Reformjudentum

oder liberales Judentum, ist eine bedeutende jüdische Konfession, welche die Bedeutung von ethischen gegenüber jener von zeremoniellen Aspekten sowie den Glauben an eine kontinuierliche Offenbarung, die eng mit der menschlichen Vernunft und dem Intellekt verbunden ist und sich nicht auf die Theophanie am Berg Sinai konzentriert, hervorhebt. Als liberaler Zweig des Judentums zeichnet sie sich durch eine weniger ausgeprägte Betonung von Ritualen und der persönlichen Einhaltung der religiösen Ge- und Verbote des jüdischen Gesetzes aus

  1. Israel Jacobson
  2. Max Dienemann
  3. Leo Baeck
  4. Eduard Kley
  5. Gotthold Salomon
  6. Isaac Mayer Wise
  7. Ascher Worms
  8. Israel Samosc
  9. Moses Mendelssohn
  10. Salomon Maimon

1. Israel Jacobson

Israel Jacobson, (bis 1808 Isrel ben Jacob; 1768 in Halberstadt; 1828 in Berlin) war ein jüdischer Kaufmann und Bankier. Er gilt als einer der Begründer des Reformjudentums in Deutschland.

Jacobson wurde 1768 als Sohn des vermögenden Kaufmanns und Vorstehers der jüdischen Gemeinde in Halberstadt Israel Jacob (1729–1803) geboren. Er erhielt eine traditionelle jüdische Erziehung.

Im Alter von 19 Jahren heiratete er Minna Samson ( 1767–1819), die Tochter des braunschweigischen Hoffaktors („Kammeragenten“) Herz Samson (1738–1794). Nach dem Tod seines Schwiegervaters übernahm Jacobson sowohl dessen Bankgeschäfte als auch seine Aufgaben als Landesrabbiner des braunschweigischen Weserdistrikts.

Jacobson war als Bankier sehr erfolgreich und weitete seine Tätigkeit bald über die Grenzen des Herzogtums Braunschweig hinaus aus als badischer Hoffaktor, hessen-darmstädtischer Kommerzienrat und mecklenburg-schwerinscher Finanzrat. Er befreundete sich mit Karl II. Wilhelm Ferdinand, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, Fürst von Wolfenbüttel. Das Herzogtum Braunschweig wurde 1807 dem neugegründeten Königreich Westphalen unter Jérôme Bonaparte zugeschlagen, dem jüngsten Bruder Napoleons I. In dessen Verfassung wurde 1808 die staatsbürgerliche Gleichstellung der Juden festgeschrieben. Da das Königreich die Kredite, die Jacobson auch ihm gewährte, nicht zurückzahlen konnte, wurde er mit Gütern aufgelöster Klöster und Niederlassungen des Deutschen Ordens entschädigt.

Im Selbststudium hatte Jacobson sich mit aufklärerischen Schriften, unter anderem auch von Moses Mendelssohn beschäftigt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Israel_Jacobson

Aufgrund der sehr geringen Leistungsfähigkeit der Halberstädter öffentlichen Schulen besuchte Israel hauptsächlich die jüdische Religionsschule und studierte in seiner Freizeit auf eigene Faust deutsche Literatur und die Werke von Gotthold Ephraim Lessing und Moses Mendelssohn .

Seine Reformen wurden von der deutschen Neuorthodoxie übernommen , und Rabbi Samson Raphael Hirsch „ integrierte das Programm der gemäßigten Haskalah und sogar die ästhetischen Reformen des westfälischen Konsistoriums vollständig in seine Weltanschauung.

https://en.wikipedia.org/wiki/Israel_Jacobson

Samson Raphael Hirsch

Samson ben Raphael Hirsch, (1808 in Hamburg; 1888 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Rabbiner. Er gilt als führender Vertreter des orthodoxen Judentums im Deutschland des 19. Jahrhunderts und als Begründer der Neo-Orthodoxie, einer Denkrichtung, die u. a. zur Gründung unabhängiger „Austrittsgemeinden“ führte.

Samson Raphael Hirsch wurde im Jahr 1808 als Sohn von Raphael Mendel Hirsch und Gela Hirsch geboren. Der dem Hamburger Kaufmannsstand angehörende Vater wurde 1777 in Hamburg geboren, wo seine Familie bereits seit acht Generationen lebte. Später wandte sich Raphael Mendel Hirsch dem Geld- und Wechselgeschäft zu und betrieb ein Lotteriegeschäft.

Nach Talmudstudien in Hamburg bei seinem Großvater, dem Rabbiner Mendel Frankfurter und bei seinem Vater Raphael Hirsch (der seinen Familiennamen Frankfurter zu Hirsch abgeändert hatte) sowie bei Chacham Bernays und später bei Oberrabbiner Jakob Ettlinger in Mannheim studierte Samson seit 1829 an der Universität Bonn klassische Sprachen, Geschichte und Philosophie. Dort befreundete er sich mit Abraham Geiger, dem späteren Leiter der Reformbewegung, und gründete mit ihm eine Vereinigung jüdischer Studenten, in der zunächst das Studium der Homiletik vorgesehen war, deren tieferer Zweck jedoch in der Annäherung an jüdische Werte bestand.

 Heinrich Graetz war von den Neunzehn Briefen so beeindruckt, dass er 1837 nach Oldenburg zu einem Besuch kam und drei Jahre bei Hirsch verbrachte, um seine jüdische Erziehung zu vervollständigen. Später widmete er sein Buch Gnosticismus und Judentum (1846) dem „unvergesslichen Lehrer“ Hirsch.

 S. R. Hirsch war somit der Begründer der Neo-Orthodoxie, die auch „Frankfurter Orthodoxie“ genannt wird und vom britischen Oberrabbiner Nathan Marcus Adler und dessen Sohn Hermann Adler im England des 19. Jahrhunderts eingeführt wurde. Die simultane Existenz in zwei Welt-Räumen, in einer sakral durchdrungenen und einer profanen Welt, erlaubte den Anhängern der Neo-Orthodoxie, sich neben der Einhaltung der Gebote auch mit Fragen von Philosophie, Ethik, Literatur und Musik zu befassen. Dabei mussten sie nicht fürchten, sich dem Glauben zu entfremden. Die Auseinandersetzung zwischen Vernunft und Glauben hat im Judentum eine jahrhundertelange Tradition und geht im Prinzip auf den mittelalterlichen Maimonidesstreit zurück.

1854 veröffentlichte Hirsch eine Schrift Die Religion im Bunde mit dem Fortschritt, in welcher er das Argument der Reformbewegung bestritt, wonach die Verbindung von traditionellem Judentum und einer weltlichen Erziehung unmöglich sei. Er selbst erkannte das Bedürfnis einer äußerlichen Anpassung des Judentums an die Bedürfnisse der Zeit an, widersetzte sich jedoch einem grundsätzlichen Wandel jüdischer Glaubensgrundsätze oder Änderungen bezüglich der Einhaltung der jüdischen Gesetze. Nach seiner Ansicht brauchte nicht das Judentum eine Reform, sondern die Juden selbst. Die Juden benötigten keinen „Fortschritt“ (das Schlagwort der Reformer), sondern „Erhöhung“.

S. R. Hirschs Bedeutung als religiöser geistiger Führer, sein weit reichender Einfluss als Prediger und Lehrer, Organisator und Schriftsteller machten ihn zum Vordenker der Neo-Orthodoxie in deren Auseinandersetzung mit dem reform-liberalen Judentum

https://de.wikipedia.org/wiki/Samson_Raphael_Hirsch

Sein Großvater, Rabbi Menachem Mendel Frankfurter (1742–1823), war Rabbiner von Altona und Schüler von Rabbi Yonathan Eivshitz und verdiente seinen Lebensunterhalt als Kaufmann.

https://he.wikipedia.org/wiki/%D7%A8%D7%A9%22%D7%A8_%D7%94%D7%99%D7%A8%D7%A9 ( hebräisch)

Anmerkung : Eybeschütz war Sabbatäer


2. Max Dienemann

Max Dienemann (1875 in KrotoschinProvinz Posen; 1939 in Tel Aviv) war ein deutscher Rabbiner, Publizist und Philologe. Er war einer der führenden liberalen Rabbiner in Deutschland. Zusammen mit Leo Baeck leitete er den Allgemeinen Rabbinerverband Deutschlands, in dem liberale und orthodoxe Rabbiner organisiert waren.

https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Dienemann

3. Leo Baeck

Leo [Arje Lipmann] Baeck (1873 in Lissa, Provinz Posen; 1956 in London, ) war Rabbiner, zu seiner Zeit der bedeutendste Vertreter des deutschen liberalen Judentums sowie jahrelang unbestrittene Führungsfigur und Repräsentant der deutschen Judenheit.

Leo Baeck wuchs in der überwiegend deutschsprachigen Stadt Lissa als Sohn des Rabbiners Samuel Baeck (1834–1912) und seiner Ehefrau Eva geb. Placzek (1840–1926) mit vier Schwestern auf. Eva Placzek war die Tochter von Abraham Placzek (1799–1884), des Oberrabbiners von Mähren.

So wurde er 1922 Vorsitzender des Allgemeinen Rabbinerverbandes in Deutschland und war von 1924 bis 1937 Präsident der Großloge der deutschen Sektion von B’nai B’rith, die damals mehr als hundert Einzellogen umfasste.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs übersiedelte Baeck am 5. Juni 1945 nach London. Dort wirkte er als Präsident der von ihm 1924 mitbegründeten Weltunion für progressives Judentum; ein Amt, in das er bereits 1938 gewählt worden war und das er bis 1955 ausübte.

https://de.wikipedia.org/wiki/Leo_Baeck

4. Eduard Kley

Eduard Israel Kley (1789 in Bierutów (deutsch Bernstadt); 1867 in Hamburg) war ein deutscher Prediger und Pädagoge. Er ist einer der frühen Pioniere des Reformjudentums.

https://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_Kley

5. Gotthold Salomon

Gotthold Salomon, ( 1784 in Sandersleben (Anhalt); 1862 in Hamburg; Pseudonym Gustav Salberg) war ein deutscher Rabbiner, Prediger, Pädagoge, Politiker und Bibelübersetzer.

Als einer der eloquentesten jüdischen Prediger des 19. Jahrhunderts hielt er Vorträge in London, Frankfurt, Wien und Prag, beteiligte sich in den 1840er Jahren an Rabbinerkonferenzen in Braunschweig, Breslau, Frankfurt am Main und Leipzig. Er kämpfte für die Judenemanzipation und schrieb eine Streitschrift gegen Bruno Bauer.

Salomon eröffnete 1844 den Neuen Israelitischen Tempel in der Poolstraße, wo er noch bis 1858 tätig war. Er war Mitglied der Freimaurerloge Zur aufgehenden Morgenröthe in Frankfurt am Main und Ehrenmitglied der Loge Zum silbernen Einhorn in Nienburg 

https://de.wikipedia.org/wiki/Gotthold_Salomon

6. Isaac Mayer Wise

Isaac Mayer Wise (1819 in Steingrub, Böhmen; 1900 in Cincinnati, Ohio; eigentlich Isaac Mayer Weis) war ein religionsgeschichtlich bedeutender US-amerikanischer Rabbiner böhmischer Herkunft.

Isaac Mayer Weis besuchte verschiedene jüdische Schulen in Böhmen, studierte in PragPressburg und Wien. Nach drei Jahren als Religionsweiser (Angestellter mit den Pflichten eines Rabbiners) in Radnitz wanderte er 1846 mit seiner Familie in die USA aus und wirkte als Rabbiner in der jüdischen Gemeinde von Albany. Er führte grundlegende Reformen im Sinne des Reformjudentums ein.

https://de.wikipedia.org/wiki/Isaac_Mayer_Wise

( grün unterlegt, Herkünfte östlich (-es ) Deutschlands )

7. Ascher Worms

Ascher Anselm Worms (1695; – 1759) war ein jüdischer Arzt und Gelehrter in Frankfurt am Main.

Worms gilt neben Salomon HanauIsaac Wetzler und Israel Samosc, die sich mit hebräischen oder jiddischen Schriften hauptsächlich im jüdischen „Binnendiskurs“ der Aufklärung bewegten, als Protagonist der frühen Haskala.

https://de.wikipedia.org/wiki/Ascher_Worms

8. Israel Samosc

Israel Samosc ( 1700 in Bibrka; gestorben 1772 in Brody; auch Israel ben Mosheh ha-Levi) war ein deutsch-galizischer Gelehrter. Er kommentiere mittelalterliche Klassiker des jüdischen Denkens.

Um studieren zu können, verließ Samosc die ärmliche Gemeinde Bibrka und ließ sich in der gleichnamigen Stadt Zamość nieder. Diese war eine reiche Stadt, die über zahlreiche Bibliotheken verfügte und durch das sephardische Judentum, welches einst durch den Stadtgründer Jan Zamoyski (1542–1605) angeworben wurde, geprägt war. Hier fand Samosc Freunde, Verbündete und Schüler. Später wurde Zamość ein Zentrum der frühen Haskala.

Samosc gilt neben Ascher WormsSalomon Hanau und Isaac Wetzler, die sich mit hebräischen oder jiddischen Schriften hauptsächlich im jüdischen „Binnendiskurs“ der Aufklärung bewegten, als Protagonist der frühen Haskala

https://de.wikipedia.org/wiki/Israel_Samosc

9. Moses Mendelssohn

Moses Mendelssohn (1729 in Dessau; 1786 in Berlin) war ein deutsch-jüdischer Philosoph der Aufklärung. Er gilt als einer der wichtigsten Wegbereiter der Haskala, der jüdischen Aufklärung.

Moses Mendelssohns Vater Mendel Heymann war als Sofer sowie dessauischer Gemeindeschreiber und Primarschullehrer tätig. Über seine Herkunft ist nichts bekannt, außer dass er nach Dessau zugewandert war. Die Mutter, Rachel Sara Wahl, stammte aus einer alten jüdischen Familie, zu der bedeutende Persönlichkeiten der polnisch-jüdischen Geschichte gehören wie Moses Isserles, der Verfasser eines wichtigen Gesetzeskommentars zum Schulchan Aruch, und Saul Wahl (ca. 1545–1617).

Um 1739 wechselte der junge Mendelssohn in die Klasse des Dessauer Oberrabbiners David Fränkel (1707–1762). Er begann 1754 als Buchhalter in dessen neu gegründeter Seidenfabrik Vermittelt durch Aaron Samuel Gumperz lernte er im selben Jahr, angeblich beim Schachspiel, den gleichaltrigen Pfarrerssohn und ehemaligen Theologie- und Medizinstudenten Gotthold Ephraim Lessing kennen, der ihn 1754 bei der Publikation eines anonymen Briefes als „eben so witzigen, als gelehrten und rechtschaffnen [Mann]“ bezeichnete. Ein Jahr später sorgte Lessing für die Publikation von Mendelssohns erster deutscher Schrift, den Philosophischen Gesprächen (ebenfalls anonym erschienen), und vermittelte ihm die Bekanntschaft von Friedrich Nicolai, der ihn als Mitarbeiter für seine einflussreiche Zeitschrift Briefe, die Neueste Litteratur betreffend gewann.

1777 traf Mendelssohn mit dem jüdischen Gelehrten und Wissenschaftler Rafael Levi zusammen.

1783 bot die geheime Gesellschaft der Freunde der Aufklärung (Berliner Mittwochsgesellschaft) Mendelssohn die Mitgliedschaft an, die er aber ablehnte. Wenig später wurde er zum Ehrenmitglied berufen, das in der auf 24 Männer begrenzten Gesellschaft jederzeit Zutritt hatte.

1762 heiratete Mendelssohn Fromet Guggenheim (6. Oktober 1737 – 5. März 1812). Das Ehepaar bekam zehn Kinder, von denen sechs das Erwachsenenalter erreichten. Die Familiendynastie prägte Berlin über viele Generationen bis zu ihrer Vernichtung durch die Nazis.[25] Zu Fromets Vorfahren gehörte der berühmte Wiener Hofbankier Samuel Oppenheimer (1630–1703).

 Als Vorreiter der jüdischen Emanzipation war er eng mit David Friedländer, dem Gründer der Jüdischen Freischule in Berlin und erstem jüdischen Stadtrat, befreundet.

Mendelssohn wurde in der liberalen Ära in Westeuropa sowohl vom Reformjudentum als auch dem orthodoxen Judentum als Vorbild in Anspruch genommen. Er diente auch als Wegweiser für den Kampf um Emanzipation. Im 19. Jahrhundert galt Mendelsohn als einer der am häufigsten abgebildeten Persönlichkeiten deutsch-jüdischer Herkunft.

In Osteuropa war er umstritten. Die bildungsfeindlichen Orthodoxen sahen in ihm den Verführer zum Abfall vom jüdischen Glauben und der traditionellen Lebensführung. Die Aufgeklärten dagegen verehrten in ihm den Vorkämpfer für ihre erzieherischen und sozialen Ziele. Mit dem Aufkommen der jüdisch-nationalen Bewegung wurde Mendelssohn als Anbahner der Assimilation kritisiert

https://de.wikipedia.org/wiki/Moses_Mendelssohn

10. Salomon Maimon

Salomon Maimon (1751 / 1754, in Schukau BarokPolen-Litauen, als Schlomo ben Josua Haiman;  1800 in Nieder-Siegersdorf, Provinz Schlesien) war ein Philosoph und jüdischer Aufklärer. Salomon Maimon, geboren in einem Dorf in der Nähe des belarussischen Mir, damals Polen-Litauen, wuchs als zweiter Sohn eines Rabbiners auf. 

Heimlich las er jedoch andere Titel aus der väterlichen Bibliothek, darunter das die jüdische Geschichte erzählende Buch Zemach David (Spross Davids) des Prager Rabbiners David Gans. Nach einem weiteren Werk dieses Autors bastelte er sich aus geflochtenen Ruten eine „Sphaera armillaris“, die er vor dem Vater verbergen musste.

Mit elf Jahren galt er bereits als Talmudkenner. Das führte dazu, dass sich mehrere Familien bemühten, ihn mit ihren Töchtern zu verheiraten, und dabei weder Intrigen noch Gerichtsprozesse scheuten. Sogar der Versuch einer Entführung wurde unternommen. Im Jahre 1764 heiratete er schließlich – elfjährig – Sarah Rissia, die Tochter der Besitzerin des örtlichen Gasthauses. Im selben Jahr verstarb seine Mutter. Mit 14 Jahren wurde Salomon Vater seines ersten Sohnes David.

Von seinem Nachbarn borgte er sich kabbalistische Bücher und versuchte vergeblich, sich mit deren Hilfe unsichtbar zu machen. Zur gleichen Zeit hatte er bereits den Führer der Unschlüssigen von Maimonides gelesen und konnte daher feststellen, dass es sich beim kabbalistischen Schöpfungsmodell nicht um eine temporale, sondern kausal zu interpretierende Kette von Ereignissen handelt. In späteren Jahren betonte er, dass die Hauptidee der Kabbala, dass alles aus Gott durch verborgene Kanäle entsteht, besagen wolle, dass alles aus einer einzigen Substanz hervorgeht. Er begriff die Kabbala so als erweiterten Spinozismus und identifizierte die zehn Sephiroth mit den zehn Kategorien des Aristoteles.

Maimon drängte die Wissbegierde so sehr, dass er 150 Meilen zu Fuß zurücklegte, um sich von einem deutschstämmigen Rabbiner irgendwelche Bücher auf Deutsch zu borgen. Er erhielt dort unter anderem ein Buch über Optik, mit dem er sich intensiv auseinandersetzte.

In ungefähr derselben Zeit wurde er in die Gesellschaft der „Neuen Chassiden“ eingeführt und gelangte so an den Hof von Dow Bär von Mesritsch. Von den dort vorgeführten Zauberkunststückchen war er jedoch bald tief enttäuscht und befürwortete schließlich sogar den Bann des Gaon von Wilna über die Chassidim. Irrtümlich hielt Maimon einen Joel Baal Schem (wahrscheinlich Joel ben Uri Heilprin) statt Baal Schem Tov für den Gründer des Neu-Chassidismus.

In Berlin stieß er auf ein Buch des Philosophen Christian Wolff und schrieb eine Kritik, die er direkt an Moses Mendelssohn als Anhänger Wolffs schickte. Dieser zeigte sich interessiert, lud ihn in Salons ein und schrieb für ihn mehrere Empfehlungsschreiben.

 Sogar Goethe dachte darüber nach, Maimon nach Weimar einzuladen.

1793 trat er der im vorangegangenen Jahr gegründeten Gesellschaft der Freunde bei und wurde für ein Jahr als außerordentlicher Beisitzer in den Vorstand gewählt.

In Berlin verursachte sein Tod keinerlei Aufsehen bis auf einen Nachruf von Lazarus Bendavid. Erst zehn Jahre nach seinem Tod schrieb Sabbattia Joseph Wolff das Buch Maimoniana. Oder Rhapsodien zur Charakteristik Salomon Maimons. Maimons Philosophie übte auf Johann Gottlieb Fichte einen starken Einfluss aus

https://de.wikipedia.org/wiki/Salomon_Maimon

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