Messianische Hoffnung in Hamburg, 1666

Diesen Beitrag stelle ich hier stellvertretend ein, für viele jüdische Gemeinden der damaligen Zeit. Sabbatianer und Frankisten und deren sehr große Anhängerzahl sind wie von der Bildfläche verschwunden, insbesonders in Biographien.

Die Dönme gibt es nach wie vor in der Türkei und deren Gedankengut lebt weiter :

Dönmeh West:

Dönmeh West ist eine nicht-sektiererische, internationale Organisation, die eine originelle Neuformulierung des sabbatäischen und frankistischen Kabbalismus durch ihren Gründer und Anführer Reb Yakov Leib HaKohain fördert. Seine Website hat bis heute über 100.000 internationale Besucher und ist eine der meistgesehenen Websites zum Thema Kabbala im Internet.

Donmeh West wurde 1972 vom heute 75-jährigen Kabbalisten, Religionsphilosophen und Dichter Reb Yakov Leib HaKohain , einem Nachkommen der türkischen Sabbatäer-Gemeinschaft, gegründet. Sowohl ihm als auch Donmeh West wird allgemein zugeschrieben, dass sie in den letzten 40 Jahren eine weltweite Wiederbelebung der neosabbatianischen Kabbala initiiert und geleitet haben.

https://religion.fandom.com/wiki/Donmeh_West ( Die dortigen Links sind alle abgeschaltet)


Die Anhängerschaft der Sabbatianer und Frankisten war unter den damaligen Juden derart hoch, die können sich nicht einfach alle in Luft aufgelöst haben :

Messianische Hoffnung in Hamburg, 1666

Gerade Brüche und Zäsuren stellen einen interessanten Untersuchungsgegenstand dar, da sie Einblick in die von ihnen unterbrochenen soziale Strukturen bieten. Die Nachricht über die Ankunft des Messias in den Jahren 1665–66, die von der Memoirenschreiberin Glikl von Hameln erzählt wurde, stellt solch einen Augenblick in der Geschichte der Hamburger Juden dar. In Buch III ihrer Erinnerungen berichtet Glikl davon, wie die Hochstimmung in Verzagtheit umschlug, als kurze Zeit nachdem die verheißungsvollen Nachrichten über die bevorstehende Erlösung der Juden in Nordeuropa eintrafen, diese von dem Übertritt des Erlösers zum Islam in Konstantinopel zerstört wurden. Glikls Bericht von der sabbatianischen Bewegung  in Hamburg ist aufschlussreich als lebendiges Portrait der Aufbruchsstimmung, von der die Juden dieser Stadt erfasst wurden, als die Nachricht erstmalig eintraf. Er ermöglicht, nachzuvollziehen wie sich Nachrichten zwischen entfernten Gemeinden verbreiteten — besonders zwischen den „Entrepôts“  der sefardischen Diaspora auf der italienischen Halbinsel, im Osmanischen Reich und in Nordwesteuropa — und gibt Aufschluss über die Unstimmigkeiten zwischen den verschiedenen jüdischen Gruppierungen in der Stadt Hamburg.

Die Verfasserin und der Text

Glikl, die Tochter von Judah Leib, wurde 1646 in Hamburg geboren und starb 1724 in Lunéville in Lothringen. Als Tochter eines Händlers und einer Geschäftsfrau wurde sie im Alter von 14 Jahren mit einem Geschäftsmann namens Haim von Hameln verheiratet und betrieb mit ihm ein Geschäft, das mit Edelmetallen und -steinen handelte. Glikl brachte 14 Kinder zur Welt, wovon 12 das Kleinkindalter überlebten.

Der Text von Glikl wurde nicht als Tagebuch geschrieben, in dem die Begebenheiten in zeitlicher Nähe zu ihrem Geschehen aufgeschrieben werden. Vielmehr hat Glikl ihre Memoiren als eine Abrechnung mit der Vergangenheit verfasst, angeregt durch die Notlage ihrer Familie. Es scheint, als hätte Glikl in zwei getrennten Zeitabschnitten am Text gearbeitet. Sie erzählt ihren Kindern, denen die Memoiren gewidmet sind, dass ihre erste Motivation darin bestanden hätte, die Melancholie nach dem Tod ihres Mannes Haim (1690) zu überwinden. Ein beträchtlicher Teil ihrer Niederschriften ist aber eine retrospektive Selbstinszenierung nach dem Bankrott und Tod ihres zweiten Ehemannes, Cerf Levi von Metz (1712). Während die erste Ehe von Zuneigung, Partnerschaft und Wohlstand geprägt war, wurde die zweite von finanziellem Ruin, Armut und Not überschattet. Ihre Erinnerungen an die sabbatianische Bewegung  in Hamburg sind deshalb auch Teil eines rückwärtsgerichteten Blickes auf die Geschichte, der vom sich wandelnden Schicksal ihrer Familie geprägt ist.

Die Zikhroynes  von Glikl verschmelzen persönliche Narrative mit dem größeren Kontext des jüdischen Lebens und der Menschheit, sie mischen Elemente moralischer Märchen und der Volksfrömmigkeit mit persönlichen Erinnerungen an Erlebtes. Den Text kann man somit als Erinnerung an Vergangenes, Rechtfertigung der Gegenwart und ethisches Vermächtnis für die Zukunft ihrer Leser verstehen, an die das Werk adressiert ist: ihre Kinder.

Der Kontext: Die sabbatianische Bewegung

Die sabbatianische Bewegung hatte ihren Ursprung in Palästina im Jahr 1665. Ausgangspunkt dieser Bewegung war Schabbtai Zvi, der den größten Teil seines Lebens mystische Visionen erlebte. Diese Visionen manifestierten sich in extremen Formen der Askese vermischt mit eklatanten Verstößen gegen die traditionellen jüdischen Praktiken, wie das Einhalten von Fastentagen und Speisegesetzen. Im Frühjahr 1665 wurden die persönlichen Prophezeiungen Schabbtais zu einer internationalen jüdischen Angelegenheit als er die Unterstützung von Nathan von Gaza erhielt, der Schabbtai öffentlich als den jüdischen Messias anerkannte. Juden vom gesamten Osmanischen Reich und Europa zählten zu seinen Anhängern. Die Bewegung war intensiv aber kurz. Im Dezember 1665 reiste Schabbtai von Palästina nach Izmir und dann weiter nach Konstantinopel mit der erklärten Absicht, den osmanischen Sultan zu stürzen. Als er in Konstantinopel ankam, wurde Schabbtai von den Wachen des Sultans verhaftet und im Winter 1666, nachdem man ihn vor die Wahl zwischen Konvertierung zum Islam oder dem Tod gestellt hatte, wählte er die Konversion. Die Bewegung brach jedoch nicht zusammen nachdem sie ihren Anführer verloren hat. Die Nachricht inspirierte vielmehr zu kreativen Erklärungen für diesen scheinbaren Verrat, Anhänger der Bewegung gab es in der einen oder anderen Form bis ins 20. Jahrhundert hinein.

Brief-Netzwerke

Die Bewegung breitete sich über Briefe wie im Fluge aus. Hamburg war dabei wie ein Knotenpunkt, an dem die Informationen zusammenliefen. Glikl berichtet, dass Nachrichten in Form von Briefen im Zeitraum Februar 1666 in Hamburg eintrafen, geschrieben von Juden im Osmanischen Reich, Palästina, Ägypten und besonders der jüdischen Gemeinde in Izmir, die von Gerüchten und Prophezeiungen berichteten. Die Briefe waren an die sefardischen („portugiesische“) Juden der Stadt adressiert, die aufgrund ihrer Handelsnetzwerke, die vom Atlantik bis zum Indischen Ozean reichten, Verbindungen zu den Juden im Osmanischen Reich pflegten. Diese Nachkommen der spanischen und portugiesischen Juden ließen sich hauptsächlich in den Hafenstädten von Nordeuropa und vom Mittelmeer finden, sie kommunizierten per Brief über große Entfernungen. Bereits früher waren Briefe aus Ägypten in Hamburg eingetroffen mit der Nachricht, dass der Messias gekommen war. Die aschkenasischen Netzwerke hingegen umfassten Orte wie Frankfurt, Prag, Worms oder Polen-Litauen. Die aus dem Osmanischen Reich stammenden Briefe waren daher nur selten an aschkenasische („deutsche“) Juden adressiert.

Nichtsdestotrotz wurden auch die Aschkenasen in Hamburg von der Aufregung erfasst. Wenn auch die Aschkenasen über ihre Netzwerke nicht direkt mit dem Sabbatianismus in Berührung kamen, so gelangten entsprechende Nachrichten über die sefardischen Netzwerke, die sie über große Distanzen verbreiteten, zu ihnen. Der Informationsfluss gibt so auch Einblicke in die Kontakte zwischen den verschiedenen jüdischen Gruppierungen im Hamburger Stadtraum.

Die Nachrichten erreichen Hamburg

Glikl berichtet, dass jedes Mal, wenn ein Brief eintraf, der Empfänger ihn in die Synagoge brachte, damit er dort laut vorgelesen werde. Obwohl es sich um die Synagoge der sefardischen Juden handelte, kamen auch die aschkenasischen Juden dorthin, um die Nachricht über die Ankunft des Messias zu hören. Sogar in der Bekleidung der sefardischen Jugend spiegelte sich die Erwartung einer bevorstehenden Zäsur wider: sie trugen breite Seidenbänder als Schärpen („dies war die Livree  von Schabbtai Zvi,“ schreibt Glikl), und ihr Weg zur Synagoge glich einem festlichen Umzug. Der entschiedene Gegner der Häretiker, Rabbi Jacob Sasportas, hat diese Ereignisse ähnlich beschrieben und erinnert die nichtjüdischen Zuschauer, die kamen, um über die Juden zu staunen, die angesichts der nahenden Erlösung sangen und tanzten. Es schien als hätten sich ihre langjährigen Hoffnungen und ihre Gebete erfüllt: Das Ende ihrer Verstreuung war da und die in der Welt verstreuten Exilanten würden nun ins Land Israel zurückkehren, wo sie nicht länger eine kleine Minderheit sein würden, die toleriert aber unterdrückt wäre. In der Tat begannen die Anhänger von Schabbtai Zvi ihre religiösen Praktiken zu ändern, um sie dem Glauben anzupassen, dass ein messianisches Zeitalter angebrochen wäre: sie schafften den neunten Tag des Aw ab, den Trauertag, der an die Zerstörung des Tempels in Jerusalem erinnert – Bräuche, die von Juden Jahrhunderte eingehalten worden waren – da sie nun einen raschen Wiederaufbau der heiligen jüdischen Stätten in Jerusalem erwarteten, und sie verfassten Gebete an den neuangekommenen König Messias. Nicht alle Juden waren bereit, diese dramatischen Veränderungen zu akzeptieren, zumindest nicht in der Öffentlichkeit: Führer der sefardischen Gemeinde versuchten Maßnahmen zu ergreifen, um zu verhindern, dass die Nachricht über die Grenzen der Synagoge hinaus (zu christlichen Nachbaren) verbreitet wurde. Dennoch erregte die Strahlkraft der Bewegung die Aufmerksamkeit der Nichtjuden und Berichte über den jüdischen Messias von christlichen Beobachtern zirkulierten in den Niederlanden, Frankreich und England.

Die Enttäuschung der Gläubigen

Die Konsequenzen aus dieser hoffnungsvollen Erwartung waren praktisch, unmittelbar und – für einige – endgültig. Im März 1666 wurden Gebete für den König Messias in der Hamburger Synagoge eingeführt. Juden bereiteten sich vor, ihr Zuhause und Leben im Exil zurückzulassen und nach Jerusalem zu reisen. Glikl berichtet, „Einige haben leider ihr Hab und Gut, Haus und Hof, verkauft und alle hofften täglich, dass sie erlöst werden können“. Juden in der umliegenden Gegend richteten ihr Augenmerk auf Hamburg, die geschäftige Hafenstadt, als Einschiffungshafen und Sammelstelle für die Exilanten für ihre Reise ins Heilige Land. Der Schwiegervater von Glikl, der in Hameln wohnte, schickte zwei Kisten gefüllt mit Leinen, Trockenfrüchte und Dörrfleisch – alles Dinge, die er für sein neues Leben in Palästina brauchen würde – und ließ sich vorübergehend in Hildesheim nieder. Diese Kisten lagerten ungenutzt mehr als ein Jahr in Hamburg bevor die Familie endlich die verdorbenen Lebensmittel entsorgte, damit der restliche Inhalt der Kisten nicht verderben würde. Sie warteten aber noch länger (drei weitere Jahre) ohne ganz die Hoffnung aufzugeben. Die vorübergehende Wohnung von Glikls Schwiegervater wurde zu seinem festen Wohnsitz.

Diese Stimmung erfasste die jüdischen Gemeinden in Hamburg und im nahe gelegenen Altona, sie beeinflusste nicht nur das Benehmen von Einzelnen, sondern auch Fragen der Gemeindeordnung. Die Erwartung der unmittelbar bevorstehenden Erlösung ermöglichte sogar die Lösung eines lang anhaltenden Streits über einen Friedhof in Ottensen. Als die aschkenasischen Juden in Hamburg versuchten, einen eigenen Ort für ihre Gemeinde zu errichten, unabhängig sowohl von den Sefarden der Stadt als auch den Aschkenasen im benachbarten Altona, setzten sie sich dafür ein, das Recht auf Bestattung in der Stadt zu erhalten – ein wichtiger Bestandteil der gemeinschaftlichen Autonomie. Als diese Verwaltungsangelegenheit 1666 geregelt wurde, schlug sich die messianische Hoffnung in den rechtlichen Bestimmungen der Urkunde nieder: „Auch wenn die Erlösung in die Kommende Welt vor dieser Zeit eintrifft, das heißt bevor Hanukkah 5427  muss die Hamburger Gemeinde der Gemeinde von Altona  50 Reichstaler geben, und die Gemeinde von Altona muss es für den Wiederaufbau des Tempels  spenden. Sollte die Erlösung zwischen Hanukkah 5427 und Neujahr von 5428 , dann sollten von diesen 50 Reichstaler 25 für den Wiederaufbau des Tempels gespendet werden.”

Aber der Messias kam nicht. In kurzer Zeit hatte die Bewegung eine Gegenbewegung der Gläubigen inspiriert, die versuchten die Ordnung wiederherzustellen indem sie Häresie ausnahmslos verfolgten. Glikl gab die Schuld für das Scheitern den Sünden der Juden, insbesondere der fehlenden Nächstenliebe. Auf der sprachlichen Ebene ihres Berichts über die Ereignisse von 1666 ist die geschlechtsspezifische Ausdrucksweise, die durch mütterliche Gefühle geprägt ist, auffällig. In ihrer Beschreibung der Erwartung der Erlösung greift sie auf das Bild einer Mutter zurück, die kurz vor der Niederkunft stehend mit Vorfreude ihr Kind erwartet, dann jedoch anstelle der Geburt nur die Nichtigkeit des Windes spürt. Glikl kannte diesen Schmerz selbst. Die von ihr niedergeschriebene Chronik fiel zeitlich grob mit dem kurzen Leben ihrer Tochter zusammen, die nach nur drei Lebensjahren starb. In der Rückschau auf diese Jahre verknüpft sie die schmerzhaften Erinnerungen einer trauernden Mutter mit dem kollektiven Schmerz angesichts der zerbrochenen messianischen Verheißung. Und dennoch schließt sie die Erzählung dieser Episode mit der ausdrücklichen Hoffnung und dem Gebet, dass Gott eines Tages den Juden die Freude der vollkommenen Erlösung bringen werde.

https://juedische-geschichte-online.net/beitrag/teplitsky-glikl

Der Emden / Eybeschütz Streit zeigt, dass der Sabbatianismus auch im 18 Jhd noch immer stark war.

Amulettenstreit in Hamburg

  1. September 1764: Auf dem jüdischen Friedhof Altona wird einer der berühmtesten Rabbiner
    Norddeutschlands zu Grabe getragen: Rabbi Jonathan Eibeschütz. Planquadrat FD bezeichnet seine Grabstelle auf einem der bedeutendsten jüdischen Gräberfelder der Welt.
    Rabbi Eibeschütz, geb. ca. 1690/95 in Krakau, studierte in Talmudschulen in Polen, Mähren,
    Wien und Prag, wo er sich schließlich niederließ. Er genoss hohes Ansehen und gehörte 1725 zu den Prager Rabbinern, die die Anhänger des Shabbtai Zvi exkommunizierten. Shabbtai Zwi war ein jüdischer Mystiker, ein Anhänger der Kabbala. Seine Wirkung ist vor allem auf dem Hintergrund der sog. Chmelnizki-Pogrome in der Ukraine zu sehen, bei denen im Jahre 1648 über 100.000 Juden umgebracht wurden. Um das Jahr 1664 hatte er sich selbst zum Messias erklärt und 12 Mitglieder der Gemeinde zu Gaza zu Repräsentanten der 12 Stämme Israels ernannt. Dies war der Beginn der messianischen Bewegung, die den Namen Shabbtais tragen, die ganze jüdische Diaspora erschüttern sollte und auch manche Christen erfasste: die sabbatianische Bewegung oder der Sabbatianer. Rabbi Eibeschütz geriet später unter den Verdacht, ihr Anhänger zu sein, ein Verdacht, der zu jahrzehntelangem Streit im mitteleuropäischen Judentum führen sollte.
    1736 wurde der angesehene Prediger und Talmudlehrer zum Mitglied des rabbinischen
    Gerichtshofs ernannt. 1741 folgte er dem Ruf der jüdischen Gemeinde Metz, die ihm das
    Oberrabbinat übertrug. Schließlich übersiedelte er 1750 nach Altona, wo er bis zu seinem Tode als religiöses Oberhaupt der jüdischen Dreigemeinde Altona-Hamburg-Wandsbek (AHW) amtierte.
    Besonders bekannt aber wurde Rabbi Eibeschütz durch den erbitterten Streit mit dem Hamburger Rabbiner Jacob Emden. Worum ging es? Rabbi Eibeschütz hatte an Wöchnerinnen auf deren Wunsch Amulette verteilt, die sie gegen das gefürchtete Kindbettfieber schützen sollten. Das war an sich nichts Ungewöhnliches. Rabbi Emden jedoch hatte einige dieser Amulette geöffnet und darin sabbatianische Formeln gefunden. Öffentlich klagte er daraufhin Rabbi Eibeschütz des Sabbatianismus an und forderte seine „Exkommunikation“. Die Amulette waren allerdings nur ein Anlass des Streits. Ohnehin verdächtigte Rabbi Emden den Kollegen, ein Anhänger des Sabbatai Zwi zu sein. Eibeschütz, ein ausgewiesener Kenner auch der jüdischen Mystik, hatte bereits in
    seinen Prager Tagen den Verdacht auf sich gezogen, er gehöre zu den heimlichen Anhängern des 1676 verstorbenen Pseudomessias. Judengemeinden aus ganz Europa meldeten sich zu Wort, und auch nicht-jüdische Behörden in Hamburg und Kopenhagen wurden eingeschaltet.
    Vielerorts spalteten sich die jüdischen Gemeinschaften in Anhänger der einen oder anderen
    Partei. Doch der jahrzehntelange Streit ging weniger um Lehrinhalte, sondern entwickelte sich mehr zu einer persönlichen Fehde zweier Rabbiner. Eibeschütz galt nicht nur als einer der größten Prediger seiner Zeit, sondern auch als einer der bedeutendsten talmudischen Gelehrten. Im Bereich der Halacha sind dreißig seiner Werke veröffentlicht worden. Er galt auch als bedeutender Kabbalist, doch nur eines seiner Bücher über die Kabbala wurde 1891 gedruckt. War Rabbi Eibeschütz ein Sabbatianer? Manches spricht dafür.

Moses Gideon Abudiente

Mose Gideon Abudiente (um 1610 in Lissabon oder Amsterdam; 1688 in Hamburg) war ein sephardischer Rabbiner und Autor.

Abudiente stammt aus einer marranischen Familie aus Lissabon, die nach Amsterdam emigriert war. Nachdem er sich einige Zeit in Glückstadt als Rabbiner und Gelehrter aufgehalten hatte, ging er 1633 nach Hamburg. Dort war er 1652 an der Vereinigung dreier unabhängiger Gemeinschaften zur Gemeinde „Bet Israel“ beteiligt und in verschiedenen Gemeindeämtern tätig

Abudiente war wie viele Hamburger Sepharden Anhänger des selbsterklärten Messias Schabbtai Zvi und veröffentlichte 1666 eine Predigtsammlung mit dem Titel „Fin de los Dìas“ (Ende der Tage) in Glückstadt. Sie enthält die spanische Übersetzung von ursprünglich in Hebräisch niedergeschriebenen Predigten und ist ein wichtiges Zeugnis der Wirkung von Shabbetaj Zvi. Abudiente war Oberhaupt und Prediger der „Jeschiwa Scha’arej Zedek“, einer Bruderschaft, die im Zusammenhang mit der Begeisterung für Schabbtai Zvi gegründet worden war und die sich „Gebet, Buße und barmherzigen Werken“ widmete. Den Mitgliedern dieser Vereinigung ist das Buch gewidmet und einige von ihnen werden als Subskribenten im Buch genannt. Es ist eines der ersten so verlegten Bücher in Deutschland.

Die Gemeindeleitung, die selbst Schabbtai Zvi unterstützte, ließ alle Exemplare des Buches einziehen. Da es „uns bei Andersgläubigen Schaden bereiten kann“, so der Beschluss vom 3. Elul 5426 (= 1666). Auch Abudiente musste alle Drucke abgeben und durfte nur das Manuskript behalten. Man ließ ihm mitteilen „Die Bücher sollen alsdann verpackt, versiegelt und im Kassenschrank der Gemeinde aufbewahrt werden, bis zu der Zeit, die wir erhoffen und welche Gott bald herannahen lasse! Dann werde man sie ihm ausliefern“. Er sollte sie also zurückerhalten, wenn Schabbtai Zvi sich als der wahre Messias erwiesen hätte. Da nach dessen Übertritt zum Islam diese Hoffnung erloschen war, kam es dazu nicht.

In Amsterdam wurde das Buch drei Monate später ebenfalls eingezogen, dort allerdings mit der Begründung, es verstoße gegen das „heilige Gesetz“, d. h. die Thora. Inzwischen war Schabbtai Zvis Konversion zum Islam bekannt geworden.

Das Buch ist als Unikat in der Bibliothek Ets Haim in Amsterdam erhalten.

https://de.wikipedia.org/wiki/Moses_Gideon_Abudiente

Hartwig Wessely

Hartwig Wessely ( Naphtalie Herz Wessely, Naphtali Hirz Wessely; * 1725 in Hamburg; † 28. Februar 1805 ebenda) war Kaufmann, Schriftsteller und Erziehungsreformer im Zeitalter der Aufklärung.

Er arbeitete an der Seite von Moses Mendelssohn an der Übersetzung der Fünf Bücher Mose aus dem Hebräischen – ein Unternehmen mit zentralem Stellenwert für die jüdische Aufklärung (Haskala ) .

Wessely stammte aus einer reichen jüdischen Kopenhagener Kaufmannsfamilie, wurde aber in Hamburg geboren. Sein Vater Issachar Ber Wessely[sorgte für eine Verbindung von säkularer (vor allem in den modernen Sprachen) und traditioneller Ausbildung. Wessely studierte unter anderem an der Jeschiwa des Rabbiners Jonathan Eybeschütz den Talmud und hatte mit Salomon Hanau (1687–1746) einen „herausragende[n] Gelehrte[n] der hebräischen Sprache“ (Heinrich Graetz) zum Hauslehrer. Seit 1763 in Berlin, wo er sich dem Aufklärer Moses Mendelssohn anschloss, war er zwischenzeitlich Repräsentant des Bankhauses Feitel in Amsterdam. 

Das Erste Sendschreiben entstand anlässlich des Toleranzpatents Josephs II. von 1782 für die Juden Wiens und Niederösterreichs und tritt für die Bevorzugung der säkularen, „Wissenschaften des Menschen“ vor den „göttlichen Wissenschaften“ bei der künftigen Erziehung der jüdischen Jugend ein.

Sein Bruder Moses Wessely (1737–1792) war Großkaufmann in Hamburg und Lieferant der französischen Armee im Siebenjährigen Krieg, später im Geschäft von Moses Ries in Hamburg engagiert. Er war ein vertrauter Freund Lessings und M. Mendelssohns und verfasste unter anderem ein Buch über Banken und Münzen, eine Schrift über die bürgerliche Verbesserung der Juden (1782) und Briefe über Lessings Emilia Galotti.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hartwig_Wessely


 Eybeschütz = Sabattianer

Namen im Artikel :

Moses Mendelssohn = Aufklärer , Salomon Hanau = “  beschuldigte Jacob Emden ( Gegner Eybeschütz ) „, Protagonist der frühen Haskala.


Isaac Semuel Abas

Isaac Semuel Abas (* 1634 in Hamburg, Glückstadt oder Amsterdam; †  1691 in Hamburg) war ein bedeutender jüdischer Gelehrter, Schriftsteller und Gemeindefunktionär.

Dieser Name deutet auf sephardische Wurzeln hin. Nach einem Theologiestudium in Amsterdam kehrte Isaac Semuel Abas vor 1660 nach Hamburg zurück. Dort wurde er wiederholt in hohe Ämter der portugiesisch-jüdischen Gemeinde Bet Israel gewählt. 1666 beauftragte die Gemeinde ihn nach Konstantinopel zu reisen, um dort dem selbst ernannten Messias Sabbatai Zwi zu huldigen. Aus nicht näher geklärten Gründen fand diese Reise aber nicht statt. 

https://de.wikipedia.org/wiki/Isaac_Semuel_Abas

Abraham Cohen Pimentel

Abraham Cohen Pimentel (gestorben am 21. März 1697) war ein Rabbiner von Amsterdam . Er war ein Schüler von Saul Levi Morteira , diente auch als Hakham der Synagoge in Hamburg  und war zunächst Unterzeichner eines Approbationsschreibens für Sabbatai Zevi .

https://en.wikipedia.org/wiki/Abraham_Cohen_Pimentel

Hinterlasse einen Kommentar