Die Khasaren

  1. Die Khasaren
  2. Khasarische Korrespondenz
  3. Wo ist bloß die jiddische Sprache hergekommen?
  4. Yitzhak ha-Sangari 
  5. Schechter-Brief
  6. Khazar-Hypothese der aschkenasischen Abstammung

Die Chasaren (auch Chazaren, Chozaren, Khazaren) waren ein ursprünglich nomadisches Turkvolk, das später teilweise sesshaft wurde im westlichen Zentralasien, dem nördlichen Kaukasus und Teilen des östlichen Europas.

Im 7. Jahrhundert nach Christus gründeten die Chasaren ein unabhängiges Khaganat im nördlichen Kaukasus an der Küste des Kaspischen Meeres. Ab dem 8. bis frühen 9. Jahrhundert wurde die jüdische Religion zur wichtigsten Religion im Reich. Ob nur eine dünne Oberschicht oder auch die übrige Bevölkerung die neue Religion annahm und praktizierte, ist umstritten. Überliefert ist, dass es auch Christen und Muslime unter den Chasaren gab. Die Chasaren waren wichtige Bundesgenossen des Byzantinischen Reichs gegen das Kalifat. Vor allem durch Fernhandel wurden sie eine bedeutende Regionalmacht und kontrollierten in der Blüte ihrer Machtentfaltung weite Teile des heutigen Südrusslands, den Westen des späteren Kasachstans, die heutige Ostukraine, Teile des Kaukasus sowie die Halbinsel Krim.

Ihre Macht wurde Ende des 10. Jahrhunderts von der Kiewer Rus mit der Zerstörung der Hauptstadt Atil gebrochen, und die Chasaren verschwanden weitgehend aus der Geschichte. Die These, ein großer Teil der Chasaren sei im osteuropäischen Judentum aufgegangen, wird von den Fachwissenschaften mehrheitlich zurückgewiesen.

Im 9. Jahrhundert erstreckte sich das Chasarische Khaganat über die gesamte südrussische Steppe zwischen Wolga und Dnepr bis an den Kaukasus. Der Einflussbereich reichte bis in die heutigen Gebiete von Georgien, Armenien und Aserbaidschan. 

Die nördliche Grenze befand sich nordöstlich des späteren Moskau am Oberlauf der Wolga. Damit war das Chasarenreich auf dem Höhepunkt seiner Macht mindestens dreimal so groß wie das Frankenreich Mitteleuropas.

Sein Gebiet wurde jedoch weniger straff beherrscht und war nicht zentral organisiert. Zum Reich gehörten auch turksprachige, unterworfene Verbände, wie möglicherweise Restverbände der Protobulgaren, Sabiren oder Onoguren, in den lose beherrschten, tributpflichtigen Randzonen auch Petschenegen, nach Norden ausgewichene Wolgabulgaren und ostslawische Verbände der entstehenden Kiewer Rus.

Hinwendung zum Judentum

Seit klassischer Zeit gab es in den griechischen Städten an der Schwarzmeerküste jüdische Gemeinden. Cherson, Sudak, Kertsch und andere Städte der Krim hatten ebenso jüdische Gemeinden wie Gorgippa; Tmutarakan hatte in den 670er Jahren sogar eine jüdische Bevölkerungsmehrheit. Zu den ursprünglichen jüdischen Siedlern kamen Immigrationswellen von Flüchtlingen, die vor der Verfolgung im Byzantinischen Reich, im sassanidischen Persien und später aus der islamischen Welt flohen. Viele jüdische Händler wie etwa die Radhaniten betrieben regelmäßig Handel mit dem Chasarengebiet und haben dabei möglicherweise bedeutenden wirtschaftlichen und politischen Einfluss ausgeübt. Obwohl ihre Ursprünge und ihre Geschichte im Unklaren liegen, haben auch die Bergjuden in der Nähe des Chasarengebietes gelebt und könnten entweder ihre Bundesgenossen gewesen oder ihrer Oberherrschaft unterstanden haben. Es wäre möglich, dass sie bei der Konversion der Chasaren eine Rolle gespielt haben.

Entweder am Ende des 8. Jahrhunderts oder im frühen 9. Jahrhundert konvertierten das chasarische Herrscherhaus, der Adel sowie Teile der einfachen Bevölkerung zur jüdischen Religion. Welcher Anteil der Bevölkerung hiervon erfasst wurde, ist Gegenstand historischer Debatten. Früher glaubten die meisten Wissenschaftler, ausschließlich die Oberschicht sei zur jüdischen Religion konvertiert, diese These wird durch zeitgenössische islamische Texte gestützt. Neuere archäologische Ausgrabungen haben jedoch weitverbreitete Wandlungen bei Begräbnispraktiken gezeigt. Um die Mitte des 9. Jahrhunderts begannen die chasarischen Begräbnisse einen dezidiert jüdischen Charakter anzunehmen. Grabbeigaben verschwanden fast vollständig. Die Begräbniskultur spricht dafür, dass die jüdische Religion um 950 in allen Schichten der chasarischen Gesellschaft verbreitet war.

Das etwa 400 Jahre nach der mutmaßlichen Konversion entstandene Buch Kusari des spanisch-jüdischen Philosophen Jehuda ha-Levi erläutert moralische und liturgische Gründe für die Konversion. In der heutigen jüdischen Geschichtsschreibung wird diese Darstellung allerdings in Frage gestellt.

Einige Forscher haben die These aufgestellt, dass eine politische Motivation für die Konversion in dem Wunsch lag, einen hohen Grad an Neutralität zu gewährleisten. Das Chasarenreich lag inmitten wachsender Bevölkerungen, Muslime im Osten und Christen im Westen. Beide Religionen erkannten das Judentum als ihren Vorgänger an, der eines gewissen Respekts würdig sei. Das genaue Datum der Konversion ist umstritten. Sie könnte bereits um 740 oder erst um die Mitte des 9. Jahrhunderts stattgefunden haben. Kürzlich entdeckte Münzfunde legen nahe, dass der jüdische Glaube um 830 als dominierende Religion etabliert war, doch als der Slawenapostel Kyrill 861 das Chasarenreich bereiste, erkannte er in den Chasaren keine Juden.

Der erste jüdische König hieß Bulan, was so viel wie „Elch“ bedeutet, doch einige Quellen geben ihm den jüdischen Namen Sabriel. Ein späterer König, Obadiah, förderte die jüdische Religion, indem er Rabbiner in das Königreich einlud und Synagogen bauen ließ. Jüdische Persönlichkeiten wie Saadia Gaon berichteten positiv über die Chasaren, wohingegen sie die zeitgenössischen Karäer als „Bastarde“ verdammten. Daher ist es unwahrscheinlich, dass die Chasaren die Glaubensrichtung der Karäer annahmen, wie von einigen Historikern angenommen wurde.

Die Chasaren unterhielten enge Beziehungen zu den Juden der Levante und Persiens. Die persischen Juden hofften beispielsweise, dass die Chasaren das Kalifat besiegen würden. Das hohe Ansehen, in welchem die Chasaren bei den Juden des Orients standen, zeigt ihre Erwähnung in einem arabischen Kommentar zu Jesaja 48:14, der teils Saadia Gaon, teils Benjamin Nahawandi zugeschrieben wird. 

Bei Jes 48,14  heißt es:

„Versammelt euch, ihr alle, und höret! Welcher unter ihnen hat solches verkündigt: Er, den der HERR liebhat, der wird seinen Willen an Babel vollstrecken und die Chaldäer seinen Arm fühlen lassen?“

Dazu sagt der Kommentar: „Dies bezieht sich auf die Chasaren, die gehen und Babylon zerstören werden.“

Gleichzeitig sahen sich auch die chasarischen Herrscher als Beschützer der jüdischen Diaspora und korrespondierten mit jüdischen Führungspersönlichkeiten im Ausland. Der Briefwechsel zwischen dem chasarischen Herrscher Josef und dem sephardischen Gelehrten Chasdai ibn Schaprut ist erhalten geblieben. Ibn Fadlan berichtet, dass der Herrscher um 920 Nachricht von der Zerstörung einer Synagoge in Babung im Iran erhalten habe. Daraufhin gab er den Befehl, das Minarett der Moschee in seiner Hauptstadt abzureißen und ihren Muezzin hinzurichten. Weiterhin erklärte er, dass er alle Moscheen in seinem Land zerstört hätte, hätte er nicht befürchtet, dass die Muslime aus Rache alle Synagogen in ihren Ländern zerstören würden.

Der Slawenapostel Kyrill wurde um 860 auf eine Mission zur Bekehrung der Chasaren zum Christentum geschickt. Obwohl er viele taufte, gelang ihm kein Durchbruch. Viele Chasaren konvertierten erst später sowohl zum Christentum als auch zum Islam. Ibn Fadlan konstatierte im 10. Jahrhundert in der Chasaren-Hauptstadt Itil etwa 30 Moscheen und rund 10.000 Muslime.

Der Aufstieg der Rus

Ursprünglich waren die Chasaren wahrscheinlich mit den nordischen Stammesverbänden verbündet, die die Region um Nowgorod kontrollierten und regelmäßig Kriegszüge durch chasarisch gehaltenes Gebiet in die Gebiete am Schwarzen und am Kaspischen Meer unternahmen. Um 913 jedoch kam es zu offenen Feindseligkeiten mit den skandinavischen Marodeuren. Die chasarische Festung Sarkel, mit byzantinischer Unterstützung um 830 erbaut, war möglicherweise zur Abwehr der Angriffe der Rus wie auch gegen die Attacken der nomadischen Völker wie der Petschenegen motiviert.

Im 10. Jahrhundert begann durch die Angriffe der Waräger aus der Kiewer Rus wie auch verschiedener türkischer Stämme der Niedergang des Reiches. Es erlebte eine kurze Renaissance unter den starken Herrschern Aaron und Josef, welche aufständische Stämme wie die Alanen niederschlugen und siegreich gegen die Invasoren aus der Rus Krieg führten.

In den letzten Jahren des 9. Jahrhunderts schlossen sich Chasaren und Oghusen zu einem Bündnis gegen die Petschenegen zusammen, die zuvor beide Völker angegriffen hatten. Die Petschenegen wurden nach Westen vertrieben, wo sie wiederum die Magyaren verdrängten, die zuvor als Vasallen des Chasarenreichs das Don-Dnjepr-Becken bewohnt hatten. Unter der Führung Lebedias’ und später Árpáds wanderten die Magyaren westwärts bis in das heutige Ungarn. Die Auswanderung der Ungarn hinterließ ein Machtvakuum und den Verlust der chasarischen Kontrolle über die Steppen der nördlichen Schwarzmeerküste.

Die Allianz mit Byzanz begann, möglicherweise infolge der Konversion zum Judentum, im frühen 10. Jahrhundert zu zerbrechen. Byzanz und die Chasaren lieferten sich auf der Krim Auseinandersetzungen und 940 stellte Konstantin VII. in De Administrando Imperio Überlegungen darüber an, wie er die Chasaren isolieren und niederschlagen könne. Gleichzeitig suchten die Byzantiner mit wechselndem Erfolg Bündnisse mit den Petschenegen und den Rus. Die Kiewer Herrscher Oleg und Swjatoslaw I. führten mehrere Kriege gegen das Chasarenreich, oft mit byzantinischer Unterstützung. In den 960er Jahren gelang es Swjatoslaw mit Hilfe der Petschenegen schließlich, die Macht des Chasarenreichs zu brechen. Die chasarischen Festungen von Sarkel und Tamatarcha fielen 965 an die Rus, 967 oder 969 folgte die Hauptstadt Itil.

 Abraham ibn Daud berichtete von chasarischen Rabbinatsschülern im Spanien des 12. Jahrhunderts. In Frankreich, Deutschland und England wurde von Juden aus Kiew und anderswo in Russland berichtet, von denen jedoch unbekannt ist, ob sie Chasaren waren. Unter den Kabaren, die sich im späten 9. und frühen 10. Jahrhundert in Ungarn niederließen, können auch Juden gewesen sein. Viele chasarische Juden sind vor den Eroberern möglicherweise nach Ungarn oder andere Länder Osteuropas geflohen. Dort könnten sie sich mit den einheimischen Juden vermischt haben, die aus Deutschland und Westeuropa zugewandert waren. Höchstwahrscheinlich haben sie dort, entgegen den Theorien Arthur Koestlers, nur eine Minderheit unter den Juden Osteuropas dargestellt. Polnische Legenden sprechen davon, dass es in Polen bereits vor der Begründung der Monarchie Juden gegeben habe. Polnische Münzen aus dem 12. und 13. Jahrhundert trugen teilweise slawische Inschriften in hebräischer Schrift, wobei es keine Anzeichen dafür gibt, dass dies mit den Chasaren zu tun haben könnte.

Abraham ibn Daud, ein spanisch-jüdischer Gelehrter des 12. Jahrhunderts, berichtet, dass er in Toledo chasarische Rabbinatsschüler getroffen habe, die ihm gesagt hätten, dass „die Übrigen von uns dem rabbinischen Glauben angehören“. Diese Bemerkung weist darauf hin, dass einige Chasaren zumindest zwei Jahrhunderte nach der Zerstörung Itils noch ihre ethnische, wenn nicht politische Eigenständigkeit bewahrt haben könnten.

Spekulationen über Nachfahren

Der Orientalist Hugo von Kutschera, der Schriftsteller Arthur Koestler (1905–1983) (Der dreizehnte Stamm) sowie die israelischen Historiker Abraham N. Poliak (1910–1970) und Shlomo Sand (* 1946) vertreten die Theorie, die jüdischen Chasaren seien die Vorfahren der meisten oder aller Aschkenasim.

Andere genetische Untersuchungen erkennen einen angesichts von fast zwei Jahrtausenden Zerstreuung in der Diaspora hohen Grad an genetischer Homogenität und verweisen deutlich auf die überwiegend nahöstliche Herkunft der jüdischen Bevölkerung. Dies bedeutet auch, dass die Aschkenasim entweder keine Verwandtschaft zu den Chasaren aufweisen oder dass das chasarische Element nur einen kleinen Anteil ausmacht.

Heute wird die Chasarentheorie vor allem von Antisemiten wie der Christian-Identity-Bewegung oder dem rechtsesoterischen Verschwörungstheoretiker David Icke verbreitet, weil sie erlaubt, zwischen vermeintlich „guten“ und „bösen“ Juden, nämlich den angeblich von den Israeliten abstammenden Sepharden und den chasarischen, also eigentlich „asiatischen“ Aschkenasim zu unterscheiden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Chasaren#:~:text=Das%20Chasarenreich%20lag%20inmitten%20wachsender,Datum%20der%20Konversion%20ist%20umstritten.

2. Khasarische Korrespondenz

Die Khazar-Korrespondenz ist eine Reihe von Dokumenten, die angeblich aus den 950er oder 960er Jahren stammen und Briefe zwischen Hasdai ibn Shaprut , dem Außenminister des Kalifen von Cordoba , und Joseph Khagan von den Khasaren sind . Die Korrespondenz ist eines von nur wenigen Dokumenten, die einem Autor der Khasaren zugeschrieben werden, und möglicherweise eine von nur wenigen Primärquellen zur Geschichte der Khasaren.

Die Echtheit der Korrespondenz wurde mit der Begründung in Frage gestellt, dass sie wenig mit der ansonsten bezeugten Chronologie, Sprache, Grenzen und Wirtschaft der Khasaren zu dieser Zeit gemeinsam hat.

Anscheinend gibt es sowohl Bericht über die Konversion der Khasaren zum Judentum als auch über ihren Fortschritt in nachfolgenden Generationen und zeigt möglicherweise, dass innerhalb einer Generation nach dem Fall des Khasarenreiches im Jahr 969 der Khasarenstaat immer noch militärisch mächtig war und von mehreren Gemeinde,Tribute erhielt.

Die angebliche Korrespondenz stammte von Hasdai ibn Shaprut, dem Außenminister von Abd ar-Rahman III , dem umayyadischen Kalifen von Cordoba und al-Andalus . Hasdai, ein Mann mit umfangreichen Kontakten und praktisch unbegrenzten Ressourcen, soll von Kaufleuten aus Khorasani von der Existenz der Khasaren erfahren haben . Seine Unwissenheit über den Khasarenstaat ist seltsam und könnte sogar unaufrichtig gewesen sein, entweder von Seiten eines potenziellen Fälschers oder von Josephs Aussagen, dass es in der Vergangenheit Kommunikationen zwischen den beiden Gemeinschaften gegeben habe.

Hasdais erster Bote soll seinen Weg nach Konstantinopel gefunden haben , wo die byzantinischen Behörden ihm die Weiterreise verweigerten. Schließlich soll Hasdais Brief an Juden weitergegeben worden sein, die einer kroatischen Botschaft angehörten, und erreichte Khazaria über einen weiteren Boten, Isaac ben Eliezer von Nemetz ( Deutschland ).

Josephs angebliche Antwort gibt einen Bericht über die Geschichte der Khasaren und ihren gegenwärtigen ( ca. 960) soziopolitischen und wirtschaftlichen Status. Er lädt Hasdai weiter ein, nach Khazaria zu kommen, eine Einladung, die Hasdai wahrscheinlich nie angenommen hat. Die Korrespondenz hat sich über die Jahrhunderte in drei leicht abweichenden Versionen erhalten.

https://en.wikipedia.org/wiki/Khazar_Correspondence


Vieles deutet nach neuester Forschung darauf hin, dass Jiddish, als Geheimsprache, in der Nordosttürkei entstand, dem damaligen, südlichen Teil des Khasarenreiches. Wenn die Khasaren zum Großteil Christen oder Muslime wurden, hätte Jiddish im osteuropäischen Judentum, wohl kaum die spätere Popularität erlangt :


3. Wo ist bloß die jiddische Sprache hergekommen?

Genanalysen deuten darauf, dass das Jiddische aus der Nordosttürkei stammt. Jüdische Händler erfanden es dort als Geheimsprache.

„Košer“, „trejbern“ und „unterkoifn“ sind Wörter einer Sprache, die nur noch wenige beherrschen: Jiddisch. Wo kommt sie her, und wo kamen ihre Sprecher her, die Ahnen der Aschkenasim, der ost- und mitteleuropäischen Juden? Es ist hoch umstritten: Entweder haben sie nahöstliche semitische Wurzeln oder mittelöstliche nicht semitische. Die erste Variante heißt „Rheinland-Hypothese“ und setzt auf ein Szenario, in dem im siebenten Jahrhundert Juden aus dem Heiligen Land flohen, als es von Moslems überrannt wurde.

Sie zogen nach Westen, bis zum Rhein. Als dort Pogrome ausbrachen, zogen sie im 15. Jahrhundert weiter, nach Osteuropa, da waren sie willkommen. Ihre Sprache, die sie in Deutschland entwickelt hatten, nahmen sie mit. Die Gegenseite, die vor allem durch Arthur Koestlers „The Thirteenth Tribe“ populär wurde, sieht den Ursprung hingegen im Kaukasus: Demnach konvertierte das Turkvolk der Chasaren im achten Jahrhundert zum Judentum, es wanderten auch Juden ein. Im 13. Jahrhundert kam der Mongolensturm, die Chasaren flüchteten nach Europa.

Bisher streiten die Forscher vor allem darüber, woher die Menschen kamen, mit Genanalysen, es geht hin und her, obgleich viel für die chasarische Herkunft spricht. Aber strittig ist auch die Herkunft der Sprache, und bei der deutet eine Analyse von Eran Elhaik (Sheffield) nun in die gleiche Richtung (Genome Biology and Evolution, 19. 4.): Er hat 367 Kinder von Aschkenasim in den USA ausfindig gemacht, bei 186 waren die Eltern Jiddisch-Sprecher, bei 181 waren sie es nicht.

Dann hat er versucht, aus den Genen die Herkunft zu lesen: Bei den Kindern von Jiddisch-Sprechern wies alles auf eine Region in der Nordosttürkei, in der viele Namen von Orten – Iskenaz, Eskenaz, Ashanaz, Aschkuz – an den der Aschkenasim anklingen: „Es ist der einzige Platz auf der Erde, an dem es diese Ortsnamen gibt“, erklärt Elhaik: „Das legt sehr nahe, dass Jiddisch dort um das erste Jahrtausend herum erfunden wurde.“

Monopol über Seidenstraßenhandel

Erfunden? Von wem und wozu? Als eine Geheimsprache, und von Händlern verschiedenster Völker der Region, auch slawischen. Die Region lag an der Seidenstraße, über die der Fernhandel mit China lief, die jüdischen Händler wollten ihn monopolisieren. Dafür entwickelten sie Jiddisch vor allem auf der Basis slawischer Sprachen, in die erst viel später und nach der Flucht in den Westen Wörter Eingang fanden, die an deutsche oder hebräische angelehnt waren (Hebräisch war zur Zeit der Erfindung des Jiddischen eine tote Sprache: Das biblische wurde nicht mehr gesprochen, das moderne noch nicht.)

Aus dem Deutschen anverwandelt wurde etwa das dort selbst nicht existierende „unterkoifn“ (bestechen); aus dem ukrainischen „terebyty“ (schälen, säubern) wurde „trejbern“, es meint: verbotene Stücke von etwas entfernen, damit es koscher wird. Und koscher selbst? In dem steckt vermutlich „kušart“. Das ist Ossetisch und bedeutet „zum Essen geschlachtetes Tier“. Das biblisch-hebräische „kašer“ meinte nur passend, es hatte keine Verbindung mit Speisen. Und es wurde eben damals nicht gesprochen.

https://www.diepresse.com/4971860/wo-ist-bloss-die-jiddische-sprache-hergekommen

4. Yitzhak ha-Sangari 

Laut mittelalterlichen jüdischen Quellen war Yitzhak ha-Sangari der Rabbiner, der angeblich das khasarische Königshaus zum Judentum bekehrte. Laut DM Dunlop „ist der Name Isaac Sangari vielleicht nicht vor dem 13. Jahrhundert belegt, als er von Nahmanides erwähnt wird .

in Sefer ha-Emunot („Buch des Glaubens“; Anfang des 15. Jahrhunderts) schrieb Rabbi Shem Tov ibn Shem Tov :

Vor mir war Rabbi Yitzhak ha-Sangeri, Gefährte [haver] des Königs der Khasaren, der vor einigen Jahren in Turgema [Land von Togarmah, dh der Türken] durch diesen Weisen konvertierte, wie aus mehreren Büchern bekannt ist . Die [rabbinische] Antwort und die wertvollen und weisen Aussprüche dieses Weisen, die seine Weisheit in Tora und Kabbala und anderen Bereichen zeigen, sind in [verschiedenen Büchern] auf Arabisch verstreut . Der weise Rabbi Yehuda Halevi , der Dichter aus Spanien , fand sie und legte sie in sein Buch auf Arabisch, und es wurde in unsere Sprache [Hebräisch] übersetzt …

Shem Tovs Werk wurde von Judah Moscato in seinem Werk Kol Yehuda zitiert.

Glaubt man den mittelalterlichen Quellen, war Yitzhak ein berühmter Rabbiner des Mittelalters. Als gelehrter Mann war er sowohl in Arabisch als auch in Hebräisch und Aramäisch versiert . Douglas Morton Dunlop identifizierte ihn versuchsweise mit der Region Sangaros in Westanatolien (nicht weit von der antiken Stätte Troja entfernt ).

Die Historizität von Yitzhak ist schwer zu bestimmen. Viele Diskussionen unter Gelehrten haben noch nicht abschließend festgestellt, wann oder ob er gelebt hat, noch sind Einzelheiten seines Dienstes unter den Khasaren in der Khasaren-Korrespondenz oder im Schechter-Brief enthalten . In einigen hebräischen Werken wird er als Yitzhak al-Mangari bezeichnet.

https://en.wikipedia.org/wiki/Yitzhak_ha-Sangari

5. Schechter-Brief

Der „Schechter-Brief“ (auch „Cambridge-Dokument“ genannt ) wurde in der Kairoer Geniza von Solomon Schechter entdeckt .

Der Schechter-Brief wurde als Mitteilung eines namentlich nicht genannten khasarischen Autors an einen nicht identifizierten jüdischen Würdenträger interpretiert. Einige glauben, dass der Schechter-Brief von einem Khasaren aus Konstantinopel an Hasdai ibn Shaprut adressiert wurde, nachdem dieser zunächst erfolglos versucht hatte, mit dem Khasaren-König Joseph zu korrespondieren (siehe Khasaren-Korrespondenz ). Die neuere Geschichtsschreibung hat jedoch festgestellt, dass die Namen jüdische mystische Traditionen widerspiegeln, und das Fehlen jeglicher bestätigender historischer Quellen für ihre Darstellung könnte sie in eine Tradition fantastischer Schriften über die verlorenen Stämme Israels einordnen. 

Der Brief wurde in die Genizah-Sammlung aufgenommen , die Schechter 1898 der Universität Cambridge schenkte . Leider ist der größte Teil des Folios unlesbar und es existieren nur zwei erhaltene Textblöcke. Dies macht die Identifizierung der genauen Art des Briefes, der Mitteilung oder der Legende unklar.

Der Schechter-Brief enthält einen Bericht über die Bekehrung der Khasaren, der sich von dem der Khasaren-Korrespondenz und der Kuzari unterscheidet . In dem Schechter-Brief-Bericht wanderten Juden aus Persien und Armenien nach Khazaria aus, um der Verfolgung zu entfliehen, wo sie sich unter die nomadischen Khazaren mischten und sich schließlich fast vollständig assimilierten. Dann erhob sich ein starker Kriegsführer (im Schechter-Brief heißt er Sabriel ), dem es gelang, sich zum Herrscher der Khazaren ernennen zu lassen. Sabriel stammte zufällig von den frühen jüdischen Siedlern und seiner Frau Serakh ab überzeugte ihn, das Judentum anzunehmen, in dem ihm sein Volk folgte. Was im Brief folgt, ist bis auf wenige Fragmente weitgehend verloren.

Der Bericht über das Khazar-Königreich stimmt mit keiner muslimischen, jüdischen oder byzantinischen Quelle aus der Zeit der Migrationskriege überein. Es unterscheidet sich auch radikal von jeder anderen angeblichen Quelle über die Konversion der Khasaren zum Judentum und in der Benennung der herrschenden Klasse. Die Namen der beteiligten Figuren, Sabriel ist der Name eines Engels in der jüdischen mystischen Tradition, Serah ist eine biblische Figur und die Behauptung der Abstammung vom Stamm Simeon, dessen Tod in der Bibel aufgezeichnet ist, weisen stark darauf hin, dass der Text unzuverlässig ist Quelle und stark beeinflusst in einer reichen jüdischen Tradition der Wunscherfüllung und mystischen Schriften über die zehn verlorenen Stämme Israels

Wenn es wörtlich genommen wird und nicht als Legende der verlorenen Stämme, stellt der Brief die konventionelle Erzählung der Khasaren in Frage. Erstens postuliert seine Version der Bekehrung eine teilweise judäische Abstammung für khasarische Zeitgenossen des Autors. Unabhängig davon, ob dies eine genaue Darstellung ist oder nicht, weist es darauf hin, dass die Khasaren sich selbst als vollständig integrierte Mitglieder des Weltjudentums betrachteten.

Der Brief besagt, dass in den frühen Tagen nach der Konversion der Khasaren zum Judentum einige Alanier bereits das Judentum praktizierten, bis zu einem Grad, dass Alania kam, um Khazaria vor seinen Feinden zu retten (Zeilen 52–53). Dies ist der einzige Beweis, der die Aufzeichnungen von Benjamin von Tudela über das Judentum in Alania bestätigt.

Außerdem bezieht sich der Text auf Oleg . Laut der Primärchronik starb Oleg im Jahr 912 und sein Nachfolger, der Prinz Igor , regierte von da an bis zu seiner Ermordung im Jahr 944. Jahrelang ignorierten die Gelehrten den Bericht des Schechter-Briefes; Kürzlich hat Constantine Zuckerman jedoch angedeutet, dass der Bericht des Schechter-Briefes mit verschiedenen anderen russischen Quellen übereinstimmt, und es deutet auf einen Kampf innerhalb des frühen Rus-Staates zwischen Fraktionen hin, die Oleg und den Rurikid gegenüber loyal waren . Ein Kampf, den Oleg letztendlich verlor. Zuckerman postulierte, dass die frühe Chronologie der Rus angesichts dieser Quellen neu bestimmt werden musste. Zu den Überzeugungen von Zuckerman und anderen, die diese Quellen analysiert haben, gehört, dass die Khasaren Kiew nicht vor dem frühen 10. Jahrhundert verloren haben (statt 882, dem traditionellen Datum), dass Igor nicht Ruriks Sohn, sondern eher ein entfernterer Nachkomme war, und so weiter Oleg folgte Rurik nicht sofort , sondern dass es eine verlorene Generation zwischen dem legendären Varangianischen Lord und seinen dokumentierten Nachfolgern gibt.

https://en.wikipedia.org/wiki/Schechter_Letter

6. Khazar-Hypothese der aschkenasischen Abstammung

Die Khazar-Hypothese der aschkenasischen Abstammung , von ihren Kritikern oft als Khazar-Mythos bezeichnet , ist eine weitgehend aufgegebene historische Hypothese. Die Hypothese postulierte, dass aschkenasische Juden in erster Linie oder zu einem großen Teil von Chasaren abstammten, einem multiethnischen Konglomerat überwiegend türkischer Völker , die im und um den nördlichen und zentralen Kaukasus sowie in der pontisch-kaspischen Steppe ein halbnomadisches Khanat bildeten . Die Hypothese postulierte auch, dass die Khazaren nach dem Zusammenbruch des Khazar-Reiches nach Osteuropa flohen und machten dort einen großen Teil der Juden aus. Die Hypothese stützt sich auf einige mittelalterliche Quellen wie die Khazar-Korrespondenz , wonach irgendwann im 8.–9. Jahrhundert eine kleine Anzahl von Chasaren laut Judah Halevi und Abraham ibn Daud zum rabbinischen Judentum konvertiert sein soll . Der Umfang der Konvertierung innerhalb des Khazar-Khanats bleibt ungewiss, aber die Beweise, die verwendet werden, um die aschkenasischen Gemeinschaften mit den Khazaren in Verbindung zu bringen, sind dürftig und unterliegen widersprüchlichen Interpretationen.

Genetische Studien an Juden haben keine substanziellen Beweise für eine khazarische Herkunft unter den aschkenasischen Juden gefunden. Doron Behar und andere Genetiker sind zu dem Schluss gekommen, dass ein solcher Zusammenhang unwahrscheinlich ist, und stellten fest, dass es schwierig ist, die Khazar-Hypothese mithilfe der Genetik zu testen, da es an klaren modernen Nachkommen der Khazaren mangelt, die einen eindeutigen Test für den Beitrag zur aschkenasischen jüdischen Abstammung liefern könnten , fand jedoch bei aschkenasischen Juden keine genetischen Marker, die sie mit Völkern des Kaukasus/Khazar-Gebiets in Verbindung bringen würden.  Diese und andere Studien haben stattdessen Beweise dafür gefunden, dass die Aschkenasen gemischte Ursprünge aus dem Nahen Osten und Südeuropa/Mittelmeer haben.

Obwohl die Mehrheit der zeitgenössischen Genetiker, die zu diesem Thema veröffentlicht haben, dies ablehnen, gibt es einige, die seine Plausibilität verteidigen. Im späten 19. Jahrhundert spekulierten Ernest Renan und andere Gelehrte, dass die aschkenasischen Juden Europas aus türkischen Flüchtlingen stammten , die aus dem zusammengebrochenen Khasaren-Khanat nach Westen nach Europa ausgewandert waren und ihre Muttersprache Khazar gegen Jiddisch tauschten , während sie weiterhin das Judentum praktizierten . Obwohl die Khazar-Ashkenazi-Hypothese seitdem von mehreren Gelehrten immer wieder aufgegriffen wurde, gelangte sie mit der Veröffentlichung von Arthur Koestlers „ The Thirteenth Tribe“ (Der dreizehnte Stamm) einer viel breiteren Öffentlichkeit zur Kenntnisim Jahr 1976.  Es wurde kürzlich vom Genetiker Eran Elhaik wiederbelebt , der 2012 eine Studie durchführte, um es zu rechtfertigen.

https://en.wikipedia.org/wiki/Khazar_hypothesis_of_Ashkenazi_ancestry

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