Jungtürken

  1. Jungtürken
  2. Enver Pascha
  3. Talât Pascha
  4. Nâzım Bey
  5. Mustafa Kemal Atatürk
  6. Sabbatianismus und „Dönme“ in der osmanischen Gesellschaft
  7. Tevfik Rüştü Aras
  8. Mehmed Cavid
  9. Emmanuel Karasu
  10. Mazedonien Risorta

Die Jungtürken

waren eine politische Bewegung im Osmanischen Reich, die ab dem Ende des 19. Jahrhunderts illegal auf liberale Reformen und eine konstitutionelle Staatsform hinarbeitete. Ziel war die Stärkung des außenpolitisch geschwächten und innenpolitisch vom Zerfall bedrohten Reiches durch systematische politische, militärische und wirtschaftliche Modernisierung. Die wichtigste jungtürkische Partei war die İttihat ve Terakki („Komitee für Einheit und Fortschritt“).

Träger der Jungtürken-Bewegung waren modernistische Teile der gebildeten Eliten. 

Eine gemäßigte Richtung der Jungtürken besaß Verbindungen bei Hofe und wurde vom Prinzen Sabahaddin, einem Verwandten des kaiserlich osmanischen Hauses, angeführt. Wichtiger aber waren durch moderne Bildung in die Funktionseliten des Staates (Beamte, Lehrer, Offiziere) aufgestiegene „kleine Leute“, die nach der jungtürkischen Revolution von 1908 sehr bald den Ton angeben sollten. Es entwickelte sich – vor allem nach der zweiten Machtübernahme der Jungtürken 1913 – ein Bündnis zwischen radikalen Intellektuellen (Ziya Gökalp, Nâzım) mit zivilen Bürokraten (Talât Pascha) und den letztlich entscheidenden Offizieren (Enver Pascha, Cemal Pascha).

Erst in der Schlussphase des jungtürkischen Regimes stieg mit Talât Pascha ein Mann von „ganz unten“ 1917/18 zum Großwesir auf. Damit wurde kurzfristig die Führung der Regierung und der Partei eng miteinander verklammert, während sie zuvor nur lose vernetzt war – was dazu führte, dass Großwesir und Teile der Minister durch Beschlüsse des Zentralkomitees der Jungtürken und einzelner Minister, die darin Sitz und Stimme hatten, oft übergangen und vor vollendete Tatsachen gestellt wurden.

Deutscher Einfluss auf die Jungtürken und ihre Ideologie

Über in Istanbul lebende deutsche Intellektuelle, wie Alexander Parvus, (von 1910 bis 1914 in der Stadt) und Friedrich Schrader („Ischtiraki“, von 1891 bis 1918 in Istanbul tätig), gab es schon sehr früh Kontakte zur deutschen SPD. Die Nachfolgepartei der Jungtürken, die Republikanische Volkspartei (CHP), ist heute Vollmitglied der Sozialistischen Internationale. Allerdings verloren diese sozialistischen und linksliberalen Intellektuellen nach dem Militärputsch 1913 weitgehend ihren Einfluss auf die jungtürkische Bewegung, die zunehmend durch Leute wie Hans Humann vertretenen konservativ-nationalistischen Ideologien geprägt wurde. Diese mündeten dann in rassistische Hetze gegen nichtmuslimische Minderheiten, wogegen sich Schrader und seine Kollegen Paul Weitz und Max Rudolf Kaufmann, alle drei Mitarbeiter der linksliberalen Frankfurter Zeitung, während des Krieges vergeblich wehrten.

Eine weitere enge Verbindung entwickelte sich nach 1908 und namentlich zwischen 1913 und 1918 zwischen den jungtürkischen Offizieren der osmanischen Armee und ihren verstärkt ins Land geholten Militärberatern des Heeres des Deutschen Kaiserreiches unter dem jungtürkischen Kriegsminister Enver Pascha. Der einflussreichste dieser deutschen Militärberater, der auch weitgehend die bis 1913 eine starke Rolle spielenden sozialistischen und liberalen Berater der Jungtürken an den Rand drängte und sie zum Teil bekämpfte (Verhaftung und Abschiebung des Schweizers Max Rudolf Kaufmann 1916), war der deutsche Marineattaché Hans Humann, ein Sohn des berühmten Archäologen und Ausgräbers des Pergamon-Altars Carl Humann.

Aufgrund des jungtürkischen Exil-Schwerpunktes vor 1908 in Paris verfügten viele jungtürkische Politiker auch über enge Kontakte nach Frankreich, was noch im Frühjahr 1914 zu (vergeblichen) Sondierungen des Marineministers Cemal Pascha über ein osmanisch-französisches Bündnis führte und beim Machtwechsel in Istanbul im Herbst 1918 nochmals eine Rolle spielen sollte, als die deutschfreundliche Fraktion der Jungtürken kurzfristig durch die franko- und anglophile Fraktion abgelöst wurde.

Schwerpunkt der Jungtürken vor ihrer erfolgreichen Revolution von 1908 waren die – von Nachbarstaaten ernsthaft bedrohten – europäischen Provinzen des Osmanischen Reiches, allen voran Makedonien mit dem Zentrum Saloniki. 1907 trafen sich Abgeordnete der sehr verschiedenen Flügel der Jungtürken in Saloniki (heute Griechenland) und gründeten das „Komitee für Einheit und Fortschritt“ (İttihad ve Terakki Fırkası, weshalb die Jungtürken auch „Ittihadisten“ genannt werden). Dort begann 1908 unter Führung von Enver Pascha und Talât Pascha im Juli 1908 eine erfolgreiche Militärrevolte gegen den absolutistisch regierenden Sultan Abdülhamid II. Die Jungtürken erzwangen die Wiederinkraftsetzung der seit 1878 suspendierten Verfassung von 1876 und setzten den nur widerwillig kooperierenden Sultan 1909 schließlich ab, nachdem er einen erfolglosen konservativen Gegen-Putsch unterstützt hatte.

Nachdem der zunächst ebenfalls wichtige jungtürkische Großwesir Marschall Mahmud Schevket Pascha im Juni 1913 einem Attentat der gestürzten Liberalen zum Opfer gefallen war, bildete Enver Pascha mit Cemal Pascha und Talât Pascha ein „Triumvirat“, welches das Osmanische Reich von da an bis 1918 diktatorisch regierte. Die Übernahme des Oberbefehls der Mesopotamien-Armee Ende 1914 schwächte allerdings die Position Cemals: Bis 1916/17 agierte er fern vom Machtzentrum Istanbul und gehörte damit nicht mehr zum engsten Kreis der Machthaber um Enver und Talât. 

Im Laufe dieser Kriege verwandelte sich die anfänglich demokratisch gesinnte jungtürkische Bewegung in eine Diktatur. Zugleich hatte der Staat wichtige Provinzen an Nachbarn verloren, die Staatsfinanzen waren durch den Krieg ebenso ruiniert wie die besiegte Armee. Am schlimmsten waren jedoch die im Laufe des Ersten Balkankrieges an der muslimischen Bevölkerung begangenen Massaker durch die Streitkräfte der christlichen Staaten, wodurch erhebliche Teile der muslimischen Bevölkerung grausam ermordet und die meisten Überlebenden zur Flucht in das verkleinerte Osmanische Reich nach Kleinasien veranlasst wurden. Nach dem Krieg traten bilaterale Abkommen zum Bevölkerungsaustausch hinzu. Unter den Ideologen der Jungtürken setzten sich gegenüber halbwegs pluralistischen (jung-osmanischen) Vorstellungen, die auch den christlichen Volksgruppen Partizipation einräumten, immer stärker türkisch-nationalistische und sogar turko-rassistische Vorstellungen durch. Insbesondere Enver Pascha träumte von der Errichtung eines großtürkischen „Turanischen“ Reiches unter Einbeziehung Aserbaidschans, Usbekistans und Turkmenistans, ja sogar von Teilen Chinas.

Die Jungtürken im Ersten Weltkrieg

Im November 1914 war das Osmanische Reich auf Seiten der von Deutschland geführten Mittelmächte in den Ersten Weltkrieg gegen die von Großbritannien, Frankreich und Russland geführten Entente-Mächte eingetreten. Nach schweren militärischen Niederlagen der Osmanen bezichtigte die jungtürkische Führung 1915 die christlichen Minderheiten, vor allem die Armenier, der Unterstützung des christlichen Kriegsgegners Russland und des Hochverrats am Osmanischen Reich. Man warf den Armeniern Spionage für den Feind und die Vorbereitung von Aufständen vor. Dies traf möglicherweise auf kleine politische Gruppen zu, entbehrte aber als Kollektivvorwurf gegen das ganze armenische Volke jeder Grundlage. Vor diesem Hintergrund setzte die von der Organisation İttihat ve Terakki Cemiyeti gebildete osmanische Regierung 1915 den Völkermord an den Armeniern in Gang. Bei Deportationen in die syrische Wüste bei Deir ez-Zor kam bis 1916 der Großteil der armenischen Bevölkerung des Osmanischen Reichs durch Verdursten, Hunger, Krankheiten und Mord um. Wissenschaftlich diskutiert wird, ob die Jungtürken von Anfang an einen Genozidplan verfolgten oder ob ihre antiarmenische Politik im Laufe des Jahres 1915 verschiedene Eskalationsphasen durchlief, die zum Völkermord führten. Letztlich scheint es der jungtürkischen Führung um einen Präventivschlag gegen künftige Probleme mit den christlichen Minderheiten gegangen zu sein.

Als kriegsbedingte Maßnahmen getarnt und gerechtfertigt, wurden ab April 1915 Hunderttausende gewaltsam aus ihren Wohnorten vertrieben und in weit entlegene Provinzen deportiert – mehrheitlich in den Norden des heutigen Syrien. Von Anfang an wurden diese Deportationen von Mordaktionen begleitet – zunächst durch frühzeitige Massentötung verhafteter Volksgruppen-Führer und Intellektueller, später durch systematische Erschießung aller zum Wehrdienst eingezogenen, dann aber bald entwaffneten und in Arbeitsbataillonen zusammengefassten männlichen Armenier. Die wehrlosen Frauen, Kinder und Alten hingegen wurden auf lange Fußmärsche unter größten Entbehrungen geschickt, wo sie den Strapazen erlagen, aber auch immer wieder Opfer von Gewalttaten der Begleittruppen oder angreifender Kurden wurden. Die Schutzbehauptung, Todesopfer habe es nur durch unglückliche Begleitumstände der Deportationen gegeben, trifft also nicht zu. Bereits Cemal Pascha ( Freimaurer ), einer der Verantwortlichen, gestand im Exil ein, die Opfer seien „teils getötet“ worden, „teils unterwegs durch Hunger und Elend umgekommen“. Vergewaltigungen und Raub von Frauen oder Kindern waren grausame Begleiterscheinungen, retteten allerdings den Entführten unter der Bedingung ihrer Islamisierung häufiger das Leben.

Der Großwesir und Innenminister des Osmanischen Reichs Talaat Pascha organisierte offiziell lediglich Deportationen. Formell gab es Anordnungen, die Deportierten zu schützen und zu versorgen. Inoffiziell jedoch organisierte der Minister eine mordbereite jungtürkische Parteimiliz und setzte möglichst fanatische Provinzbeamte in wichtige Positionen ein (und gleichzeitig zu „gemäßigte“ und „humane“ Beamte gezielt ab), um die weitgehende Vernichtung der Armenier zu erreichen. Als Oberbefehlshaber im Internierungsgebiet Syrien versuchte Cemal Pascha offenbar, die dort eintreffenden Überlebenden möglichst zu schützen; doch auch hier gab es offensichtlich doppelte Befehlsstrukturen, die diese offizielle Politik wieder konterkarierten.

Die Zahl der Todesopfer ist bis heute umstritten. Berichte deutscher Diplomaten hielten Schätzungen von 800.000 bis 1 Million Toten für nicht übertrieben. Dies deckt sich mit der Schätzung des US-Botschafters Henry Morgenthau senior, der 600.000 bis 1 Million Opfer vermutete. Der frühere jungtürkische Minister Cemal Pascha, trotz seiner humanitären Interventionsversuche als Mitglied der Ittihad-Führung ein Hauptverantwortlicher für den Genozid, äußerte im deutschen Exil die niedrigere Schätzung von 600.000 armenischen Opfern, die er zudem mit gleichzeitigen türkischen Opfern armenischer Gegenschläge zwischen 1915 und 1920 verrechnet sehen wollte. Der spätere türkische Präsident Mustafa Kemal Atatürk ging 1920 einem amerikanischen Diplomaten gegenüber von 800.000 armenischen Toten aus.

Das Morden beschränkte sich – anders als in vielen Darstellungen – nicht auf die zweifellos schlimmsten Jahre 1915/16. Auch in den syrischen Internierungslagern starben später noch zahlreiche Deportierte. In Ostanatolien führten wechselnde Kriegserfolge der Osmanen und der Russen zu weiteren Massakern: 1916/17 marschierten mit den siegreichen Russen armenische Hilfstruppen gen Westen, die an muslimischen Bewohnern „Vergeltung“ für das Schicksal ihrer armenischen Landsleute übten. 1917/18 rückten nach dem Zusammenbruch des Russischen Kaiserreiches die Osmanen wieder nach Osten vor und übten ihrerseits „Vergeltung“ an Christen. Noch im Sommer 1918 kam es bei der osmanischen Besetzung von Aserbaidschan in der Hauptstadt Baku zu muslimischen Massakern an Armeniern. Zwischen 1918 und 1921 versuchten wiederum die Armenier einen eigenen Staat zu errichten und vertrieben oder massakrierten muslimische Minderheiten, bevor Atatürks Truppen 1920/21 einen Großteil Ostanatoliens eroberten und „Wiedervergeltung“ an Armeniern übten. Diese Mischung aus Krieg und Bürgerkrieg hielt in Kleinasien und im Kaukasus bis weit in die 1920er Jahre an.

Im Herbst 1918 wurde das jungtürkische Regime aufgrund der Kriegsniederlage der Mittelmächte und damit auch des Osmanischen Reiches gestürzt. Zunächst musste der deutschfreundliche Flügel der Jungtürken – die Regierung unter Talât und Enver – am 14. Oktober 1918 zurücktreten und dem ententefreundlichen Flügel der Jungtürken unter dem neuen Großwesir Ahmed  Platz machen. 

1919 machten – auf Druck sowohl der siegreichen Ententemächte, die Istanbul und einen Großteil des Osmanischen Reiches besetzten, als auch auf Betreiben der innerpolitischen Gegner der Jungtürkenherrschaft – Militärgerichte der neuen liberalen Sultansregierung den Führern der jungtürkischen Bewegung den Prozess wegen des im Weltkrieg verübten Armeniergenozids nach osmanischem Recht. Es erfolgten einige Hinrichtungen, doch etliche Hauptschuldige – darunter das frühere Triumvirat – entzogen sich dem Todesurteil durch Flucht ins Ausland, insbesondere nach Deutschland. Dort entkamen die Prominentesten den Racheakten armenischer Organisationen nicht:

Die frühere Jungtürkische Partei spielte ab 1920 eine dominierende Rolle bei der Organisierung von Atatürks Nationalbewegung. Eine wichtige Trägerschicht derselben waren jene türkischen Staatsbürger, die sich den Besitz der vertriebenen und/oder ermordeten Armenier angeeignet hatten und daran interessiert waren, ihn dauerhaft zu behalten. Sogar solche jungtürkischen Politiker oder Beamten, die wegen Völkermordes angeklagt waren, konnten Mitglieder der Bewegung Atatürks werden; manche stiegen später bis in Ministerämter auf, darunter der im Weltkrieg für Deportation verantwortliche Ansiedlungs- und Flüchtlingsgeneraldirektor des osmanischen Innenministeriums, Şükrü Kaya  ( Freimaurer )(früher: Sükrü oder Schukri Bey), der es nicht nur zum Generalsekretär von Atatürks „Republikanischer Volkspartei“ brachte, sondern zwischen 1927 und 1938 auch als Innenminister der Türkischen Republik amtierte. Indem solche Nationalisten die „Entente-hörigen“ Regierungen des neuen Sultans Mehmed VI. (1918–1922) bekämpften, wehrten sie sich auch gegen die drohende eigene Strafverfolgung für Genozidverbrechen.

In der Türkei Atatürks wurden die überlebenden Armenier zu äußerster Zurückhaltung genötigt. Erst in jüngster Zeit wird die verschüttete, aber nicht verloren gegangene Identität zwangsislamisierter Überlebender diskutiert.

Jungtürken – Wikipedia

Diese Wikipedia Beschreibung ist natürlich sehr oberflächlich gestaltet. Schaut man sich die einzelnen Darsteller genauer an, so ergibt sich ein weiteres Bild :

2. Enver Pascha

Damad İsmail Enver ( 1881 – 1922 ) war Politiker, Generalleutnant und Kriegsminister des Osmanischen Reichs und einer der führenden Jungtürken. Enver Pascha war einer der Hauptverantwortlichen für den Völkermord an den Armeniern und gleichaltriger Zeitgenosse von Mustafa Kemal Atatürk, mit dem er eine Zeit lang rivalisierte.

Ismail Enver wurde als Kind eines türkischen Eisenbahnarbeiters und seiner albanischen Mutter Ayşe Dilara  geboren und wuchs in einfachen Verhältnissen auf.

Er setzte sich gegen probritische und profranzösische Kräfte für ein Militärbündnis mit dem Deutschen Kaiserreich ein und amtierte folgerichtig von 1909 bis 1911 als Militärattaché an der osmanischen Botschaft in Berlin. Dort entwickelte er maßgeblich die engen deutsch-türkischen Bündnisbeziehungen vor dem Ersten Weltkrieg und sorgte persönlich dafür, dass deutsche Offiziere höchste Funktionen in der türkischen Armee einnahmen. 

Das jungtürkische Triumvirat – den drohenden Zusammenbruch des Reiches vor Augen – verschärfte darauf hin den Staatsterror gegen die Armenier durch massenhafte Deportationen, die durch mangelnde Versorgung, Seuchen und gezielte Massaker in einen von langer Hand geplanten sowie von den Verbündeten des Osmanischen Reiches (dem deutschen Kaiserreich und Österreich-Ungarn) zumindest geduldeten, wenn nicht sogar indirekt unterstützten Völkermord mündeten. Hierfür war Enver einer der Hauptverantwortlichen. Von Verfolgungen waren auch Griechen und Aramäer/Assyrer betroffen.

(Später)

Enver fand zusammen mit Talaat für einige Zeit Unterschlupf in Potsdam. Dort wohnte er incognito in Neubabelsberg bei dem befreundeten Kunsthistoriker Friedrich Sarre, Direktor im Vorderasiatischen Museum Berlin. Im Sommer 1919 besuchten Enver und Talaat den in Moabit inhaftierten Revolutionär Karl Radek, der ihnen den Vorschlag unterbreitete, Kontakt zur sowjetrussischen Führung aufzunehmen, um den Krieg in Mittelasien gegen Großbritannien fortzusetzen.

Nach dem deutsch-jüdischen Historiker Paul Arnsberg soll Enver Pascha seine Abstammung von den Dönme hergeleitet haben, einer sabbatianischen Strömung innerhalb des Islam, die auf den jüdischen Propheten Schabbtai Zvi zurückging.

https://de.wikipedia.org/wiki/Enver_Pascha


Anmerkung : Die Herkunft, eines der wichtigsten Personen bei den Jungtürken, sowohl was den Völkermord an den Armeniern anbetrifft, aber auch den Verlust von Palästina, soll ein Dönme- Mitglied gewesen sein ? Dönme, und dann einen auf türkisch islamischen Nationalismus machen ? Hier wurde sowohl das islamische, als auch nationalistische Bewußtsein mißbraucht, um anderen Zielen zu dienen ! Wenn er, als Kryptojude, ein Dönme war, wie stehen die Juden zu dem alten Volk der Armeniern ? :

ARMENIEN

– standen in einem RELIGIÖS begründeten Abneigungsverhältnis zu den JUDEN seit jeher, schon vor der Annahme des Christentums → gelten den Juden als Abkömmlinge der Amalekiter.

Amalek ist der ewige Todfeind des jüdischen Volkes, wen immer sie damit aktuell definieren.

Friedrich Sarre, wo Enver Unterschlupf fand, entstammte einer Hugenottenfamilie ( Calvin, evangelikal )

Karl Radek, ohne dessen weiteren Hintergründe zu beleuchten, “ stammte aus einer jüdischen Familie, er selbst sah sich als Atheist.“ 

Enver Pascha war natürlich nicht alleiniger Entscheidungsträger, also schauen wir uns weitere Mitglieder an :

3.Talât Pascha

Mehmed Talât Pascha 1874 (Edirne) – 1921 ( Berlin ) war Innenminister und Großwesir des Osmanischen Reichs und Führer der Jungtürken.

Talât ordnete als Innenminister am 24. April 1915 die Verhaftung armenischer Intellektueller in Istanbul an, was den Völkermord an der armenischen Bevölkerung im Osmanischen Reich einleitete. Nach dem Ersten Weltkrieg floh Talât Pascha nach Deutschland und lebte dort unter fingierter Identität, um der Strafverfolgung als Kriegsverbrecher durch die Alliierten zu entgehen. In Berlin wurde er 1921 von einem Mitglied der armenischen Untergrundorganisation „Nemesis“ erschossen.

Talât, der bis 1917 Innenminister des Osmanischen Reiches blieb, war als solcher der Hauptverantwortliche für den Völkermord an den Armeniern, der vor allem in den Jahren 1915/16 erfolgte und von Talât mithilfe der Staatsverwaltung, aber auch einiger Geheimorganisationen seiner Partei zentral organisiert wurde. Talât stellte als Innenminister die konkreten Deportationsbefehle aus, die offiziell als kriegsbedingte Umsiedlung einer unzuverlässigen Minderheit begründet wurden, und sorgte zugleich inoffiziell dafür, dass diese Befehle realiter als Genozid-Anweisungen verstanden und umgesetzt wurden. Zu diesem Zwecke setzte er eine parteiinterne jungtürkische Miliz ein und nutzte zugleich seine Befugnisse als Innenminister, um widerstrebende Gouverneure und Beamte zu beseitigen. Die Landräte von Lice, Midyat, Diyarbakır und Beşiri sowie die Gouverneure von Basra und Müntefak wurden aus diesem Grunde ermordet oder hingerichtet und durch Anhänger einer radikalen Linie ersetzt.

Talât Pascha lebte vom 10. November 1918 bis zu seinem gewaltsamen Tod unter dem Namen Ali Sai in Berlin. Ein deutsches U-Boot brachte Talât, Enver, Cemal PaschaDoktor Nazim, Bahaettin Şakir und Cemal Azmi in der Nacht vom 2. auf den 3. November 1918 nach Odessa.

https://de.wikipedia.org/wiki/Tal%C3%A2t_Pascha

Die englische Wikipedia schreibt zusätzlich :

Mehmed Talaat wurde 1874 in eine bürgerliche Familie von Roma  und Pomak – Abstammung geboren……Sein Gehalt war nicht hoch, also arbeitete er nach Stunden als Türkischlehrer in der Alliance Israelite School , die der jüdischen Gemeinde von Adrianopel diente.  Im Alter von 21 Jahren war Talaat in eine Liebesbeziehung mit der Tochter des jüdischen Schulleiters verwickelt, für den er arbeitete.

Der neue Bundeskanzler Friedrich Ebert von der SPD unterzeichnete die Dokumente, die Talaat heimlich Asyl in Deutschland gewährten, wo er und Nazım sich unter dem Pseudonym „Ali Sâî Bey“ in einer Wohnung in der Hardenbergerstraße 4 ( Ernst-Reuter-Platz ) in Charlottenburg niederließen... Obwohl er im Osmanischen Reich und in Großbritannien ein gesuchter Mann war, gelang es Talaat, an der Sozialistischen Internationale, in den Niederlanden, teilzunehmen……Hinter Gittern für seine Rolle im spartistischen Aufstand brachte Karl Radek Talaat wieder zusammen….der ihn häufig im Gefängnis Moabit besuchte.

Die britische Regierung übte diplomatischen Druck auf die Osmanische Pforte aus und stellte die osmanischen Führer vor Gericht, die zwischen 1914 und 1918 verantwortliche Positionen für die Begehung des Völkermords an den Armeniern bekleidet hatten. İzzet Pasha wurde schon früh von den Briten unter Druck gesetzt, Talaat zu verhaften, aber er ordnete weder seine Verhaftung noch seine Auslieferung aus Deutschland an, bis ein Gericht in Konstantinopel dies forderte…..

Das letzte offizielle Interview, das Talaat gewährte, war Aubrey Herbert , ein britischer Geheimdienstagent. Während dieses Interviews behauptete Talaat an mehreren Stellen, dass der CUP immer britische Freundschaft und Rat gesucht habe, behauptete jedoch, dass Großbritannien auf solche Angebote nie in sinnvoller Weise geantwortet habe.

Talaat Pasha war Mitglied des Bektaschi-Ordens und 33. Freimaurer  und wurde während seiner Zeit auf dem osmanischen Balkan erstmals 1903 Mitglied der Salonica Freemason Lodge Macedonia Risorta . Er war auch der erste Großmeister der Gesellschaft.

https://en.wikipedia.org/wiki/Talaat_Pasha#CITEREFKieser2018

Talat war Mitglied des Bektashi Ordens. Dazu einige Ausführungen, auch im Hinblick auf Teile der islamisch schiitischen Glaubensrichtung :

Der Bektaschi-Orden oder Bektaschismus ist eine islamische Sufi – Mystikbewegung, die ihren Ursprung im 13. Jahrhundert hat. Es ist nach dem anatolischen Heiligen Haji Bektash Veli (gest. 1271) benannt. Die Gemeinschaft wird derzeit von Baba Mondi , dem achten Bektashi Dedebaba , geführt und hat ihren Hauptsitz in Tirana , Albanien .

Der Bektaschismus begann als schiitischer islamischer Sufi-Orden in Anatolien während des Osmanischen Reiches

Die Lehren und Rituale der Bektashiyya wurden von dem Mystiker Balim Sultan (gest. 1517–1519) kodifiziert,

Sie wurde ursprünglich als Sufi-Bewegung gegründet. Der Zweig wurde im Osmanischen Reich weit verbreitet , ihre Logen waren in ganz Anatolien sowie auf dem Balkan verstreut . Es wurde zum offiziellen Orden des Janitscharenkorps , dem Elite-Infanteriekorps der osmanischen Armee.

https://en.wikipedia.org/wiki/Bektashi_Order

Für einige Muslime auf dem Balkan inspiriert ein jüdischer falscher Messias interreligiöses Verständnis

In der jüdischen Geschichte war Sabbatai Zevi – ein Gelehrter jüdischer Texte, dessen unberechenbares Verhalten zu den Symptomen einer bipolaren Persönlichkeitsstörung passt – eine bedeutende Figur. Zum Zeitpunkt seiner Bekehrung im Jahr 1666 hatte er eine riesige Anhängerschaft in ganz Europa aufgebaut. Sie spaltete etablierte Gemeinschaften wie die in Amsterdam, spaltete Rabbiner und Familien in einem hitzigen Kampf um die Zukunft des Judentums. Einige schreiben dem spirituellen Umbruch über die „Sabbatäer“ die Entwicklung der inbrünstig mystischen chassidischen Bewegung im 18. Jahrhundert zu.

Baba Mondi, der spirituelle Führer der Bektaschi-Sekte, nennt Sabbatai Zevi einen „Derwisch“ein Farsi-Wort für einen zutiefst spirituellen Muslim (und in einigen seltenen Fällen Jude), der sein Leben asketisch dem Dienst an Allah widmet.

Er ist ein Derwisch für Juden und er ist ein Derwisch für Muslime und eine Brücke für unsere Schwesterreligionen, auf der sie sich treffen können“, fügte Baba Mondi hinzu, der in Albanien lebt.

…Mysteriöserweise hat dieser Raum zwei Nischen, eine mit zwei Davidsternen und eine andere, die mit einem Gemälde einer Schlange geschmückt ist, die von einem Baum herabsteigt

Während Davidsterne häufig in islamischen Dekorationen verwendet wurden, ist die Schlangenmalerei ein viel stärkerer Hinweis auf Sabbatai Zevis Verbindung zu diesem Ort. Es entspricht Sabbatais einzigartiger Interpretation der Geschichte vom Garten Eden im Buch Genesis, sagte Papo.

Die Anhänger von Zevi, die Muslime wurden, glaubten, dass der Messias dazu bestimmt ist, uns vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse auf den Baum des Lebens zu helfen“, sagte Papo. Im Judentum und frühen Christentum, fügte er hinzu, gebe es starke Verbindungen zwischen der Schlange und dem Konzept des Messias. Außerdem nannten ihn die Anhänger von Sabbatai Zevi „Ilan“ – hebräisch für Baum. Zusammengenommen verstärken diese Elemente die Hypothese, dass die Schlangenmalerei „ein ausgeprägtes Sabbatai-Zevi-Symbol“ ist, sagte Papo.

Dasselbe Symbol ist auf Grabsteinen von Zevi-Anhängern in Istanbul zu sehen.

https://www.timesofisrael.com/for-some-balkan-muslims-a-jewish-false-messiah-inspires-interfaith-understanding/

Enver Pascha war direkt Mitglied der Dönme und Talat Pascha ein Bektashi, die Shabbtai Zvi, als Derwisch, hoch schätzen.

Auf der türkischen Wikipedia steht zusätzlich:

*Nach der Veranstaltung am 31. März ( 1909 ) leitete er die 17-köpfige parlamentarische Delegation, die eine Reise nach England unternahm. Bei einem offiziellen Besuch in England erfuhr er, dass der Innenminister in das Kabinett von Hüseyin Hilmi Pascha berufen worden war. „

Zusätzlich zu seinen politischen Pflichten diente er ein Jahr lang als erster Großmeister der 1909 gegründeten Großloge der freien und anerkannten Freimaurer .

https://tr.wikipedia.org/wiki/Talat_Pa%C5%9Fa

Große Loge der freien und anerkannten Freimaurer

Die Grand Lodge of Free and Accepted Masons ist die älteste von der britischen Grand Lodge anerkannte türkische Freimaurer- Großloge. Ihre Namen, wie sie in der Welt akzeptiert und von ihnen selbst verwendet werden, werden auch als Großloge der Türkei bezeichnet .

https://tr.wikipedia.org/wiki/H%C3%BCr_ve_Kabul_Edilmi%C5%9F_Masonlar_B%C3%BCy%C3%BCk_Locas%C4%B1

Zusammenfassend, war Talat ein Bektaschi, Hochgradfreimaurer nach Konzept der Grand Lodge of England und bereits 1909 in Großbritannien. Er soll aber auch türkischer Nationalist gewesen sein, was nach dieser Biographie , wohl eher ein Schauspiel war.

4. Nâzım Bey

Mehmed Nâzım Bey, auch bekannt als Doktor Nazim (* 1870 in Thessaloniki; † 1926 in Ankara), war ein osmanischer Arzt und Politiker. Er gehörte zu den Führungsfiguren des Komitees für Einheit und Fortschritt. Kurzfristig war Nâzım Bildungsminister der Jungtürken und zwischen 1916 und 1918 der achte Vorsitzende des Fenerbahçe-Sportklubs. Er spielte eine maßgebliche Rolle beim Völkermord an den Armeniern und den Griechenverfolgungen im Osmanischen Reich 1914–1923.

Nâzım entstammte einer wohlhabenden Familie jüdischer Dönme-Herkunft.

Nach den schweren Übergriffen auf Armenier im Jahr 1909 in Adana soll Nâzım geäußert haben, dass das Osmanische Reich ausschließlich türkisch sein müsse. Die fremden Minderheiten seien Anlass für Interventionen der Europäer. Daher müsse man die Turkisierung mit Waffengewalt durchsetzen. Gemäß einer Darstellung des kurdischen Politikers Mevlânzade Rıfat aus dem Jahr 1929 soll sich Nâzım bei einer Sitzung des Zentralkomitees der Jungtürken im Februar 1915 dafür ausgesprochen haben, das armenische Volk vollständig auszurotten.

Nach dem Krieg floh er mit einem deutschen Kriegsschiff nach Sewastopol. Von dort aus ging er nach Berlin. Aufgrund seiner Rolle im Völkermord wurde Nâzım von den türkischen Militärgerichten 1919 in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Nâzım reiste nach Moskau und Buchara und wieder nach Berlin.

https://de.wikipedia.org/wiki/N%C3%A2z%C4%B1m_Bey

Mit Nazim Bey, hätten wir schon das dritte Schwergewicht der Jungtürken und am Völkermord beteiligt war, mit Verbindung zu Shabbtai Zvi !

5. Mustafa Kemal Atatürk

 Kemal Atatürk ( 1881 in Thessaloniki, Osmanisches Reich; †  1938 in Istanbul, Türkei), war der Begründer der Republik Türkei und von 1923 bis 1938 erster Präsident der nach dem Ersten Weltkrieg aus dem Osmanischen Reich hervorgegangenen modernen Republik.

…Die Geheimdienstakte seiner Verfehlungen verzeichnete nicht nur politische Unbotmäßigkeit, sondern u. a. auch den als unehrenhaft geltenden Umgang mit Prostituierten und Alkoholkonsum. Der übermäßige Konsum von Rakı, einem Schnaps, und Zigaretten, dem der unter Schlafstörungen Leidende zusprach, sollte in der Tat späterhin zu einem lebensverkürzenden gesundheitlichen Problem werden…. 

Mustafa Kemal wird in einigen Lexika als Freimaurer geführt (Loge: Macedonia Risorta et Veritas No. 80, Thessaloniki). Nach Ansicht des Historikers und Atatürk-Biographen Andrew Mango ist seine Mitgliedschaft zwar nicht völlig erwiesen, aber zumindest doch sehr wahrscheinlich.

https://de.wikipedia.org/wiki/Mustafa_Kemal_Atat%C3%BCrk

Auffällig, dass die Herkunft wichtiger Personen, Thessaloniki bzw. der osmanische Balkan war. Thessaloniki galt als Hochburg der Dönme. Dönmemitglieder waren Kryptojuden. Nach außen Muslime, ebenso, wie die Frankisten und Marranos, nach außen, Katholiken waren. Das macht es so schwierig, eine Herkunft der Dönme zu belegen :

6. Sabbatianismus und „Dönme“ in der osmanischen Gesellschaft

Das jüdische Volk glaubt, dass ein Messias die Menschheit, in zeitlicher Nähe zum Jüngsten Tag, retten wird, indem er das „Reich Gottes“ durch den Ausbau seiner Herrschaft und die Versammlung aller Juden in Jerusalem manifestiert. Ähnliche Überzeugungen von einem Messias sind auch im Christentum und Islam präsent, aber in unterschiedlicher Form. Schabbtai Zvi war ein Rabbiner, der 1626 in Izmir geboren wurde. 1648 erklärte er sich als der lang erwartete jüdische Messias. Obwohl er nur eine Folgeschaft von einer Handvoll Leute hatte, machte Zvi zahlreiche Ausflüge im Osmanischen Reich.

Sein Ruf erreichte den Höhepunkt im Jahre 1666, jenes Datum, den er für den Beginn des Jüngsten Gerichts hielt. Er machte Veränderungen in den jüdischen Gebetsritualen und ersetzte den Namen des osmanischen Sultans mit seinem eigenen. Einige begannen zu glauben, dass er „der Retter und König“ der Juden war. Zvi teilte die Welt in 38 Königreiche und ernannte Männer für seine Dienste, die ihm treu und loyal ergeben waren.

Irgendwann meldete ihn der Oberrabbiner der Regierung und Zvi musste dann vor dem Sultan Mehmed IV. erscheinen. Seine Angst vor Verfolgung und Tod, hat ihm scheinbar dazu bewegt zum Islam überzutreten und den Namen Mehmed anzunehmen.

In Bezug auf Zvis Konvertierung, sagte Shaykh al-Islam Vânî Mehmed Efendi: „Ich erkenne es so gut, wie ich die Rückseite meiner Hand kenne, dass es dieser Mann kein Muslim wurde, aber unsere Religion ehrt es dennoch.“

Alle seine Anhänger erklärten sich auch zu Muslimen und Zvi, der in Gallipoli wohnte, blieb nicht lange antriebslos. Er verkündete 18 Prinzipien seiner Sekte Namens „Sabbatianismus“. Unter ihnen waren Aspekte, wie die Teilnahme an muslimischen Bräuchen, Verehrungen und Feiertagen in der Öffentlichkeit sowie das Verbot der Heirat von Ausländern.

Zvi, der später während einer heimlichen Durchführung von Ritualen zusammen mit seinen Unterstützern gefangen wurde, musste danach das Land verlassen. Vorher wurde er von Großwesir Fazıl Ahmed Pascha befragt, bevor man ihn und seine Anhänger nach Albanien verbannte. Er starb dort 1676 im Exil und wurde in Ulcinj begraben. Da die Angelegenheit durch die Verbannung gelöst wurde, führte die Regierung Zvis Todesurteil nicht aus. Und noch wichtiger: Die Osmanen hätten keine Glaubensrichtung verboten, so lange diese nicht die Ordnung im Staat bedroht hätte.

Schlüsselpositionen

Sabbatianer nannten sich gewöhnlich „Ma’aminim“ (Gläubige), „Haberim“ (Associates) und „Ba’ale Milhamah“ (Krieger). Sie griffen auf die esoterische Interpretation der Tora (Kabbala) zurück, interpretierten viele Normen und Gesetze im Judentum um und folgten einem ähnlichen Weg wie den der Batiniyya im Islam. Sie lasen Zvis Torah Interpretation namens Zohar (Licht).

Hundert Jahre nach seinem Tod wurden die Anhänger von Zvi in drei Sekten geteilt: Yakubi, der Yakub Qerido als den nächsten Messias betrachtete, Karakaş, der glaubte, dass Osman Baruya Ruso den Geist von Sabbatai Zvi trägt und Kapanci, die die Zvi-Tradition beibehalten haben. Sie hielten ihre Distanziertheit und erlaubten keine Ehen mit anderen Sektierern oder mit Ausländern. Sie hatten sogar getrennte Friedhöfe für Männer und Frauen.

Die Sabbatianer, die von den Juden als Ketzer angesehen und ausgeschlossen wurden, hielten viele Jahre lang ihr muslimisches Erscheinungsbild bei, folgten aber im Privaten ihrem eigenen Glauben und Ritualen. Sogar die Scheichs, darunter Scheich al-Islam (Hayatîzâde Emin Efendi-1748) kam aus dieser Gemeinde, die meistens in Thessaloniki, Izmir und Istanbul lebte.

Es war eine intellektuelle Gemeinde, die mit Europa verbunden war und einige Fremdsprachen beherrschte.

Sie spielten, mit ihren Fähigkeiten, eine wichtige Rolle bei der osmanischen Modernisierung und nahmen Schlüsselpositionen im Reich ein. Tatsächlich waren die meisten Mitglieder der Jungtürken, die 1908 die Herrschaft des Sultans Abdülhamid beendeten, Sabbatisten. So wurde Zvis Traum im frühen 20. Jahrhundert wahr, indem dort de facto ein Sabbatistisches Machtzentrum entstand.

Intellektuelle Gemeinschaft

Obwohl klein in der Anzahl, nahmen die Sabbatianer einen sehr wichtigen Platz im sozialen und politischen Leben im Osmanischen Reich ein, bis zum Zerfall des Reiches.

Bemerkenswerte Persönlichkeiten der Gemeinde waren die Journalisten Hüseyin Cahit Yalçın, Hasan Tahsin, Halide Edip Adıvar, Ahmed Emin Yalman, Namık Zeki Aral (Bülent Ecevits Schwiegervater), Halil Lütfi Dördüncü, Abdi İpekçi, Dinç Bilgin, Sabiha Sertel; Junge türkische Politiker Cavit Bey, Mithat Şükrü Bleda und Dr. Nazım; Außenministerin und Unterstaatssekretärin des Ministerpräsidenten Fatin Rüştü Zorlu, Ahmed Salih Korur, zwei der letzten Außenminister İsmail Cem und Emre Gönensay, Professor Sıddık Sami Onar, die zu denen gehörten, die die Verfassung von 1961 vorbereiteten sowie Geschäftsmann Halil Bezmen.

Während die osmanische Gesellschaft die konvertierten Muslime „muhtadi“ im Sinne von „richtiger Weg“ genannt wurden, wurden die Sabbatianer als „Dönme“ (die Abgekehrten) oder Awdaty (religiöse Konvertiten) oder Selanikli (Person aus Thessaloniki) bezeichnet.

Jene, die Osman Kibar, den ehemaligen Bürgermeister von Izmir, gefragt hätten, ob er ein Dönme wäre, hätte Kibar geantwortet: „Ja, aber ich habe mich um 360 Grad gedreht.“

Um ihre Kinder als Intellektuelle zu erziehen und sie an sich selbst zu erinnern, haben sie Institutionen wie die „Feyziyye“ Schulen und die „Şişli Terakki High School“ gegründet.

Dort wurden neben einer großen Anzahl von Sabbatianer auch muslimische Kinder gelehrt. Die „Selanik Feyzi Sibyan Schule“, in der Mustafa Kemal Atatürk eingeschrieben wurde, war auch eine ihrer Institutionen. Es war Direktor Şemsi Efendi (Simon Zvi) selbst, der dort den Religionsunterricht gab.

Der Journalist Itamar Ben-Avi (1882-1943) hatte behauptet, er habe Atatürk im „Kamenitz“ Hotel in Jerusalem im Jahre 1911 interviewt. Zu der Zeit war er ein junger Offizier. Atatürk, sagte ihm, dass er aus der Linie der Leute kam, die an Zvi glaubten, aber Er nahm sich als Türke an. Er sagte sogar, dass sein Vater einen karaitisch-jüdischen Lehrer angestellt habe, um eine in Venedig gedruckte Tora zu lehren.

Mustafa Kemal las ein Gebet, an das er sich erinnerte: „Sh’ma Yisrael Adonai Eloheinu Adonai (Höre, Israel, der HERR ist unser Gott, der HERR ist Eins) Es soll sein geheimes Gebet gewesen sein.

Sabbatianer haben sich allmählich von den strengen Spaltungen untereinander gelöst. Sie bestanden danach aus aufrichtigen Muslimen oder aus jenen, die sich dem Atheismus zugewandt hatten. Es gab aber auch welche unter ihnen, die die klassische Sabbatianer-Tradition weiterlebten.

Ihr Lebensstil ist ein Beispiel für das Verständnis des Säkularismus in der Türkei. Sie dominierten die Welt des Kinos und der Medien. Einer der ersten Kinofilme der Türkei, „İpek“ wurde von der Familie İpekçi in Auftrag gegeben.

Obwohl das Geheimnis der Sabbatianer mit den Offenbarungen eines „Dönme“ namens Karakaş Rüştü enthüllt wurde, von dem angenommen wurde, dass er von den Juden in den 1920er Jahren benutzt wurde, verhinderte die Regierung die Verbreitung der Enthüllung.

Cavid Bey, der ehemalige Finanzminister der „Partei der Gemeinschaft und des Fortschritts“, war damals in der Position des geistigen Führers der Sabbatianer, was auch einer der Gründe für seine Hinrichtung im Jahre 1926 war.

Die im Jahre 1942 erteilte Kapitalsteuer wurde den Sabbatianern doppelt so hoch angerechnet, wie den Muslimen. Von dieser Gruppe, die immer noch ein paar tausend Anhänger in der Türkei haben soll, wird angenommen, dass sie für geheime Aktivitäten, mithilfe von psychologischen Mitteln, verantwortlich ist. Sie würde sich dem liberalen Gedanken und der demokratischen Entwicklung, im Namen der Erhaltung des Status quo, widersetzen.

https://www.dailysabah.com/deutsch/kolumne/ekrem-bugra-ekinci/2017/04/28/sabbatianismus-und-doenme-in-der-osmanischen-gesellschaft

7. Tevfik Rüştü Aras

Tevfik Rüştü Aras (1883, Çanakkale – 1972, Istanbul ) war ein türkischer Politiker, der während der Ära Atatürk (1923–1938) als stellvertretender und Außenminister der Türkei diente. Er spielte eine herausragende Rolle im Völkermord an den Armeniern .

Er absolvierte die medizinische Fakultät von Beirut . Er diente als Arzt in Izmir , Istanbul und Thessaloniki ( türkisch : Selanik ). Er wurde Mitglied des Komitees für Einheit und Fortschritt und traf während seiner Mitgliedschaft Mustafa Kemal Atatürk, den Gründer der Republik Türkei. Damals heiratete er die Journalistin Evliyazade Makbule, die Tochter einer wohlhabenden Familie aus Izmır.

 Im Herbst 1920 wurde er einer der Gründer der Kommunistischen Partei der Türkei . Tevfik Rustu besuchte zusammen mit Ali Fuat Cebesoy die Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik , als Herr Cebesoy zum Botschafter in Moskau ernannt wurde .

 Auf Einladung von Maxim Litvinov , dem Volkskommissar für auswärtige Angelegenheiten der Sowjetunion , besuchte er Russland dreimal . Diese Besuche fanden 1926 ( Odessa ) und 1936 und 1937 (Moskau) statt.

Aras wurde während der Sondersitzung der Versammlung zum Zweck der Prüfung des Antrags des Königreichs Ägypten auf Aufnahme in den Völkerbund am 26. und 27. Mai 1937 in Genf zum Präsidenten des Völkerbundes gewählt.

Aras wurde 1939 zum Botschafter im Vereinigten Königreich ernannt, da er abgesetzt wurde und dreieinhalb Jahre in London blieb. 

Er trat sein Amt als Vorstandsvorsitzender der türkischen Bank Turkiye Is Bankasi an.

Tevfik Rüştü Aras war der Schwager von Nazim Bey ( Dönme) , einem der Hauptorganisatoren des Völkermords an den Armeniern . Tevfik Rüştü Aras wurde Generalinspekteur des Gesundheitswesens und erhielt die Aufgabe, die Leichen der Opfer zu vernichten. Sechs Monate lang organisierte er die Entsorgung armenischer Leichen mit Tausenden Kilo Kalk. Die Leichen wurden in Brunnen gekippt, die dann mit Kalk gefüllt und mit Erde verschlossen wurden. Tevfik Rüştü Aras wurde sechs Monate gegeben, um die Aufgabe zu erledigen, danach kehrte er nach Istanbul zurück . HW Glockner, ein britischer Kriegsgefangener , schrieb in seinen Memoiren, er habe dort die Leichen ermordeter Armenier in Urfa gesehen, in große Gräben geworfen und mit Kalk bedeckt, genau wie es von Tevfik Rüştü Aras angewiesen wurde.

Aus seiner Ehe mit Evliyazade Makbule hatte er eine Tochter namens Emel, die später Fatin Rüştü Zorlu heiratete , den Außenminister von 1957 bis 1960.

https://en.wikipedia.org/wiki/Tevfik_R%C3%BC%C5%9Ft%C3%BC_Aras

Fatin Rüştü Zorlu

Fatin Rüştü Zorlu (1910 – 1961) war ein türkischer Diplomat und Politiker . Er wurde nach dem Staatsstreich 1960 zusammen mit zwei anderen Politikern durch Erhängen hingerichtet.

Nach seiner Rückkehr in die Türkei begann Zorlu 1932 seine Karriere als Diplomat im Außenministerium. Ab 1938 bekleidete er verschiedene Posten in Botschaften und Konsulaten in Bern (Schweiz), Paris (Frankreich), Moskau ( UdSSR ), Beirut ( Libanon ) sowie im Ministerium in Ankara. Nach dem Beitritt der Türkei zur NATO am 18. Februar 1952 wurde er zum NATO-Botschafter im Obersten Hauptquartier der Alliierten Mächte Europa in Paris ernannt.

Er wurde 1957 zum Außenminister ernannt und hatte dieses Amt bis zum 27. Mai 1960 inne, als die türkischen Streitkräfte einen Putsch durchführten und die Regierung von Premierminister Adnan Menderes verdrängten . 1959 nahm er zusammen mit Adnan Menderes beim Bilderberg-Treffen in Yesilkoy teil, Türkei. Es wird gemunkelt, dass der Putsch etwas mit diesem Treffen zu tun haben könnte.

Während seiner Amtszeit als Außenminister beantragte die Türkei 1959 die Mitgliedschaft in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft .

https://en.wikipedia.org/wiki/Fatin_R%C3%BC%C5%9Ft%C3%BC_Zorlu

8. Mehmed Cavid

Mehmet Cavit Bey (1875 – 1926 ) war ein osmanischer Ökonom , Zeitungsredakteur und führender Politiker während der Auflösungszeit des Osmanischen Reiches . Als Gründungsmitglied des Komitees für Union und Fortschritt (CUP) war er Teil der Jungtürken und hatte nach der Wiederherstellung der Verfassung Regierungsposten inne. Zu Beginn der republikanischen Ära wurde er wegen angeblicher Beteiligung an einem Attentat gegen Mustafa Kemal Atatürk hingerichtet.

Cavit wurde im Salonica Vilayet des Osmanischen Reiches (dem heutigen Thessaloniki ) geboren. Sein Vater war Naim, ein Kaufmann, und seine Mutter war Pakize; sie waren Cousins. Seine Familie hatte Verbindungen zu Anhängern von Sabbatai Zevi , und er war ein Dönme. Er lernte Griechisch und Französisch und besuchte die fortschrittliche Şemsi-Efendi-Schule, dieselbe Schule wie Mustafa Kemal Pascha.

Bis zum Waffenstillstand von Mudros 1918 nach dem Ersten Weltkrieg spielte Cavit Bey eine wichtige Rolle im CUP . Cavit Bey vertrat das Osmanische Reich bei den Finanzverhandlungen der Nachkriegszeit in London und Berlin .

Er erfuhr erst im August 1915 vom Völkermord an den Armeniern und verurteilte ihn. Er beklagte: „Mit diesen Taten haben wir alles ruiniert.

https://en.wikipedia.org/wiki/Mehmed_Cavid

https://de.wikipedia.org/wiki/Cavid_Bey

9. Emmanuel Karasu

Emmanuel Carasso (* 1862 in Thessaloniki; † 1934 in Triest; auch KarasuKaraso oder Karasso geschrieben) war ein Jurist und Politiker sephardisch-jüdischer Herkunft im Osmanischen Reich. Carasso war den Angaben der Großloge der Freien und Angenommenen Maurer der Türkei zufolge ein Freimaurer.

Emmanuel Carasso, Onkel von Danone-Gründer Isaac Carasso, wurde 1862 in Thessaloniki geboren, das zu jener Zeit zum Osmanischen Reich gehörte. Carasso entstammte einem alten Geschlecht sephardischer Juden. Er lehrte an der Aristoteles-Universität Thessaloniki Kriminologie und gehörte zu den Begründern der jungtürkischen Bewegung, welcher er erhebliche finanzielle Unterstützung zukommen ließ.

Während des Ersten Weltkrieges war Carasso Berater der osmanischen Regierung und erhielt in Anerkennung seiner Dienste Exportlizenzen für die Ausfuhr türkischer Erzeugnisse nach Deutschland, wodurch er ein bedeutendes Vermögen erwarb.

https://de.wikipedia.org/wiki/Emmanuel_Karasu

Karasu war Mitglied (einige Quellen sagen Gründer) und später Präsident der Freimaurerloge Mazedonien Risorta in Thessaloniki und Pionier der Freimaurerbewegung im Osmanischen Reich.  Freimaurerlogen und andere Geheimbünde in Saloniki waren Treffpunkte für Sympathisanten der Jungtürken, darunter Talat Pascha . 

https://en.wikipedia.org/wiki/Emmanuel_Carasso

10. Mazedonien Risorta

Mazedonien Risorta war eine wichtige Freimaurerloge des italienischen Gehorsams, die zwischen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts rund um die Stadt Saloniki existierte . Von Anfang an war diese Loge eng mit der liberalen nationalistischen Bewegung der Jungtürken verbunden und diente später als Sitz des Komitees für Einheit und Fortschritt .

Die Loge wurde 1864 in Saloniki unter dem Namen „ Mazedonien “ gegründet und war eine der ersten Freimaurerlogen im Osmanischen Reich . Wie die anderen Freimaurerlogen seiner Zeit wurde Mazedonien von den Behörden mit Argwohn und Misstrauen betrachtet, was zu Verfolgungen führte. Im Jahr 1895 wurde die Loge von Emmanuel Carasso unter dem Namen „Mazedonien Risorta“ (Auferstandenes Mazedonien) neu gegründet, er war auch ihr Präsident. Während Carassos Präsidentschaft bot die Loge einen soliden, zuverlässigen und geheimen Zufluchtsort für die revolutionären Aktivitäten der Jungtürken. Einige wichtige Persönlichkeiten von Mazedonien Risorta sind Mehmed Talaat Bey , Mithad Şükrü Bey , Mustafa Rahmi Bey , Yomer Naji Bey , Naki Bey , Refik Bey Manyasizadeh oder Ismail Janbolat Bey .

https://en.wikipedia.org/wiki/Macedonia_Risorta

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