Salonnière

….und die Vorgeschichte.

Literarischer Salon

Ein literarischer Salon war ein zumeist privater gesellschaftlicher Treffpunkt für Diskussionen, Lesungen oder musikalische Veranstaltungen vom 17. bis zum 20. Jahrhundert. 

Vor allem wohlhabende gebildete Frauen, oft adeliger Herkunft, betätigten sich als Gastgeberinnen und wurden in dieser Eigenschaft Salonnière genannt.


Zum Verständnis, muss dieses Thema umfassender behandelt werden und das Milieu, besonders im Berlin berücksichtigt werden. Zum einen, das aufkommende Reformjudentum, aber auch die Wirren, die durch Shabbtai Zvi und Jakob Frank, im Judentum hinterlassen wurden. Eva Frank galt als weibliche Messiasnachfolgerin ihres Vaters und lebte bis 1816 in Offenbach. Besonderes Augenmerk sollte auch die Orte Wien, Prag, Brünn und Preßburg gelegt werden, sowie Hamburg..


  1. Moses Mendelsohn
  2. Glikl bas Judah Leib
  3. David Friedländer
  4. Isaak Daniel Itzig
  5. Sara Levy
  6. Rahel Varnhagen von Ense
  7. Edith Andreae
  8. Bertha von Arnswaldt
  9. Maria Beccadelli di Bologna
  10. Amalie Beer
  11. Cornelie Richter
  12. Karoline Friederike von Berg
  13. Henriette Herz
  14. Rebecka Dirichlet
  15. Viktoria von Dirksen
  16. Sara Grotthuis
  17. Margarete Traube
  18. Fanny Lewald
  19. Ludmilla Assing
  20. Berta Fanta
  21. Marie Lang
  22. Gesellschaft der Freunde

1. Moses Mendelssohn

Moses Mendelssohn (1729  Dessau; – 1786 Berlin) war ein deutscher Philosoph der Aufklärung. Er gilt als einer der wichtigsten Wegbereiter der Haskala.

Moses Mendelssohns Vater Mendel Heymann war als Sofer sowie dessauischer Gemeindeschreiber und Primarschullehrer tätig. Über seine Herkunft ist nichts bekannt, außer dass er nach Dessau zugewandert war. Er war traditionell orientiert, so dass ihn sein Sohn später als „Mann aus der alten Welt“, der „seine besonderen Grillen habe“, bezeichnete. Die Mutter, Rachel Sara Wahl, stammte aus einer alten jüdischen Familie, zu der bedeutende Persönlichkeiten der polnisch-jüdischen Geschichte gehören wie Moses Isserles, der Verfasser eines wichtigen Gesetzeskommentars zum Schulchan Aruch, und Saul Wahl (ca. 1545–1617).

Als Moses geboren wurde, war der Vater bereits 47 Jahre alt. Trotz der bescheidenen Verhältnisse im Elternhaus wurde das Kind sorgfältig ausgebildet und früh als hochbegabt erkannt.

Um 1739 wechselte der junge Mendelssohn in die Klasse des Dessauer Oberrabbiners David Fränkel (1707–1762), eines einflussreichen Gelehrten, der nach fast 200 Jahren den Führer der Unschlüssigen, ein Hauptwerk des bedeutenden jüdischen Philosophen Maimonides (1138–1204), neu herausgab. Mendelssohn arbeitete das anspruchsvolle zweibändige hebräische Werk gleich nach dessen Erscheinen 1742 zusammen mit Fränkel, der ihn auch in den Talmud und seine Kommentare einführte, durch.

Als David Fränkel 1743 nach Frankfurt/Oder und gleich darauf als Oberrabbiner nach Berlin berufen wurde, folgte ihm sein 14-jähriger Schüler an die 1742 neu gegründete Talmudschule nach Berlin; der Sage nach in fünf Tagesmärschen zu Fuß. Er wohnte dort bis zum Jahr 1750 in der Probstgasse 3 hinter der Nikolaikirche in der Dachkammer von Chaim und Gella Bamberger.

Er zeigte früh eine Neigung zur Philosophie; den englischen Frühaufklärer John Locke studierte er zunächst auf Lateinisch mit Hilfe eines Wörterbuchs, außerdem Christian Wolff und den Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz.

Bald wurde er selbst zum Aufklärer.

Er begann 1754 als Buchhalter in dessen neu gegründeter Seidenfabrik. Vermittelt durch Aaron Samuel Gumperz lernte er im selben Jahr, angeblich beim Schachspiel, den gleichaltrigen Pfarrerssohn und ehemaligen Theologie- und Medizinstudenten Gotthold Ephraim Lessing kennen, der ihn 1754 bei der Publikation eines anonymen Briefes als „eben so witzigen, als gelehrten und rechtschaffnen [Mann]“ bezeichnete. Ein Jahr später sorgte Lessing für die Publikation von Mendelssohns erster deutscher Schrift, den Philosophischen Gesprächen (ebenfalls anonym erschienen), und vermittelte ihm die Bekanntschaft von Friedrich Nicolai, der ihn als Mitarbeiter für seine einflussreiche Zeitschrift Briefe, die Neueste Litteratur betreffend gewann. Dadurch wurde Mendelssohn zu einem einflussreichen Kritiker der neu entstehenden deutschen Literatur. Mendelssohn ist dem Verein Gelehrtes Kaffeehaus, einem der ältesten geselligen bürgerlichen Vereine in Berlin, beigetreten, der in der Zeit von 1755 bis vermutlich 1759 existierte. 

Mendelssohn soll auch dem Montagsclub in Berlin, einem Verein der Berliner Aufklärung, als Mitglied beigetreten sein.

Mendelssohn war gläubiger Jude und hat auch an diesem Glauben festgehalten. Er ist zwar zu Treffen des Montagsclubs eingeladen worden, lehnte dies aber ab, weil er wegen der jüdischen Speisegesetze nicht an den obligatorischen Mahlzeiten teilnehmen mochte.

1770 wurde Mendelssohn von dem Schweizer Pfarrer Johann Caspar Lavater öffentlich aufgefordert, entweder in aller Form das Christentum zu widerlegen oder selber Christ zu werden, was zu einer öffentlichen Auseinandersetzung zwischen Mendelssohn und Lavater führte. Diese erforderte infolge der heiklen Sachlage – die Juden lebten knapp geduldet in einer mehrheitlich christlichen Gesellschaft und Mendelssohn wurde als ihr Sprecher und Vertreter betrachtet – viel Takt, Geschick und Kraft.

1777 traf Mendelssohn mit dem jüdischen Gelehrten und Wissenschaftler Rafael Levi zusammen.

1783 bot die geheime Gesellschaft der Freunde der Aufklärung (Berliner Mittwochsgesellschaft) Mendelssohn die Mitgliedschaft an, die er aber ablehnte. Wenig später wurde er zum Ehrenmitglied berufen, das in der auf 24 Männer begrenzten Gesellschaft jederzeit Zutritt hatte. Diese Rolle füllte er engagiert aus. In der Debatte der Gesellschaft zu der Frage „Was ist Aufklärung?“ trat Mendelssohn in einem ersten Votum für uneingeschränkte Gedanken- und Redefreiheit ein. Die Grenzen der Aufklärung sollten nicht durch Gesetze und Zensurmaßnahmen, sondern vom einzelnen Aufklärer durch Aufrichtigkeit und Abwägung von Umständen und Zeit bestimmt werden. „Aufklärung hemmen, ist in aller Betrachtung und unter allen Umständen weit verderblicher, als die unzeitigste Aufklärung. (…) Das Übel, welches zufälligerweise aus der Aufklärung entstehen kann, ist außerdem von der Beschaffenheit, dass es in der Folge sich selbst hebt. In der Berlinischen Monatsschrift fasste er 1784 in dem Aufsatz „Über die Frage: was heißt aufklären?“ seine Haltung zur Aufklärung noch einmal zusammen: Die Bestimmung des Menschen sei Maß und Ziel aller Bestrebungen. Bildung bestehe aus Kultur (Praxis wie Handwerk, Kunst und Sitten) und Aufklärung als Theorie, die miteinander dialektisch verschränkt seien.

1762 heiratete Mendelssohn Fromet Guggenheim (6. Oktober 1737 – 5. März 1812). Das Ehepaar bekam zehn Kinder, von denen sechs das Erwachsenenalter erreichten. Die Familiendynastie prägte Berlin über viele Generationen bis zu ihrer Vernichtung durch die Nazis. Zu Fromets Vorfahren gehörte der berühmte Wiener Hofbankier Samuel Oppenheimer.

Die überlebenden sechs Kinder waren:

Mit Ausnahme von Recha Meyer und Joseph Mendelssohn ließen sich alle Kinder Moses Mendelssohns in ihrem späteren Leben christlich taufen.

Mendelssohn starb am 4. Januar 1786 in Berlin und wurde einen Tag später auf dem Berliner Jüdischen Friedhof beerdigt.

Die Pflege des geistigen und künstlerischen Erbes der Mendelssohn-Familie obliegt der Mendelssohn-Gesellschaft.

1763 gewann Mendelssohn noch vor Immanuel Kant den Ersten Preis der „Königlichen Academie“ mit einem philosophischen Aufsatz und wurde damit als Denker allgemein anerkannt. 1767 veröffentlichte er Phädon oder über die Unsterblichkeit der Seele – einen viel gelesenen philosophischen Text, der in mehreren Auflagen erschien und in zehn Sprachen übersetzt wurde. Dieses Werk ist eine Interpretation des platonischen Dialogs Phaidon, „modernisiert und in Wolffische Metaphysik verwandelt“ (Hegel). Seinen Dialogen stellte Mendelssohn – von Zeitgenossen als „deutscher Sokrates“ bezeichnet – eine lesenswerte Biographie zu „Leben und Charakter des Sokrates“ voran.

Zugleich bemühte er sich darum, die bedrückte Stellung der jüdischen Gemeinden in Europa zu verbessern; sowohl, indem er sich immer wieder in konkreten Einzelfällen für sie einsetzte, als auch durch die Publikation entsprechender Werke und durch Anregung der wichtigen Schrift von Christian Konrad Wilhelm von DohmÜber die bürgerliche Verbesserung der Juden. Im Zusammenhang mit diesen Auseinandersetzungen erschien 1783 sein Spätwerk Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum, in dem er einerseits die Strafbefugnis des Rabbinats ablehnte, andererseits an der Unverrückbarkeit des jüdischen Religionsgesetzes, des „Zeremonialgesetzes“, festhielt, das seiner Meinung nach, unter Berufung auf das Neue Testament, auch für zum Christentum übergetretene Juden seine Gültigkeit behält. Die Arbeit ist ähnlich wie John Lockes Brief über Toleranz aufgebaut. Mendelssohn unterscheidet zwischen Staat und Religion, die streng zu trennen sind und unterschiedliche Aufgaben erfüllen. Für beide gilt eine „Toleranzpflicht“. Der religiöse Glaube ist individuell und darf keinerlei Zwang unterliegen. Das Judentum betrachtet er als mosaische Gesetzesreligion, deren Beachtung die ewige Glückseligkeit bringe. Anders als das Christentum beruhe das Judentum nicht auf übernatürlich offenbarten Glaubenswahrheiten. Lehrmeinungen offenbare der Ewige den Juden wie allen anderen Menschen durch seine Schöpfung, nicht durch Wort oder Schrift. Als Vorreiter der jüdischen Emanzipation war er eng mit David Friedländer, dem Gründer der Jüdischen Freischule in Berlin und erstem jüdischen Stadtrat, befreundet.

Im Jahr 1779 setzte Lessing dem Freund in seinem berühmten Ideendrama Nathan der Weise ein bleibendes Denkmal. Während Lessing von einem Fortschrittsoptimismus beseelt war – da die Religionen nach seiner Auffassung vom Judentum über das Christentum zu einer Vernunftreligion aufstiegen – vertrat Mendelssohn eine andere Auffassung. Für ihn gibt es keinen unabdingbaren Fortschritt, weder in moralischer noch in religiöser Hinsicht. Moralität und Religiosität hält er für nicht zeitgebunden. Die Gesamtheit der Menschen ist zur „Glückseligkeit“ fähig, unabhängig davon, ob sie sich im Naturzustand oder im Zustand der Zivilisation befinde.

Mendelssohn wurde in der liberalen Ära in Westeuropa sowohl vom Reformjudentum als auch dem orthodoxen Judentum als Vorbild in Anspruch genommen. Er diente auch als Wegweiser für den Kampf um Emanzipation. In Osteuropa war er umstritten. Die bildungsfeindlichen Orthodoxen sahen in ihm den Verführer zum Abfall vom jüdischen Glauben und der traditionellen Lebensführung. Die Aufgeklärten dagegen verehrten in ihm den Vorkämpfer für ihre erzieherischen und sozialen Ziele. Mit dem Aufkommen der jüdisch-nationalen Bewegung wurde Mendelssohn als Anbahner der Assimilation kritisiert. So gab der jüdische Publizist Peretz Smolensk in einer Artikelserie der in Wien erscheinenden hebräischen Zeitschrift Hashahar Mendelssohn die Schuld, die Entnationalisierung des Judentums verursacht oder zumindest eingeleitet zu haben

https://de.wikipedia.org/wiki/Moses_Mendelssohn


Bela Rachel Wahl

Bela Rachel Sara Wahl Katzenellenbogen (1683 Dessau; – 1756 ebenda) war die Mutter des Philosophen Moses Mendelssohn.

Sie entstammte einer alten jüdischen Familie, zu der bedeutende Persönlichkeiten der Geschichte der Juden gehören, darunter Raschi, einer der bedeutendsten jüdischen Gelehrten des Mittelalters und der bekannteste jüdische Bibelexeget überhaupt, Moses Isserles, der Verfasser eines wichtigen Gesetzeskommentars zum Schulchan Aruch, der Oberrabbiner von Venedig und Talmudist Meir Katzenellenbogen sowie Saul Wahl (ca. 1545–1617), eine halb sagenhafte Figur, die eine Nacht lang die polnische Königskrone getragen haben soll. Zu einem nicht bekannten Zeitpunkt heiratete sie Mendel Heymann, der als Sofer, Gemeindeschreiber und Primarschullehrer in Dessau tätig war… ließen ihn aber bereits im Alter von drei Jahren von dem Dessauer Oberrabbiner David Hirschel Fraenkel unterrichten, der ihn in das tiefere Studium von BibelTalmud und der wichtigsten Kommentare, später auch die Werke des Maimonides etc., einführte.

https://de.wikipedia.org/wiki/Bela_Rachel_Wahl


Anmerkung : Um wiederum die Kreise und das Denken, rund um Mendelsohn, einordnen zu können, muss man noch weiter zurück gehen. Über Raschi lässt sich eine vermeintlich direkte Abstammung zum König David herstellen. Über Elias Gomperz zu Aaron Samuel Gumperz, dessen Enkel. Durch Anheirat, war Gumperz verwandt mit „Glikl von Hameln„. Nachfahren von Glikl waren Ludwig Bamberger und Heinrich Heine :


2. Glikl bas Judah Leib

Glikl bas Judah Leib  (= Glikl, Tochter des Judah Leib), (1647  Hamburg; 1724 in Metz), (fälschlich) auch als Glückel von Hameln bekannt, war eine deutsche Kauffrau, die als erste Frau Deutschlands eine erhalten gebliebene, bedeutende Autobiografie schrieb.

Glikl stammte aus einer aschkenasischen Familie, die in Hamburg in wohlhabenden Verhältnissen lebte. Ihr Großvater Nathan hatte sich nach der Vertreibung aus Detmold in Altona niedergelassen, wo Graf Ernst von Holstein-Pinneberg Anfang des 17. Jahrhunderts Religionsfreiheit erlassen hatte, um Kaufleute in den aufstrebenden Handelsort zu locken, eine Politik, die nach dem Aussterben der Grafen von Schauenburg und Holstein 1640 von dem dänischen König Christian IV. und seinen Nachfolgern fortgesetzt wurde.

Glikls Vater war Juda Joseph ben Nathan (~1595 – 6. Januar 1670), auch genannt Leib oder Löb Pinkerle oder Staden. Der Zusatz „Leib“ (jiddisch für „Löwe“) ist der traditionelle Beiname von Juda gemäß Gen. 49,9; 

Er war ein erfolgreicher, wohlangesehener Diamantenhändler und Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Altona.

Die Familie war vor Glikls Geburt wegen der besseren Geschäftsmöglichkeiten nach Hamburg gezogen. Hamburg hatte den Dreißigjährigen Krieg fast unbeschadet überstanden und war eine aufblühende Handelsstadt, in der seit dem 16. Jahrhundert sephardische oder portugiesische Juden mit Unterstützung des Senats ansässig waren. Glikls Familie gehörte zu den aschkenasischen oder deutschen Juden, die bis 1712 rechtlich schlechter gestellt waren als die Sepharden und auch keine eigene Synagoge in der Stadt hatten.

Wie es in jüdischen Familien üblich war, heiratete sie sehr jung: Als Zwölfjährige wurde Glikl in Hameln mit Chaijm von Hameln oder Goldschmidt, einem Verwandten des reichen Hamburger Kaufmanns Chajim Fürst, verlobt und zwei Jahre später noch vor ihrem 14. Geburtstag verheiratet. Ihr Mann, der nur wenige Jahre älter war, stammte aus „einer der ältesten und bedeutendsten jüdischen Familien in Norddeutschland“.


( Bei den Goldschmidts handelte es sich um die reiche Bankerfamilie aus Frankfurt : Da mehrere Nachfahren von Chajim Fürst sich mit Mitgliedern der Familie Goldschmidt verehelichten und Kinder zeugten, gehört auch Glückel von Hameln zu seinem erweiterten Familienkreis, die mit einem Goldschmidt verheiratet war. )


Während der Pest, die Hamburg 1664 heimsuchte, zog sie vorübergehend zu ihren Schwiegereltern nach Hameln. 1666 erlebte sie die allgemeine Euphorie um den angeblichen Messias Schabbtai Zvi. Es ist das einzige Mal, dass sie von Kontakten zu den Sepharden berichtet, über deren Netzwerk sich die Nachricht von dem Messias verbreitete und deren Begeisterung auch die Aschkenasen ansteckte. Nicht Wenige verkauften Hab und Gut, um von Hamburg aus die Schiffsreise in das Heilige Land anzutreten. Auch Glikls Schwiegervater veräußerte sein Haus in Hameln, schickte einige Reisekisten zum Sohn nach Hamburg und zog nach Hildesheim, um dort auf den richtigen Zeitpunkt für die Übersiedlung zu warten. Doch noch im selben Jahr konvertierte Schabbtai Zvi zum Islam und beendete somit die Hoffnung auf die Erlösung Israels und den Neubau des Jerusalemer Tempels. Für Glikl fiel diese Enttäuschung mit dem Tod ihrer dreijährigen Tochter Mate zusammen.

Zwei Jahre später, um 1674, brachten sie ihre 13-jährige älteste Tochter Zippora zu deren Hochzeit nach Kleve. Zipporas 18-jähriger Ehemann Kosmann war ein Sohn des Brandenburger Hofjuden Elias Gomperz. Er gründete 1688 eine hebräische Druckerei in Amsterdam, die 1695 eine Haggada herausbrachte, die die aschkenasischen und sephardischen Seder-Traditionen vereinte. Zur Familie Gomperz bestanden bereits verwandtschaftliche Beziehungen, denn Glikls Schwester Hendele war mit einem Onkel von Zipporas Bräutigam verheiratet. Eine ältere Schwester von Kosmann Gomperz wurde einige Jahre später die Schwiegermutter von Glikls jüngerer Tochter Esther. Bei Zipporas prunkvoller Hochzeit waren auch der spätere Brandenburger Kurfürst und preußische König Friedrich und der Statthalter von Kleve, Moritz von Nassau, anwesend. Auf derselben Reise begleitete Glikl ihren Mann zum ersten Mal nach Amsterdam, das sich zu dieser Zeit zum zentralen Umschlagplatz für Juwelen entwickelte. Glikls jüngste Schwester Riwka (~1662–1727) heiratete 1676 Samuel Löb, einen Neffen von Chaijm, und lebte mit ihm ebenfalls in Hamburg.

 Wie andere Witwen, etwa ihre Mutter und Großmutter, führte sie die Geschäfte ihres verstorbenen Mannes weiter. Binnen eines Jahres konnte sie die Schulden abzahlen. In der Folge wurde sie zu einer sehr erfolgreichen Geschäftsfrau, die mit Paris, Amsterdam, Wien, Leipzig, Berlin und Metz handelte und auch sich häufig selbst auf Reisen begab. Neben dem Diamanten- und Perlenhandel ließ sie in Hamburg Strümpfe herstellen. Regelmäßig besuchte sie mit ihrem ältesten Sohn Nathan, der mit seiner Frau Mirjam Ballin in Hamburg lebte, die Messen in BraunschweigLeipzig und Frankfurt.

Enge familiäre Bande bestanden zu einigen der einflussreichsten und wohlhabendsten jüdischen Familien wie Goldschmidt, Gomperz und Oppenheimer.

In die erzählenden Abschnitte sind immer wieder Volksmärchen, Anekdoten und philosophische Erwägungen eingebunden, die sie als Deutung ihrer eigenen Erfahrungen bzw. als Beispiele für moralische Ratschläge an ihre Kinder dienen. Diese Geschichten sind zumeist der jiddischen Literatur entnommen. Auch zahlreiche Gebete sind in den Text integriert. Glikl zeigt sich darin als fromme Jüdin, die auch nach der Enttäuschung durch Schabbtai Zvi auf den Messias hoffte.

Über das dänische Königshaus, dessen Privilegien den Juden in Altona Sicherheit boten, spricht sie daher voller Lob.

1910, also noch vor dem Ersten Weltkrieg, wurden Glikls Memoiren durch Bertha Pappenheim, Gründerin des Jüdischen Frauenbundes in Deutschland, aus dem Westjiddischen übersetzt und veröffentlicht. Bertha Pappenheim war eine entfernte Verwandte von Glikl bas Judah Leib – ihre Mutter war eine geborene Goldschmidt. 

Das Jüdische Museum Berlin widmete der hamburgischen Kauffrau ein Kapitel in der bis 2017 gezeigten Dauerausstellung und zeigte anhand ihres Lebens die Schwierigkeiten vor der Jüdischen Emanzipation, der Integration der Juden in die Nation.

https://de.wikipedia.org/wiki/Glikl_bas_Judah_Leib

Dabei folgten viele Juden 1666 dem „Messias“ Schabtai Zwi aus Smyrna (1626–1676) – darunter Glückels Schwiegereltern, die nur bis Hildesheim gelangten –, der sie nach Vorderasien und Nordafrika führen wollte. Die Erschütterung der internationalen jüdischen Gemeinschaft durch die Affäre um den falschen Messias hielt Glückel in ihrer Autobiografie ebenso fest wie andere historische Vorkommnisse der Zeit, 

https://www.deutsche-biographie.de/dbo054704.html#dbocontent_lebensdaten


Anmerkung: Es stellt sich zwangläufig die Frage, ob diejenigen, die Shabbtai Zvi als den erwarteten Messias ansahen, auch seine kabbalistischen Lehren annahmen z.b. die Welt in völlige Dunkelheit zu stürzen, damit das Licht escheinen kann. Der Hamburger Amulettenstreit, Jahrzehnte später, zeigt, wie sehr Kabbala und Zvi nachwirkten.


Hamburger Amulettenstreit

Der so genannte Amulettenstreit, der auch als Hamburger Rabbinerstreit Eingang in die Literatur gefunden hat, zeigt das Judentum am Übergang von Tradition zur Moderne. Der „Streit ist letztlich ein Nachklang der sabbatianischen Bewegung und ein wichtiges Moment für die unter dem Einfluß der (jüdischen) Aufklärung einsetzenden Veränderungen und Neuerungen jüdischen geistigen und kommunalen Lebens in Deutschland und später in Europa.“
Der Amulettenstreit spiegelt aber auch ein Spezifikum der Hamburger Situation in der Mitte des 18. Jahrhunderts wieder: Die Orthodoxie gab sich noch nicht geschlagen und gewann diese Auseinandersetzung vorerst für sich. Unter dem starken Einfluss der konservativen Oberrabbiner konnte eine Haskala-Bewegung nur sehr bedingt entstehen. Erst mit dem Ende der Dreigemeinde änderte sich dies schlagartig.
Anlaß des Streits war ein Amulette, das Oberrabbiner Jonathan Eybenschütz Wöchnerinnen übergeben hatte. Der Rabbi Jakob Emden glaubte auf diesen Amuletten sabbatianische Textpassagen gefunden zu haben, und klagte Eybenschütz deswegen im Februar 1751 öffentlich an. Der Streit ist durch verschiedene Protokolle der jüdischen Gemeinde Altona belegt.
Prekär war die Lage vor allem deshalb, weil Eybenschütz erst 1750 als Oberrabbiner von Altona (also zuständig für die Jurisdiktion der Dreigemeinde und darüber hinaus) nach Hamburg gekommen war, der in Altona geborene Emden dagegen bereits seit 1732 wieder an seinem Geburtsort lebte und dort beste Kontakte sowie eine eigene Druckerei unterhielt, die ihn zu einem gefährlichen Feind machten.
Es entbrannte zwischen den beiden Rabbinern ein erbitterter Streit, in dem beide sich gegenseitig den Bann aussprachen.
Freimark schildert den Streit sehr anschaulich: „Sendschreiben gingen hin und her, die Gemeinde zerfiel in zwei Gruppierungen, Rabbiner aus ganz Europa meldeten sich zu Wort, die Behörden in Hamburg und Kopenhagen wurden eingeschaltet.“
Besondere Brisanz lag in den beiden Charakteren der Kontrahenten, weil sie auch noch Generationen später als Sinnbilder des Konfliktes zwischen Tradition und Moderne gesehen wurden.

Jonathan Eybenschütz wurde um 1690 in Mähren geboren, war viele Jahre Rabbiner in Prag und wurde 1741 als Oberrabbiner nach Metz gerufen. Von dort aus kam er 1750 als Nachfolger des Oberrabbiners Katzenellenbogen nach Hamburg. Eybenschütz entstammte damit eindeutig der aschkenasichen Orthodoxie, die vor allem im Osten Europas ihre Wurzeln hatte, und wurde als konservativer Bewahrer der Tradition nach Hamburg geholt.
Jakob Emden hingegen war der Sohn des ehemaligen Oberrabbiners Chacham Zwi Aschkenasi und damit tief in der Hamburger Judenschaft verwurzelt. Sein Vater hatte zeitlebens gegen die Auswüchse des Sabbatianismus gekämpft, war über Mähren, Budapest, Sarajewo (wo er als Rabbiner tätig war) und Berlin nach Altona gekommen. Er heiratete die Tochter des Oberrabbiners Salman Mirels Neumark, wodurch sein Sohn Jakob doppelt mit der altonaischen Geistligkeit verbunden war. 1706 wurde Chacham Zwi Aschkenasi zum Oberrabbiner der Dreigemeinde und zeichnet sich in seiner Jurisdiktion durch lebensnahe Entscheidungen aus, die ihm die ständigen Angriffe der Orthodoxen brachten und auch 1709 zu einem Verzicht auf das Amt führten. Chacham Zwi hatte entschieden, dass ein geschlachtetes Huhn, dessen Herz bei der Schlachtung nicht gefunden wurde, als koscher gelten konnte. Diese praktische und lockere Auslegung der Gesetze führte zum Streit mit dem zweiten Oberrabbiner Moses Ben Mordechai, der eine strenge Auslegung der Gesetze Moses verlangte. Chacham Zwi floh verbittert nach Amsterdam, bekam dort Streit mit Sabbatianern und starb (über die Zwischenstation London) schließlich 1718 in Lemberg.
Der Sohn Jakob Emden war also vorgeprägt und sensibilisiert, was die Orthodoxie und den Sabbatianismus angingen. Nach seiner Ausbildung übte er nur drei Jahre die Funktion eines Rabbiners in Emden aus (1729 – 1732), bevor er nach Altona zurückkam und bis an sein Lebensende kein öffentliches Amt mehr bekleidete. Stattdessen wurde er Privatgelehrter und bekam 1743 das Privileg vom dänischen König Christian IV., eine eigene Druckerei zu unterhalten. Er verfasste Sendschreiben, Kommentare, ein Gebetbuch und auch eine eigene Biographie, die allerdings nie veröffentlicht wurde.
Im Alter wurde Jakob Emdens liberales Gedankengut deutlicher. Er trat in Korrespondenz mit Moses Mendelssohn und wendet sich verschiedenen weltlichen Wissenschaften zu. Das „führte viele seiner Interpreten dazu, in ihm einen Schlußstein traditioneller Geisteskultur und Vorläufer der Aufklärung zu erkennen.“ Diese wichtige Funktion von Jakob Emden wurde vor allem auch in Hinblick auf seinen Vater, den pragmatischen und lebensbejahenden Rabbi deutlich. Allerdings sollte dieser Umstand nicht den wirklichen Anlass des Amulettenstreits verdeutlichen, schließlich ging es vorrangig um Aberglaube und Banngewalt.
Mit dem Amulettenstreit war auch das Konfliktpotenzial zwischen armen und reichen, sowie Hamburger und Altonaer Juden deutlich zutage getreten. Der Hamburger Senat wollte „seine Juden der dänischen Oberhoheit […] entziehen“ und noch lange nach dem Ende des Streits im Jahre 1756 war das jüdische Leben in Hamburg geistig gelähmt. Erst langsam entfalteten sich Debatten gegen ein rückständiges Rabinat, dessen Banngewalt vor allem kritisiert wurde, und über Fragen, wie weit die äußerliche Assimilation mit der nicht-jüdischen Umwelt gehen durfte.
Das intellektuelle Potenzial stellten einige wenige jüdische Ärzte. Ansonsten blieben gesellschaftliche Kontakte mit der Umwelt, obwohl Juden und Nicht-Juden ständig geschäftlich miteinander verkehrten, aus. „Jüdische Salons, wie sie für Berlin typisch waren, konnten sich bei einem solchen sozialen Klima in Hamburg nur schwer herausbilden.“
Sehr schwerfällig und mit bis zu 50 Jahren Verspätung im Vergleich zu Berlin, also erst nach dem Ende der Dreigemeinde, fanden in Hamburg ab 1826 Salons, Lesungen, Konzerte und Lesezirkel statt. Ob es ein Zufall war, dass diese Indikatoren für ein aufgeklärtes Judentum erst nach Auflösung von Dreigemeinde-Verband und konservativer Rabbinats-Jurisdiktion auftraten, wird im Weiteren untersucht (Vgl. Kap 3.4 und Untersuchungsergebnis).
Der kleine Kreis der christlich-aufgeklärten Öffentlichkeit registrierte dies äußerst positiv, das Gros des Hamburger Bürgertums blieb allerdings bei seiner Ausschlusspolitik. Juden sollten weiterhin in bestimmten Wohnquartieren zusammengehalten werden und die lutherische Orthodoxie wollte das Ausleben der jüdischen Religion weiterhin im Sinne des 1710-Reglements beschneiden. Wohl nicht durch Bekehrungseifer, sondern wegen stark verbesserten Aufstiegschancen ließen sich viele Juden, vor allem junge Intellektuelle taufen, andere wie Gabriel Riesser waren strikt dagegen.
Größeres Konfliktpotential bestand allerdings in sozialen Unterschieden. So zogen sich die Juden den „ökonomischen Neid der Handwerker und Krämer“ zu, auch wenn gemäß Herzig die Einzelfälle in der Presse meistens übertrieben wurden. Die Dreigemeinde konnte selbst entscheiden, welcher Jude in Hamburg leben durfte. Gerade bei nachlassender Konjunktur führte dies schnell zu einem Anwachsen der jüdischen Armen, deren größter Teil stets in Altona lebte. Nachdem der Senat 1788 ein Bettelverbot ausgesprochen hatte, drohte auch die jüdische Gemeinde den armen Juden, ihre Unterstützung zu entziehen und im Falle von Gefängnisstrafen nicht helfend einzugreifen, wenn dagegen verstoßen wurde.

http://www.juden-in-hamburg.de/seite-14.html


Anmerkung: Wenn geschrieben wird, dass Jakob Emden ein Gegner von Eybeschütz war, dann war Emden zwar ein Gegner der Sabbatianismus, aber mit der tiefen Verwurzelung im hamburgischen Judentum, welches ursprünglich aus sephardischen Juden, aus Spanien und Portugal bestand, mitten drin, in kabbalistischen Kreisen.


Johann(es) Müller (*1598 in Breslau; † 1672 in Hamburg) war ein deutscher lutherischer Theologe.

Sein mit Vehemenz geführter Kampf gegen die Juden prägte die Hamburger Judenpolitik seiner Zeit. Er unterstützte die judenfeindliche Kanzelpropaganda und verfasste unzählige Gutachten, Beschwerden und Schmähschriften gegen die Juden. Er verlangte schärfste Restriktionen und die Schließung der privat eingerichteten Betstuben, denn die religiösen Praktiken der Juden waren für ihn ein Ausdruck der Blasphemie. Synagogen waren für ihn „Satans-Schulen“ und den Juden sollten die Rabbiner verboten werden.

Der Hamburger Senat, der aus wirtschaftlichen Gründen gegenüber den Juden eine gewisse Toleranz zeigte, musste zeitweise Müllers judenfeindlichem Eifer nachgeben. So wurden 1649 die fünfzehn deutsch-jüdischen Familien aus Hamburg vertrieben, welche im unter der dänischen Krone stehenden Altona Zuflucht fanden. Müller erreichte auch, dass der portugiesisch-jüdische Arzt Binjamin Mussaphia, dessen Schrift „Sacro-Medicae Sententiae toto V(etere) T(estamento) collectae“ angeblich Blasphemien enthielt, ausgewiesen wurde.

 von 1644 wollte Müller beweisen, dass die jüdische Religion nichts als Unglaube sei. Darin wiederholte er das antijudaistische Stereotyp der Juden als „Feinde Christi“. Dabei bezog er sich unter anderem auf die Kirchenväter, Literatur von Konvertiten aus dem Judentum, auf Johannes Pfefferkorn und auf Martin Luther. In diesem Werk erhebt er unter anderem die Forderung, dass der Schabbat abgeschafft oder auf den Sonntag verlegt werden solle.

Müllers Polemik gegen die Juden, die sich mit fortschreitendem Alter noch verschärfte, führte hin und wieder zu Ausschreitungen des Pöbels und brachte den Juden eine Unzahl von Restriktionen, dennoch konnte er nicht verhindern, dass die Gemeinde stetig anwuchs und vom Hamburger Senat weitgehend geduldet wurde.

https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_M%C3%BCller_(Pastor)


Anmerkung: Gerade Johannes Müller, ist ein gutes Beispiel, wie oberflächlich Menschen diskreditiert werden. Neben der Tatsache, dass die meisten sephardischen Juden in Hamburg, Anhänger von Shabbtai Zvi waren und dadurch auch ihre Kabbalanähe gezeigt haben, sollte man alle Faktoren benennen, die Johannes Müller zu dieser Einstellung bewogen haben könnten. Der Schabbat ist Samstags, also am Saturday oder Saturn Tag. Der Saturn steht für Satan.


Gottfried Gesius

Gottfried Gesius (auch Gese; * 1608 in Müncheberg; † 1679 in Hamburg) war ein deutscher evangelisch-lutherischer Theologe und Pastor..

1647 folgte er einem Ruf als Hauptpastor an die Hauptkirche St. Nikolai in Hamburg. Etwa zu dieser Zeit kam es in der Hansestadt zu politischen Konflikten um in Hamburg lebende Juden, federführend vorangetrieben von Johannes Müller. Gesius positionierte sich in Predigten äußerst radikal und judenfeindlich. Er wurde somit zu einem der bedeutendsten Unterstützer Müllers. In seinen Reden bezeichnete er Juden als „Ungeziefer“, das aus Hamburg vertrieben werden sollte. Außerdem stellte er sich gegen die Politik des Rates, dessen Bitten, sich zurückzuhalten ihn ebenso wenig von seinem Tun abhielten wie angedrohte Strafmaßnahmen. Schon zu seinen Lebzeiten hielten Beobachter fest, dass die hetzerischen Predigten die um sich greifende Judenfeindlichkeit der Bevölkerung beförderte. Dies gipfelte 1649 in der Ausweisung der aschkenasischen Juden aus Hamburg.

 Im November 1672 geriet er in einen Streit mit dem Hamburger Rat. Gegenstand des Konflikts war eine Synagoge sefardischer Juden, die am Alten Wall errichtet worden war. Gesius bezeichnete die Synagoge als „Satansschule“. Der Rat und die sefardischen Juden sahen sie jedoch als Wohnhaus an. Gesius, der sich entschieden gegen die Einrichtung aussprach, bezog sich auf zahlreiche antijüdische Schriften seines Vorgängers Johannes Müller. 

https://de.wikipedia.org/wiki/Gottfried_Gesius


Nun schauen wir uns einmal einen sephardischen Juden aus Hamburg an :


Binjamin Mussaphia

Binjamin Mussaphia, auch Benjamin Mussaphia oder Dionys Mussaphia, (* zwischen 1600 und 1606 in Spanien; † 1674 in Amsterdam) war ein Philologe und Autor.

Binjamin Mussaphia studierte bis zur Promotion 1625 Medizin in Padua. Nach einem Umzug nach Hamburg heiratete er 1628 in erster Ehe Sara da Silva († 1634), die eine Tochter von Semuel da Silva war. Ab 1635 arbeitete Mussaphia als Mediziner, weltläufiger Schriftsteller, Lexikologe, Avisenschreiber und Alchimist für den Hof der Herzöge von Schleswig-Holstein-Gottorf. Da Hamburg ein wichtiges Zentrum von Wirtschaft und Handel darstellte, konnte er dem Hof von dort wichtige Nachrichten übermitteln. Er unterhielt enge Verbindungen mit dem schwedischen Diplomaten Johan Adler Salvius und vielen anderen „portugiesischen“ Gelehrten.

Mussaphia verfasste mehrere religionskritische Artikel, die wiederholt für Konflikte sorgten. 1640 stellte er in seiner Schrift Sacro-Medicae sententiae toto V[etere] T[estamento], die er dem Gouverneur von Glückstadt Christian von Pentz widmete, mehrere Passagen der Hebräischen Bibel zu medizinischen Themen zusammen. Da Mussaphia medizinische und theologische Aspekte aus ihrer Sicht unstatthaft miteinander vermengt hatte, sahen die Lutheraner das Werk als blasphemisch an und schrieben eine Protestnote an den Hamburger Rat. Außerdem kritisierten sie, dass das Werk anfangs ein jüdisches Gebet enthielt und der Autor die Jungfrauengeburt leugnete. Auch Johannes Müller, Pastor der Sankt Petri-Kirche, unterstützte die Kritik an Mussaphia und verfasste hierzu 1644 das Buch Judaismus.

Mussaphia sah sich aufgrund der Kritik gezwungen, zwischenzeitlich aus Hamburg auszureisen.

Nachdem er einer Frau aus dem holsteinischen Adel eine Medizin mit dem Hinweis verabreichte hatte, dass es im Namen Jesu geschehe, zog er erneut die Kritik Müllers auf sich. Dieser war der Meinung, Mussaphia habe aus „teuflischem Schimpf, Spott und Verachtung dieses Namens“ gehandelt. Da Mussaphia auch alchemistische Methoden verwendete, war Müller zudem der Meinung, dass der Arzt kabbalistische Buchstabenmagie mittels „Charakteren“ als Heilmethoden anwende. Nach einer erneuten Beschwerden der Geistlichen verließ Mussaphia im Juli 1640 Hamburg und reiste über Glückstadt nach Amsterdam. Dort gehörte er dem Rabbinatskollegium an und stand für einige Zeit der Portugiesengemeinde und mehreren Gemeindeinstitutionen vor. 1666 unterzeichnete er einen Lobesbrief an den von sefardischen Gemeinden verehrten, selbsterklärten Messias Schabbtai Zvi.

https://de.wikipedia.org/wiki/Binjamin_Mussaphia

Uriel da Costa

Uriel da Costa und der junge Spinoza.

Uriel da Costa, (1585 in Porto; gestorben April 1640 in Amsterdam), war ein Religionsphilosoph, Theologiekritiker und Freidenker portugiesisch-jüdischer Herkunft. Er lebte und starb an der Schwelle der Frühaufklärung, seine Autobiographie enthält eine der frühesten gedruckten Verteidigungen des Deismus.

Uriel da Costa wurde bei seiner Geburt auf den christlichen Namen Gabriel da Costa getauft. Seine Eltern waren Enkel portugiesischer Juden, die im Jahr 1497 zur Konversion zum Katholizismus gezwungen worden waren. Während die Angehörigen der Familie des Vaters im Laufe der Generationen gläubige Katholiken geworden waren, wurden mehrere Verwandte der Mutter, Branca Dinis, als Geheimjuden (Marranen) vor der Inquisition angeklagt. So waren ihre Großmutter und ihr Vater 1544 mit leichten Strafen belegt worden; eine Tante wurde 1568 auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Einer ihrer Brüder verließ 1598 Portugal und trat in Amsterdam zum Judentum über; auch mehrere ihrer Cousins lebten als Juden in Italien.

Gabriel da Costas Vater, Bento da Costa Brandão, ein Händler und Steuerpächter, erzog den Sohn im Rahmen der katholischen Kultur der portugiesischen Oberschicht.

1603 hatte er die niederen Weihen des katholischen Klerus erhalten.

Seiner Autobiographie zufolge war der junge Gabriel da Costa im katholischen Glauben so gewissenhaft, dass die Furcht vor den Höllenstrafen ihn unerträglich quälte. Mit 22 Jahren fand er bei dem Gedanken Trost, dass es vielleicht kein Leben nach dem Tod gebe.

Um 1611 legte Gabriel da Costa sein Kirchenamt nieder und heiratete am 5. März 1612 Francisca (ab 1614: Rachel) de Crasto, eine Frau aus Lissabon, die ebenfalls jüdischer Abstammung war. 

Gabriel da Costa, seine Mutter und drei seiner Brüder kehrten bei ihrer Ankunft in Amsterdam auch öffentlich zum Judentum zurück, er ließ sich beschneiden und änderte seinen Vornamen von Gabriel in Uriel. Etwa Anfang 1615 ließ Uriel da Costa sich mit den Frauen und einem Bruder in Hamburg nieder und schloss sich dort der portugiesischen Gemeinde an. Er lebte vom Seehandel mit seinem in Porto gebliebenen Schwager.

Sogleich nach seiner Rückkehr zum Judentum soll Uriel da Costa dagegen protestiert haben, dass zahlreiche jüdische Traditionen nicht der Bibel, sondern dem Talmud folgen.

1616 verbreitete er eine Liste von elf jüdischen Vorschriften, in denen er eine Verfälschung der biblischen Gesetze erblickte, die den Titel trug: Propostas contra a tradição (Thesen gegen die Tradition). Die Hamburger jüdischen Vorsteher wandten sich um religionsgesetzlichen Rat an das Rabbinat in Venedig, das da Costas Auffassungen als eine Ketzerei nach Art der Sadduzäer und Karäer verurteilte. Die sephardischen Gemeinden von Venedig und Hamburg belegten Uriel da Costa im August 1618 mit dem Bann (Herem)

Uriel da Costas starkes Ehrgefühl hielt ihn davon ab, seine Thesen zu widerrufen, vielmehr arbeitete er an einer Schrift zu ihrer Verteidigung. Dabei gelangte er zu dem Schluss, dass auch die Vorstellung von einer unsterblichen Seele unbiblisch sei: Die Seele des Menschen sei eine physikalische Lebenskraft in seinem Blut und gehe beim Tod zugrunde.

Im Nachdenken über seine Erfahrungen gelangte er zu der Überzeugung, dass alle Religionen, die christliche, die jüdische und auch die der Bibel, nichts weiter als Menschenwerk seien. Sie könnten von Gott keine wahre Kenntnis vermitteln, begünstigten im Gegenteil Lüge und Hass. Die Menschen würden erst dann glücklich und friedlich miteinander leben können, wenn sie die Religionen aufgäben und nur der Vernunft und der Natur folgten.

Um seiner Vereinsamung zu entfliehen und „als Affe unter Affen“ in die Gemeinschaft zurückzukehren, spiegelte Uriel da Costa 1639 erneut eine Rückkehr zum jüdischen Glauben vor. 

Hierin stellt er seinen Weg als unablässige individuelle Suche nach einer Religion ohne Jenseitsglauben dar. Die Dokumente der Inquisition legen nahe, dass seine Rückkehr vom Christentum zum Judentum durch Traditionen aus der Familie und dem portugiesischen Umfeld angeregt war. Uriel da Costa brachte jedenfalls seinen ungewöhnlichen Werdegang erst nachträglich in eine innere Logik. 

Uriel da Costas Rebellion im Amsterdamer sephardischen Judentum nimmt um vierzig Jahre die des Philosophen Baruch Spinoza vorweg, dessen Familie mit der seinen verschwägert war. Seine Leiden als Freidenker in einer religiösen Welt ließen ihn als einen Märtyrer der Aufklärung erscheinen. Übersetzungen des Exemplar humanae vitae erschienen ab 1790 in den meisten europäischen Sprachen.

Viele Denker und Schriftsteller nach ihm haben da Costas Religionskritik analysiert und interpretiert, unter ihnen z. B. Johannes Müller (1672), Pierre Bayle (1720), Hermann Samuel Reimarus (1774), Gotthold Ephraim Lessing (1774), Johann Gottfried Herder (1795) oder Alfred Klaar (1909).

Israel Zangwill behandelt Uriel da Costa in seinen „Dreamers of the Ghetto“ (1898).

Karl Gutzkow griff auf da Costas Schrift Exemplar humanae vitae und auf Ideen von Herder zurück für sein Trauerspiel Uriel Acosta (1846), das insbesondere in hebräischer (Übersetzung durch Salomon Rubin, Wien 1856) und jiddischer Bearbeitung (z. B. von Moshe Lifshits) bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts viel gespielt wurde (darin die vom Dichter erfundene Figur des „Ben Akiba“, populär durch Abwandlung des Bibelverses Koh. 1,9, „Alles schon dagewesen“). Weniger bekannt ist Gutzkows Novelle Der Sadducäer von Amsterdam (1834).

https://de.wikipedia.org/wiki/Uriel_da_Costa


Anmerkung : Uriel da Costa, ist ein gutes Beispiel dafür, wie religiös – heimatlos einige Marranos geworden waren und stellten sich generell die Frage, nach dem Sinn von Religionen. Diese „Heimatlosigkeit“ führte dazu, dass man zwar jüdischen Glaubens war, aber nicht mehr tief verankert in der jüdischen Religion. Dieses setzte sich dann ab den 1660 iger Jahren fort, nachdem viele Sabbatäer aus dem Judentum ausgeschlossen wurden bzw. exkommuniziert wurden. Auch bei Glikl, dürfte ein tiefer Bruch stattgefunden haben, nachdem sich Shabbtai Zvi, nicht als der wahre jüdischen Messias entpuppte.


Abraham Senior Teixeira

Abraham Senior Teixeira, auch Abraham Senior und Diego Teixeira de Sampayo (geboren um 1581 wahrscheinlich in Lissabon; gestorben am 1666 in Hamburg) war ein portugiesisch-jüdischer Bankier und Großkaufmann. Er war für die Fürsten von Holstein-Gottorf und den König von Dänemark tätig und Finanzverwalter der Königin Christina von Schweden nach ihrer Abdankung.

Teixeira entstammte einer adligen, sehr vermögenden marranischen Familie. Sein christlicher Name war Diego Teixeira mit dem Zusatz „de Sampayo“ oder „de Mattos“. Wie die Familie des Vaters Dom Manuel Teixeira de Sampayo gehörte auch die seiner Mutter Guimar Lopes zu den sogenannten Neu-Christen (cristãos novos).

Ab 1613 führte er seine internationalen Geschäfte meist von Antwerpen aus. 1616 heiratete er dort Braca de Rodrigo de Andrade aus einer gleichfalls neuchristlich-marranischen Familie. Nach ihrem Tod 1622 nahm er ihre Nichte Anna Sara de Jorge de Andrade zur Frau, die 1631 den Sohn Manuel Teixeira gebar.

1643 bestätigte der spanische Hof seine adelige Herkunft und sein Wappen. Nach einem kurzen Aufenthalt in Köln siedelte er sich im Juli 1646 in Hamburg an und führte hier mit dem Sohn Manuel ein bedeutendes Handelshaus. Man belieferte verschiedene europäische Fürstenhöfe mit Luxusartikeln, wickelte Geld- und Wechselgeschäfte vor allem für die Fürsten von Holstein-Gottorf und den König von Dänemark ab und betätigte sich im Übersee- wie im Juwelenhandel. Die 1654 abgedankte Königin Christina ernannte Teixeira 1655 zu ihrem Residenten in Hamburg und übertrug ihm die Verwaltung ihres Vermögens.

1647 trat Teixeira offiziell zum Judentum über. Am Karfreitag ließ er sich und seinen Sohn Manuel beschneiden und nahm den jüdischen Namen Abraham an.

Der Vorgang erregte großes Aufsehen und den Protest des Pastors und Senior des Geistlichen Ministeriums Johannes Müller, der auch sonst gegen die Anwesenheit der Juden in Hamburg polemisierte. Kaiser Ferdinand II. protestierte beim Rat der Stadt Hamburg gegen die „Apostasie“, Teixeira habe in Antwerpen als Katholik gelebt. Der Hamburger Rat sah jedoch keinen Grund, einzuschreiten; das hätten andere Personen vor Teixeira auch schon getan. 

1657 erwirkte Teixeira von König Friedrich III. von Dänemark Freiheiten für die Juden, die Christian V. später bestätigte.

https://de.wikipedia.org/wiki/Abraham_Senior_Teixeira


Anmerkung : Die spanische Inquisition verfolgte auch diejenigen, die sich zwar als Katholiken ausgaben, aber weiterhin den jüdischen Glauben praktizierten. ( Kryptojuden ). Im protestantischen Mitteleuropa hatte man dieses „Problem“ anscheinend weniger auf dem Schirm, sodass man annahm, es seien Katholiken. Kein Wunder, wenn man sich getäuscht fühlte und Zorn aufkam, wenn diese „Katholiken“, zum Judentum konvertierten.


Hartwig Wessely

Hartwig Wessely Naphtali Hirz Wessely; ( * 1725 in Hamburg; † 1805 ebenda) war Kaufmann, Schriftsteller und Erziehungsreformer im Zeitalter der Aufklärung.

Wessely wird der Berliner Aufklärung zugerechnet. Er arbeitete an der Seite von Moses Mendelssohn an der Übersetzung der Fünf Bücher Mose aus dem Hebräischen – ein Unternehmen mit zentralem Stellenwert für die jüdische Aufklärung (Haskala). Er publizierte vorwiegend auf Hebräisch.

Wessely stammte aus einer reichen jüdischen Kopenhagener Kaufmannsfamilie, wurde aber in Hamburg geboren. Sein Vater Issachar Ber Wessely sorgte für eine Verbindung von säkularer (vor allem in den modernen Sprachen) und traditioneller Ausbildung. Wessely studierte unter anderem an der Jeschiwa des Rabbiners Jonathan Eybeschütz den Talmud und hatte mit Salomon Hanau (1687–1746) einen „herausragende[n] Gelehrte[n] der hebräischen Sprache“ (Heinrich Graetz) zum Hauslehrer. Seit 1763 in Berlin, wo er sich dem Aufklärer Moses Mendelssohn anschloss, war er zwischenzeitlich Repräsentant des Bankhauses Feitel in Amsterdam.

Das Erste Sendschreiben entstand anlässlich des Toleranzpatents Josephs II. von 1782 für die Juden Wiens und Niederösterreichs und tritt für die Bevorzugung der säkularen, „Wissenschaften des Menschen“ vor den „göttlichen Wissenschaften“ bei der künftigen Erziehung der jüdischen Jugend ein.

Sein Bruder Moses Wessely (1737–1792) war Großkaufmann in Hamburg und Lieferant der französischen Armee im Siebenjährigen Krieg, später im Geschäft von Moses Ries in Hamburg engagiert. Er war ein vertrauter Freund Lessings und M. Mendelssohns und verfasste unter anderem ein Buch über Banken und Münzen, eine Schrift über die bürgerliche Verbesserung der Juden (1782) und Briefe über Lessings Emilia Galotti.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hartwig_Wessely

…Andere Gedichte sind nur im Manuskript erhalten, einige veröffentlichte Naftali Herz Wessely später in der Zeitschrift ha-Me´assef.

https://de.wikipedia.org/wiki/Moses_Gideon_Abudiente ( Sabbatäer )

Israelitischer Tempel (Hamburg)

Der Israelitische Tempel war die Synagoge des 1817 gegründeten progressiven Neuen Israelitischen Tempel-Vereins in Hamburg. Sie gilt als eine der ersten reformierten, modernen Synagogen der Welt, und der Gebetritus gilt als die erste Liturgie des Reformjudentums.

Die historisch bedeutsame Synagoge bestand seit 1818 zunächst an der Ersten Brunnenstraße, von 1844 bis 1931 in der Poolstraße und von 1931 bis 1938 in der Oberstraße. Seit 2004 führt die Gemeinde des „Neuen Israelitischen Tempel-Vereins in Hamburg“ ihre Aktivitäten fort.

Gleichzeitig mit der Judenemanzipation in der Hamburger Franzosenzeit bildete sich in Deutschland eine an der jüdischen Aufklärung (Haskala) orientierte Reformbewegung des Judentums, die eine religiöse Erneuerung hervorrief, die heute vor allem in Nordamerika fortbesteht. Israel JacobsonHoffaktor von Jérôme Bonaparte, gründete seit 1801 als erster in Seesen und später in Kassel die reformorientierte jüdische Jacobsonschule und Schulsynagoge.

Nach dem Niedergang des nach französischem Vorbild, dem Consistoire central israélite, eingerichteten Konsistoriums im Königreich Westphalen, dessen Präsident er war, gründete Jacobson 1815 private Tempel-Veranstaltungen in Berlin, bei denen unter anderen die Prediger Isaak Levin AuerbachEduard KleyKarl Siegfried Günsburg und Leopold Zunz gottesdienstliche Vorträge mit Gebeten, Gesang und Orgelmusik hielten. Altgläubige Kreise bewirkten allerdings ein Regierungsdekret, was die Schließung dieser Tempelveranstaltungen befahl. Einer der Prediger, Dr. Eduard Kley, wurde nach Hamburg berufen, um als Oberlehrer und Schulleiter die jüdische Freischule zu leiten.

Kley hielt an Sonntagen Religionsvorträge für die Kinder öffentlich, so dass auch Erwachsene teilnehmen konnten. Diese Andachten waren nach dem Berliner Vorbild von Chorälen begleitet und fanden derart Anklang, dass aus dieser Bewegung des Reformjudentums heraus 65 jüdische Hausväter im Dezember 1817 in Hamburg den Neuen Israelitischen Tempelverein gründeten. Kley arbeitete an einem stark modifizierten liturgischen Gebetbuch mit, das auch neue Hymnen in deutscher Sprache enthielt. Auf das Ziel vom Wiederaufbau des Jerusalemer Tempels wurde verzichtet und durch Umdeutung durch den hiesigen Tempel und die Gerechtigkeit für alle Völker ersetzt. Das neue Gebetbuch des Tempelvereins war die erste umfassende jüdische Reformliturgie und erregte Widerstand im herkömmlichen Judentum in Hamburg.

Am 18. Oktober 1818, dem Gedenktag der Völkerschlacht, wurde in diesem Sinne ein erstes Gotteshaus in der südlichen Neustadt (Erste Brunnenstraße) eingeweiht. Dabei waren auch Honoratioren wie Meyer Israel BresselauLazarus Gumpel und Ruben Daniel Warburg. Beim Hamburger Tempel handelte es sich um den ersten offiziellen deutschen reformsynagogischen Ort mit Orgel, deutscher Predigt und gemischtem Chorgesang

Während der Leipziger Messe 1820 wurden Gottesdienste im Stil des Hamburger Tempels gehalten, die die Reformbewegung auch im Ausland allgemein bekannt machten. In den USA wurde 1842 nach Hamburger Vorbild der Tempel Har Sinai in Baltimore gegründet. Diese Gemeinde hatte das umstrittene Hamburger Tempelgebetbuch übernommen. 1845 folgten in New York City der Temple Emanu El. Heute gibt es in den USA sehr viele Reformgemeinden nach Hamburger Vorbild.

Besondere Merkmale der Reformen waren die Neuordnung des Gottesdienstes, die eine Orientierung an den christlich-protestantischen Gottesdienst nicht leugnen konnte, die Ähnlichkeit zwischen der Amtstracht der Pastoren und Rabbiner und die Neugestaltung der Synagoge als Tempel:

Von Eduard Kley wurde die Bar Mitzwa (religiöse Mündigkeit, erstes öffentliches Vorlesen aus der Tora für Jungen) durch eine Art jüdischer Konfirmation für Jungen und Mädchen ersetzt. Die Gebete wurden teilweise in deutscher Sprache oder nach sefardischem Vorbild gemäß dem Aufsehen erregenden Hamburger Gebetbuch gesprochen oder gesungen. 

Das Gotteshaus hieß Tempel. Damit wurde die ausschließliche Orientierung auf das Ziel aufgegeben, den Tempel in Jerusalem wieder aufzubauen. Diese Reformen führten zum ersten Hamburger Tempelstreit. Die Gründung des Neuen Tempelvereins erregte inhaltlich großes Aufsehen. Für die Orthodoxie inakzeptabel war, dass wesentliche Teile der alten hebräischen Ordnung (Seder) fehlten. Der bedeutende Gegenspieler der Hamburger Reformbewegung Chacham Isaak Bernays, nannte 1841 in einer öffentlichen Bekanntmachung die Gebetstexte „Verstümmelung“, „Abweichung“ und „Zerstörung“ des Gebetgeistes.

Ein besonderer Aspekt war auch, dass das Ziel, ins Heilige Land zurückzukehren umgedeutet wurde. Der Tempel brauchte nicht im palästinensischen Jerusalem wieder aufgebaut zu werden, weil es ihn hier gab. Einschlägig wurde der Satz in einer Predigt Salomons von 1825 „Dies ist die Mitte unseres Neuen Jerusalems“ – „…eine deutlichere Abkehr und stärkere Identifikation mit der neuen Heimat ist unvorstellbar“. Programmatisch und provokant wirkte die für das Bethaus gewählte Bezeichnung „Neuer Tempel“, die als deutliche Abkehr einer Sehnsucht nach Jerusalem verstanden wurde und eine Identifikation mit dem deutschen Vaterland zum Ausdruck brachte. Statt der Bitte um Rückkehr nach Israel, hieß es im neuen Gebetbuch (Hamburger Tempelgebetbuch von 1841), nunmehr „Befreiung von Unterdrückung und Ungerechtigkeit“ in ihren jeweiligen Ländern.

Seit den 1840er Jahren vollzog sich mit der Emanzipation der Juden ihre rechtliche Verbesserung bis hin zur Gleichstellung.

Der von seinem reformorientierten Onkel Salomon Heine aus Hamburg unterstützte Dichter Heinrich Heine sah die Gefahren, die von einer religiösen Spaltung des Judentums ausgehen können, und charakterisierte die Hamburger Situation Ende 1843 – also kurz vor der Fertigstellung des Poolstraßentempels – folgendermaßen:

„Die Juden teilen sich wieder ein
In zwei verschiedne Parteien;
Die Alten gehn in die Synagog’,
Und in den Tempel die Neuen.Die Neuen essen Schweinefleisch,
Zeigen sich widersetzig,
Sind Demokraten; die Alten sind
Vielmehr aristokrätzig.Ich liebe die Alten, ich liebe die Neu’n –
Doch schwör ich, beim ewigen Gotte,
Ich liebe gewisse Fischchen noch mehr,
Man heißt sie geräucherte Sprotte.“

Der erste Kantor der Tempelgemeinde David Meldola führte sefardische Melodien ein und verrichtete die Gebete mit der sefardischen Aussprache, die zwar im Ruf sprachwissenschaftlicher Korrektheit stand, aber gegenüber der üblichen aschkenasischen Sprechweise als empfindlicher Bruch der Tradition galt. Teilweise wurde sogar die melodische Rezitation der Gebete und der Bibeltexte als unzeitgemäß angesehen und durch einfaches Vorlesen ersetzt. Für die Gesänge und Chorstücke im Tempel wurden außerdem neue Kompositionen geschrieben.

Im Tempel gab es von 1818 bis 1922 jeweils zwei Rabbiner. Alle Rabbiner am Tempel waren promoviert. Erster Rabbiner war Eduard Kley der 1840 von Naphtali Frankfurter abgelöst wurde. Im Anfangsjahr 1818 wurde als zweiter Rabbiner Gotthold Salomon berufen, der 1857 in den Ruhestand ging. Kley und Salomon widmeten sich wie auch alle Nachfolger dem Unterricht an Schulen. Für den Nachfolger von Gotthold Salomon sah das geschaltete Stelleninserat – wohl aus Spargründen – einen unverheirateten Theologen vor, was für einen Rabbi sehr ungewöhnlich war. Auf Hermann Jonas (ab 1858) folgte 1889 Caesar Seligmann, der 1902 nach Frankfurt ging.

Die Gründung der liberalen Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin, an der Abraham Geiger 1872 bis zu seinem Tod 1874 lehrte, wurde mit Distanz beobachtet. Der Tempel bevorzugte Prediger, die Absolventen des Jüdisch-Theologischen Seminars in Breslau waren.

Auf Max Sänger folgte 1883 David Leimdörfer. Von 1902 bis 1908 war Paul Rieger als zweiter Prediger aktiv und 1908 kam Jacob Sonderling dazu. Sonderling war im Ersten Weltkrieg als Feldrabbiner an der Ostfront tätig. 1914 hielt er zu Jom Kippur auf Armeebefehl Kaiser Wilhelms einen Feldgottesdienst ab. Sonderling hielt die Trennung, die das Gebetbuch hervorgerufen hatte, für falsch und suchte mit dem Begriff Klal Yisrael (jüdisches Solidaritätsempfinden) die Einheit aller Juden mit dem Liberalismus zu verbinden. Hatte man in der Reform bisher das Liberale in Gegnerschaft zum Orthodoxen betont, so warb Sonderling nun dafür, Klal Yisrael quasi nationalistisch über den Liberalismus zu stellen.

Der reiche amerikanische Banker Henry Budge, der nach dem Tod seines Vaters aus den USA wieder zurück nach Hamburg gezogen war, bot dem Tempelverband eine Million Mark für ein neues Tempelgebäude an. Die Bedingung war allerdings, dass Frauen und Männer zusammen sitzen. Jacob Sonderling war schockiert und lehnte das Angebot strikt ab.

Leimdörfer starb 1922. Sonderling emigrierte 1922 in die USA und wurde Rabbiner in Los Angeles. Er war dort mit Thomas Mann und Arnold Schönberg befreundet. 1923 folgte als alleiniger Rabbiner Schlomo Rülf, der allerdings 1926 nach Bamberg ging.

Die Amtseinführung des letzten Rabbiners am Tempel Bruno Italiener Januar 1928 wurde als eine große Feier gestaltet. Unter seiner Leitung sei die Tempelgemeinde zu einer lebendigen jüdischen Gemeinschaft geworden, heißt es in Berichten.

Nach Auflösung des Tempelverbandes und Schließung des Tempels Oberstraße wurden reformorientierte Gottesdienste unter der Leitung von Rabbiner Joseph Norden bis zu dessen Deportierung und späteren Ermordung noch im B’nai-B’rith-Logensaal durchgeführt.

Unter dem Rabbiner Italiener und dem Oberkantor Kornitzer, der seit 1913 am Tempel wirkte, blühte das Gemeindeleben in der Nähe der Alster Anfang der 1930er Jahre noch einmal besonders auf. Der Tempel hatte allerdings fast alle großen Reformen, für die er in Amerika und Deutschland bekannt war, wieder rückgängig gemacht. Das Zentrum des liberalen Judentums war inzwischen Berlin geworden. Die Spaltungen des Judentums waren vollzogen und konnten durch die konservativ werdenden Hamburger nicht rückgängig gemacht werden.

Das Gebäude überstand den Krieg allerdings äußerlich heil. – Reformorientierte Gottesdienste wurden nach Schließung des Tempels Oberstraße bis 1942 unter der Leitung von Rabbiner Joseph Norden im ehemaligen Logensaal des B’nai-B’rith-Ordens in der Hartungstraße 92 durchgeführt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Israelitischer_Tempel_(Hamburg)

3. David Friedländer

David Friedländer (1750 in Königsberg (Preußen); 1834 in Berlin) war ein deutsch-jüdischer Seidenfabrikant und Autor, der sich für die Emanzipation der Juden in Berlin einsetzte. Nach dem Tode Moses Mendelssohns 1786 wurde Friedländer der Wortführer und entscheidende Organisator der jüdischen Aufklärer in Berlin.

1771 ließ sich David Friedländer in Berlin nieder. 1772 wurde er durch Heirat mit Blümchen (1752–1814), dem vierten von 15 Kindern, Schwiegersohn des wohlhabenden Hoffaktors und Münzpächters Daniel Itzig, der auch Oberältester der jüdischen Gemeinde Berlins war. Zugleich beschäftigte dieser für seine Kinder den Aufklärer Moses Mendelssohn als Lehrer. So fand Friedländer schnell Anschluss in der Berliner Gesellschaft. Er engagierte sich für die Emanzipation der Berliner Juden und für verschiedene Reformprojekte. Friedrich Wilhelm II. berief ihn zusammen mit seinem Schwiegervater in ein Komitee über die Rechte der Juden, das ohne Ergebnis blieb. 

Friedländer bemühte sich um praktische Formen der Konvergenz (Littmann) zwischen Judentum und Christentum. In diesem Sinne gab es 1799 „von jüdischer Seite in Berlin eine atemberaubende Initiative“ (Paul). Anonym richtete Friedländer ein Sendschreiben von einigen Hausvätern jüdischer Religion an Wilhelm Abraham Teller, in dem praktische Vorschläge für den „Versuch einer Glaubensvereinigung“ von Judentum und Protestantismus gemacht wurden. „Für die Juden reklamierte er dazu die Befreiung vom Jesus-Glauben und von einigen Riten, während er eine Taufe in jenem nicht-dogmatischen Sinn für möglich hielt, den Teller in seinen Schriften umrissen hatte. Christentum und Judentum teilten eine gemeinsame, natürliche Religion, für die Rituale keine Bedeutung hätten (er nennt sie ‚Werkheiligkeit, Wortkram und leeren Tand‘). Der Vorstoß war nicht erfolgreich, es folgte ein vielstimmiges, kontroverses Echo und einige brachten Friedländer sogar ins charakterliche Zwielicht, als habe er die Gleichstellung erkaufen wollen. Es war aber wohl – zuallererst – ein praktischer Vorstoß, der unter Berliner Verhältnissen in der Luft lag, aber er war nicht der letzte.“

Friedländer betätigte sich außerdem als Förderer von Wissenschaft und Kunst, zu den Geförderten zählen Alexander und Wilhelm von Humboldt.

Er legte auch die Basis der bedeutenden Münzsammlung seines Sohnes Benoni Friedländer (1773–1858),

Sein zweiter Sohn Moses Friedländer (1774–1840) trat 1799 in das 1795 von Joseph Mendelssohn gegründete Mendelssohnsche Bankhaus ein. Josephs Schwägerin Lea, die Mutter von Felix Mendelssohn Bartholdy, und Moses’ Frau Regina, beide geborene Salomon, waren Cousinen.

https://de.wikipedia.org/wiki/David_Friedl%C3%A4nder


Der Vorschlag von Friedländer, das Judentum und den Protestantismus zusammenzulegen, unter Weglassung wichtiger Religionsbestandteile, deutet auf die ersten Schritte einer Einheitsreligion. Untermauert wird diese Vermutung, wenn man sich die Kreise anschaut, in denen sich Friedländer bewegte, anhand des Hoffaktoren Daniel Itzig ( siehe Nr. 4 )

Benoni Friedländer

Benoni Friedländer (* 1773 in Berlin; † 1858 in Berlin), auch Johann Gottlieb Julius Benoni Friedländer, war ein deutscher Privatgelehrter und Münzsammler.

Friedländer wächst in einem reichen jüdischen Elternhause als Sohn von David Friedländer und seiner Frau Margarete (Blümchen) Itzig, Tochter des Hoffaktors und Bankiers Daniel Itzig, auf.

Friedländer ist in frühen Jahren beruflich aktiv. Vermutlich um 1818 scheidet er aus dem Geschäftsleben aus und widmet sich ausschließlich der Familie und seiner bedeutenden Münz- und Autographensammlung. Im gleichen Jahr werden seine Kinder evangelisch getauft. Aus Respekt vor dem Glauben des Vaters und trotz der eigenen Überzeugung, Christ zu werden, wartet er selbst damit bis nach dem Tod seiner Eltern.

Daneben besitzt Friedländer eine erlesene Autographensammlung, so zum Beispiel die Ode an Preußen, eine Sammlung von Briefen Kants an Moses Mendelssohn sowie das sogenannte Fischhof-Manuskript, eine Beethoven-Biographik. Diese Sammlung erbt sein Sohn Julius, 1876 geht sie an Carl Robert Lessing über.

Friedländer war 1801–1805 mit Rebecca Salomon (1783–1850) verheiratet, die nach der Scheidung unter ihrem Schriftstellernamen Regina Frohberg eine bekannte und umstrittene Autorin wurde.

https://de.wikipedia.org/wiki/Benoni_Friedl%C3%A4nder

Regina Frohberg

Regina Frohberg (eigentlich: Rebecca Salomo(n), verheiratete Rebecca Friedländer, später: Rebecca Saaling; * 1783 in Berlin; † 1850 in Ischl) war Schriftstellerin und Freundin Rahel Varnhagens.

Regina Froberg kam als Rebecca Salomon zur Welt. Sie war die Tochter des wohlhabenden jüdischen Kaufmanns Salomon Jacob (1735–1788) und der Helene, vormals Cheile, geb. Eger, die eine Cousine der Lea Mendelssohn Bartholdy, geb. Salomon war (ihre Väter waren Brüder). Die Familie nahm nach dem Tod des Vaters den Nachnamen Saaling an.

Julie erhielt eine für ihre Zeit sorgfältige Erziehung. Um 1800 trat Frohberg in Berlin als Salonnière in Erscheinung und veranstaltete als „Ästhetische Tees“ bezeichnete Teegesellschaften. 1801 ging sie eine Konvenienzehe mit dem Bankier und Kaufmann Moses Friedländer (1774–1840) ein, einem Sohn David Friedländers, die 1805 geschieden wurde.

Nach dem Scheitern ihrer Ehe trat Frohberg zum evangelischen Glauben über und nahm wie ihre beiden Schwestern den Namen Saaling an. Einer ihrer Bekannten war der preußische Obermundschenk Leopold von Egloffstein-Arklitten (1766–1830), der 1786 in den Grafenstand erhoben und preußischer Obermundschenk geworden war. Er war Ehemann der Weimarer Salonnière Henriette von Egloffstein, späteren Beaulieu-Marconnayx, und wurde 1803 von dieser ebenfalls geschieden.

Seit 1813 lebte Regina Frohberg in Wien, wo sie bald Anschluss an die dortige aristokratische Gesellschaft um Fanny von Arnstein, geb. Itzig, und Bernhard von Eskeles fand. 

Als sie 1833 zwar mit der Veröffentlichung der Briefe ihrer Freunden Rahel Varnhagen einverstanden war, aber namentlich nicht in Erscheinung treten wollte, kürzte der Herausgeber ihren Namen mit Frau von F. ab.

Rebecca Friedländer veröffentlichte zahlreiche Romane und Erzählungen, die teilweise mehrere Auflagen erlebten. Sie kann als eine der ersten deutschen Schriftstellerinnen jüdischer Herkunft angesehen werden. Sie übersetzte und bearbeitete zudem zahlreiche Dramen aus dem Französischen und veröffentlichte Gedichte und Aufsätze in Zeitschriften wie dem „Mode-Journal“ von Friedrich Justin Bertuch, dem von Biedenfeld und Kuffner herausgegebenen Magazin „Feierstunden“.

( Friedrich Justin Bertuch = 1776 wurde er in die Weimarer Freimaurerloge Anna Amalia zu den drei Rosen aufgenommen.)

Rebecca Friedländer und Rahel Varnhagen verband eine Freundschaft, die seit 1805 auch in einem intensiv geführten Briefwechsel bestand. Insgesamt 158 Briefe Rahel Varnhagens an Rebecca Friedländer sind überliefert, während Rebecca Friedländer ihre Briefe im hohen Alter von Rahel Varnhagen zurückverlangte und anschließend verbrannte. Beiden Frauen gelang es, sich von den herkömmlichen patriarchalischen Familienmustern wenigstens zum Teil zu befreien und sich gleichzeitig wirksam für die Emanzipation der Juden in der Gesellschaft einzusetzen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Regina_Frohberg

4. Isaak Daniel Itzig

Isaak Daniel Itzig (1750 in Berlin; gestorben 1806 ebenda) war ein Hoffaktor im Staatsdienst, als preußischer Oberhofbankier, seit 1793 Hofbaurat und Wegebauinspektor sowie, gemeinsam mit seinem Schwager David Friedländer Mitbegründer der jüdischen Freischule Berlin, die er bis zu seinem Tod leitete.

Isaak war Mitglied der Freimaurer-Obermeisterschaft Berlin der Asiatischen Brüder (Ordensname Obermeister Matthias Ben Elohim).

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Daniel Itzig

Daniel Itzig (* 1723 in Berlin; † 1799 ebenda) war königlich preußischer Hoffaktor und einer der bedeutendsten jüdischen Bankiers in Preußen. 

Daniel Itzig war königlich preußischer Hoffaktor, Münzunternehmer, Oberhofbankier, Lederfabrikant, Eisenhüttenbesitzer, Bergwerksunternehmer, Rittergutsbesitzer, Oberlandesältester der preußischen Juden in Berlin und im Jahr 1778 gemeinsam mit seinem Schwiegersohn David Friedländer Gründer der ersten jüdischen Freischule Chevrat Chinuch Ne’arim‚ Gesellschaft für Knabenerziehung‘ in Berlin.

Gemeinsam mit Veitel Heine Ephraim machte Itzig sein Vermögen als Münzpächter im Siebenjährigen Krieg (1756–1763). Der preußische König Friedrich II. ernannte ihn zum obersten Repräsentanten der Juden in Preußen. Anschließend war er Hoffaktor des nachfolgenden preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. und erhielt von diesem im Jahr 1791 als erster Jude für sich und seine Familie das preußische Naturalisationspatent, also die rechtliche Gleichstellung mit den christlichen Untertanen Preußens.

Einerseits der Tradition fest verbunden – so war er seit 1764 Oberältester der jüdischen Gemeinde Berlins –, andererseits offen für die zeitgenössischen Wissenschaften und Künste, ließ Itzig seine 15 Kinder, und zwar seine Töchter ebenso wie seine Söhne, zeitgemäß der europäischen Aufklärung verpflichtet erziehen, unter anderen durch den Komponisten Wilhelm Friedemann Bach und den Philosophen Moses Mendelssohn. So schrieb ein Zeitgenosse einst: „Itzigs Töchter erhöhen die Anmut ihrer Schönheit durch ihre Talente, besonders für Musik, und durch einen fein gebildeten Geist.

Daniel Itzig, moderner Großbürger und Oberhaupt einer der angesehensten und wohlhabendsten Familien Berlins, trug gemeinsam mit anderen Gleichgesinnten durch die Förderung junger Intellektueller, die sich seit etwa 1770 in Berlin um Moses Mendelssohn geschart hatten, maßgeblich dazu bei, dass sich die von Mendelssohn und seinen Anhängern betriebene Reformarbeit entfalten und Berlin zum Ausgangspunkt und Zentrum der jüdischen Aufklärung in Europa werden konnte.

Daniel Itzig, selbst aus weniger betuchter Familie stammend, heiratete am 9. August 1747 Mirjam Wulff (1727–1788) aus einer sehr wohlhabenden Familie. Sie hatten 15 Kinder. Drei ihrer fünf Söhne waren Freimaurer.

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Anmerkung: Daniel Itzig war der „Rothschild Preußens“, das ist aber heutzutage nahezu unbekannt. Wenn sein Sohn, Isaak Daniel Itzig, Mitglied bei den asiatischen Brüdern war, dann schauen wir uns den mal genauer an :

Asiatische Brüder

Asiatische Brüder ist die Kurzbezeichnung für ein freimaurerisches Hochgrad-System, das 1782 von Hans Heinrich von Ecker und Eckhoffen ausgearbeitet und durch ihn und seinen Bruder Hans Karl besonders in den österreichischen Erblanden, aber auch in Norddeutschland Verbreitung fand. Seine volle Bezeichnung ist Orden der Ritter und Brüder St. Johannis des Evangelisten aus Asien in Europa. Die Ordensgeschichte ist Teil der Emanzipation der Juden in der deutschsprachigen Freimaurerei.

Durch Aufnahme und Betonung kabbalistischer Elemente im Ritual sollte die Aufnahme von Juden als „uralten echten Brüdern aus Asien“ ermöglicht werden, die in jener Zeit zur deutschen Freimaurerei und Rosenkreuzerei keinen Zugang hatten. Entsprechend den „sieben Kirchen“ bestand der Orden aus sechs Provinz- und einem Hauptkapitel. Ecker war Ordenskanzler. Wegen Auseinandersetzungen mit den Rosenkreuzern und aufgrund finanzieller Verwicklungen verließ er Wien und warb dann für seine „Lehrart“ in Berlin, der Orden wurde jedoch vom König aufgehoben.

Ecker erschien 1782 auf dem Wilhelmsbader Freimaurer-Konvent und gewann dort den Landgrafen Karl von Hessen für sein Projekt. Auf dessen Wunsch arbeitete er das System um .Mitglieder waren auch der jüdische Heereslieferant und spätere Jakobiner Thomas von Schönfeld, der in Paris auf der Guillotine endete, der preußische Hoffaktor Isaak Daniel Itzig und der Kabbalist Ephraim Joseph Hirschfeld. Der Herzog Ferdinand von Braunschweig führte den Titel eines General-Obermeisters des Ordens.

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Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel wurde 1740 in die Freimaurerloge von seinem Schwager Friedrich II. aufgenommen. Für das Herzogtum Braunschweig wurde er ab 1770 englischer Provinzial-Großmeister und trat ein Jahr später der Strikten Observanz bei. Auf dem Konvent von Kohlo erhielt er 1772 das Amt des Großmeisters aller schottischen Logen. Er berief den Wilhelmsbader Freimaurer-Konvent ein, der vom 16. Juli bis zum 1. September 1782 andauerte, letztlich aber in die Auflösung der Strikten Observanz mündete. Er wurde im Jahr 1783, wie auch Karl von Hessen-Kassel, Mitglied des Illuminatenordens, und er erhielt 1786 die Würde des General-Obermeisters der Asiatischen Brüder.

Anmerkung :Gerade die asiatischen Brüder veranschaulichen den Hintergrund des angeblich weltoffenen Reformjudentums, dessen Maxime das kabbalistische Konzept „Tikkun Olam“ ist. Karl von Hessen war der reichste Fürst Europas, durch die Verleihung hessischer Soldaten an England ( Blutdollar ). Dessen Hoffaktor war ein gewisser Rothschild. Zur Zeit, der Gründung der asiatischen Brüder, lebte in Offenbach ein Jakob Frank, angebliche Reinkarnation von Shabbtai Zvi ( gest. 1791 ). Was im Wikipediaartikel verschleiernd als Jakobiner Thomas von Schönfeld bezeichnet wird, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als Moses Dobruška, Neffe von Jakob Frank. Ist es möglich, dass diese Reformjuden, desorientiert durch Shabbtai Zvi und Jakob Frank, einen neue Heimat suchten und die kabbalistischen Ideen im Vordergrund standen und nicht mehr Talmud und Thora ? Dann wäre die Freimaurerei eine geeignete Heimat gewesen.

Frauen durften nicht Mitglied einer Freimaurerloge sein. Sie übten anderweitig Einfluss auf gebildete Kreise aus, als so genannte Salonnière, ein Thema, welches weitgehend unbekannt ist. Beginnen wir mit Sara Levy, der Tochter von Daniel Itzig :

5. Sara Levy

Sara Levy, geboren als Sara Itzig (1761 in Berlin; 1854 in Berlin ) war eine deutsche Cembalistin, Mäzenin und Musikaliensammlerin. Ihr Salon war der Treffpunkt der bedeutendsten Musiker und Gelehrten Berlins, und sie ist vor allem auch als Philanthropin bekannt geworden.

Sara Itzig war das zehnte von fünfzehn Kindern des vermögenden jüdisch-preußischen Hoffaktors und Bankiers Daniel Itzig und der Mariane (Miriam), geb. Wulff, zudem die Schwester von Fanny von Arnstein, Cäcilie von Eskeles (Zippora Wulff) und Bella Salomon, der Großmutter Fanny Hensels und Felix Mendelssohn Bartholdys. Sie war eine hochbegabte Cembalistin, Lieblingsschülerin Wilhelm Friedemann Bachs von 1774 bis 1784 sowie von Moses Mendelssohn und nach ihrer Heirat mit dem Bankier Samuel Salomon Levy (1760–1806) im Jahre 1783 eine Verehrerin und Patronin Carl Philipp Emanuel Bachs

.In ihrem Salon verkehrten die bedeutendsten Musiker und Gelehrten Berlins, darunter Friedrich SchleiermacherAugust Adolph von HenningsHeinrich Steffens und Bettina von Arnim. Bei den Soireen in ihrem Salon wurde die Musik Johann Sebastian Bachs gepflegt, die in jenen Jahren nicht mehr modern war. Sie selbst saß dabei am Flügel und spielte, von einem Orchester begleitet, nur Werke der Familie Bach.

Sie setzte sich für die Berliner Waisenhäuser ein und vermachte diesen nach ihrem Tod 20.000 Taler. Anders als die meisten ihrer Verwandten, die zum Christentum konvertierten, blieb sie dem jüdischen Glauben zeit ihres Lebens treu.

Musik und Philosophie bildeten ihre Hauptinteressen. Sie hatte keine Kinder, kümmerte sich jedoch um einige ihrer Neffen und Nichten, darunter, neben den Mendelssohn-Kindern, um den späteren Juristen Julius Eduard Hitzig und den Münzsammler Benoni Friedländer.

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6. Rahel Varnhagen von Ense

Rahel Varnhagen von Ense, geborene Levin (angenommener Familienname ab Mitte der 1790er-Jahre Robert bzw. Robert-Tornow, Taufname ab 1814 Friedericke Antonie), (* 1771 in Berlin; † 1833 ebenda) war eine deutsche Schriftstellerin und Salonnière jüdischer Herkunft. Rahel Varnhagen gehörte der romantischen Epoche an und vertrat zugleich Positionen der europäischen Aufklärung. Sie trat für die jüdische Emanzipation und die Emanzipation der Frauen ein.

Rahel Varnhagen von Ense wurde 1771 als älteste Tochter des jüdischen Bankiers und Juwelenhändlers Levin Markus Cohen (auch Loeb CohenMarkus Levin u. a.; 1723–1790) und seiner Frau Chaie, geb. Tobias (auch Heichen; verstorben 1809)  in Berlin geboren.

Ihre Allgemeinbildung übertraf bei weitem die einer durchschnittlichen christlichen Mädchenerziehung. Im böhmischen Kurbad Karlsbad begegnete sie 1795 erstmals Goethe, den sie als Schriftsteller außerordentlich verehrte, und der von ihr urteilte, sie sei „ein Mädchen von außerordentlichem Verstand“, „stark in jeder ihrer Empfindungen und dabei leicht in ihren Äußerungen“, „kurz, was ich eine schöne Seele nennen möchte“.

Mit dem gleichaltrigen angehenden Mediziner David Veit (1771–1814), der Goethe in Weimar besuchte und ihr seine äußere Erscheinung genau schildern musste, führte die junge Levin eine ausgiebige Korrespondenz, die sich auf Fragen des jüdischen Selbstverständnisses ausdehnte. Ihre Außenseiterrolle als Frau und als Jüdin, die ihr weder eine akademische Bildung noch die intellektuelle Teilhabe am aufgeklärten Diskurs ermöglichte, erlebte sie als bedrückend.

Zu den Jugendfreundinnen Rahels Varnhagens gehörten auch Nichtjuden wie die Tochter einer hugenottischen Einwandererfamilie Pauline Wiesel, geb. César, mit der sie eine lebenslange Freundschaft verbinden sollte.

Von 1793 bis zum Herbst 1808, „in ihrer glanzvollsten Zeit“ (K. A. Varnhagen), bewohnte die Familie Levin-Robert das Haus No. 54 in der Jägerstraße beim Gendarmenmarkt. Hier fanden vor allem in der Zeit um 1800 gesellige Zusammenkünfte der mit dem Haus befreundeten Zeitgenossen statt.

Dominiert wurden diese Treffen von den (meist jüdischen) Gastgeberinnen wie Henriette HerzAmalie Beer oder eben Rahel Robert-Tornow. Die „Salonnièren“ selbst nannten solche Abende „Thees“, „Geselligkeit“, oder sie setzten einen wiederkehrenden Wochentag (z. B. „Montage“) als Name für die Einladung fest. Von „Salon“ ist bei Rahel Varnhagen nur im Zusammenhang mit den sehr prächtigen Empfängen der Fanny von Arnstein in Wien die Rede; erst viele Jahrzehnte später sprach man in Berlin von „Salons“.

Ausschlaggebend war die Vereinigung von Menschen unterschiedlicher Stände und Berufe, religiöser oder politischer Orientierung zu Gesprächen: Dichter, Naturforscher, Politiker, Schauspieler/-innen, Aristokraten und Reisende kamen zusammen. Die Nähe des Theaters, der Börse und der Französischen Gemeinde sorgte für Vielfalt. Mitunter wurde, wie im Elternhaus der Henriette Solmar (einer Cousine Rahel Varnhagens), mit Rücksicht auf Besucher aus fremden Ländern französisch gesprochen. Berühmte Gäste in dieser ersten Phase waren Jean PaulLudwig TieckFriedrich von GentzErnst von PfuelFriedrich SchlegelWilhelm und Alexander von HumboldtFriedrich de la Motte Fouqué, Prinz Louis Ferdinand und dessen Geliebte Pauline Wiesel. Allerdings gibt es nur wenige zeitgenössische Quellen und gar keine zeitgenössischen Bilder dieser Geselligkeiten.

Neben anderen Liebeleien erlebte Rahel Robert, die sehr kritisch über die bürgerliche Ehe zwischen Mann und Frau dachte, auch das Scheitern ihres Verlöbnisses mit dem spanischen Gesandten Rafael Eugenio Rufino d’Urquijo Ybaizal y Taborga (1769–1839), der sie mit Streitszenen quälte. Während der Befreiungskriege 1813 traf sie d’Urquijo in Prag wieder, wo sie die Versorgung der Verwundeten aller Kriegsparteien organisierte und Spenden für die Hinterbliebenen sammelte. Bei diesem Engagement waren ihr u. a. der Berliner Bankier Abraham Mendelssohn und der Prager Kaufmann Simon von Lämel behilflich. In dieser Zeit wohnte Rahel Robert zusammen mit der Schauspielerin Auguste Brede (1789–1852) bei Johanna Raymann (auch Reymann) im zweiten Stock in der Prager Fleischhauergasse (Staré Město, d. i. Rybna) 681/11. Auguste Brede erinnerte sich 1853 an diese Zeit: „Auf einem Zettel hierbei schreibe ich die Namen Aller auf, die sich an so verhängnißvollen Tagen Abends in unserer Wohnung um einen Theetisch versammelt hatten, um die wichtigsten Nachrichten zu erzählen oder zu hören.“ Sie nennt Rahel und Ludwig Robert, Alexander von der Marwitz, Gentz, Ludwig TieckBurgsdorff’s Familie, Abraham Mendelssohn-Bartholdy, Fichte, Karl Maria von WeberFürst Wilhelm zu BentheimClemens Brentano. Karl August Varnhagen von Ense ergänzte ihre Mitteilung: „sie hätte noch viele hinzufügen können, z. B. Wilhelm von Humboldt, Graf Christian von BernstorffWilhelm von WillisenSophie Schröder, Frau von Heer, geb. Prinzessin von Hohenzollern, Graf von Pachta etc.“

Am 15. Juli 1814 heiratete d’Urquijo in Berlin Louise von Fuchs (1792–1862); neun Wochen später, am 27. September, heiratete Rahel Robert, ebenfalls wieder in Berlin, den vierzehn Jahre jüngeren Diplomaten, Historiker und Publizisten Varnhagen, der in Österreich den Namenszusatz seiner adligen Vorfahren „von Ense“ angenommen hatte. Kurz zuvor, am 23. September, war Rahel zum evangelischen Christentum konvertiert. Bei der Hochzeit war der gemeinsame Freund Friedrich de la Motte Fouqué ( Hugenotte ) zugegen.

Nacheinander reisten beide Ehepartner zum Wiener Kongress, wo Karl August, der in preußische Dienste getreten war, zum Stab des Fürsten Hardenberg gehörte. Rahel Varnhagen wohnte hier zunächst im herzoglich-savoyenschen Damenstift im 1. Wiener Bezirk; damals Johannesgasse Nr. 1035, heute Nr. 15–17; später zog das Paar zu einem Hauswirt Kohn am Judenplatz Nr. 372. Hier hatte Rahel Varnhagen von Ense keine Räumlichkeiten, wo sie viele Gäste vereinigen konnte, doch an Salons, wie sie ihre Berliner Jugendfreundinnen Fanny von Arnstein und deren Tochter Henriette Pereira sowie Regina Frohberg gaben, hatte sie Anteil. 

1827 zogen die Varnhagens in die Beletage der Mauerstraße Nr. 36, die ihnen ihr Schwager Heinrich Nikolaus Liman (Bruder von Markus Theodors Gemahlin und Onkel der Henriette Solmar) vermietete. Auch unter dieser Adresse, die ihre letzte sein sollte, gab Rahel Varnhagen von Ense wieder Gesellschaften, an denen unter anderen die Familie Mendelssohn, der Philosoph HegelHeinrich HeineEduard GansLudwig Börne und der Fürst Hermann von Pückler-Muskau teilnahmen. Einige Male besuchte das Ehepaar Varnhagen auf Reisen Goethe in Weimar und das Kurbad in Teplitz, wo Friedrich Wilhelm III. im August 1822 mit Rahel Varnhagen von Ense mehrmals die Polonaise tanzte.

1812 publizierte Karl August Varnhagen in Cottas Morgenblatt für gebildete Stände Auszüge aus ihren Briefen, die den Roman Wilhelm Meister von Johann Wolfgang von Goethe betrafen und in der Folge dessen Ruhm als Weimarer Dichterfürsten bestärkten.

Ludwig Börne ( Zur aufgehenden Morgenröthe ), den Rahel Varnhagen in Frankfurt am Main 1819 durch Vermittlung der jüdischen Kauffrau Helene Brettenheim kennenlernte, druckte Briefpassagen in seiner Zeitschrift Die WageHeinrich Zschokke  ( gelistet, Kategorie Freimaurer ) und Ignaz Paul Vital Troxler ( gelistet, Kategorie Freimaurer )  im Schweizerischen MuseumFriedrich de la Motte Fouqué ( Hugenotte ) in Die Musen. Eine norddeutsche Zeitschrift.

Goethe scheint der eigentliche Adressat ihres Schreibens gewesen zu sein, das unabhängig vom Gegenstand immer wieder die schmerzhafte Vergegenwärtigung der Erfahrung der Fremdheit und des Ausgegrenztseins hervorrief. Im Frühjahr 1824 ließ sie durch Vermittlung Ottilie von Goethes dem Weimarer Dichter ein handschriftliches Manuskript auf den Schreibtisch legen. die meisten Rahel-Briefeditionen wurden erst später durch Karl August Varnhagens Nichte Ludmilla Assing besorgt.

Ihren literarischen Nachlass, Papiere und Bücher, sollten zu diesem Zweck, falls Varnhagen vor ihr versterbe, seine Schwester Rosa Maria Assing, geb. Varnhagen, und falls diese nicht mehr lebe, deren Töchter Ottilie und Ludmilla übernehmen und die Publikation ausführen.

Rahel Varnhagen war vier Monate zuvor im Alter von 61 Jahren verstorben. An ihrer Pflege in den letzten Wochen beteiligte sich Bettina von Arnim, die ihr eine homöopathische Behandlung empfohlen hatte.

Auf die nachfolgende Schriftstellergeneration des Jungen Deutschland  !! und des Vormärz hat Rahel Varnhagen von Ense von größtem Einfluss. Heinrich HeineGustav KühneTheodor MundtKarl GutzkowRudolf Gottschall und Julius Rodenberg haben sie in Essays und Literaturgeschichtsschreibung gewürdigt.

Bücher wie das der schwedischen Reformpädagogin Ellen Key (1907), das mit einer Einführung von Havelock Ellis auch in englischer Sprache erschien, und des Straßburger Germanisten Jean-Édouard Spenlé (1910), das 1911 den Prix Marcelin-Guérin der Académie française erhielt, belegen, dass Rahel um 1900 zur Weltliteratur gehörte.

Von großem Einfluss waren auch die Schriften der Schweizer Zionistinnen Augusta Weldler-Steinberg und Margarete Susman. ….. Bertha Badt-Strauss (1912, 1928).

Vor diesem Hintergrund schrieb die Philosophin Hannah Arendt zwischen 1928 und 1951 eine von den politischen Umständen (Aufstieg des Nationalsozialismus in Deutschland, GestapohaftExil) geprägte Studie Rahel Varnhagen: Lebensgeschichte einer deutschen Jüdin aus der Romantik. Zu verstehen ist das Buch in erster Linie als philosophische Grundlegung der von Arendt später weiterentwickelten Dichotomie von Paria und Parvenü sowie als polemischer Weckruf für ihre jüdischen Leidensgenossen, die nach 1933 noch an die Möglichkeit eines christlich-jüdischen Miteinanders in Deutschland glaubten. 

Für Arendts Hauptthese, Rahel habe zeitlebens „aus dem Judentum heraus“ kommen wollen, fehlt es an Belegen; zudem spricht vieles gegen Arendts Behauptung, Rahel Varnhagen habe selbst antijüdische Vorurteile der christlichen Mehrheitsgesellschaft übernommen.

Kritik erfuhr Hannah Arendt auch durch die gleichfalls emigrierte Germanistin Käte Hamburger, die ihre Darstellung Rahel Varnhagens als „Irreführung, ja Verfälschung“ bezeichnete.

In der Ära des Nationalsozialismus erschienen mehrere, teils wissenschaftlich verbrämte Hetzschriften, die den Salon Rahel Varnhagens als Verschwörung gegen „arische“ Schriftsteller wie Clemens Brentano und Ludwig Achim von Arnim, sie selbst aber als geistesgestört charakterisierten. In dieser Zeit wurde der Druck von Bildnissen und – ausdrücklich durch Joseph Goebbels – auch der Druck von Briefen Rahel Varnhagens untersagt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Rahel_Varnhagen_von_Ense

Karl August Varnhagen von Ense

Karl August Varnhagen, ab 1826 auch offiziell Varnhagen von Ense (* 1785 in Düsseldorf; † 1858 in Berlin) war ein deutscher Chronist der Zeit der Romantik bis zur Revolution 1848 und dem sich anschließenden Jahrzehnt der Reaktion,

Karl August Varnhagen von Ense wurde 1785 als Sohn des Arztes Johann Andreas Jacob Varnhagen (1756–1799) und dessen Ehefrau Anna Maria, geborene Kuntz (1755–1826), im damals bergischen Düsseldorf geboren. Als Kind geriet er aufgrund von Aufenthalten am Rhein, in Straßburg, in Brüssel und in Hamburg in den Umkreis der Französischen Revolution. Der Vater neigte der Politik zu. Der Sohn wuchs eine Zeitlang fern von Mutter und Schwester auf. Als 14-Jähriger erlebte Varnhagen von Ense in Hamburg den nach kurzem Siechtum eingetretenen Tod seines Vaters.

Als Hauslehrer und Hofmeister sowie Erzieher bei Familien des jüdischen Bürgertums lernte er früh jüngere, aber schon teilweise prominente Zeitgenossen kennen, so Adelbert von ChamissoJustinus KernerFriedrich de la Motte FouquéLudwig Uhland und zahlreiche andere Dichter der Romantik. Mit einigen von ihnen gründete Varnhagen von Ense den Nordsternbund und beteiligte auch seine Schwester Rosa Maria an seinen Anthologien (Erzählungen und Spiele, 1807; Chamisso-Varnhagen-von-Ense’scher Musenalmanach, 1804–1806).

1813 wurde Varnhagen von Ense Mitglied im Bund der Freimaurer, seine Mutterloge war die Freimaurerloge Zur goldenen Kugel in Hamburg.

Als Offizier in österreichischen, später in russischen Diensten nahm er an den Befreiungskriegen gegen Napoleon teil. Für seine Verdienste als kaiserlich-russischer Kapitän in den Befreiungskriegen wurde ihm vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. am 28. Dezember 1814 der Orden Pour le Mérite verliehen. Später begleitete er Hardenberg zum Wiener Kongress und nach Paris. Er wurde 1815 zum preußischen Gesandten in Karlsruhe berufen, aber 1819, „demokratischer Neigungen“ verdächtig, abberufen und ließ sich darauf in Berlin nieder. 

Am 27. September 1814 heirateten er und die 14 Jahre ältere Schriftstellerin Rahel Levin, die sich damals bereits seit Jahren Robert-Tornow nannte. Nach deren Tod 1833 gab der Witwer die Auswahlsammlung mit Briefen und Tagebuch-Auszügen Rahel: Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde heraus (1 Band 1833, 3 Bände 1834) und sammelte die von ihr überlieferten 6000 Briefe sowie weitere Briefe von und an 9000 Personen. Zusammen mit weiteren eigenen oder durch Schenkungen, Tausch oder Kauf erworbenen Autographen schuf er so die Sammlung Varnhagen. Seine Nichte Ludmilla Assing (1821–1880) wurde seine Universalerbin und gab die Tagebücher Varnhagen von Enses sowie zahlreiche weitere Bücher dieser Sammlung heraus.

Auf Beschluss des Berliner Senats ist die letzte Ruhestätte des Ehepaars Varnhagen (Grablage DV2-2-38/39), zu Ehren von Rahel Varnhagen, seit 1956 als Ehrengrab des Landes Berlin gewidmet.

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7. Edith Andreae

Edith Andreae, geb. Rathenau, (* 1883 in Berlin; † 1952 in Zürich, Schweiz) war eine deutsche Salonnière. Sie erlangte vor allem als Nachlassverwalterin und Herausgeberin der Werke ihres Bruders Walther Rathenau Bedeutung.

Edith Andreae kam 1883 als einzige Tochter des deutsch-jüdischen Industriellen Emil Rathenau und seiner Ehefrau Mathilde Rathenau, geborene Nachmann, in Berlin zur Welt. Sie war die jüngere Schwester des Politikers Walther Rathenau und des Industriellen Erich Rathenau. Am 10. Februar 1902 heiratete sie den Bankier Fritz Andreae, Sohn der Salonnière Bertha von Arnswaldt.

In ihrer Jugend verbrachte Edith Andreae viel Zeit mit der Tochter des „bedeutenden Mathematikers Pringsheim“ – der später verheirateten Katia Mann.

Der Ehe entstammen vier Töchter, darunter die spätere Schriftstellerin Ursula von Mangoldt-Reiboldt.

Sie galt als „die intellektuellste Frau in Berlin“, war eine Förderin Max Reinhardts und mit zahlreichen Intellektuellen ihrer Zeit, darunter Hugo von HofmannsthalGerhart Hauptmann und Thomas Mann, befreundet. Auch Politiker wie Friedrich Ebert zählten zu den Gästen ihres Salons, in dem unregelmäßig auch Konzerte stattfanden und Vorträge gehalten wurden

https://de.wikipedia.org/wiki/Edith_Andreae

Edith Rathenau ….die einer Familie angehörte, die vom Rabbiner Moses ben Nachmann ( Kabbala )  abstammte – einem Mystiker des 12. Jahrhunderts.

 Am 10. Februar 1902 heiratete sie den Bankier Fritz Andreae , den Sohn der Salonière Bertha von Arnswaldt und Karl Louis Andreae (1839–1878), deren Familie sowohl vom protestantischen Theologen Jakob Andreae als auch von seinem Enkel, dem Rosenkreuzer Johann Valentin Andreae, abstammte .

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Ursula von Mangoldt-Reiboldt

Ursula von Mangoldt-Reiboldt (* 1904 in Berlin als Ursula Andreae; † 1987 in Bad Säckingen) war eine deutsche Schriftstellerin, Übersetzerin und Verlegerin.

Ursula-Ruth von Mangoldt-Reiboldt war die Tochter des Berliner Bankiers Fritz Andreae. Ihre Mutter Edith (1883–1952) war die Schwester Walther Rathenaus.

Als Schriftstellerin ist sie besonders mit Büchern über Lebensführung und Meditation hervorgetreten, dazu galt ihr spezielles Interesse dem Handlesen. Als Übersetzerin und Verlegerin gab sie in ihrem O. W. Barth Verlag zahlreiche Werke zu spirituellen und esoterischen Themen heraus.

https://de.wikipedia.org/wiki/Ursula_von_Mangoldt-Reiboldt

Katia Mann

Katharina Hedwig „Katia“ Mann geborene Pringsheim (* 1883 in Feldafing bei München; †  1980 in Kilchberg bei Zürich) war die Ehefrau des deutschen Schriftstellers Thomas Mann.

Als einzige Tochter des Mathematikprofessors Alfred Pringsheim und der ehemaligen Schauspielerin Hedwig Pringsheim geborene Dohm, wuchs sie mit vier Brüdern in äußerst wohlhabenden und liberalen Verhältnissen auf.

In Thomas Manns Werken findet sich….der Roman Der Zauberberg (1924) 

Ihr Vater stammte aus der reichen schlesischen Kaufmannsfamilie Pringsheim. Ihre Mutter war eine Tochter der bekannten Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Hedwig Dohm, geborene Schleh (eigentlich Schlesinger). Die Familie ihres Großvaters Ernst Dohm hatte ihre Wurzeln ebenfalls in Schlesien und war wie die Familie Schleh ursprünglich jüdischer Herkunft. Die Berliner Fabrikantenfamilie Schleh war jedoch bereits 1817 und die Kaufmannsfamilie Dohm 1827 zum evangelischen Glauben konvertiert. Die Familie Pringsheim war ebenfalls jüdischer Herkunft; Katias Vater bezeichnete sich selbst aber als konfessionslos und ließ alle seine Kinder evangelisch taufen. Dennoch galten er und seine Nachkommen nach den nationalsozialistischen Rassengesetzen als Juden und wurden deshalb verfolgt.

Die Villa galt bis Ende der 1920er Jahre als ein gesellschaftlicher Mittelpunkt Münchens. Zu den Dauergästen gehörten neben bekannten Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft wie Walther Rathenau und Fanny zu Reventlow auch kulturelle Größen wie Else Lasker-Schüler und Hugo von Hofmannsthal.

Im Frühjahr 1904 lernte sie durch Vermittlung der gemeinsamen Bekannten Elsa Bernstein den sieben Jahre älteren Thomas Mann kennen. 

1936 wurde ihnen die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt, aber bis auf Erika, die in zweiter Ehe 1935 den englischen Lyriker W. H. Auden geheiratet hatte, waren die Mitglieder der Familie Mann dank guter Beziehungen zu Präsident xxEdvard Beneš nun tschechoslowakische Staatsbürger.

In Chicago besuchte sie Elisabeth, die sich in einer schweren Ehekrise befand, und stand auch Michael bei, dessen Ehe und Musikkarriere aufgrund einer unglücklichen Affäre mit der Schwester Yehudi Menuhins, x Yaltah Menuhin, zu scheitern drohte. 

https://de.wikipedia.org/wiki/Katia_Mann

x Yehudi Menuhin zählt zu den bedeutendsten Geigenvirtuosen des 20. Jahrhunderts. Yehudi Menuhins Vater Moshe Mnuchin (1893–1983) wurde in Homel im heutigen Belarus als Nachfahre chassidischer Rabbiner geboren und verbrachte seine Jugend in Palästina. 1951 begann Menuhin sich für Yoga zu interessieren und praktizierte Yoga bis ins hohe Alter .

xx Edvard Benes war Freimaurer

8. Bertha von Arnswaldt

Bertha Freifrau von Arnswaldt, geb. Holland (* 1850 in London; † 1919 in Berlin-Schöneberg), war eine Berliner Salonnière.

Die Tochter des Karl Holland und der Dorothea geb. Gerson führte, bereits zum dritten Mal verwitwet, seit 1910 einen literarischen Salon in Berlin. Vielen Habitués galt er als der bedeutendste Berliner Salon in den Jahren unmittelbar vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914. Seine Besonderheit lag in der ungewohnten sozialen Vielfalt seines Publikums: Sowohl Vertreter des reichen Wirtschaftsbürgertums und des hauptstädtischen preußischen Adels als auch Schriftsteller der beginnenden Moderne fanden den Weg ins Haus der Baronin Arnswaldt am Nollendorfplatz 7. Ihre Geselligkeit war berühmt für eine intensive Gesprächs- und Debattenkultur, die schon deutliche Züge des 20. Jahrhunderts zeigte und mit dem dezenten, rokokohaften Stil des vergangenen Jahrhunderts nur mehr wenig gemein hatte. Eine wichtige Rolle unter den Habitués der Frau von Arnswaldt spielte die Familie Rathenau. Der bürgerliche Salon Arnswaldt kann als Bindeglied zwischen der klassischen, aristokratisch geprägten Geselligkeit der Kaiserzeit und der Spätblüte des Salonlebens in der Weimarer Republik gelten.

https://de.wikipedia.org/wiki/Bertha_von_Arnswaldt

Fritz Andreae

Franz Friedrich Andreae (*1873 in Frankfurt am Main; † 1950 in Zürich) war ein deutscher Bankier.

Er war der Sohn der Berliner Salonnière Bertha von Arnswaldt aus ihrer ersten Ehe mit dem Bankier Karl Ludwig Andreae. Nach seinem Abitur verbrachte er eine kaufmännische Studienzeit in Südafrika, Großbritannien und den USA. Den persönlichen Beziehungen seiner Mutter verdankte er den Einstieg in das Bankhaus Hardy & Co.

Er stieg schnell in der Berliner Gesellschaft auf und heiratete 1902 Edith Rathenau (1883–1952), eine Tochter Emil Rathenaus,

Seine Tochter Ursula heiratete Hans Karl von Mangoldt-Reiboldt, den Leiter der Niederlassung des Bankhauses Hardy & Co. in München.

1926 übernahm Andreae den Vorsitz des Aufsichtsrats der Dresdner Bank. 1927 war er in dreißig Aufsichtsräten deutscher Bank- und Industrieunternehmen vertreten und zählte zu den big linkern. 1931 trat er aufgrund seiner Verantwortung für die Krisenverluste von Hardy & Co. als Geschäftsführer zurück.

https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Andreae

9. Maria Beccadelli di Bologna

Marie Anna Zoë Rosalie Fürstin von Bülow,  ( 1848 in Neapel; † 1929 in Rom ) war eine Berliner Salonnière und Gattin des Reichskanzlers und preußischen Ministerpräsidenten Bernhard Fürst von Bülow (1849–1929).

Maria, die sich nach ihrer Heirat mit einem preußischen Diplomaten auch Marie nannte, avancierte früh in die höchsten Kreise der preußischen Hofgesellschaft und profilierte sich durch ihre intellektuellen und musischen Fähigkeiten; sie spielte hervorragend Klavier, schwärmte – wie ihre Freundin Marie von Schleinitz – für die Musik Richard Wagners und war eine Vertraute der preußischen Kronprinzessin Victoria, die sogar ein Porträt Marias malte. Deren Sohn Prinz Wilhelm, der spätere Kaiser Wilhelm II., verehrte die Gräfin in seiner Jugend sehr.

Schon als Diplomatengattin in Wien führte sie in den 1870er Jahren einen Salon.

1897 schließlich eröffnete sie in Berlin einen Salon, in dem vorwiegend Politiker, Diplomaten und hochrangige Militärs verkehrten; manche Gäste, wie der Diplomat Hans von Wangenheim, mokierten sich über den zeremoniellen, offiziösen Charakter der dortigen Zusammenkünfte, der wenig mit den literarischen Salons der Zeit gemein hatte. Eine gefeierte Schönheit und von feiner intellektueller Bildung, sagte man ihr nach, ihrem Mann, der sie sehr verehrte, geistig überlegen zu sein. Gemeinsam mit ihrer Mutter Laura spielte sie bis zu Beginn des Ersten Weltkriegs eine prägende Rolle in der Berliner Gesellschaft.

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10. Amalie Beer

Amalie Beer geb. Meyer Wulf  (Esther Jehuda Beer) (*1767 in Berlin; † 1854 ebenda), war eine deutsch-jüdische Salonnière in Berlin und Mutter des Komponisten Giacomo Meyerbeer.

Geboren als Tochter des preußischen Hoffaktors Liepmann Meyer Wulff (1745–1812) und seiner Frau Esther, geborene Bamberger (1740–1822), wuchs sie in der Welt des gebildeten, wohlhabenden Berliner Judentums des 18. Jahrhunderts auf, dessen Geschichte im Zeichen von Aufklärung und Judenemanzipation stand. 1788 heiratete sie den jüdischen Zuckerfabrikanten Jacob Herz Beer (1769–1825). Sie erlangte Berühmtheit mit ihrem literarischen Salon, der als typisches Beispiel bürgerlich-aufgeklärter Geselligkeit der Biedermeierzeit gelten kann. Amalie Beer war zeitlebens sowohl in der jüdischen Gemeinde in Berlin als auch in der christlichen bürgerlichen Gesellschaft hoch angesehen. Im Gegensatz zu anderen prominenten Berliner Juden in dieser Epoche, z. B. Abraham Mendelssohn Bartholdy, konvertierte Beer nie zum Christentum. Ein solcher Schritt hätte sie – der Historikerin Deborah Sadie Hertz zufolge – wohl ihre herausragende Stellung innerhalb der Berliner jüdischen Gemeinde gekostet.

Der Salon der Amalie Beer, neben dem Salon der Familie Mendelssohn Bartholdy der einzige bedeutende musikalische Salon im Berlin der 1820er Jahre, ragt dadurch hervor, dass er seine eigentliche Blüte nicht vor, sondern nach den Befreiungskriegen (1813/15) erlebte, wenngleich die Anfänge von musikalischer und literarischer Geselligkeit im Hause Beer zurück bis ins Jahr 1800 reichen. Soziologisch gesehen überwog in seinem Publikum eindeutig das Bürgertum. Dennoch zog er wichtige Vertreter des Adels und der politischen Eliten an: So gehörten zu den persönlichen Freunden der Gastgeberin der spätere König Friedrich Wilhelm IV. und sein Bruder Prinz Wilhelm, der spätere erste deutsche Kaiser, die beide auch an ihrem Leichenbegängnis teilnahmen. Unter ihren Habitués fanden sich fast alle großen Komponisten und Virtuosen der Frühromantik, darunter ihr eigener Sohn Giacomo Meyerbeer, sowie Schauspieler, Sänger, Schriftsteller und Gelehrte. Mit zwei anderen großen Salonnièren der Zeit, Rahel Varnhagen und Hedwig von Olfers, stand sie in Verbindung.

Für ihr Engagement in der Verwundetenfürsorge während der Befreiungskriege erhielt Amalie Beer als eine von nur ganz wenigen bürgerlichen Frauen den Louisenorden. Der Prozess der Ordensverleihung zog sich allerdings über eineinhalb Jahre hin. Drei Mal wurde sie vorgeschlagen, zwei Mal lehnte König Friedrich Wilhelm III. ab. Der König, der durch das Judenedikt 1812 bereits eine weitgehende rechtliche Emanzipation der Juden in Preußen durchgesetzt hatte, war offenbar in Sorge, dass sich die praktizierende Jüdin Beer durch eine Auszeichnung mit dem – dem Christentum entlehnten – Kreuzsymbol in ihren religiösen Gefühlen verletzt fühlen konnte. Letztendlich bewilligte er die Verleihung des Ordens in der abweichenden Form eines kreisrunden allgemeinen Ehrenzeichens. (Später wurde bestimmt, dass auch andere nichtchristliche Empfängerinnen den Orden ohne das Kreuz erhalten konnten.). Allerdings gab es in der Berliner Judenschaft auch Stimmen, die das „gekoscherte Kreutz“ als demütigend empfanden und die Begründung des Monarchen als Koketterie abtaten.

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Meyerbeer war Mitglied der Freimaurerloge Les Frères Unis Inséparables in Paris.

11. Cornelie Richter

Cornelie Richter (* 1842 in Berlin; † 1922 ebenda) war eine Berliner Salonnière und Gattin des Malers Gustav Richter.

Die jüngste Tochter von fünf Kindern des Komponisten Giacomo Meyerbeer (1791–1864) und seiner Frau Minna, geb. Mosson (1804–1886), wuchs in Berlin auf. Cornelie Meyerbeer ließ sich als 16-Jährige in der Berliner Nikolaikirche taufen und kurz danach konfirmieren. Sie heiratete 1866 den 19 Jahre älteren Maler Gustav Richter. Seither spielte sie in den Jahrzehnten bis zum Ersten Weltkrieg eine immer wichtigere gesellschaftliche Rolle im Berlin der Gründerzeit und der Belle Époque.

Seit etwa 1890 führte sie, bereits früh verwitwet, einen regelrechten Salon, in dem vor allem Künstler und Kunstfreunde verkehrten, aber auch zahlreiche Literaten der aufkommenden Moderne, unter ihnen Hugo von Hofmannsthal. „Innig befreundet“ mit der gleichaltrigen Marie von Schleinitz, stand sie mit Axel von Varnbüler und Harry Graf Kessler in engem Kontakt.

 Ein weiterer Sohn, Raoul Richter (1871–1912), wurde Philosop

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Raoul Richter

Raoul Hermann Michael Richter (* 1871 in Berlin; † 1912 in Wannsee) war ein deutscher Philosoph.

Raoul Richter war ein Sohn des Malers Gustav Richter und seiner Frau Cornelie, einer Tochter des Komponisten Giacomo Meyerbeer.

Mit Harry Graf Kessler war er seit Studienzeiten befreundet. 1893 wurde er bei Wilhelm Wundtin Leipzig mit einer Arbeit über Kant und Schopenhauer summa cum laude promoviert. Danach blieb er zunächst ohne feste Anstellung.

1898 habilitierte Raoul Richter sich, wiederum in Leipzig, mit einer Arbeit zum Willensbegriff Spinozas.

Richter gehörte zu den ersten, die sich um das Werk Friedrich Nietzsches bemühten. Richter gehörte von Anfang an zu den kritischen Freunden und ab 1908 zum Vorstand der Stiftung „Nietzsche-Archiv“. Diese Verbindung nach Naumburg und Weimar hatte Richter bereits 1895 initiiert. Johannes Volkelt und Wilhelm Wundt waren bemüht, Raoul Richter auf eine Professorenstelle zu befördern. Am 22. September 1904 wurde Richter schließlich aufgrund seiner wissenschaftlichen Leistungen zum außeretatmäßigen, außerordentlichen Professor der Philosophischen Fakultät zu Leipzig.

Raoul Richter war mit Lina Oppenheim (1872–1960), einer Tochter des Bankiers Benoit Oppenheim d. Ä. (1842–1931), verheiratet. Das Paar hatte fünf Kinder.

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Lina Richter

Lina Anna Richter, geb. Oppenheim (* 1872 vermutlich in Berlin-Wannsee; † 1960 in Falkenstein im Taunus), war eine deutsche Pädagogin und Lehrerin.

Lina Richter war die einzige Tochter der vier Kindern des Bankiers Benoit Oppenheim d. Ä. (1842–1931) und dessen Frau Lina Louise, geb. von Saucken-Tarputschen. Sie stammte aus der jüdischen Familie Oppenheim, welche zunächst in Königsberg (Preußen), später in Berlin ansässig, mit den Mendelssohns und Warschauers verwandt, zu deren Vertretern unter anderem der Agfa-Direktor Franz Oppenheim gehörte.

Berlin….Hier entstand eine rege Freundschaft mit der Lyrikerin und Frauenrechtlerin Ida Dehmel und Kontakte zu verschiedenen Persönlichkeiten des Berliner Künstlerzirkels.

Die enge Verbindung zu Kurt Hahn und die eigenen jüdischen Wurzeln der Familie erschwerten das Leben ab den späten 1920er-Jahren zunehmend. Briefe der Tochter Eveline Schütte an ihre Mutter aus Belgien berichten bereits 1932 vom Misstrauen der ausländischen Presse gegenüber dem zukünftigen Reichskanzler Adolf Hitler und den antisemitischen Vorurteilen ihrer Schwiegermutter.

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Kurt Hahn

Kurt Matthias Robert Martin Hahn (1886 in Berlin; 1974 in Hermannsberg/Hattenweiler ) war ein deutscher Politiker und Pädagoge und gilt als einer der Begründer der Erlebnispädagogik. Er war ein enger Freund des letzten Reichskanzlers des deutschen Kaiserreichs, Max von Baden.

Seine Eltern waren der jüdische Großindustrielle Oskar Hahn (geb. 1860 in Berlin, gest.  1907 ebenda) und die aus wohlhabender jüdischer Familie stammende Charlotte Hahn, geb. Landau (1865–1934). Sein Großvater war Albert Hahn, der die Stahl- und Walzwerke Hahnsche Werke AG gründete, die Produktionsstandorte in Düsseldorf-Oberbilk, Duisburg-GroßenbaumMoskau[4]Sankt Petersburg, im österreichisch-schlesischen Oderberg (heute Bohumín in Tschechien) und in Jekaterinoslaw (Ukraine) ( Djnpro ) hatte. Seine Onkel waren der Industrielle Georg Hahn und der Mikrobiologe Martin Hahn; seine Tanten waren mit dem Neurologen Ernst Julius Remak bzw. mit dem Mathematiker Kurt Hensel verheiratet.

Von 1911 bis 1914 studierte Hahn dann abermals in Oxford. Er lernte dort Weltoffenheit, eine Vorliebe für Freiluft- und Sporterziehung und die dort geförderte Debattenkultur schätzen und gehörte zum Mitgliederkreis des Hanover Clubs, eines von 1911 bis 1913 bestehenden deutsch-britischen Debattierclubs, der das gegenseitige Verständnis fördern sollte.

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs beendete für den knapp Dreißigjährigen den Aufenthalt in England. Er war entschlossen, nach Deutschland heimzukehren, um seinem Vaterland zu dienen; dies gelang auf dem Umweg über Dänemark. Er kehrte in das elterliche Wohnhaus seiner Mutter am Wannsee zurück, das fester Teil der Berliner Salonkultur bis in den Weltkrieg war. Charlotte Hahn unterhielt ein „großes Haus“, zu dessen Besuchern der junge Arthur RubinsteinWalther RathenauLina und Raoul Richter zählten. Hahn beschreibt in seiner frühen Publikation Frau Elses Verheißung unter anderem Situationen im Salon seiner Mutter; das Buch ist seiner Mutter gewidmet.

Während des Ersten Weltkriegs arbeitete Hahn von 1914 bis 1919 im Auswärtigen Amt in Berlin, anfangs als Lektor unter dem freien Publizisten Paul Rohrbach. Ihm war insbesondere die Auswertung der britischen Zeitungen und Publikationen übertragen. Hahn war Privatsekretär, enger Freund und Vertrauter des Prinzen Max von Baden, der am 3. Oktober 1918 für etwa einen Monat zum letzten Reichskanzler des deutschen Kaiserreiches ernannt wurde.

Im Februar 1918 unterbreitete Kurt Hahn zusammen mit anderen einflussreichen Persönlichkeiten wie Robert BoschAlfred WeberFriedrich Naumann und kurz zuvor Rudolf Steiner eine Denkschrift an Prinz Max von Baden. Darin werden die Politiker zu sofortigen Friedensverhandlungen und anschließender sozialer Neuordnung aufgefordert.

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12. Karoline Friederike von Berg

Karoline Friederike Gräfin von Berg geborene von Haeseler (* 1760 in Magdeburg; † 1826 in Teplitz) war Hofdame und Vertraute der Königin Luise von Preußen. In Berlin unterhielt sie einen Literarischen Salon.

Karoline Friederike war die Tochter des Königlich Preußischen Geheimen Legationsrats Johann August von Haeseler (1724–1763) und dessen 1758 angetrauter Ehefrau Sophie Dorothea geschiedene von Marschall (1734–1802), Tochter des preußischen Staatsministers Heinrich Graf von Podewils. Karolines Großvater väterlicherseits war August von Haeseler.

Karoline von Haeseler wuchs in Weimar auf, wo sie seit ihrer Jugendzeit persönliche Beziehungen mit Johann Wolfgang von Goethe ( Freimauerer )und Johann Gottfried von Herder ( Freimaurer ) pflegte. Letzterer nannte sie einen Schatz von Vernunft und tätiger Weisheit.[1] Außerdem war sie persönlich mit Friedrich von Schiller bekannt.

Nach ihrer Scheidung kam Karoline Friederike von Berg an den preußischen Hof nach Berlin. Hier trat sie, möglicherweise auf Vermittlung ihrer Freundin Marie von Kleist, als Hofdame in den Dienst der Königin Luise, die sie bald zu ihrer engsten Beraterin und Vertrauten erwählte. Sie machte die Königin mit den Werken der Weimarer Geistesgrößen vertraut und wurde darüber hinaus ganz generell zum Auslöser und Mittelpunkt der Berliner Goetheverehrung in der Zeit der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert.

Dem König gefiel der neue Umgang seiner Frau Luise wenig. Er beklagte, dass „unberufene Personen ihr unverständliche Schriften deutscher Modeliteratoren, exzentrischer Modeschriftsteller in die Hände spielten“, und suchte das zu verhindern, wie er auch den Umgang mit Frau von Berg einzuschränken wünschte.

In ihrem Haus in der Wilhelmstraße 70 verkehrten zahlreiche Dichter und Gelehrte. Sie war befreundet mit Gleim, der sie einmal „unsere heilige Caroline“ genannt, mit den Brüdern Jacobi ( Freimaurer ), den Brüdern Stolberg ( Freimaurer ), mit Claudius ( Freimaurer ), Voß ( Freimaurer ), Herder, Wieland ( Freimaurer), Goethe und auch mit Jean Paul, der sie als „männlichste, aber beste Frau mit“ und als „geistige Amazone“ feierte. Auch hohe Staatsbedienstete wie der Freiherr vom Stein ( Freimaurer ) verkehrten in ihrem Kreis.

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13.Henriette Herz

Henriette Julie Herz (geborene de Lemos; *1764 in Berlin; † 1847 ebenda) war Schriftstellerin und eine der führenden Berliner Salonnièren der Frühromantik. Sie war mit dem Arzt und Schriftsteller Marcus Herz verheiratet.

Henriette Herz entstammte einer sephardisch-jüdischen Familie, deren Vorfahren väterlicherseits vor der Inquisition aus Portugal geflohen waren. Ihre Eltern waren Benjamin Benveniste de Lemos (1711–1789), ein anerkannter Arzt und Direktor des Jüdischen Krankenhauses in Berlin, und Esther de Charleville (1742–1817), Tochter eines jüdischen Arztes. Henriette wurde vor allem in verschiedenen Sprachen sehr gut ausgebildet.

Marcus Herz, der sich voll der Aufklärung und insbesondere seinem Lehrer Kant verschrieben hatte, hielt in ihrem Hause Vorlesungen über dessen Philosophie und führte Gesprächskreise zu wissenschaftlichen und philosophischen Themen. 

Henriette Herz leistete mit der Begründung und Führung eines der bekanntesten literarischen Salons (1780–1803) Pionierarbeit. Zunächst empfing ihr Ehemann hochgestellte Gäste aus Politik und Kultur, während Henriette in einem Nebenzimmer ein Frauenkränzchen abhielt, das einen Tugendbund zur „Pflege der Freundschaft“ gründete und sich vorwiegend mit den Sturm-und-Drang-Werken Goethes beschäftigte. Damit wurde der Grundstein zum Goethekult gelegt. Aus diesen beiden Zirkeln entwickelte sich der führende Berliner Salon, in der neueren Literatur auch Doppelsalon genannt, gelegen in der Spandauer Straße nahe der Marienkirche. In dem berühmten Salon verkehrten neben Politikern, Wissenschaftlern und bildenden Künstlern bedeutende Literaten und Philosophen, z. B. Johann Gottfried Schadow, der hier auch seine spätere Ehefrau Marianne Devidels kennenlernte, die Brüder Alexander und Wilhelm von HumboldtClemens Brentanos Frau Sophie Mereau-BrentanoJean PaulLudwig BörneRahel Levin (spätere Varnhagen) und Friedrich SchleiermacherFriedrich Schlegel begegnete hier Dorothea Veit, der ältesten Tochter des Philosophen Moses Mendelssohn, die später seine Frau wurde. Unterschiedliche literarische Strömungen, Epochen und Gesellschaftskreise fanden hier zusammen und es war Henriette Herz’ Verdienst, Kontakte und Freundschaften auch zwischen vielen deutschen und französischen Gelehrten, Künstlern und Wissenschaftlern hergestellt zu haben.

Nach dem Tod ihrer Mutter ließ sie sich 1817 taufen und konvertierte zum protestantischen Glauben; im selben Jahr unternahm sie eine Reise nach Italien.

Auf Beschluss des Berliner Senats ist die letzte Ruhestätte von Henriette Herz seit 1956 als Ehrengrab des Landes Berlin gewidmet.

https://de.wikipedia.org/wiki/Henriette_Herz

14. Rebecka Dirichlet

Rebecka Henriette Lejeune Dirichlet, geb. Mendelssohn (* 1811 in Hamburg; † 1858 in Göttingen), war eine deutsche Salonnière und wirkte in Berlin und Göttingen. Sie war die Enkelin Moses Mendelssohns, Tochter von Abraham und Lea Mendelssohn (Bartholdy) und jüngere Schwester der Musiker und Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy und Fanny Hensel. Sie war mit dem Mathematiker Peter Gustav Lejeune Dirichlet verheiratet und Urgroßmutter des Philosophen Leonard Nelson.

1816 ließ Abraham Mendelssohn Rebecka und ihre Geschwister evangelisch taufen, wobei Rebecka den Taufnamen Henriette erhielt. Die Eltern konvertierten sechs Jahre später, womit die Ergänzung des Familiennamens um den Zusatz Bartholdy verbunden war.

Am 22. Mai 1832 heiratete sie den Mathematiker Peter Gustav Lejeune Dirichlet, der durch Alexander von Humboldt in die Familie Mendelssohn Bartholdy eingeführt worden war. Sie hatten vier Kinder, darunter Florentine Dirichlet, die in der Frauenbewegung engagiert und Mutter der späteren Spozialpolitikerin Marie Baum war, den Landwirt Walter Lejeune Dirichlet (1833–1887) 

Rebecka Dirichlets Cousine Ottilie, die Tochter von Nathan Mendelssohn und Henriette, geb. Itzig, heiratete ebenfalls einen Mathematiker, Ernst Eduard Kummer.

Nach dem Tod ihrer Eltern und älteren Geschwister zogen die Lejeune Dirichlets 1851 von Berlin nach Göttingen, zudem war das Palais der Familie Mendelssohn in der Leipziger Straße 3 verkauft worden. In Göttingen trat Gustav Lejeune Dirichlet 1855 die Nachfolge von Carl Friedrich Gauß an, und Rebecka führte hier „die Tradition der musikalischen Gesellschaften ihrer Großtanten, ihrer Mutter und ihrer Schwester fort. […] An ihren Musikprogrammen in Göttingen wirkten unter anderem Clara Schumann, Johannes Brahms und Joseph Joachim mit.“Karl August Varnhagen von Ense kam oft aus Berlin und beschrieb in seinen Tagebüchern das Haus der Lejeune Dirichlets, den Garten und dessen Pavillon.

https://de.wikipedia.org/wiki/Rebecka_Dirichlet

15. Viktoria von Dirksen

Viktoria Auguste von Dirksen, geb. von Laffert, (* 1874 auf Gut Dannenbüttel; † 1946 ebenda) war eine deutsche Salonnière in Berlin der 1920er und 1930er Jahre. Sie förderte Adolf Hitler.

Viktoria von Dirksens Eltern waren der Gutsbesitzer August von Laffert (1842–1915) und seine Frau Antoinette Stein. Ihr Bruder war der Schriftsteller Karl August von Laffert. Ihre Jugend verbrachte sie auf den Gütern ihrer Eltern in Lehsen und Garlitz im Landkreis Ludwigslust-Parchim. Auf Lehsen heiratete sie am 9. Dezember 1891 den Gutsbesitzer und Rittmeister Olof Freiherrn von Paleske (1862–1945). Ihre Tochter Elisabeth Freiin von Paleske (1897–1985) heiratete später Werner von Rheinbabens. Viktoria Freifrau von Paleske ließ sich 1918 scheiden und heiratete in zweiter Ehe am 1. Juni 1918 in Berlin den Gutsbesitzer und Diplomaten Willibald von Dirksen. Dessen Sohn Herbert von Dirksen war in den 1920er und 1930er Jahren Botschafter in Moskau und London. Nach dem Tod ihres zweiten Ehemannes im Jahr 1928 gründete von Dirksen die Dirksen-Stiftung, deren Schirmherrin sie wurde. Bei der Gründung der Stiftung kamen ihr enge Kontakte zur Stein-Bank zugute. Im Kuratorium der Stiftung saßen später Ernst Röhm und Heinrich Himmler.

In den 1920er Jahren wurde die Berliner Villa der Dirksens in der Magarethenstraße Nr. 11 rasch zum Mittelpunkt der ehemaligen Berliner und Potsdamer Gesellschaft. Bald trafen sich dort die Führer der Deutschen Volkspartei, der Deutschnationalen Volkspartei und später auch der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei. Sie standen gegen die linken Regierungen und bekämpften die Weimarer Republik. Viktoria von Dirksen trat in diesen Jahren als Gastgeberin von abendlichen Banketten und nachmittäglichen Teerunden, sowie als Veranstalterin des einflussreichen politisch-gesellschaftlichen Salons „Hof“, auf. Darüber hinaus hielt sie regelmäßig „politische Cercle“ (Joachim Fest) im Hotel Kaiserhof (Berlin). Historiker wie Joachim Petzold bescheinigen den Dirksens eine erhebliche Bedeutung im politischen Leben der Republik.

Zu den Persönlichkeiten aus Politik, Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft, die in ihrem Haus ein und aus gingen, gehörten die Generäle von Hammersteinvon Schleicher und von Stülpnagel, Reichspräsident Paul von Hindenburg und sein Sohn Oskar, der Zentrumsführer Heinrich Brüning, der ehemalige deutsche Kronprinz Wilhelm, seine Gattin Cecilie und seine Brüder August Wilhelm und Eitel Friedrich, der italienische Diplomat Graf Ciano sowie die NS-Größen Hermann GöringFranz von Epp und Joseph Goebbels mitsamt seiner Frau Magda, die Dirksen in dem rassekundlichen Debattierzirkel „Nordischer Ring“, in dem sie sich in den 1920er Jahren engagierte, kennengelernt hatte.

Insbesondere mit den zuletzt genannten war Dirksen auch über das „gesellschaftlich Gebotene“ in engster Weise privat verbunden: So war Goebbels seit den frühen 1930er Jahren ein regelmäßiger Gast in Dirksens Tee- und Abendgesellschaften, bei denen Dirksen ihm als seine „mütterliche Gönnerin“ Kontakte und Geldmittel zukommen ließ. Als Belege der Enge der Beziehung, die Goebbels und Dirksen zueinander unterhielten, ließen sich etwa die Umstände anführen, dass er vom 9. bis 19. Dezember 1930 in ihrem Haushalt wohnte und dass sie 1931 zu den nur achtzehn geladenen Gästen auf der Hochzeitsgesellschaft des späteren Reichspropagandaministers zählte, der in seinem Tagebuch über sie urteilte: „Sie ist mir wie eine Mutter“

Dirksens erste nachgewiesene Initiative zugunsten Hitlers lässt sich in das Jahr 1922 zurückdatieren, als sie es ihm ermöglichte, im illustren Berliner Nationalen Club einen Vortrag vor Persönlichkeiten der „besseren Gesellschaft“ zu halten. Dirksen und die Repräsentanten des Klubs waren es auch, die Hitler die ersten entscheidenden Kontakte zu den nationalen Kreisen Norddeutschlands vermittelten. In den frühen 1930er Jahren nutzte Dirksen insbesondere auch ihre Kontakte zum Reichspräsidenten von Hindenburg, um für Hitler und seine Ziele zu werben. So notierte Goebbels etwa am 22. Januar 1933, knapp eine Woche vor Hitlers Ernennung zum Kanzler, über die Versuche seiner Freundin, Hindenburg zugunsten einer Ernennung Hitlers zum Kanzler zu beeinflussen: „Frau Dirksen arbeitet mächtig“.

Vor Hitlers Machtübernahme trat sie der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 1.373.464)

Dirksens Salon in Berlin blieb indessen auch nach der „Machtergreifung“ ein wichtiges Forum der Nationalsozialisten. Die nicht unerhebliche Rolle, die Dirksen als Förderin des Aufstiegs von Hitler und seiner Partei – der sie in der „Kampfzeit“ nicht nur großzügige private Spenden hatte zukommen lassen, sondern auch Kontakte zu führenden Kreisen aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft vermittelte – gespielt hatte, findet auch Niederschlag in dem von Werner Maser vermerkten Umstand, dass Dirksen „von informierten NS-Anhängern hinter vorgehaltener Hand als ‚Mutter der Revolution‘ tituliert“ wurde.

Janet Flanner stellte zudem in einer Schrift über Hitler, die in den 1940er Jahren in ein Gutachten/Findbuch des amerikanischen Office of Strategic Services über Hitlers Persönlichkeit aufgenommen wurde, die Behauptungen auf, dass Dirksen „in den vergangenen 15 Jahren Hitlers wichtigste weibliche Freundin“ (greatest woman friend) gewesen sei, dass sie den größten Teil des Vermögens ihres verstorbenen Ehemanns aufgewandt habe, um Hitlers politisches Weiterkommen zu fördern, dass sie ihm in ihrem Salon eine geheime Begegnung mit der zweiten Ehefrau von Wilhelm II., Kaiserin Hermine, vermittelt habe, und dass Hitler sie – wann immer er in Berlin weilte – treu und ergeben alle vierzehn Tage als Teegast empfangen habe

https://de.wikipedia.org/wiki/Viktoria_von_Dirksen

16.Sara Grotthuis

Sara Grotthuis , geborene Sara Meyer , in erster Ehe auch als Sophie Leopoldine Wilhelmine Baroness von Grotthuis und als Sara Wulff bekannt (1763 – 1828), war eine der bekanntesten „Salonnières“ (Salonwirtinnen und Gönnerinnen des Salons). des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts in Berlin.

Sara Grotthuis wurde 1763 als älteste Tochter des orthodoxen jüdischen Bankiers Aaron Moses Meyer und seiner Frau Rösel in Berlin als Sara Meyer geboren. Durch ihre Mutter war Sara die Urenkelin von Veitel Heine Ephraim , der Friedrich dem Großen als „Münzjude“ oder Münzmeister diente .  Sie war die Cousine von Rahel Varnhagen von Ense .

Der bekannte jüdische Gelehrte und Aufklärer Moses Mendelssohn , ein enger Freund der Familie , wurde zu Saras Ausbildung und Erziehung befragt.  Sara galt als klug und sprachbegabt.

Sie konvertierte 1788 zum Christentum. Möglicherweise war sie eine Zeit lang wieder zum Judentum konvertiert, aber zum Zeitpunkt ihrer zweiten Ehe war sie eine konvertierte protestantische Christin.

1797 heiratete sie den livländischen Baron Ferdinand Dietrich von Grotthuis, einen Gutsbesitzer und Offizier der preußischen Armee. Das Paar lebte in Berlin, Sara leitete einen der bedeutendsten Literatursalons der Zeit und tauschte Briefe mit Goethe .

Neben den anderen Salonnières Henriette Herz und Rahel Varnhagen leitete Sara Grotthuis um 1800 einen der einflussreichsten literarischen Salons in Berlin. Zu ihren Gästen zählten nicht nur Diplomaten, Schriftsteller und Schauspieler, sondern auch Mitglieder des preußischen Adels wie Prinz Louis Ferdinand . 

Einfluss erlangte ihr Salon durch ihre Freundschaft mit Johann Wolfgang Goethe , dessen langjährige Bewundererin sie war.

Sie lernte Goethe 1795 in einem Kurort in Karlsbad kennen , lange vor allen anderen Berliner Salonnièren. Ihre Freundschaft ging somit auch vor dem Goethe-Kult der Brüder August Wilhelm Schlegel und Friedrich Schlegel zurück .

Mit Goethe pflegte sie jahrelang einen Briefwechsel. Goethe schickte ihr unveröffentlichte Manuskripte zur Lesung in ihren Salon, manchmal schickte er auch Schauspieler zur Lesung, etwa das berühmte Schauspielerpaar Amalie Wolff-Malcolmi und Pius Alexander Wolff. [12] Grotthuis ihrerseits brachte Goethe mit bestimmten wichtigen Persönlichkeiten in Verbindung , darunter unter anderem Prinz Karl Joseph von Ligne .

Zu ihren Freunden zählte Grotthuis neben Goethe auch Lessing, Herder und Fürst Karl Joseph von Ligne. Rahel Varnhagens Ehemann Karl August Varnhagen von Ense schrieb über Sara Grotthuis: „Sie fühlte sich in ihrer Jugend von Lessing und später von Herder geschmeichelt und freundete sich dann mit Frau von Genlis, dem Fürsten von Ligne und Goethe an.“

https://en.wikipedia.org/wiki/Sara_Grotthuis

17. Margarete Traube

Margarete Traube (auch bekannt als Margherita Traube Mengarini ) (1856 – 1912) war eine in Deutschland geborene Chemikerin, Saloninhaberin und frühe Feministin,

Traube wurde in Berlin in eine jüdische Familie mit wissenschaftlicher Tradition geboren . Ihr Vater war Ludwig Traube (1818–1876), ein berühmter Arzt; ihr Onkel war der chemische Physiologe Moritz Traube (1826–1894); während ihr Bruder ein bekannter mittellateinischer Philologe Ludwig Traube (1861–1907) war.

Traube führte die Tradition der Salons ihrer Eltern in Deutschland fort (wo sie ihren ersten Ehemann Franz Boll kennengelernt hatte) und veranstaltete exklusive römische Kultursalons, die sich mit Feminismus und Humanismus befassten und die italienische Kultur der damaligen Zeit beeinflussten. Zu den Teilnehmern gehörten bekannte Persönlichkeiten der Zeit wie Theodor Mommsen , Emanuel Löwy , Pietro Blaserna, Adolf Furtwängler sowie ihr Bruder Ludwig Traube. 

https://en.wikipedia.org/wiki/Margarete_Traube

1877 unternahm Traube zusammen mit der Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Fanny Lewald eine Italienreise.

https://de.wikipedia.org/wiki/Margarete_Traube

18. Fanny Lewald

Fanny Lewald, geborene Marcus (* 1811 in Königsberg i. Pr.; †1889 in Dresden) war eine deutsche Schriftstellerin, die auch für Frauenrechte eintrat.

Geboren als ältestes von neun Kindern des jüdischen Kaufmanns David Marcus (1787–1846) und seiner Frau Zipora geborene Assur (1790–1841) trug sie den Namen Marcus, bis der Vater 1831 seine gesamte Familie in Lewald umbenennen ließ. Bereits 1826 hatte er seinen beiden Söhnen und 1829 seiner Tochter den Übertritt zum Protestantismus gestattet.

 Lewald forderte das uneingeschränkte Recht der Frauen auf Bildung und auf gewerbliche Arbeit ebenso, wie sie sich gegen die Zwangsverheiratung junger Frauen einsetzte.

Auch gegen das Scheidungsverbot opponierte sie und sprach sich in ihrem dritten Roman Eine Lebensfrage für die Erleichterung der Ehescheidung aus.

Zu ihrem Freundes- und Bekanntenkreis gehörten neben vielen anderen Heinrich Heine, Herzog Carl Alexander von Sachsen-WeimarFranz LisztKarl August Varnhagen von EnseFerdinand LassalleHedwig DohmErnst DohmJohann JacobyHenriette HerzWillibald AlexisBerthold AuerbachLuise MühlbachTheodor Mundt, und Heinrich Laube. Nach der Revolution von 1848 gründete die „deutsche George Sand“ einen einflussreichen politisch-literarischen Salon in Berlin. 

https://de.wikipedia.org/wiki/Fanny_Lewald

19. Ludmilla Assing

Rosa Ludmilla Assing (* 1821 in Hamburg; † 1880 in Florenz, )

Ludmilla Assing war die zweite Tochter der Schriftstellerin, Erzieherin und Scherenschnittkünstlerin Rosa Maria Varnhagen und des jüdischen Mediziners David Assur Assing, der aus Königsberg stammte. Sie wuchs in einem liberalen und musisch und geistig inspirierten Elternhaus auf. Ihre Mutter empfing unter anderen Heinrich HeineFriedrich HebbelKarl Gutzkow und die Dichter des „Jungen Deutschland“ in ihrem Salon; ihre Töchter Ottilie und Ludmilla nahmen an politischen Diskussionen teil.

Nach dem Tod ihrer Eltern siedelten die Schwestern 1842 zu ihrem Onkel Karl August Varnhagen, dessen Frau Rahel Varnhagen bereits 1833 verstorben war, nach Berlin über.

Zu ihren Freunden gehörten außerdem Ferdinand Lassalle, das Ehepaar Emma und Georg HerweghHedwig Dohm sowie der Fürst Pückler.

 Sie stand in Kontakt mit Michail Bakunin und übersetzte dessen Artikel. Sie publizierte in der Allgemeinen deutschen Arbeiter-Zeitung und in der von Giuseppe Mazzini gegründeten Il Popolo d’Italia

https://de.wikipedia.org/wiki/Ludmilla_Assing

20. Berta Fanta

Berta Fanta (geb. Sohr ; 1865 – 1918)  war eine literarische und intellektuelle Persönlichkeit aus Prag . Mit einem „Salon“-Treffen in ihrem Haus stand sie im Mittelpunkt der Prager Intelligenz.

Berta wurde 1865 in einer wohlhabenden jüdischen Familie in der Kleinstadt Libochovice (Libochowitz) geboren.  Ihr Geburtsort liegt in der Nähe von Prag, und während er zum Zeitpunkt ihrer Geburt im Kaiserreich Österreich lag , liegt er derzeit in der Tschechischen Republik . Obwohl sie jüdischer Abstammung war, interessierte sie sich im Erwachsenenalter nicht für das Judentum und es mangelte ihr an Kenntnissen über traditionelle jüdische Bräuche .

In Prag war Berta Fanta Gastgeberin eines bedeutenden und berühmten literarischen und philosophischen Salons .  Der Salon hieß Café Louvre, der Name seines ersten Veranstaltungsortes. Später fand der Salon im Haus der Fanta statt. In den zwei Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg besuchten viele prominente Persönlichkeiten Fantas Salon, darunter der theoretische Physiker Albert Einstein , der Philosoph Christian von Ehrenfels , die Schriftsteller Franz Kafka und Max Brod , der Anthroposoph Rudolf Steiner und der Philosoph Hugo Bergmann (der Bertas Sohn wurde). Schwiegervater; er war der Ehemann von Bertas Tochter Else). Zu den verschiedenen Themen, die in ihrem Salon diskutiert wurden, gehörten Philosophie, Wissenschaft, Literatur und Islam .  Die Treffen beschränkten sich jedoch nicht nur auf intellektuelle oder spirituelle Aktivitäten.

Berta selbst hielt Vorträge zu literarischen Themen wie Johann Wolfgang von Goethe und besuchte zusammen mit ihrer Schwester Ida Freund (mit der Berta auch reiste) regelmäßig Universitätsvorlesungen und Konzerte. Sie war ein großer Fan der deutschen Kultur , insbesondere der Musik Richard Wagners und der Schriften des Philosophen Friedrich Nietzsche

https://en.wikipedia.org/wiki/Berta_Fanta

21. Marie Lang

Marie Lang (1858 – 1934) war eine österreichische Feministin, Theosophin und Verlegerin. Lang wurde 1858 in Wien geboren und wuchs in einem liberalen, großbürgerlichen Elternhaus auf. Nachdem sie sich 1884 von ihrem ersten Ehemann scheiden ließ, heiratete sie Edmund Lang und die beiden veranstalteten einen einflussreichen Salon für Politiker und Intellektuelle. Als sie sich Ende der 1880er Jahre der Frauenbewegung anschloss, entwickelte sie sich schnell zu einer einflussreichen Frauenrechtsaktivistin.

1880 oder 1881 heiratete Wisgrill den Hofjuwelier Theodor Köchert. Sie hatten einen Sohn, Erich, bevor sie sich 1884 trennten.  Gemäß den damaligen Rechtskonventionen verlor sie mit der Scheidung das Sorgerecht für ihren Sohn durch Köchert, Mutter und Sohn blieben jedoch eng verbunden. Während der Ehe lernte sie Edmund Lang kennen, einen jüdischen Anwalt,  der durch Heinrich Köcherts Ehe mit Melanie Lang Theodors Schwager war.  Im Jahr 1885 bekamen Wisgrill und Edmund einen Sohn, Heinz, und heirateten bald darauf. Nach ihrer Heirat konvertierte Edmund zum Protestantismus. Im Jahr 1886 bekamen die Langs einen zweiten Sohn, Erwin ,  der später Maler werden sollte und die Tänzerin Grete Wiesenthal heiratete 

Die Langs engagierten sich stark in der Wiener Salonkultur und veranstalteten fast jeden Abend Treffen von Künstlern und Politikern in ihrem Haus. 

Das Paar gründete außerdem eine theosophische Studiengruppe mit Friedrich Eckstein und Franz Hartmann . 1888 lernten sie den Philosophen Rudolf Steiner kennen und machten ihn mit der theosophischen Literatur sowie mit Langs Freundin Rosa Mayreder bekannt .  Die Frauen würden beide Einfluss auf Steiners Entwicklung nehmen und er und Mayreder würden viele Jahre lang einen Briefwechsel führen.

1891 wurde Langs Tochter Lilith geboren, deren Taufpatin Mayreder sein sollte. 

https://en.wikipedia.org/wiki/Marie_Lang

22. Gesellschaft der Freunde

Die Gesellschaft der Freunde war von 1792 bis zu ihrem Verbot 1935 ein jüdischer Hilfsverein in Berlin. Seine Mitglieder unterstützten sich gegenseitig in Fällen von Armut, Arbeitslosigkeit, Krankheit und Tod.

Gegründet wurde die „Gesellschaft der Freunde“ am 29. Januar 1792 auf Initiative von Isaac EuchelAaron Halle-WolfssohnJoseph Mendelssohn, Nathan Oppenheimer und Aron Neo. Zunächst war die Gesellschaft eine Organisation aufklärerischer Junggesellen, die sich aktiv in tagespolitische Auseinandersetzungen, beispielsweise um die „frühe Beerdigung“, einmischte. Um 1820 wandelte sie sich. Sie wurde zum kulturellen Zentrum der jüdischen Gemeinde und zum wichtigsten Verein des Berliner Judentums, geleitet von angesehenen und wirtschaftlich erfolgreichen Persönlichkeiten.

Ab 1880 zog sich der Verein aus der Öffentlichkeit zurück und wurde zum informellen Zentrum der Führungskräfte der in Berlin ansässigen Privat- und Aktienbanken, Verlagshäuser, Chemie-, Elektro- und anderer wichtiger Unternehmen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Gesellschaft_der_Freunde

Fritz Andreae

Franz Friedrich Andreae (* 1873 in Frankfurt † 1950 in Zürich) war ein deutscher Bankier.

Er war der Sohn der Berliner Salonnière Bertha von Arnswaldt aus ihrer ersten Ehe mit dem Bankier Karl Ludwig Andreae. Nach seinem Abitur verbrachte er eine kaufmännische Studienzeit in Südafrika, Großbritannien und den USA. Den persönlichen Beziehungen seiner Mutter verdankte er den Einstieg in das Bankhaus Hardy & Co. Von seinem Mentor James Hardy wurde er konsequent auf seine spätere Rolle im Bankhaus vorbereitet. Aufgrund seiner Auslandserfahrung wurde er Leiter der Auslandsabteilung. Nach der Umwandlung des Bankhaus Hardy & Co. in eine GmbH wurde er 1899 deren Geschäftsführer.

Er stieg schnell in der Berliner Gesellschaft auf und heiratete 1902 Edith Rathenau (1883–1952), eine Tochter Emil Rathenaus,

Er förderte den Intendanten und Regisseur Max Reinhardt.

Seine Tochter Ursula heiratete Hans Karl von Mangoldt-Reiboldt, den Leiter der Niederlassung des Bankhauses Hardy & Co. in München. 1926 übernahm Andreae den Vorsitz des Aufsichtsrats der Dresdner Bank. 1927 war er in dreißig Aufsichtsräten deutscher Bank- und Industrieunternehmen vertreten und zählte zu den big linkern

( gelistet unter Mitglied –Gesellschaft der Freunde– )

https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Andreae

Emil Rathenau

Emil Moritz Rathenau (* 1838 in Berlin; † 1915 ebenda) war ein deutscher Maschinenbauingenieur und Unternehmer und der Gründer der AEG.

Der Sohn des wohlhabenden jüdischen Kaufmanns Moritz Rathenau (1800–1871) und dessen Ehefrau Therese (1815–1895), Tochter von Josef Liebermann, trat nach dem Besuch des Gymnasiums als Volontär in die seinem Onkel Benjamin Liebermann gehörende „Wilhelmshütte“ in Eulau bei Sprottau (Niederschlesien) ein.

1865 nach Berlin zurückgekehrt, erwarb er gemeinsam mit einem ehemaligen Schulfreund eine kleine Maschinenfabrik. Ein Teil des Startkapitals stammte aus der Mitgift von Mathilde Nachmann (1845–1926), Tochter eines wohlhabenden Frankfurter Bankiers, die Rathenau 1866 heiratete.

Rathenaus expansive Unternehmenspolitik leitete den Aufstieg der AEG ein, so dass diese bereits Ende des 19. Jahrhunderts Siemens als führenden Elektrokonzern nahezu überflügelte. Aus der kleinen Studiengesellschaft war Anfang der 1890er Jahre ein international operierender Konzern mit rund 3000 Arbeitern und Angestellten geworden.

Hinter den Auseinandersetzungen stand nicht zuletzt das Aufeinanderprallen zweier gegensätzlicher Unternehmertypen und der von ihnen geprägten Unternehmenskulturen. Werner von Siemens war der auf der Basis eines Familienunternehmens agierende Erfinder-Unternehmer, der sich nur vorsichtig und mit eigenem technischen Know-how auf neue Märkte begab. Rathenau dagegen wird oft als der erste „Manager-Unternehmer“ bezeichnet, der von Anfang an spezialisiert und auf der Basis zugekaufter Patente mit aggressiven Absatzstrategien risikobereit in zukunftsträchtige Märkte einstieg. Mit dieser auf flexible Anpassung an die Marktkräfte orientierten Unternehmensplanung sowie mit einem an Internationalisierung, Öffnung der Märkte und Marketing ausgerichteten unternehmerischen Verständnis repräsentierte Rathenau einen neuen und „modernen“ Typ von Unternehmer.

Selbst als die Elektroindustrie um die Jahrhundertwende in eine Krise geriet, gelang es ihm, die AEG durch eine gezielte Fusions-, Kooperations- und Beteiligungspolitik unter anderem mit der in den USA führenden General Electric Co. gestärkt aus der Krise herauszuführen .

Mitgliedschaften: Freimaurerloge Zur aufgehenden Morgenröthe Frankfurt am Main (seit 1865)

( gelistet unter Freimaurer )

https://de.wikipedia.org/wiki/Emil_Rathenau

Mathilde Rathenau

Sabine Mathilde Rathenau (* 1845 in Mainz; †  1926 Schloss Freienwalde/Bad Freienwalde (Oder)) war die Ehefrau des AEG-Gründers Emil Rathenau und Mutter des späteren Reichsaußenministers Walther Rathenau.

Mathilde Rathenau stammte aus der alten jüdischen Kaufmanns- und Bankiersfamilie Nachmann, die ihren Stammbaum bis auf den Talmudgelehrten und Kabbalisten Mose Ben Nachman (1194–1270) zurückführt. Ihr Vater, der Bankier Isaak Nachmann (1816–1870), zog mit der Familie 1855 nach Frankfurt am Main, nicht zuletzt um Mathilde eine angemessene Schulbildung zu ermöglichen. 1866 heiratete sie den Berliner Industriellen Emil Rathenau (1838–1915), mit dem sie die Kinder Walther (1867–1922), Erich (1871–1903) und Edith (1883–1952) hatte. Vor allem zu Walther hatte Mathilde ein enges Verhältnis und vermittelte ihm Interesse für Kunst und Wissenschaft.

https://de.wikipedia.org/wiki/Mathilde_Rathenau

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