Humanismus

  1. Humanismus
  2. DER HUMANISMUS DER RENAISSANCE UND DIE FREIMAUREREI

Anmerkung : Der Humanismus, war der „Türöffner“ kabbalistischer Sichtweisen, in das Christentum. Alles darüber hinausgehende (Kabbala), wäre als Ketzerei verboten worden. Den Ursprung finden wir in der Genisis 3.5, als die kabbalistische Schlange Lilith, Eva mit den Worten verführte: “ Gott weiß vielmehr: Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf; ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse.“ Der Mensch wird wie Gott und kann dessen Stellung einnehmen, anstatt sich ( zwar als höchstes Wesen ), den Gesetzen Gottes zu unterwerfen. Darum ist es hilfreich, beim Lesen von Texten zum Humanismus, immer das Endprodukt, der Gottgleichwerdung des Menschen, vor Augen zu haben, um die Ziele der Infiltration, in die Gesellschaften besser zu verstehen.

1. Humanismus

Humanismus ist eine seit dem 18. Jahrhundert gebräuchliche Bezeichnung für verschiedene, teils gegensätzliche geistige Strömungen in diversen historischen Ausformungen, unter denen der Renaissance-Humanismus begriffsbildend herausragt. Gemeinsam ist ihnen eine optimistische Einschätzung der Fähigkeit der Menschheit, zu einer besseren Existenzform zu finden.

Es wird ein Gesellschafts- und insbesondere Bildungsideal entworfen, dessen Verwirklichung jedem Menschen die bestmögliche Persönlichkeitsentfaltung ermöglichen soll. Damit verbindet sich Kritik an bestehenden Verhältnissen, die aus humanistischer Sicht diesem Ziel entgegenstehen. Hinsichtlich der konkreten Inhalte bestehen zwischen den einzelnen Humanismuskonzepten große Unterschiede, die sich aus der Verschiedenheit der anthropologischen Grundannahmen ergeben. Insbesondere besteht ein Gegensatz zwischen den Modellen, die aus der Tradition des Renaissance-Humanismus hervorgegangen sind, und alternativen Entwürfen der Moderne, die sich in Opposition zum traditionellen Humanismus begreifen und mit ihm wenig gemeinsam haben, aber am Wort Humanismus als Selbstbezeichnung festhalten.

Der Humanismus der Renaissance war eine breite Bildungsbewegung, die auf antike oder als antik angesehene Vorstellungen zurückgriff. Die Renaissance-Humanisten erhofften sich eine optimale Entfaltung der menschlichen Fähigkeiten durch die Verbindung von Wissen und Tugend. Humanistische Bildung sollte den Menschen befähigen, seine wahre Bestimmung zu erkennen und durch Nachahmung klassischer Vorbilder ein ideales Menschentum zu verwirklichen und eine entsprechende Gesellschaftsform zu gestalten. Der humanistische Lebensentwurf, der an das antike römische Konzept der humanitas anknüpfte, trat als Alternative neben das traditionelle, aus dem Mittelalter überkommene Menschenbild, das stark auf Gott und das Jenseits ausgerichtet war.

Die auf antike Schriften und Kunstwerke als klassische Bildungsgüter fokussierte humanistische Bewegung verbreitete sich im 15. und 16. Jahrhundert von Italien aus in Europa, verlor aber im Lauf des 16. Jahrhunderts an Schwungkraft. Sie beeinflusste alle europäisch geprägten Teile der Welt. Einen neuen Impuls erhielt sie im 18. und 19. Jahrhundert durch den in Deutschland florierenden Neuhumanismus, der sich in erster Linie an der griechischen Antike orientierte und im deutschsprachigen Raum das höhere Bildungswesen prägte. Eine Begleiterscheinung war der Griechenenthusiasmus, der sich im Philhellenismus auch politisch auswirkte.

Neuartige Ausprägungen hat der Humanismusbegriff in der existentialistischen Philosophie sowie in Marxismus und Realsozialismus erfahren, wobei es von völlig neuen Ansätzen aus zu scharfer Abgrenzung vom „klassischen“ Humanismus kam. Als verbindendes Element alter und neuer Ansätze kann der Anthropozentrismus gelten, die Konzentration des Interesses und der Bemühungen auf den Menschen und seine Einzigartigkeit, im Gegensatz etwa zu Weltanschauungen, die Gott oder das Naturganze in den Mittelpunkt stellen oder die menschliche Lebensform nur als eine unter vielen auffassen.

In Anbetracht der zentralen Bedeutung römischer Vorbilder für die Inhalte des neuzeitlichen Humanismus werden mitunter auch diese Vorbilder selbst – in erster Linie Cicero – zum Humanismus gezählt. Als „Humanist“ kann Cicero auch unter dem Gesichtspunkt gelten, dass Humanisten Bewunderer und Nachahmer von Klassikern sind: Seine Rezeption der griechischen Literatur und Bildung ist dem Verhältnis der Renaissance-Humanisten zur altrömischen Kultur in gewisser Hinsicht vergleichbar. Daher ist in manchen Werken der Forschungsliteratur von einem antiken „römischen Humanismus“ die Rede. Die Anwendung des Begriffs „Humanismus“ auf Erscheinungen der römischen Geistesgeschichte hat zwar bei einer Reihe von Forschern Anklang gefunden,ist aber auch auf Kritik gestoßen und hat sich nicht allgemein durchgesetzt. Ein Einwand lautet, eine humanistische Haltung entspreche nicht der römischen Mentalität. Parallelen zum neuzeitlichen Humanismus schon in hochmittelalterlichem Schrifttum haben dazu geführt, dass mitunter auch von einem „mittelalterlichen Humanismus“ die Rede ist.

Dem kulturhistorischen Humanismusbegriff steht eine Vielzahl von im 19. und 20. Jahrhundert neu entwickelten Konzepten gegenüber, deren Vertreter unter „Humanismus“ nicht ein Phänomen einer abgeschlossenen Epoche oder einen bloßen Kanon herkömmlicher Bildungsgüter verstehen, sondern ein gesellschaftspolitisches Programm, das zur Bewältigung gegenwärtiger Herausforderungen und zur Gestaltung der Zukunft dienen soll.

Die neuen Ansätze treten nicht nur als individualphilosophische Ausprägungen, sondern auch in Form breiterer Strömungen in Erscheinung. Teils bewegen sie sich in traditionellen Bahnen, indem sie an die Grundgedanken der Renaissance-Humanisten und des Neuhumanismus anknüpfen, teils distanzieren sie sich nachdrücklich davon und beschreiten völlig neue Wege. Walter Rüegg unterscheidet sechs Richtungen:

  • der idealistische Humanismus, zielend auf die „harmonische Idealität der griechischen Menschen“ (samt Neubegründung in Werner Jaegers Paideia);
  • der liberaldemokratische Humanismus dialektischer, positivistischer und pragmatischer Färbung, der den allgemein gebildeten, aufgeklärten und beruflich erfolgreichen Bürger in der modernen Welt im Visier hat;
  • der marxistische Humanismus, der auf Überwindung der Selbstentfremdung des Menschen durch kapitalistische Arbeitsverhältnisse und Ausbeutung zielt;
  • der integrale Humanismus, der in seinem Menschenbild die Tradition des Katholizismus (in Form der Vereinigung von antikem Vernunftdenken mit jüdisch-christlicher Gotteskindschaft) mit den neuen Aufgaben in einer säkularisierten Gesellschaft zusammenführt;
  • der biblizistische Humanismus protestantischer Herkunft, dessen Menschenbild ausschließlich auf die Bibel zurückgreift, dabei aber der Begegnung konfessionell verschiedener Humanismus-Auffassungen Raum gibt;
  • der existenzialistische Humanismus, der vorgegebene Menschenbilder durchgängig zurückweist, für die freie Entwicklung der individuellen Existenz auf Orientierung aber angewiesen bleibt.

Den Ausgangspunkt für die Formulierung und Verbreitung des Gedankenguts, das später „humanistisch“ genannt wurde, bildete der antike römische Begriff humanitas („Humanität“, „Menschlichkeit“). Das vom Adjektiv humanus („menschlich“) abgeleitete Wort ist erstmals in der von einem unbekannten Verfasser stammenden Schrift Rhetorica ad Herennium bezeugt, die im frühen 1. Jahrhundert v. Chr. entstanden ist. Dort ist das Merkmal der humanitas das Mitgefühl, das als besondere Qualität des Menschen gilt, die sein Wesen von der tierischen Wildheit und Grausamkeit abhebt.

Das Bedeutungsfeld von humanitas wurde vor allem von Cicero geprägt, der später zum wichtigsten antiken Impulsgeber des Renaissance-Humanismus wurde. Kein anderer römischer Autor hat auf diesen Begriff so großes Gewicht gelegt wie Cicero. Auch für ihn war der Aspekt der menschenfreundlichen Gesinnung wichtig.

Bei seinem Bildungsziel setzte Cicero allerdings einen anderen Akzent als die griechischen Vorbilder, indem er mit der humanitas die Eigenart des spezifisch Menschlichen (im Unterschied zum Tier und zum Gott) hervorhob. Zu kultivieren war nach seiner Überzeugung die „Menschennatur“, das Menschengemäße, den Menschen Auszeichnende. Für dieses Element des nur dem Menschen Eigentümlichen, nur ihn Charakterisierenden hatten die griechischen Klassiker keinen besonderen Ausdruck. Ein Ideal vollendeten Menschentums gab es im griechischen Denken der klassischen Zeit nicht, da das Menschliche primär als etwas im Vergleich zum Göttlichen prinzipiell Mangelhaftes wahrgenommen wurde. Die römische humanitas, in der die beiden Elemente Menschenfreundlichkeit und Bildung verschmolzen, stellte eine Neuschöpfung dar.

Als das Byzantinische Reich im Spätmittelalter existenzgefährdende Krisen durchmachte und schließlich im Jahr 1453 mit der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen unterging, flüchteten zahlreiche byzantinische Gelehrte nach Italien und brachten eine Fülle von griechischen Handschriften in den Westen. Erst mit der Einbeziehung der griechischen Sprache und Literatur gewann der humanistische Kanon seine volle Gestalt. Auch die Erfindung des Buchdrucks war den Bestrebungen der Humanisten nützlich. Er verhalf ihren Werken zu weiter Verbreitung und machte die ganze gelehrte Welt mit ihren Ideen bekannt.

Der Begriff humanista tauchte zum ersten Mal 1490 in einem volkssprachlichen Brief auf. Er bezeichnet die Gräzisten, Latinisten, Dichter und Redner, die sich den studia humanitatis widmeten und Cicero sowie Quintilian besonders in der Rhetorik als Vorbilder betrachteten. Diese Gelehrtenbewegung wollte das antike Menschenbild erneuern.

Das lebensbejahende und schöpferische Individuum wurde rehabilitiert. Die Verherrlichung des Menschen ergab sich bei den italienischen Humanisten aus der Überzeugung, dass der Mensch als das Ebenbild Gottes das Höchste in der ganzen Schöpfung sei. Der berühmteste und einflussreichste Humanist der frühen Neuzeit war Erasmus von Rotterdam, dessen philosophia christiana die Überbetonung der rhetorischen Kultur relativierte. Im Jahr 1514 übersetzte er in Basel zum ersten Mal das Neue Testament aus dem Griechischen. Weder Philipp Melanchthons Grundlegung der protestantischen Bildung noch das Schulwesen der Jesuiten sind ohne humanistischen Einfluss denkbar.

Der Renaissance-Humanismus wurde von den Päpsten finanziell gefördert. Mit Papst Pius II. stellten sie selbst einen bedeutenden Humanisten. Die Scholastikkritik der humanistischen Reformtheologen, die sich für eine Reform der herrschenden Theologie einsetzten, prägte viele spätere Reformatoren. Der teilweise unmoralische Lebenswandel der Kirchenoberen und Priester zog einen mehr oder weniger ausgeprägten Antiklerikalismus nach sich.

Philipp Melanchthon stützte sich bei der Ausarbeitung seiner frühprotestantischen Hermeneutik auf die humanistische Rhetoriktradition.

Im Zeitalter von Reformation und Glaubensspaltung in Europa vermochte sich das auf Frieden und Versöhnung zielende Wirken des fraglos bedeutendsten Humanisten seiner Zeit, des Erasmus von Rotterdam, nicht zu behaupten. Seine Werke wurden 1559 katholischerseits verboten. Sie blieben jedoch vor allem im Zuge des niederländischen Befreiungskampfes gegen die spanische Krone eine wichtige Inspirationsquelle seiner gelehrten Landsleute, die wiederum weit ausgreifende Impulse vor allem in von der Reformation erfassten Teilen Europas setzten. 

Zu den wichtigsten Vertretern des niederländischen Späthumanismus gehörte der an die stoizistische Tradition des europäischen Humanismus anknüpfende Justus Lipsius, der als Lehrer einer praktischen Vernunft vor allem durch sein Werk De constantia zum Erzieher staatstragender Schichten und calvinistischer Fürsten wurde.

Der vom niederländischen Späthumanismus ausgehende Einfluss im frühneuzeitlichen Europa war vielfältig gestreut. und kam speziell im brandenburg-preußischen Staatswesen zur Entfaltung. Von seinem zum Calvinismus übergetretenen Vater Georg Wilhelm wurde der nachmalige Große Kurfürst Friedrich Wilhelm zu einem dreijährigen Studium unter anderem der Schriften Senecas nach Leiden geschickt. So entstand bei den Brandenburger Hohenzollern eine langlebige Tradition calvinistisch-puritanischer und stoisch-moralischer Ausrichtung, die auch zur Richtschnur für die preußische Offiziersausbildung und für das preußische Beamtentum wurde.

In der Französischen Revolution brach sich der Freiheitsdrang in antikem Dekor Bahn: „Man trägt die phrygische Mütze als Symbol der Freiheit, man stellt allerorts Brutus-Büsten auf, man ahmt antike Feste nach. Personen wie Straßen und Städte erhalten antike Namen.

Während die französische humanistische Tradition die griechische Antike zwar nicht unbeachtet ließ, aber doch ungleich stärker das Römertum favorisierte, erwachte in bildungsorientierten Kreisen in England und besonders in Deutschland im 18. Jahrhundert ein vehementes Interesse an altgriechischer Kunst und Kultur. Zur Erklärung dieser besonderen Vorliebe kommen mehrere Faktoren in Betracht: Anders als im Falle Frankreichs hatte sich das Römische Reich nur auf Teile des späteren Deutschland erstreckt; die Anfänge deutscher Geschichte wurden mit der Befreiung der Germanen von römischer Herrschaft verknüpft. „Die Reformation“, heißt es bei Hans Oppermann, „trug weiter dazu bei, große Teile Deutschlands in eine neue Oppositionsstellung zu allem zu bringen, was Rom hieß und römisch war.“ In den von der Reformation erfassten Gebieten erhielt das Griechische als Sprache des Neuen Testaments eine besondere Bedeutung.

Hinzu kam in der Epoche von Sturm und Drang eine Vorliebe für das Originalgenie und alles Ursprüngliche auf Kosten jeglicher Nachahmung bzw. Ableitung „aus zweiter Hand“. Damit waren die Römer gegenüber den Griechen, war Latein gegenüber Altgriechisch allenfalls zweite Wahl: „Diese besondere Bedeutung des Griechischen wird unendlich vertieft, das Griechenlanderlebnis selbst rückt in den Mittelpunkt der deutschen Kultur in der großen Bewegung des Neuhumanismus der Winckelmann und Wilhelm von Humboldt. […] ‚Das Land der Griechen mit der Seele suchend‘ – das ist durchaus die Haltung der Adepten des Neuhumanismus, wobei das ‚das Land der Griechen‘ sich dem Rang eines säkularisierten Gottesreiches zumindest nähert.“ Laut Oppermann bekam also das besagte Griechenlanderlebnis der Neuhumanisten einen pseudoreligiösen Akzent, nahm der Neuhumanismus den Charakter einer Menschheitsreligion an.

Der bedeutendste Repräsentant des sogenannten Dritten Humanismus war Werner Jaeger. Die Bezeichnung Dritter Humanismus – nach dem Renaissance-Humanismus und dem Neuhumanismus – stammt aus einer 1921 gehaltenen Rede des Berliner Philosophen Eduard Spranger, mit dem Jaeger befreundet war und der sich mit ihm gemeinsam für die alten Sprachen und eine Philosophie der Bildung einsetzte: „Aber ein Unterschied unseres Humanismus, den man den dritten nennen könnte gegenüber jenem zweiten, liegt in der Weite des Suchens und des Verstehens, das wir Modernen aufzubringen vermögen.“

Die Rechtfertigung für eine intensive Neubelebung bzw. nötige Rettung der humanistischen Bildungsidee leitete Jaeger aus veränderten Zeitumständen und Herausforderungen ab: „Der Prozentsatz der Bevölkerung, der an dem angestammten geistigen Besitzstand unserer Nation wirklich inneren Anteil hat, nimmt im Zeichen der fabrikmäßigen Massenproduktion der Popularwissenschaft und der Einführung von Kino, Rundfunk und Taschenmikroskop auf der Schule von Jahr zu Jahr ab. Die mächtigsten Wirtschaftsschichten unseres Volkes, Arbeitermasse und Großkapital, sind mit den wohlbekannten Ausnahmen den Grundlagen unserer humanen Kultur fremd, ja ihr teilweise feindselig. Der mittlere Bürgerstand aber, bei dem diese Interessen erblich und wenn auch nicht ohne Schwankungen bis vor kurzer Zeit am sichersten geborgen waren, wird zwischen den großen Mühlsteinen der modernen Wirtschaft zerrieben.“ Immer frühzeitiger erfasse „das Triebwerk der Berufsmaschine“ den Geist der Heranwachsenden und füttere ihn mit nutzenbezogenem „Zivilisationswissen“ auf Kosten der geistigen Individualität und freier seelischer Entfaltung. Das führe „zu rationalistischer Entleerung und Abplattung des Lebens, zu brutalen Reaktionen der vergewaltigten Natur, zur ungesunden Hypertrophie des Erwerbs- und Vergnügungssinnes, zur Aufhebung der geistigen Selbständigkeit von Staat und Kultur.“ Überzivilisation einerseits und Zivilisationsflucht andererseits vernichteten in letzter Übersteigerung die Kultur. Denn diese sei nicht äußerer Apparat noch formlose Innerlichkeit, sondern „hellstes Wissen des Geistes um sich selbst und sicheres Ruhen in seiner Form, zweckfreies Sein und Können.“ Alle echte Bildung sei humanistisch: „Bildung des Menschen zum Menschen.

Im Zentrum von Jaegers Bildungsidee steht die Paideia. Die Gesamtheit der griechischen Kultur sei Ausdruck des Strebens, den Menschen zu formen. Das höchste Kunstwerk, das es zu bilden gelte, ist demnach der Mensch.

Es war der niederländische Späthumanismus, der den Humanitätsbegriff des Völkerrechts mit stoizistischem Moralbewusstsein verband. Bei der Schaffung einer neuen rechtlichen Ordnung der Welt wurde menschliche Vernunft maßgeblich. „Das bürgerliche Bildungsbewußtsein lernt, mit der Natur auf andere Weise umzugehen, analog dem Naturverständnis der Naturwissenschaften. Die Welt ist nicht mehr sakrosankte Schöpfung; und aus einer nach ‚natürlichen‘ Gesetzen geordneten Natur wird das ‚natürliche‘ Recht des Menschen abgelesen.“

Auf der Grundlage erasmischer Ideen und aufbauend auf den Lehren der katholischen Spanischen Spätscholastik entwickelte Hugo Grotius mit seinem Werk De jure belli ac pacis die Grundlagen des modernen Völkerrecht. Im Zuge der Säkularisierung traten die Juristen die Nachfolge der Geistlichen als wegweisende Autoritäten in einer nicht mehr hauptsächlich kirchlich geprägten Weltordnung an. Für ein Jahrhundert gelangte die Jurisprudenz und mit ihr das humanistisch erarbeitete und erweiterte römische Recht in der Rangfolge der Wissenschaften an die Spitze. Das ergab sich aus der Schaffung einer Rechtsgeschichte samt systematischer Quellenkritik sowie aus der Entwicklung eines Naturrechtsbegriffs und der Verbindung von Natur- und Völkerrecht. Grotius selbst folgerte: „Das Naturrecht ist so unveränderlich, daß es selbst von Gott nicht verändert werden kann.“

„Realer Humanismus“ in der DDR

Orientiert am Leitbild des von Karl Marx vorgestellten realen Humanismus, wurde in der Deutschen Demokratischen Republik die Umwandlung des bürgerlichen Humanismus, vormals „Angelegenheit einer herrschenden Minderheit“, zur Massenangelegenheit propagiert: als „Entschluß zur tätigen Anteilnahme an den Bestrebungen unserer Zeit, das Bestehende zu ändern und durch Besseres zu ersetzen“, hieß es bei Heinrich Deiters. „Wenn wir auf die Geschichte der Menschheit seit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zurücksehen, so entdecken wir die Quellen, aus denen sich der neue Humanismus hauptsächlich genährt hat. Es sind die Kämpfe aller fortschrittlichen Menschen für einen gesicherten Frieden und für eine demokratische Staatsordnung, die Kämpfe der Werktätigen gegen die Reste der feudalen Eigentumsverhältnisse und das Monopolkapital, die Kämpfe der Kolonialvölker um ihre politische Selbstständigkeit.“ Im Gegensatz zum idealistischen Vorläufer entwickle der reale Humanismus seine Programmatik „aus der vollen Wirklichkeit und wendet sie auf die volle Wirklichkeit an“. Somit werde der Gegensatz von Geist und Materie aufgehoben, der Mensch demnach nun als Einheit behandelt

Seit 2004 tritt die Giordano-Bruno-Stiftung für eine Weiterentwicklung und Verbreitung des Konzepts des evolutionären Humanismus ein. Stiftungsvorstand Michael Schmidt-Salomon veröffentlichte 2005 das Buch Manifest des evolutionären Humanismus, das mit einer verkauften Auflage von 50.000 Exemplaren eine weite Verbreitung erhielt.

Die 2014 gegründete Partei der Humanisten bekennt sich zu den Werten des Humanismus, dem Transhumanismus und evolutionären Humanismus. Nach ihrer Auffassung ist das Leben in einer humanistischen Gesellschaft ausschließlich durch gemeinschaftlich vereinbarte Normen geregelt, die sich aus einer kritisch-rationalen und wissenschaftlich fundierten Auseinandersetzung mit der Realität ergeben. Humanistische Politik dient nach dem Verständnis der Partei dem Menschen und keinen Religionen, Ideologien, Dogmen oder Kollektiven. Sie sehen den Bürger als aufgeklärt und selbstbestimmt.

Erich Fromm

In den Jahren von 1961 bis 1978 veröffentlichte Erich Fromm mehrere Aufsätze und Reden, die in dem Sammelband Humanismus als reale Utopie herausgegeben wurden. Die Entfremdung ist nach Fromm die Krankheit des modernen Menschen. Der Mensch wird zum Götzendiener, der das Werk seiner eigenen Hände anbetet. Er ist nur noch damit beschäftigt zu arbeiten, um konsumieren zu können. Er möchte viel haben, statt viel zu sein. Machtstreben, Vergnügungssucht und Besitz verdrängen Liebe, Freude und persönliches Wachstum. Ängstlichkeit verbindet sich mit der Unfähigkeit, zu lieben. Der moderne Mensch flieht in ein leeres Geschäftigsein. An die Stelle der traditionellen Werte des Guten, Schönen und Wahren, die der Entfaltung des Menschen dienten, ist der technologische Wert getreten: Das technisch Mögliche wird zum Selbstzweck; ist etwas technisch möglich, dann wird es auch getan.

Nach Fromm soll man sich der humanistischen Alternative bewusst werden. Der Humanismus geht vom fühlenden, lebendigen, leidenden und denkenden Menschen als der zentralen Kategorie aus. „Bei diesem Bezugsrahmen besteht der Sinn des Lebens in der völligen Entwicklung der menschlichen Eigenkräfte, insbesondere in der von Vernunft und Liebe, im Transzendieren der Enge des eigenen Ichs und in der Entwicklung der Fähigkeit, sich hingeben zu können, in der vollen Bejahung des Lebens und von allem Lebendigen im Unterschied zur Anbetung von allem Mechanischen und Toten.“

Die Liebe ist der Hauptschlüssel, mit dem sich die Tore zum persönlichen Wachstum öffnen lassen. Die Praxis der Liebe ist das menschlichste Tun, das den Menschen ganz zum Menschen macht und ihm zur Freude am Leben gegeben ist.

Julian Huxley

In dem 1961 erschienenen Werk The humanist frame legte Julian Huxley das Konzept des evolutionären Humanismus vor. Aus Sicht Huxleys ist die Wissenschaft in der Lage, im Rahmen einer allgemeinen Theorie der Evolution nicht nur die biologische Evolution, sondern auch anorganische Entwicklungen wie die Sternenentwicklung auf der einen Seite sowie auch menschliche und soziale Entwicklungen auf der anderen Seite zu erklären. Den Menschen sieht Huxley dabei als das höchste Produkt der Evolution an, der zudem fähig sei, die Evolution zu kontrollieren und, beispielsweise durch Gentechnik am Menschen, voranzutreiben.

Der österreichische Professor Mouhanad Khorchide vertritt eine islamische Auslegung des Humanismus

Christliche Humanismuskritik wendet sich gegen den anthropozentrischen, als „weltlich“ betrachteten Ansatz der humanistischen Modelle, der als unvereinbar mit dem christlichen Konzept eines auf Gott ausgerichteten Lebens angesehen wird. Christliche Kritiker des Humanismus missbilligen nicht nur die glaubensferne, teils religionsfeindliche Haltung vieler Humanisten, sondern verwerfen auch den „christlichen Humanismus“, in dem sie einen Versuch der Harmonisierung von Unvereinbarem sehen. Im englischsprachigen Raum ist secular humanism („weltlicher Humanismus“) ein Kampfbegriff in Auseinandersetzungen um Religion und Christentum.

Der evangelische Dogmatiker Karl Barth meinte, man müsse in erster Linie von einem Humanismus Gottes sprechen: von der Liebe Gottes zum Menschen. Der Mensch als das von Gott bewirkte Wesen solle sich aus seiner irdischen Wirklichkeit in das Geheimnis seines Ursprungs öffnen. Dabei erfahre er dann die Heiligung der Gnade, den Humanismus Gottes. Die weltlichen Humanismen seien eigentlich überflüssig. Sie seien nur „abstrakte Programme“ gegenüber der von den Evangelien verkündeten Gotteskindschaft des Menschen.

Die Frage, wie die zeitgemäße Ausrichtung eines Humanismus der Gegenwart beschaffen sein könnte oder müsste, stellt sich nicht nur im Lichte seines historisch-abendländischen Werdegangs, sondern neuerdings auch unter dem Eindruck von begrifflich und inhaltlich herausfordernden Ableitungen wie Transhumanismus und Posthumanismus. Für den ersteren ist der Mensch ein unvollendetes Produkt der biologischen Evolution, das der Optimierung bedarf, etwa mit gentechnischen Mitteln oder mit dem Einsatz von „bewusstseins- und intelligenzverstärkenden“ Drogen und Diäten. Für den Posthumanismus wiederum stellt der herkömmliche Mensch ein Auslaufmodell dar, das von seinen technischen Schöpfungen überholt wird und künstlichen Intelligenzen sowie Robotern als neuen Triebkräften der Evolutionsgeschichte weicht.

https://de.wikipedia.org/wiki/Humanismus


Anmerkung : Den Durchbruch soll der Humanismus erfahren haben, als das byzantinische Reich von den Osmanen 1453 erobert wurde und viele Byzantiner nach Italien flohen. Von dort soll er sich weiter ausgebreitet haben. Nicht genannt, wird eine weitere Fluchtwelle, nämlich ab 1493, die Ankunft vieler Marranos aus Spanien. Äußerlich katholisch, aber z.T. weiter den jüdischen, aber vor Allem, dem kabbalistischen Glauben praktizierten, der damals in Spanien aufkam und blühte. Auch Elijah Levita wäre zu nennen, ein Freund Luthers. Lediglich der Name Phillip Melanchton gibt einen kleinen Hinweis auf die christliche Kabbala. Es verwundert daher nicht, dass der “ Humanismus „besonders im Protestantismus wieder zu finden ist und dass es Protestanten waren, die die Rosenkreuzer gründeten.

Die Vatikan und die damalige humanitäre Situation, eigneten sich hervorragend, den Humanismus, als Gegenentwurf, zu platzieren. Oberfächlich betrachtet, vermittelt der Humanismus, die Süße Frucht des Garten Edens, den Apfel und verspricht das Einsetzen für soziale Verbesserungen, die natürlich auch eingetreten und umgesetzt wurden. Langfristig bedeutet der Humanismus den Eingriff in Gottes Schöpfung, ja die Gottwerdung, allerdings nicht der Masse, sondern einer auserwählten Elite, was wiederum die kabbalistischen Einflüsse repräsentiert.


2. DER HUMANISMUS DER RENAISSANCE UND DIE FREIMAUREREI

Der Mensch soll sich seiner Begierden entledigen, den Wissenschaften nachgehen, die Moral als sein Gewissen und die Logik als seine Vernunft nutzen, um die Erleuchtung zu erfahren und zu Gott aufzusteigen. Dieser dreistufige Prozess ist mit der Idee des freimaurerischen Erkenntnisweges mehr als nur eng verwandt. Das ist kein Zufall, denn der Humanismus der Renaissance ist eindeutig im freiheitlichen Menschenbild der Freimaurerei übernommen worden.

Der »Phoenix der Geister«, ein bewunderter Gelehrter, ein Schöngeist und ein Menschenfreund: So feierte man bereits zu Lebzeiten Giovanni Pico della Mirandola (1463–1494). Er war zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 23 Jahre alt. Als jüngster Sohn des Grafen della Mirandola war Giovanni ein wahres Wunderkind, das schon mit vierzehn Jahren bestens mit der klassischen Philosophie vertraut war. 

Das Leben eines Klerikers, wie seine Eltern es ursprünglich für ihren Sohn vorgesehen hatten, war nichts für ihn. Stattdessen stu- dierte er Rechtswissenschaften und Philosophie. Von Bologna nach Florenz übergesiedelt fand er schon rasch im Kreise des Lorenzo il Magnificos Anschluss, welcher der berühmten Familie der Medici entstammte. Als Förderer der Künste war Lorenzo einer der reichsten und mächtigsten Menschen Europas. Der geistige und kulturelle Einfluss der Medici ging weit über die Grenzen Italiens hinaus, beeinflusste alle Denker, Gelehrten, aber auch die Einflussreichen, Reichen und Mächtigen jener Zeit, der Renaissance.

Mit dem Buchdruck wurden die griechischen Schriften und die der Humanisten in der Welt der Gelehrten bekannt. Im 15. und 16. Jahrhundert fand man an vielen Universitäten Humanisten, sodass der Humanismus auch viele spätere Reformatoren prägte. Italien spielte eine bedeutende Rolle bei seiner Verbreitung. 

Gott als der höchste Baumeister hat den Tempel seiner Schöpfung zuletzt mit dem Menschen versehen, ihm jedoch keinen festen Wohnsitz in diesem Tempel zugeteilt, auf dass er sein Leben so gestalten könne, wie er es sich wünsche. Adam als Archetyp steht es demnach frei, sich zum Göttlichen zu erheben oder zum niedrigsten Geschöpf hinab zu entwickeln.

Der Mensch soll sich seiner Begierden entledigen, den Wissenschaften nachgehen, die Moral als sein Gewissen und die Logik als seine Vernunft nutzen, um die Erleuchtung zu erfahren und zu Gott aufzusteigen. Dieser dreistufige Prozess ist mit der Idee des freimaurerischen Erkenntnisweges mehr als nur eng verwandt. Das ist kein Zufall, denn der Humanismus der Renaissance ist eindeutig im freiheitlichen Menschenbild der Freimaurerei übernommen worden.

Bereits begrifflich richtet sich der Humanismus direkt an den Menschen, an seinen Geist, sein Wesen, seine Seele und seinen Verstand. Der einzelne Mensch steht also im Vordergrund. Zu den Prinzipien des Humanismus gehören unverzichtbar Meinungsfreiheit und Toleranz. Dazu gesellen sich auch Güte, Mitgefühl und Freundlichkeit. Der Mensch sollte an sich arbeiten und seine Fähigkeiten voll entfalten. Auf diesen Grundlagen soll das menschliche Zusammenleben beruhen. Der Humanismus ist also der Grundpfeiler der Demokratie. In Deutschland beschäftigte sich Nikolaus von Kues (Cusanus) intensiv mit den Ideen des Humanismus; als erster deutscher Humanist gilt bis heute Johannes Reuchlin aus Pforzheim, Großonkel Philipp Melanchthons. Der schwäbische Gelehrte war vor allem von den italienischen Humanisten inspiriert, die sich um die Medici versammelt hatten.

Das in der deutschen Klassik durch Johann Gottfried Herder, Johann Wolfgang von Goethe hin zu Friedrich Schiller und Friedrich Hölderlin geprägte Menschenbild erkennt den mündigen Menschen im Zusammenwirken von Vernunft und Sinnlichkeit. Es entdeckt so- zusagen den freien und selbstbestimmten Menschen. Der Mensch steht im permanenten Widerspruch zu jeder Form von kirchlicher oder staatlicher Bevormundung. Er strebt danach, die Welt menschenwürdiger zu gestalten. So wird der Humanismus immer von der jeweiligen Zeit und Gesellschaft geprägt sein, so auch in den Menschenrechten, wie sie in der französischen Nationalversammlung 1789 gefordert und 1791 in der amerikanischen Verfassung verwirklicht worden sind.


Anmerkung : Es ist bezeichnend, dass die Namen Melanchton und Reuchlin, im Zusammenhang mit dem Humanismus, genannt werden. Unterschlagend wird aber, dass beide Kabbalisten waren und darum muss die Frage gestellt werden, welchen Einfluss hatte die Kabbala im Entstehen des Humanismus.

Ferner fällt auf, dass heutzutage genau die Persönlichkeiten in Ehren gehalten werden, die humanistishe Ideen in die Welt brachten : Goethe, Kant, Herder, Schiller usw.

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