die Christus mystisch anverlobt und für den Dienst der Kirche bestimmt wurden. Es bildete sich im Laufe der Zeit der Ritus der Jungfrauenweihe heraus, der sich in der lateinischen Kirche und den Ostkirchen erhalten hat. Ikonographisch vielfältig zeigen sich künstlerische Darstellungen, die die mystische Anverlobung heiliger Jungfrauen mit Christus nachempfunden haben.

Brautmystik in den Kommentaren zum Hohelied

Das Hohelied ist eine liebeslyrische Schrift der biblischen Weisheitsliteratur. In diesem erotischen Wechselgesang wird eine Liebesbeziehung zwischen einer jungen Frau und dem König Salomo geschildert, der auch als Autor der Schrift genannt wird. Im Hellenismus wurde das erotische Lied allegorisch überhöht, eine Tendenz, die das ganze Mittelalter anhielt und erst bei Johann Gottfried Herder durchbrochen wurde. Vorher lehnten die Kommentatoren fast alle eine weltliche, wörtlich-erotische Auslegung ab und interpretierten das Liebesgedicht als Beschreibung der Liebe zwischen Gott und seinem auserwählten Volk (im Judentum) bzw. zwischen Christus und der Kirche als Braut Christi (im Christentum). Aus Kommentaren zum Hohelied entstand so eine Brautmystik (auch: nuptiale Mystik), die eine explizit leibbezogene, personal beziehungshafte Gestalt mystischer Erfahrung darstellt.

Das Judentum hat den Weg einer sinnbildlichen Deutung (der Allegorese) des Hohenliedes vorgezeichnet, indem es für die Kommentare auf Bilder vom Bund Gottes mit seinem Volk als Liebe, Brautschaft und Ehe und auf die prophetische Brautsymbolik zurückgriff. Die nachexilischen Jesajatexte, Deuterojesaja und Tritojesaja, verwenden beispielsweise das Bild der Braut, um Israels neuen Glanz in der Wiederherstellung durch JHWH nach der glanzlosen Zeit im Exil zu beschreiben.

Auch Motive des Neuen Testaments wurden für die Interpretation des Hohenlieds genutzt. Die Gegenwart des Bräutigams Jesus bei den Jüngern (Mk 2,19 EU) und die eschatologische Wiederkunft des Bräutigams Christus (Mt 25,1–13 EU) drücken mit dem Wortfeld der Brautsymbolik die intensive Verbindung und Treue der Gemeinde aus. Paulus sieht die Gemeinde als Braut Christi (Eph.: 5,31–32 EU), in (2 Kor.: 11,2 EU) sogar mit dem Wort „Jungfrau“ (gr.: parthénos ) statt „Braut“ 

In den Hoheliedinterpretationen von Methodios von Olympos († vermutlich 311 oder 312) und bei Ambrosius von Mailand (339–397) findet man eine Deutung der Braut als gottgeweihte Jungfrau. Da diese Tradition im christlichen Mittelalter weitergeführt wurde, spielte das Hohelied eine hervorgehobene Rolle in der Marienfrömmigkeit der christlichen Mystiker.

Die Hochzeit der Schechina in der Kabbala

Auch die jüdische Kabbala kennt die Vorstellung einer mystischen Hochzeit. Seit Juda ben Samuel (ca. 1140/50–1217) gibt es die Lehre, man könne sich zwar nicht mit Gott vereinen, aber mit der Schechina, einer Art Wohnstatt der Gottheit. Die Schau und die Vereinigung (ziwwuga) mit der Schechina wurde besonders ab dem 16. Jahrhundert in erotischer Symbolik ausgedrückt, die an die kabbalistische Darstellung im Zohar anknüpfte, nach der Mose in mystischer Ehe mit der Schechina dargestellt wird. Gershom Scholem (1897–1982) grenzt die kabbalistische Schechinalehre von der Brautmystik aus den Kommentaren des Hohelieds ab. Die Schechina sei eine Manifestation Gottes und die Braut der Bibel sei eine allegorische Darstellung des Volkes Israel  Es gebe aber eine Verbindung dieser beiden Konzepte. Mit der Vertreibung aus dem Paradies sei die Schechina mit vertrieben worden. Diese Trennung von Gott wird als ‚Schechina im Exil‘ beschrieben. Die Schechina weilt unter Israel, so dass das Volk Israel Gott in Liebe zugeneigt ist wie die Braut des Hohelieds.

Ein Thema der Kabbala ist der Tzimtzum, eine Art Zusammenziehung des En Sofs (des Unendlichen). Tzimtzum wird teilweise als das kreative Nichts Gottes gedeutet. Dieses Nichts sei die Lebenskraft der Welt. Die Gottheit steigt in das Nichts herab und der Mensch steigt in einem Akt der Einswerdung zu der göttlichen Weisheit (Ḥochmā) des Nichts hinauf. In diesem Aufstieg wird von Seiten der Menschen die kontemplative Nichtung des Materiellen und eine Vereinigung mit der Gottheit angestrebt.

Die erste Zeile des Hymnus Lecha Dodi des Kabbalisten Schlomo Alkabez (1505–1576) lautet: Komm, mein Freund, der Braut entgegen, lasst uns den Sabbat begrüßen. Mit diesem Aufruf wird die Schechina mit dem Sabbat identifiziert und dabei als Braut angesehen. In der jüdischen Mystik verkörpert der „heilige Mond“ die Sabbat-Braut bzw. die Schechina in der Welt, die mit Israel identifiziert wird. „Die monatliche periodische Verkleinerung des Mondes (analog zur monatlichen = mondlichen Menstruation) symbolisiert das ‚Exil der Schechina‘, die Wiederherstellung des Mondes zu ursprünglicher Größe und Leuchtkraft dagegen die Erlösung des Leibes aus dem Exil.“

In der Dreifaltigkeitskirche in Bad Teinach gibt es eine kabbalistische Lehrtafel. Sie wurde von Prinzessin Antonia zu Württemberg (1613–1679) ( siehe Nr.8 ) gestiftet, der Schwester Eberhards III. Der aufklappbare Gemäldeschrein stellt ein geistliches Weltsystem dar. In geschlossenem Zustand sieht man als Außenbild eine himmlische Hochzeit. Hier werden die kabbalistischen Traditionen bis zur Unkenntlichkeit modifiziert und christlich umgedeutet. Die mystische Hochzeit ist hier ein Brautzug, der die Metapher des Aufstiegs zum Himmel wörtlich nimmt. Der lange Zug der eingeladenen Jungfrauen knüpft an die endzeitlichen Hochzeitsgeschichten des Neuen Testaments an. Als Braut, die gerade gekrönt wird, ist hier die Prinzessin Antonia von Württemberg selbst dargestellt.

Höchstes Ziel war im Mittelalter die unio mystica, die mystische Vereinigung mit Gott, ein „Gottspüren“ oder in einem weiteren Sinn „ein Bewusstsein der unmittelbaren Gegenwart Gottes“. Dieses Spüren Gottes wird im Mittelalter „auch erotisch aufgeladen und Gotteserkenntnis als Begegnung zwischen Ich und Gott im Sinne einer ‚heiligen Hochzeit‘ zwischen Seele und Gott bzw. Christus gedeutet“

Der Kirchenlehrer Gregor von Nyssa (ca. 335/340 – nach 394) verband Platons Auffassung von Philosophie als Verähnlichung mit Gott und die christliche Auffassung des Menschen, den Gott nach seinem Bilde schuf. Die Mystik Gregors zielt allerdings nicht auf eine Vereinigung, sondern auf eine Teilhabe an Gott. Bernhard von Clairvaux (1090–1153) versucht in seinen Schriften eine ekstatische Gottesverbindung, eine Deification der Seele anschaulich zu machen. Seit Bernhard verbindet sich die Brautmystik auch mit Elementen der Leidens- und Kreuzesmystik

Auch Carl Gustav Jung (1875–1961) deutete alchemistische Bilder der mystischen Hochzeit als Beitrag zur Psychoanalyse.

C. G. Jung entwickelte in seinem Artikel: Die Psychologie der Übertragung (1946) den freudschen Begriff der Übertragung weiter. Anhand von mystischen Hochzeitsbildern aus dem alchemistischen Buch Rosarium Philosophorum deutet Jung die Phänomene der Übertragung und Gegenübertragung im therapeutischen Prozess.

https://de.wikipedia.org/wiki/Mystische_Hochzeit

26. Schechina

Die Schechina  ist in der jüdischen Religion die „Einwohnung“ oder „Wohnstatt“ Gottes in Israel, die als Inbegriff der Gegenwart Gottes bei seinem Volk verstanden werden kann. Zu den Nebenbedeutungen des Begriffes gehören „Ruhe“, „Glück“, „Heiligkeit“ oder „Frieden“, immer als Merkmale, die den Wirkungskreis der Gegenwart Gottes charakterisieren und für die Menschen spürbar werden lassen.

Die Vorgeschichte dieses Begriffs und der damit verbundenen theologischen Konzeption von „Gottes Heimstätte auf Erden“, die erst später in der rabbinischen Literatur zu einem zentralen Topos des Judentums wurde, reicht in die persischhellenistische Zeit zurück.

Die Schechina als Inbegriff der Nähe und Präsenz Gottes ging später auf den Jerusalemer Tempel und den heiligen Bezirk der Stadt über.

Der Sefer ha-Bahir (erstmals im 12. Jhd. in Südfrankreich veröffentlicht) ist das erste Werk, das die Schechina in einem weiblichen Kontext erwähnt, indem es sie als Frau, Braut und Tochter der männlichen Kraft beschreibt.

Übernommen wird dieses Bild von Abraham Abulafia und anderen Kabbalisten aus Gerona und Kastilien.

Gershom Scholem deutete die Idee einer weiblichen Schechina als Manifestation einer gnostischdualistischen Vorstellung in der frühen Kabbala, die seit der Antike im Verborgenen ruhte und erst im Mittelalter an die Oberfläche tritt. Neuere Forschungen betrachten diese Wendung eher als Übernahme der Madonnenverehrung des Christentums, die im 12. Jahrhundert ihren Höhepunkt fand, allerdings kann diese Herleitung ebenso wenig wie die Gnosis-These Scholems anhand von Textfunden bewiesen werden. Eine dritte Hypothese geht davon aus, dass es sich hierbei um eine eigene Schöpfung des Verfassers des Bahir handelt, wofür auch textimmanenthermeneutische Argumente angeführt werden können.

Im Zohar werden die Funktionen der Schechina schließlich in großer Ausführlichkeit beschrieben, und das Bestreben, mit ihr in geistige Berührung zu kommen, bildet einen Hauptbestandteil kabbalistischer Rituale. Sie steht als niedrigste Sefira den Leiden des Volkes Israel am nächsten, befindet sich wie dieses im Exil und ist am stärksten den Kräften des Bösen ausgesetzt, die sich ihrer weiblichen Schwäche bedienen, um Macht über sie zu gewinnen und sie von der Sefira Tif’eret wegziehen wollen. Durch das kabbalistische Ritual soll die Wiedervereinigung mit ihrem Mann erwirkt werden.

In der Vorstellung des Kreises um Isaak Luria entsteht die Schöpfung aus göttlichen Kontraktionen und Strömungen. In der lurianischen Darstellung eines aus Sefirot bestehenden Urbildes des Menschen (Adam Qadmon) geht aus der letzten Sefira die untere Welt hervor. Diese Sefira wird Schechina genannt (auch Malchut, was ‚Königreich‘ oder ‚Herrlichkeit‘ bedeutet). Funken der Schechina, also göttliche Funken, sind bei der Schöpfung in die Welt gefallen. Dabei wird die Schechina der weiblichen Sphäre zugeordnet und als ergänzende, weibliche Dimension Gottes begriffen, was sich bspw. im Bild der Braut äußert. Das Brautmotiv stellt metaphorisch die „Gemeinschaft“ zwischen der Schechina und Gott dar, also die Einheit zwischen dem für menschliche Begriffe unfassbaren Gott im Himmel und seiner Vergegenwärtigung in der Welt.

Im Chassidismus können die Menschen eine aktive Rolle bei der Erlösung spielen, indem sie die Funken der Schechina einsammeln. Die Chassidim gehen von göttlicher Immanenz in der Welt aus.

In christlichen Interpretationen des kabbalistischen Lebensbaums (Sephiroth) findet über die Weisheitstradition eine Gleichsetzung nicht nur von Malchut (Gottesreich) und Schechina, sondern auch von Chokhma (hebräisch) bzw. Sophia (griechisch ‚Weisheit‘) und Schechina statt. In seinen mystischen Abhandlungen schildert Jakob Böhme die personifizierte Weisheit Jesu Christi und beschreibt die Gemeinschaft zwischen der Weisheit und dem Menschen als Erleuchtungserfahrung. Die Erlösung durch Jesus Christus wird in der Begegnung des Menschen mit dieser Weisheit im Hier und Jetzt vergegenwärtigt. Schechina und Sophia können zwar nicht per se gleichgesetzt werden, personifizieren aber beide die weibliche Dimension Gottes, die sowohl der Schöpfung als auch der Erlösung innewohnt. Beide Vorstellungen sind auch mit messianischen Erwartungen verbunden, die der Christ in Jesus Christus erfüllt sieht. Besonders Friedrich Christoph Oetinger zogen die messianischen Tendenzen der Kabbala an.

Die Schechina bezeichnet die Gegenwart Gottes in der Welt, also seine Immanenz. Die Schechina trägt verschiedene Namen (z. B. die hier erwähnten Malchut und Schabbath). Sie bietet Anknüpfungspunkte für das interreligiöse ökumenische Gespräch. Ihre Vorstellung als eine weibliche göttliche Dimension bietet auch Anknüpfungspunkte für die feministische Theologie. Aufgrund mancher tradierter negativer Beschreibung von weiblichen Aspekten ergeben sich daraus auch Ansätze zur Kritik: Beispiele zur Kritik an der kabbalistischen Tradition sind die Vorstellung der Passivität des Weiblichen oder die Vorstellung, dass alles Böse aus dem Weiblichen entspringt. Das Gesamtkonzept zielt auf kosmisches Gleichgewicht. Die Idee der Einheit von Ursprung und Ziel ist schon platonisch und findet sich auch in Gnosis und Gnostizismus.

https://de.wikipedia.org/wiki/Schechina

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