Großbritanien

  1. Der Protestantismus in England im 16. Jahrhundert
  2. Der Protestantismus in England im 17. Jahrhundert
  3. Der Protestantismus in England im 18. Jahrhundert
  4. Der Protestantismus in England im 19. Jahrhundert
  5. Oliver Cromwell 

1. Der Protestantismus in England im 16. Jahrhundert

…Zu Beginn des 16. Jahrhunderts war der Humanismus in England eingedrungen, Erasmus (1466-1536) hatte zwei Jahre lang an der Universität Cambridge gelehrt und dabei eine ganze Generation von Theologen ausgebildet. Ebenfalls in Cambridge kommen die Ideen Luthers ab 1520 bei einer kleinen Gruppe von Universitätsangehörigen an, die das „kleine Deutschland“ genannt wurde. Unter ihnen befinden sich Thomas Cranmer und Matthew Parker, die künftigen Erzbischöfe von Canterbury…

Die Herrschaft Eduards VI. (1547-1553)

…..Zahlreiche Reformatoren kommen vom Festland: John Knox wird der Beichtvater Eduards VI., Martin Bucer, der Straßburger Reformator, wird Professor an der Universität Cambridge, Pierre Vermingli, ein Italiener, der den Ideen Zwinglis anhängt, wird Professor in Oxford. Unter ihrem Einfluss breiten sich die reformatorischen Ideen aus. 1522 überprüft Cranmer das Prayer Book und berücksichtigt dabei einige Kritikpunkte Bucers an der Abendmahlsliturgie. Ebenfalls im Jahre 1552 stellt er die neue Lehre in Form von „42 Artikeln“ dar, die eher von der Reformation beeinflusst sind….

Die Herrschaft Elisabeths I.

Im Jahre 1558 wird Elisabeth I., die Tochter von Heinrich VIII. und Anne Boleyn, Königin. Sie ist 25 Jahre alt. Ihre religiösen Überzeugungen werden den Historikern immer ein Rätsel bleiben. Sie lehnt zugleich den Calvinismus und die päpstliche Oberhoheit ab. Sie ist mit Hilfe der protestantischen Partei an die Macht gekommen und will Frieden in ihrem Königreich. Sie erhält ihn durch einen Kompromiss, das Settlement, das im Mai 1559 vom Parlament mit einer knappen Mehrheit (21 Stimmen dafür und 18 Stimmen dagegen) verabschiedet wird. Die nationale Kirche Englands wird durch den Willen des Herrschers und des Parlaments eingesetzt. Die Kirche Englands ist eine Nationalkirche, unabhängig gleichermaßen von Rom wie von Genf. Sie bleibt in ihrer Leitung, den Institutionen und Gesetzen eine mittelalterliche Kirche, aber ihrer Lehre und Liturgie nach ist sie reformiert. Darum wird der Anglikanismus oft der „Mittelweg“ genannt.

…Im Jahre 1563 wird die Kirche Englands durch eine unter dem Namen „Achtunddreißig Artikel“ bekannte Parlamentsakte definiert, die 1571 zu den Neununddreißig Artikeln wird. Diese Doktrin ist klar protestantisch, aber es ist schwer zu sagen, ob sie eher lutherisch oder eher calvinistisch ist. Vor allem ist sie anti-päpstlich und anti-baptistisch….

… sie ersetzt sie durch neue Bischöfe, von denen einige aus dem Exil auf dem Festland zurückkommen und von den Ideen aus Genf oder Zürich beeinflusst sind. Die Königin ernennt Matthew Parker (1504-1575) zum Erzbischof von Canterbury, der wie sie ein Gemäßigter ist…

Der Übergang zum Protestantismus von Klerus und Volk vollzieht sich allmählich während der ganzen Herrschaft von Elisabeth: fähige Geistliche werden in den Universitäten von Oxford und Cambridge ausgebildet und Abordnungen von Predigern durchziehen das Königreich. Zahlreiche Katechismen werden veröffentlicht und das Lesen der Bibel wird gefördert; die am meisten verbreitete Ausgabe ist die aus Genf, die für ihre calvinistischen Anmerkungen und Kommentare geschätzt wird.

2. Der Protestantismus in England im 17. Jahrhundert

Die Konflikte zwischen Monarchie und Parlament führen zum Bürgerkrieg und zur ersten englischen Revolution, die Oliver Cromwell und die Puritaner an die Macht bringt. Die religiösen Konflikte ziehen eine erste Auswanderungswelle nach Nordamerika nach sich.

Der Bürgerkrieg (1642-1649)

…Diese Armee unter der Führung Cromwells fügt 1645 den königlichen Armeen eine schwere Niederlage zu. Karl I. flüchtet nach Schottland, wird aber 1647 von den Schotten dem Parlament ausgeliefert. Dieses wollte die königliche Macht zwar begrenzen, aber nicht die Monarchie abschaffen. Doch die Armee übernimmt die Macht und ein Fluchtversuch Karls I. liefert Cromwell den Vorwand, das Parlament aufzulösen. Das neue Parlament, das nur noch aus extremistischen Puritanern besteht, verurteilt den König zum Tode. Er wird 1649 enthauptet…..

Oliver Cromwell

Im Jahre 1649 wird England zur Republik, obwohl die Anhänger der Republik in der Minderheit sind. Oliver Cromwell wird 1653 zum Lord Protektor ernannt und seine Macht wird immer grenzenloser.

Das Parlament hatte schon seit Anfang des Bürgerkrieges das Episkopat und das Prayer Book abgeschafft und ein presbyteriales System gefördert, das aber nur in London und im Lancashire angewandt wurde. Oliver Cromwell war kein Presbyterianer, sondern „unabhängig“, das heißt„Kongregationalist“. Er unterstützt die Gründung von „unabhängigen“ Gemeinden, übt aber eine gewisse religiöse Toleranz, außer in Bezug auf die Katholiken. Anlässlich der Revolte Irlands werden die Katholiken niedergemetzelt. Diese Zeitspanne wird die „Herrschaft der Heiligen“ genannt, das heißt der Puritaner. Sie sieht die Gründung zahlreicher religiöser Gemeinschaften. Ihr Verfechter ist der große englische Dichter John Milton.

Die Puritaner

Der Name „Puritaner“ ist 1560 von ihren Gegnern einer gewissen Gruppe Protestanten gegeben worden, die dem Calvinismus anhängen, in der Reform der Kirche aber weiter gehen wollten. Sie hatten einen Streit über die Gewänder der Geistlichen ausgelöst, denn sie wollten die Kirche von allem Schmuck reinigen. Sie forderten eine einfachere Liturgie und stellten sich der strengen Anwendung des Prayer Book entgegen. Aber vor allem wollten sie ein presbyteriales System einführen, was von Seiten Elisabeths I. zu einer heftigen Unterdrückung führte.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts nahmen die Puritaner die Thronbesteigung Jakobs I. mit Wohlwollen auf. Vor seinem Übertritt zum Anglikanismus begannen einige, nach Amerika auszuwandern, aber die Mehrheit bleibt im Schoß der Kirche von England, wo sie geduldet werden. Unter Karl I. erhärtet sich die Opposition und während des Bürgerkriegs triumphieren die Puritaner und übernehmen unter dem Protektorat von Cromwell die Macht. Aber diejenigen, die man Puritaner nennt und wegen ihrer Sittenstrenge, ihrer unnachgiebigen Moral und ihrer strengen Einhaltung der Sonntagsruhe verspottet, bilden keine einheitliche Gruppe. Mehrere Tendenzen lassen sich ausmachen.

Die Presbyterianer bilden die größte Gruppe. Sie sind Calvinisten, die für ordinierte Geistliche Freiheit in der Predigt des Evangeliums fordern. Sie versuchen, ein presbyteriales System zu errichten.

Die Unabhängigen oder Kongregationalisten, zu denen Oliver Cromwell gehört, hängen zwar der calvinistischen Theologie an, wollen aber eine Autonomie der Gemeinden.

Unter Cromwell werden einige Gemeinden unabhängig, andere entstehen außerhalb der bestehenden Gemeinden. Sie werden von ordinierten Geistlichen geführt.

Die Baptisten praktizieren die Erwachsenentaufe, um den Eintritt in die Kirche der „Heiligen“ anzuzeigen. Sie stehen unter dem Einfluss der holländischen Mennoniten, Nachfolger der Wiedertäufer. Einige hängen weiterhin dem Calvnismus an, aber andere lehnen die Prädestination ab. Die moralische Disziplin ist streng.

Millenaristische Gemeinschaften bilden sich unter den günstigen Bedingungen der politischen und religiösen Krise.

Vom biblischen Buch Daniel und der Offenbarung ausgehend erwarten einige das tausendjährige Reich Christi und auf das Jahr 1666 konzentrieren sich diese Erwartungen (denn 666 ist die Zahl des Tieres in der Offenbarung des Johannes).

Einige Gemeinschaften stellen die soziale und politische Ordnung in Frage, um ein neues Jerusalem zu gründen. Da sie das Millenium nicht kommen sehen, lösen sich diese recht uneinheitlichen Bewegungen nach und nach auf. Sie werden oft von „inspirierten“ Laien geleitet.

Die Quäker oder „Zitterer“ sind Anhänger dieser Gruppen Inspirierter. Für sie ist das innere Licht wichtiger als die Schrift und allen zugänglich. George Fox, ihr Begründer, ist ein inspirierter Laie. Er lehnt jeglichen Gottesdienst, jegliche Hierarchie ab, verkündet die Brüderlichkeit und Gleichheit zwischen den Menschen. Die „Gesellschaft der Freunde“ wird 1668 gegründet: die Teilnehmer an den Versammlungen drücken ihre innere Erleuchtung durch improvisierte Reden aus, durch Gesten und Zeichen der Begeisterung, durch Zittern (Quäker = Zitterer). George Fox verfolgt eine sehr provokante, gar unverschämte Taktik gegenüber dem Klerus und den Amtsträgern, was ihm zahlreiche Probleme schafft. Er wird mehrmals verhaftet. Sein Charisma und sein Organisationstalent werden der Bewegung erlauben, sich trotz der Verfolgungen unter der Herrschaft Karls II. zu halten. 

Die Bewegung bejaht danach den Pazifismus und orientiert sich zur Mystik und der Suche nach dem Königreich in sich selbst. Der Quäker William Penn, Sohn eines Admirals, der in Frankreich bei Moise Amyraut studiert hat, gründet 1682 in Nordamerika die Kolonie Pennsylvanien.

Da die Quäker den Wehrdienst und den Treueid für die Herrscher verweigerten, hatten sie zahlreiche Schwierigkeiten, aber ihre Toleranz, ihre sozialen und pädagogischen Hilfswerke machten aus ihnen die Pioniere späterer Kämpfe, sowohl gegen die Sklaverei als auch für die Menschenrechte.

Die Restauration: die Herrschaft Karls II. (1660-1685) und Jakobs II. (1685-1688)

Beim Tod Cromwells 1685 stellt sich sein Sohn Richard, der zu seinem Nachfolger ernannt worden war, gegen die Armee und dankt ab. Die Engländer haben genug von der Militärdiktatur und wenden sich an den Sohn Karls I., der 1660 unter dem Namen Karl II. König wird, nachdem er eine Generalamnistie und Gewissensfreiheit versprochen hat. Karl II. stellt die Kirche von England und das Episkopat wieder her. Versuche, die Liturgie des Prayer Book in einem presbyterialen Sinn aufzulockern, scheitern und 20% der Geistlichen verlassen ihre Gemeinde. Die Puritaner (oder Dissidenten) werden verfolgt: Versammlungsverbot, Ausschluß von örtlichen Ämtern, Verhaftung. Man zählt 8.000 Personen, die aus religiösen Gründen verhaftet werden, unter ihnen viele Quäker und Baptisten. Der bekannteste ist John Bunyan, der im Gefängnis sein berühmtes Buch „The Pilgrim’s progress“ geschrieben hat, das das meist übersetzte Buch nach der Bibel werden sollte.

Der Bruder von Karl II., Jakob II. (1685-1688), ist zum Katholizismus übergetreten, wird aber König, indem er schwört, die Kirche Englands zu verteidigen. Aber er umgibt sich mit Jesuiten und vereint gegen sich die Anglikaner und die Dissidenten. Bei der Geburt seines Sohnes riefen seine Gegner den Schwiegersohn von Jakob II. zu Hilfe, den Statthalter von Holland, Wilhelm von Oranien, der nach der Flucht des Königs als Regent des Königreiches anerkannt wird. Dann regiert er als König mit seiner Frau Maria unter den Namen Wilhelm III. (1689-1702) und Maria II.

Wilhelm und Maria (1688-1702): die Glorreiche Revolution

Der Calvinist Wilhelm und seine Frau Maria haben ohne Blutvergießen den englischen Thron besteigen können. Darum haben die Engländer dieser Zeit den Namen „Glorreiche Revolution“ gegeben. Der neue Herrscher lässt England und die Vereinigten Provinzen in den Krieg der Augsburger Allianz gegen Ludwig XIV. antreten, was auf Seiten der in Frankreich verfolgten Protestanten Hoffnungen weckt, die schnell enttäuscht werden.

Im religiösen Bereich zielt alles auf Befriedung, aber 400 Geistliche und sechs Bischöfe weigern sich aus Loyalität gegenüber Jakob II. und den Stuarts, Wilhelm den Treueeid zu leisten, und werden aus der Kirche von England ausgeschlossen. Dagegen versucht der Calvinist Wilhelm, die presbyterianischen Pfarrer wieder in den Schoß der Kirche von England zu integrieren, aber dieses Projekt scheitert.

Die wichtigste Akte dieser Zeit ist die Toleranzakte vom 24. Mai 1689, die die Strafen gegen die „Nicht-Konformisten“ aufhebt, das heißt die Protestanten, die nicht zur Kirche von England gehören, unter der Bedingung, dass sie den Treueid leisten. Außerdem werden Orte für den nicht-konformistischen Gottesdienst erlaubt. In dieser Zeit herrscht relative Toleranz für die religiösen Minderheiten, die die Katholiken noch nicht einschließt.

Der Rationalismus und der Begriff der Toleranz gewinnen nach und nach an Boden. Darum zeichnet sich eine neue Bewegung innerhalb der Kirche von England ab, die zum Ziel hat, die theologischen Streitigkeiten zum Schweigen zu bringen. Sie betont die Reform der Sitten und die Frömmigkeit mehr als die Dogmen und die Arten der kirchlichen Leitung. Man nennt sie die „Low Church“. Durch ihr Beispiel und ihre Inbrunst geben die Pfarrer dieser Tendenz der Kirche von England einen neuen Aufschwung.

Da die Kinder von Wilhelm und Maria nicht überlebt haben, lässt der König vom Parlament die Nachfolgeakte von 1701 verabschieden, die jeglichen katholischen Monarchen vom Thron Englands ausschließt und die Nachfolge der Protestantin Anna, der Schwester von Maria, dann die des Hauses von Hannover sichert.

https://museeprotestant.org/de/notice/xviie-siecle/

3. Der Protestantismus in England im 18. Jahrhundert

Die industrielle Revolution hat soziale Umwälzungen zur Folge. In diesem Kontext entsteht die methodistische Erweckungsbewegung. Bemerkenswerte Prediger wenden sich an große Menschenmengen im Freien und rufen eine tiefe geistliche Erfahrung hervor, die man Bekehrung nennt. Eine ähnliche Erweckungsbewegung gedeiht in der anglikanischen Kirche.

Der Methodismus

John Wesley (1703-1791), sein Bruder Charles und sein Freund George Whitefield (1714-1770) sind die Begründer der methodistischen Bewegung. Dieser Beiname kommt von der „Methode“ in Gebet und Studium, die in einer von Studenten an der Universität Oxford gegründeten Gruppe angewandt wurde…….

Die methodistische Predigtweise, enthusiastisch und gefühlsbetont, erregt heftigen Widerspruch von Seiten der anglikanischen Kirche. Die methodistischen Prediger, unter ihnen zahlreiche Laien, predigen in den Gemeinden, die sie empfangen, aber viel öfter im Freien, an den Arbeitsstätten und folgen damit dem Beispiel von Whitefield. Sie haben großen Erfolg bei den benachteiligten Bevölkerungsschichten. Die Neubekehrten werden in Bibelkreisen gesammelt und dazu angehalten, ein heiliges Leben zu führen……

Der anglikanische Evangelikalismus

Gleichzeitig zur methodistischen Bewegung entsteht in der anglikanischen Kirche eine evangelische Erweckungsbewegung. Sie unterscheidet sich von der methodistischen durch ihre Kritik an den Wanderpredigern und wirkt innerhalb der Gemeinden. Sie berührt die Mittelklasse mehr als das Volk. Der Bibel wird eine große Bedeutung beigemessen.

Die Mitglieder dieser Bewegung sind recht aktiv, schaffen soziale Hilfswerke, kämpfen für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, die Reform der Gefängnisse, später für die Abschaffung der Sklaverei.

4. Der Protestantismus in England im 19. Jahrhundert

Während die Kirche Englands eine tiefgehende Reform durchlebt, entstehen in ihrem Schoß zwei Strömungen, die Oxford-Bewegung, eine Bewegung der Annäherung an den Katholizismus, sowie der religiöse Liberalismus. Aber die Evangelikalen bleiben im Vordergrund durch ihren Aktivismus im sozialen Bereich und ihre Missionstätigkeit.

Die Reform der Kirche Englands

In den ersten Jahren des Jahrhunderts, als Reaktion auf die Ausschreitungen der französischen Revolution, beherrscht der Konservatismus die englische Gesellschaft und die Kirche. Die Lage ändert sich um 1830. 1838 erhalten die Katholiken endlich Zugang zum öffentlichen Dienst und 1839 können sie ebenso wie die Non-Konformisten ins Parlament gewählt werden. Im Jahre 1830 gelangt die Whig-Partei an die Macht und beginnt, sich um die Skandale der Kirche Englands zu kümmern und um die sehr ungerechte Verteilung ihrer Reichtümer. Antiklerikale Aufstände brechen aus und zielen vor allem auf die Bischöfe und Priester, die kirchliche Gewinne anhäufen und nicht in ihren Gemeinden wohnen. Im Jahre 1835 wird eine Kommission ernannt, um die Kirche zu reformieren und die schlimmsten Ungleichheiten auszugleichen. Die Reform war lang, aber sie erlaubte der Kirche, sich zu modernisieren. Zu dieser von außen aufgezwungenen Reform gesellt sich eine innere Reformbewegung, bekannt unter dem Namen „Oxford-Bewegung“.

Die Evangelikalen

Um 1850 stellen die evangelikalen Pfarrer ein Drittel des anglikanischen Klerus. Die Ernennung zahlreicher evangelischer Bischöfe vermehrt noch ihren Einfluss, führt aber zuweilen auch zu Konflikten innerhalb der Diözesen. Die Evangelikalen arbeiten unermüdlich an sozialen Reformen, kämpfen gegen den Alkoholismus, die Prostitution und führen eine Erziehung für die Armen ein. Sie schaffen ein im britischen Empire sehr wichtiges Missionswerk, dann gründen sie die Bibelgesellschaftdie dazu beiträgt, die Bibel in der Welt dank zahlreicher Übersetzungen in Landessprachen zu verbreiten. Sie bekämpfen die Korruption im öffentlichen Leben und versuchen, die strikte Sonntagsruhe einzuführen. Ihre moralisierende Haltung und ihre als exzessiv beurteilte Strenge, verstärkt durch das Beispiel von Königin Viktoria, führen schließlich zu einer Ablehnung von Seiten der Bevölkerung.

Die Fortschritte in der Naturwissenschaft und besonders das Buch von Darwin über die Entstehung der Arten (1859) führen zu einem dauerhaften Konflikt zwischen Naturwissenschaft und Religion. Dazu gesellt sich die deutsche Bibelkritik, die in England seit den 1860er Jahren spürbar wird. Ein Werk von sieben Theologen, um diese neuen Ideen zu verteidigen, löst einen Skandal aus und führt zu einer lebhaften Kontroverse. Diese legt sich um 1875.

Die Anhänger der Broad Chruch, die bereit sind, diese Neuerungen der Naturwissenschaft und der Bibelkritik aufzunehmen, wollen eine antidogmatische, tolerante Kirche, die die Non-Konformisten einschließt. Sie verbünden sich oft mit den Sozialen Christen, die sich darum bemühen, Glauben und soziale Gerechtigkeit zu versöhnen.

5..Oliver Cromwell 

Oliver Cromwell  (1599 – 1658) war ein englischer General und Staatsmann, der zunächst als Untergebener und später als Oberbefehlshaber Armeen des englischen Parlaments gegen König Karl I. während der englischen Herrschaft den  Bürgerkrieg anführte und regierte anschließend von 1653 bis zu seinem Tod 1658 die Britischen Inseln als Lord Protector . Er fungierte gleichzeitig als Staatsoberhaupt und Regierungschef des neuen republikanischen Commonwealth .

Er wurde ein unabhängiger Puritaner , nachdem er sich in den 1630er Jahren einer religiösen Bekehrung unterzogen hatte , die gegenüber den vielen protestantischen Sekten der Zeit eine allgemein tolerante Haltung einnahm; Cromwell war ein äußerst religiöser Mann und glaubte fest daran, dass Gott ihn zum Sieg führte.

Cromwell war einer der Unterzeichner des Todesurteils von Karl I. im Jahr 1649 und dominierte das kurzlebige Commonwealth of England als Mitglied des Rumpfparlaments (1649–1653).

Seine Toleranz gegenüber protestantischen Sekten erstreckte sich nicht auf Katholiken, und einige spätere Gelehrte haben die Maßnahmen, die er gegen sie ergriff, insbesondere in Irland, als Völkermord oder Beinahe-Völkermord bezeichnet. Seine Bilanz wird in Irland stark kritisiert, obwohl die schlimmsten Gräueltaten stattfanden, nachdem er nach England zurückgekehrt war. Er wurde als einer der zehn größten  Briten aller Zeiten in einer BBC-Umfrage von 2002 ausgewählt.

…Als Lord Protector war sich Cromwell der Beteiligung der jüdischen Gemeinde an der Wirtschaft der Niederlande bewusst, die Englands führender kommerzieller Rivale war. Dies – verbunden mit Cromwells Tolerierung des Rechts auf private Anbetung derjenigen, die außerhalb des Puritanismus standen – führte dazu, dass er Juden ermutigte, 1657, über 350 Jahre nach ihrer Verbannung durch Edward I. , nach England zurückzukehren, in der Hoffnung, dass sie dazu beitragen würden, die Erholung des Landes nach der Unterbrechung der Bürgerkriege zu beschleunigen. Es gab ein längerfristiges Motiv für Cromwells Entscheidung, den Juden die Rückkehr nach England zu gestatten, und das war die Hoffnung, dass sie zum Christentum konvertieren und damit das zweite Kommen Jesu Christi beschleunigen würden, letztendlich basierend auf Matthäus 23:37–39 und Römer 11 . Auf der Whitehall-Konferenz im Dezember 1655 zitierte er aus dem Paulusbrief an die Römer 10:12–15 über die Notwendigkeit, christliche Prediger zu den Juden zu schicken. Der Presbyterianer William Prynne war im Gegensatz zum Kongregationalisten Cromwell, entschieden gegen dessen projüdische Politik.

https://en.wikipedia.org/wiki/Oliver_Cromwell

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